Karlsruhe: neokolonial oder postkolonial?
Die Überschrift dieser Seite ist bewusst provokativ als Frage gewählt.
Die Frage richtet sich danach, in welcher Stadt die Bürger*innen Karlsruhes leben möchten. Immer noch werden in Karlsruhe „Kolonialhelden“ geehrt, findet kaum Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus statt. So entstehen koloniale (Macht-)Verhältnisse immer wieder neu – Karlsruhe wird zur neokolonialen Stadt. Auf der anderen Seite gibt es Auseinandersetzungen und Initiativen, die die Kolonialgeschichte aufgreifen und einen öffentlichen Diskurs anregen – dadurch wird Karlsruhe postkolonial.
An dieser Stelle werden also zwei Gegenbilder entworfen. Die Frage, die letztendlich dahinter steht, lautet: Wie wollen wir leben?
Karlsruhe als neokoloniale Stadt
- Die kolonialen Verflechtungen der Stadt werden gezielt oder auch unbewusst ignoriert
- Das „Wissen“, Karlsruhe und seine Bürger*innen hätten keinen Bezug zum Kolonialismus wird weitergegeben
- Es wird von einer geringen Bedeutung des Kolonialismus für die Stadt ausgegangen
- Ehrungen deutscher „Kolonialhelden“ finden weiterhin statt, ihre Taten werden heruntergespielt, sodass keine Auseinandersetzung stattfinden muss
- Rassistische Bilder und Sprache finden im öffentlichen Raum Verwendung
- Marginalistierte Gruppen werden weiter an die Peripherie gedrängt
- Dominanzgesellschaftliche Sichtweisen werden weiterhin gehört, andere bekommen keine Stimme
- Alte Machtstrukturen bleiben bestehen und werden weiter verfestigt
Karlsruhe als postkoloniale Stadt
- Die kolonialen Verflechtungen Karlsruhes und auch Deutschlands werden weiterhin erforscht, es finden öffentliche Diskurse darüber statt
- Dabei werden bisherige koloniale Diskurse und ihre Wirksamkeit bis hin zur Gegenwart thematisiert
- Kolonialismus wird nicht weiter verharmlost und exotisiert
- Verfestigte Strukturen werden aufgezeigt und Gegenbilder sowie Gegenpositionen zu diesen kolonialen Strukturen geschaffen
- Es gibt eine kontinuierliche Auseinandersetzung darüber, wie der Kolonialismus bis heute bestehende Rassismen geprägt hat. Rassismus, Exotisierung und die kontinuierliche Darstellung anderer Länder als „unterentwickelt“ haben keinen Platz im öffentlichen Raum
- Machtstrukturen werden aufgebrochen, alle Menschen finden Gehör in der Stadt