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Heutzutage wird es immer schwieriger die Schülerinnen und Schüler für den Geschichtsunterricht zu begeistern. Oft scheint ihnen dieser von ihrer eigenen Lebenswelt zu weit entfernt, die Gründe sich mit Geschichte beschäftigen zu müssen nicht schlüssig. Das Fach Geschichte sollte folglich unter Berücksichtigung der einzelnen [[Einführung in die Grundlagen der Fachdidaktik| geschichtsdidaktischen]] Prinzipien, wie zum Beispiel [[Grundlagen der Multiperspektivität|Multiperspektivität]], Gegenwartsbezug und [[Grundlagen handlungsorientierter GU-Unterricht|Handlungsorientierung]],  geplant, mithilfe vielfältiger Methoden vermittelt werden sowie durch den Einsatz vieler verschiedener [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] gekennzeichnet sein. Der Unterricht muss äußerst abwechslungsreich und spannend gestaltet werden, um das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Sogleich sollte er selbstverständlich auch fachwissenschaftliche Inhalte vermitteln. Der folgende Eintrag informiert über "Comics im Geschichtsunterricht". Wie können Comics im Geschichtsunterricht sinnvoll eingesetzt werden? Welche Comics sind mehr dafür geeignet als andere und warum? Kann durch den Einsatz von Comics die Motivation der Schülerinnen und Schüler gefördert werden? Welches didaktische Potenzial haben Comics im Geschichtsunterricht und welchen Beitrag leisten Comics zur Entwicklung des [[Was ist Geschichtsbewusstsein?|Geschichtsbewusstseins]]? Vorab werden kurz die Begriffe "Comic" und "Geschichtscomic" definiert, der geschichtliche Hintergrund aufgezeigt, sowie verschiedene Arten von Comics vorgestellt. Allerdings sollen die Bedeutung und die Umsetzung von Comics im Geschichtsunterricht, didaktische Umsetzungsmöglichkeiten und eventuelle Probleme im Mittelpunkt stehen.  
Heutzutage wird es immer schwieriger die Schülerinnen und Schüler für den Geschichtsunterricht zu begeistern. Oft scheint ihnen dieser von ihrer eigenen Lebenswelt zu weit entfernt, die Gründe sich mit Geschichte beschäftigen zu müssen nicht schlüssig. Das Fach Geschichte sollte folglich unter Berücksichtigung der einzelnen geschichtsdidaktischen Prinzipien, wie zum Beispiel [http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/Grundlagen_der_Multiperspektivit%C3%A4t Multiperspektivität], Gegenwartsbezug und [http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/Grundlagen_handlungsorientierter_GU-Unterricht Handlungsorientierung],  geplant, mithilfe vielfältiger Methoden vermittelt werden sowie durch den Einsatz vieler verschiedener Medien gekennzeichnet sein. Der Unterricht muss äußerst abwechslungsreich und spannend gestaltet werden, um das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Sogleich sollte er selbstverständlich auch fachwissenschaftliche Inhalte vermitteln. Der folgende Eintrag informiert über "Comics im Geschichtsunterricht". Wie können Comics im Geschichtsunterricht sinnvoll eingesetzt werden? Welche Comics sind mehr dafür geeignet als andere und warum? Kann durch den Einsatz von Comics die Motivation der Schülerinnen und Schüler gefördert werden? Welches didaktische Potenzial haben Comics im Geschichtsunterricht und welchen Beitrag leisten Comics zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins? Vorab werden kurz die Begriffe "Comic" und "Geschichtscomic" definiert, der geschichtliche Hintergrund aufgezeigt, sowie verschiedene Arten von Comics vorgestellt. Allerdings sollen die Bedeutung und die Umsetzung von Comics im Geschichtsunterricht, didaktische Umsetzungsmöglichkeiten und eventuelle Probleme im Mittelpunkt stehen.  


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Auch Mounajed greift, wie Pandel, den Begriff des Comic als "graphic novel" auf, hebt jedoch hervor, dass auch Bezeichnungen wie "Sequential Art" oder "Comix" in der Comicforschung Einzug halten. Er definiert Comics als Medien, welche  Geschichten erzählen, als "visuelle Narrationen".<ref> Mounajed 2009, 13 </ref> Hierfür sind zwei Elemente, die den Comic als eigene Gattung kennzeichnen, essentiell. Zum einen haben Text und Bild eine ebenbürtige Bedeutung, die Geschichte ist nur durch beide gemeinsam erschließbar. Zum anderen muss eine Sequenz (s. unten) vorhanden sein. Ferner bezieht sich Mounajed auf Grünewald, welcher den Comic als "bestimmte Form der Bildgeschichte", also das Erzählen in Bildern, versteht.<ref> vgl. Gründewald 1984, 13 </ref>
Auch Mounajed greift, wie Pandel, den Begriff des Comic als "graphic novel" auf, hebt jedoch hervor, dass auch Bezeichnungen wie "Sequential Art" oder "Comix" in der Comicforschung Einzug halten. Er definiert Comics als Medien, welche  Geschichten erzählen, als "visuelle Narrationen".<ref> Mounajed 2009, 13 </ref> Hierfür sind zwei Elemente, die den Comic als eigene Gattung kennzeichnen, essentiell. Zum einen haben Text und Bild eine ebenbürtige Bedeutung, die Geschichte ist nur durch beide gemeinsam erschließbar. Zum anderen muss eine Sequenz (s. unten) vorhanden sein. Ferner bezieht sich Mounajed auf Grünewald, welcher den Comic als "bestimmte Form der Bildgeschichte", also das Erzählen in Bildern, versteht.<ref> vgl. Gründewald 1984, 13 </ref>


Gundermann erwähnt, dass es bis heute keine allgemeingültige Definition von Comic gibt, sehr oft wird der Comic jedoch auch mit einem Mix aus Literatur und Kunst definiert, jedoch ist er weder das eine, noch das andere.<ref> vgl. Gundermann 2007, 10-11 </ref> Comics sind eigenständige [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] , mit bildlichen und anderen Zeichen angeordneten, räumlichen Sequenzen als Charakteristika. Auch Scott McCloud definiert ähnlich: "Comics sind zu räumlichen Sequenzen angeordnet, (mit) bildliche(n) oder andere(n) Zeichen, die Informationen vermitteln und/oder eine ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen soll."   
Gundermann erwähnt, dass es bis heute keine allgemeingültige Definition von Comic gibt, sehr oft wird der Comic jedoch auch mit einem Mix aus Literatur und Kunst definiert, jedoch ist er weder das eine, noch das andere.<ref> vgl. Gundermann 2007, 10-11 </ref> Comics sind eigenständige Medien, mit bildlichen und anderen Zeichen angeordneten, räumlichen Sequenzen als Charakteristika. Auch Scott McCloud definiert ähnlich: "Comics sind zu räumlichen Sequenzen angeordnet, (mit) bildliche(n) oder andere(n) Zeichen, die Informationen vermitteln und/oder eine ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen soll."   


===Definition Geschichtscomic===
===Definition Geschichtscomic===
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===Unterscheidung Comic/Graphic Novel===
===Unterscheidung Comic/Graphic Novel===
Der Begriff Graphic Novel bedeutet  übersetzt so viel wie zeichnerischer oder illustrierter Roman und beschreibt ein gebundenes Comic, also ein Comicheft im Buchformat. Sie sind ausschließlich im Buchladen bzw. expliziten Comicläden zu erwerben. Graphic Novels unterscheiden sich zu Comics hinsichtlich ihres Umfangs, ihrer Vollständigkeit, sowie ihrer Thematik und inhaltlichen Komplexität.  
Der Begriff Graphic Novel bedeutet  übersetzt so viel wie zeichnerischer oder illustrierter Roman und beschreibt ein gebundenes Comic, also ein Comicheft im Buchformat. Sie sind ausschließlich im Buchladen bzw. expliziten Comicläden zu erwerben. Graphic Novels unterscheiden sich zu Comics hinsichtlich ihres Umfangs, ihrer Vollständigkeit, sowie ihrer Thematik und inhaltlichen Komplexität.  
Ein Comicheft verfügt im Durchschnitt über 21- 24 Seiten, wohingegen ein Comic- Roman im Regelfall das drei- bis sechsfache an Umfang umfasst. Comics sind im Normallfall als Fortsetzungen konzipiert. Um der ganzen Geschichte, die in drei Teile, nämlich Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert ist folgen, zu können, ist der Leser gezwungen, die einzelnen Fortsetzungen zu lesen bzw. zu erwerben. Verglichen dazu, wird in einem Graphic Novel eine Geschichte in ihrer Gesamtheit abgehandelt. Unterschiede zeigen sich auch bei den Zielgruppen. Vor allem für Lehrer ist es wichtig zu wissen, dass Graphic Novels im Gegensatz zu (Geschichts-)comics in erster Linie für Erwachsene angedacht sind. Die Begründung hierfür, liegt in der oftmals sex- und gewaltverherrlichenden Thematik bzw. Darstellungsweise.<ref> Ellis-Christensen 2013 </ref>  Auch Historical Graphic Novels, wie z.B. Frank Millers 300 oder Art Spiegelmans  Maus, die ähnlich wie Geschichtscomics den Anspruch erheben historische Ereignisse zu behandeln und  die Entwicklung von historischen Kompetenzen im Geschichtsunterricht zu fördern, bedürfen einer sorgfältigen Eignungsprüfung unter pädagogischen und (geschichts-)didaktischen Aspekten bevor sie im Unterricht zum Einsatz kommen.
Ein Comicheft verfügt im Durchschnitt über 21- 24 Seiten, wohingegen ein Comic- Roman im Regelfall das drei- bis sechsfache an Umfang umfasst. Comics sind im Normallfall als Fortsetzungen konzipiert. Um der ganzen Geschichte, die in drei Teile, nämlich Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert ist folgen, zu können, ist der Leser gezwungen, die einzelnen Fortsetzungen zu lesen bzw. zu erwerben. Verglichen dazu, wird in einem Graphic Novel eine Geschichte in ihrer Gesamtheit abgehandelt. Unterschiede zeigen sich auch bei den Zielgruppen. Vor allem für Lehrer ist es wichtig zu wissen, dass Graphic Novels im Gegensatz zu (Geschichts-)comics in erster Linie für Erwachsene angedacht sind. Die Begründung hierfür, liegt in der oftmals sex- und gewaltverherrlichenden Thematik bzw. Darstellungsweise.<ref> Ellis-Christensen 2013 </ref>  Auch Historical Graphic Novels, wie z.B. Frank Millers 300 oder Art Spiegelmans  Maus, die ähnlich wie Geschichtscomics den Anspruch erheben historische Ereignisse zu behandeln und  die Entwicklung von historischen Kompetenzen im Geschichtsunterricht zu fördern, bedürfen einer sorgfältigen Eignungsprüfung unter pädagogischen und (geschichts-)didaktischen Aspekten bevor sie im Unterricht zum Einsatz kommen.  


==Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Comics==
==Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Comics==
Im Gegensatz zu Nationen wie den USA, Japan oder Frankreich konnte die Comic-Kultur in Deutschland nie richtig Fuß fassen. Abgetan als Schundliteratur fristeten Comics  auch in Geschichts- und Erziehungswissenschaftlichen Kreisen lange Zeit ein trostloses Dasein. Auch heute noch werden Comics, was ihr didaktisches Potenzial zur Förderung historischer Kompetenzen und zur Entwicklung des [[Was ist Geschichtsbewusstsein?|Geschichtsbewusstsein]]s angeht, weitgehend unterschätzt.<ref> vgl. Gundermann 2007 </ref> Um nachvollziehen zu können wie Comics entstanden und verbreitet worden sind und welchen Umständen sie letztendlich ihren schlechten Ruf zu verdanken haben, ist es notwendig einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Im Gegensatz zu Nationen wie den USA, Japan oder Frankreich konnte die Comic-Kultur in Deutschland nie richtig Fuß fassen. Abgetan als Schundliteratur fristeten Comics  auch in Geschichts- und Erziehungswissenschaftlichen Kreisen lange Zeit ein trostloses Dasein. Auch heute noch werden Comics, was ihr didaktisches Potenzial zur Förderung historischer Kompetenzen und zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins angeht, weitgehend unterschätzt.<ref> vgl. Gundermann 2007 </ref> Um nachvollziehen zu können wie Comics entstanden und verbreitet worden sind und welchen Umständen sie letztendlich ihren schlechten Ruf zu verdanken haben, ist es notwendig einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.


===Vorgeschichte des Comics===
===Vorgeschichte des Comics===
Wie oben bereits erwähnt gibt es unter (Medien)-pädagogen und in der Comicforschung keine universelle Definition für Comics, die es ermöglicht eine klare [[Individualisierung und Differenzierung im GU|Differenzierung]] zu ähnlichen Kunst- bzw. Medienformen vorzunehmen. Aus diesem Grund und der Tatsache, dass Comics nicht erfunden wurden, sondern das Resultat eines sehr langen Entwicklungsprozesses sind, ist eine exakte zeitliche Bestimmung des Aufkommens der ersten Comics nicht möglich. Dem klassischen Comic wie wir ihn heute kennen, geht eine Reihe an Vorformen voraus. Als die erste dieser Vorformen gilt die steinzeitliche Höhlenmalerei. Schon vor über 10.000 Jahren nutzen Menschen Symbole und Bilder um sowohl ihre Geschichte(n) zu überliefern, als auch ihrer Nachwelt Handlungsanleitungen zu hinterlassen. Auch die ägyptische Kunst stellt eine Vorform der heutigen Comics dar, jedoch muss hierbei berücksichtigt werden, dass die Symbole der hieroglyphischen Schrift keine Malerei sind sondern Laute darstellen. Eine Hieroglyphe ist somit kein begriffliches Symbol sondern vielmehr ein Buchstabe. Eine Kombination von Schrift und Bildern sowie deren Anordnung in Sequenzen findet sich zum ersten Mal in der antiken griechischen Vasenmalerei. Die Schrift diente zur klaren Markierung bzw. Beschreibung von Subjekten und Situationen. Teileweise kommt die Schrift in Form von wörtlicher Rede den Personen sogar direkt aus dem Mund, was als eine Vorform bzw. Pendant zu der heutigen Sprechblase interpretiert werden kann. In der römischen Antike wurden sequenziell angeordnete Bildeinheiten vor allem unter Architekten verwendet um Bauwerke zu verzieren. Auch im Mittelalter und der frühen Neuzeit finden sich Comicvorläufer. Als bedeutendstes Beispiel dienen hier die berühmten Wandteppiche, die u.a. von europäischen Eroberungen erzählen. Die einzelnen Bilder werden durch Blumenranken, Architektur oder Schrift in Form von Spruchbändern voneinander abgetrennt und durch Bildüber- bzw. Unterschriften näher erläutert. Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg schaffte die notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Comics in Europa. Zum ersten Mal entstand ein Massenmedium und mit ihm Massenkommunikation. Im westlichen Teil Europas wurden im Rahmen der Reformation Flugblätter mit Karikaturen und politisch- bzw. kirchenkritischen Texten verbreitet, welche ebenfalls als Vorform des Comics betrachtet werden können. Durch technischen Fortschritt  wie z.B. die Entwicklung der Lithographie gewann das Bild als [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]] ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann in Deutschland die Blütezeit der sogenannten Bilderbögen, welche bis zum Ende des 1. Weltkrieges anhielt. Bilderbögen, Bildgeschichten und Bilderbücher waren aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.<ref> vgl. Gundermann 2007, 10-15 </ref> "Obwohl diese Bildergeschichten schon ab und an einzelne Elemente des späteren Comics enthielten, waren sie noch keine Comics, da sie weder systematisch und durchgehend Sprache und Text integrierten, noch ein pikturales Verweissystem besaßen, um die einzelnen Bilder zu verbinden."<ref> Pandel 2010, 340</ref>
Wie oben bereits erwähnt gibt es unter (Medien)-pädagogen und in der Comicforschung keine universelle Definition für Comics, die es ermöglicht eine klare Differenzierung zu ähnlichen Kunst- bzw. Medienformen vorzunehmen. Aus diesem Grund und der Tatsache, dass Comics nicht erfunden wurden, sondern das Resultat eines sehr langen Entwicklungsprozesses sind, ist eine exakte zeitliche Bestimmung des Aufkommens der ersten Comics nicht möglich. Dem klassischen Comic wie wir ihn heute kennen, geht eine Reihe an Vorformen voraus. Als die erste dieser Vorformen gilt die steinzeitliche Höhlenmalerei. Schon vor über 10.000 Jahren nutzen Menschen Symbole und Bilder um sowohl ihre Geschichte(n) zu überliefern, als auch ihrer Nachwelt Handlungsanleitungen zu hinterlassen. Auch die ägyptische Kunst stellt eine Vorform der heutigen Comics dar, jedoch muss hierbei berücksichtigt werden, dass die Symbole der hieroglyphischen Schrift keine Malerei sind sondern Laute darstellen. Eine Hieroglyphe ist somit kein begriffliches Symbol sondern vielmehr ein Buchstabe. Eine Kombination von Schrift und Bildern sowie deren Anordnung in Sequenzen findet sich zum ersten Mal in der antiken griechischen Vasenmalerei. Die Schrift diente zur klaren Markierung bzw. Beschreibung von Subjekten und Situationen. Teileweise kommt die Schrift in Form von wörtlicher Rede den Personen sogar direkt aus dem Mund, was als eine Vorform bzw. Pendant zu der heutigen Sprechblase interpretiert werden kann. In der römischen Antike wurden sequenziell angeordnete Bildeinheiten vor allem unter Architekten verwendet um Bauwerke zu verzieren. Auch im Mittelalter und der frühen Neuzeit finden sich Comicvorläufer. Als bedeutendstes Beispiel dienen hier die berühmten Wandteppiche, die u.a. von europäischen Eroberungen erzählen. Die einzelnen Bilder werden durch Blumenranken, Architektur oder Schrift in Form von Spruchbändern voneinander abgetrennt und durch Bildüber- bzw. Unterschriften näher erläutert. Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg schaffte die notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Comics in Europa. Zum ersten Mal entstand ein Massenmedium und mit ihm Massenkommunikation. Im westlichen Teil Europas wurden im Rahmen der Reformation Flugblätter mit Karikaturen und politisch- bzw. kirchenkritischen Texten verbreitet, welche ebenfalls als Vorform des Comics betrachtet werden können. Durch technischen Fortschritt  wie z.B. die Entwicklung der Lithographie gewann das Bild als Medium ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann in Deutschland die Blütezeit der sogenannten Bilderbögen, welche bis zum Ende des 1. Weltkrieges anhielt. Bilderbögen, Bildgeschichten und Bilderbücher waren aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.<ref> vgl. Gundermann 2007, 10-15 </ref> "Obwohl diese Bildergeschichten schon ab und an einzelne Elemente des späteren Comics enthielten, waren sie noch keine Comics, da sie weder systematisch und durchgehend Sprache und Text integrierten, noch ein pikturales Verweissystem besaßen, um die einzelnen Bilder zu verbinden."<ref> Pandel 2010, 340</ref>


===Anfänge der Comics===
===Anfänge der Comics===
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===Comics heute===
===Comics heute===
Durch die Entwicklung neuer Comicgenres wie z.B. des Comic-Romans oder Comic- Autobiographien, dem 'Mangaboom' und Veröffentlichungen von Comic- Sachbüchern, haben Comics in den letzten Jahrzehnten zunehmend an (pädagogischer) Anerkennung gewonnen. In den Bildungsplänen der einzelnen Bundesländer spielen Comics jedoch nach wie vor nur eine marginale Rolle. Eine Beschäftigung mit Comics im Geschichtsunterricht wird allenfalls empfohlen, jedoch auch nur im Bereich der Alten Geschichte. Der Wert und das Potential mit Geschichtscomics historische Kompetenzen und das Geschichtsbewusstsein fördern zu können, wird selten erkannt. Demzufolge erfahren Comics in deutschen Klassenzimmern nach wie vor nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung.<ref> vgl. Gundermann 2007, 41-51 </ref>
Durch die Entwicklung neuer Comicgenres wie z.B. des Comic-Romans oder Comic- Autobiographien, dem 'Mangaboom' und Veröffentlichungen von Comic- Sachbüchern, haben Comics in den letzten Jahrzehnten zunehmend an (pädagogischer) Anerkennung gewonnen. In den Bildungsplänen der einzelnen Bundesländer spielen Comics jedoch nach wie vor nur eine marginale Rolle. Eine Beschäftigung mit Comics im Geschichtsunterricht wird allenfalls empfohlen, jedoch auch nur im Bereich der Alten Geschichte. Der Wert und das Potential mit Geschichtscomics historische Kompetenzen und das Geschichtsbewusstsein fördern zu können, wird selten erkannt. Demzufolge erfahren Comics in deutschen Klassenzimmern nach wie vor nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung.<ref> vgl. Gundermann 2007, 41-51 </ref>


==Aufbau und Funktion==
==Aufbau und Funktion==
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Sollen Text, Bild und Symbol in mehreren Panels zu einer Sinneinheit verbunden werden, fordert der Comic vom Leser also eine wichtige Eigenleistung. Der Leser muss eine Verbindung zwischen den Comic-Elementen eigenständig herstellen. Er muss die Panels verbinden und eine zusammenhängende, geschlossene Wirklichkeit konstruieren um die erzählte Geschichte zu verstehen.<ref> vgl. Gundermann 2007, 68 </ref>
Sollen Text, Bild und Symbol in mehreren Panels zu einer Sinneinheit verbunden werden, fordert der Comic vom Leser also eine wichtige Eigenleistung. Der Leser muss eine Verbindung zwischen den Comic-Elementen eigenständig herstellen. Er muss die Panels verbinden und eine zusammenhängende, geschlossene Wirklichkeit konstruieren um die erzählte Geschichte zu verstehen.<ref> vgl. Gundermann 2007, 68 </ref>


Der Comic beeinflusst den Leser. Für ihn bietet der Comic mehrere Reize, als nur den visuellen, jedoch werden die anderen Reize über den visuellen angesprochen. Dabei werden auf kulturelle und individuelle Erfahrungen und Imaginationen zurück gegriffen. Zum Beispiel "hört" der Leser wie eine Figur den Rauch einer Zigarette ausstößt und "riecht" den Rauch. Das Gehirn vollbringt diese Sinnesleistung unterbewusst und der Leser kann den Comic so auf mehreren sinnlichen Ebenen erleben. Der Comic soll erreichen, dass der Leser emotional im Geschehen dabei ist. Durch Empathie und Induktion kann der Leser sich in die Geschichte hineinversetzen und ruft, unterstützt von den graphischen Eigenschaften des [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]]s, Emotionen hervor.<ref> vgl. Gundermann 2007, 70-71 </ref>
Der Comic beeinflusst den Leser. Für ihn bietet der Comic mehrere Reize, als nur den visuellen, jedoch werden die anderen Reize über den visuellen angesprochen. Dabei werden auf kulturelle und individuelle Erfahrungen und Imaginationen zurück gegriffen. Zum Beispiel "hört" der Leser wie eine Figur den Rauch einer Zigarette ausstößt und "riecht" den Rauch. Das Gehirn vollbringt diese Sinnesleistung unterbewusst und der Leser kann den Comic so auf mehreren sinnlichen Ebenen erleben. Der Comic soll erreichen, dass der Leser emotional im Geschehen dabei ist. Durch Empathie und Induktion kann der Leser sich in die Geschichte hineinversetzen und ruft, unterstützt von den graphischen Eigenschaften des Mediums, Emotionen hervor.<ref> vgl. Gundermann 2007, 70-71 </ref>


==Arten von Comics und deren Einsatz im Geschichtsunterricht==
==Arten von Comics und deren Einsatz im Geschichtsunterricht==
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'''Quellencomics''' sind Quellen ihrer Entstehungszeit - beispielsweise ein Comic, der nach den Terroranschlägen vom 11.September 2011 veröffentlicht wurde und dessen Auswirkungen darstellt. Sie können Auskunft über den Lebensstandart, Mode und Bauten aus der Entstehungszeit des Comics geben. Auch Verhalten und die Sprache der Figuren können Aufschluss über diese Zeit geben. Wenn die Comics ohne historischen Inhalt sind, kann das Verhalten der Leute (z.B. Höflichkeitsformen oder Geschlechtsverhältnis) die Zeit wiederspiegeln. Es muss allerdings die Herkunftszeit bekannt sein, um eine Einordnung vorzunehmen. Für den Unterricht sind Quellencomics nur gering einsetzbar, da für mögliche Interpretationen viele Quellen notwendig sind und auch ein ausgiebiges Vorwissen über die Entstehungszeit. Eine Möglichkeit des Einsatzes von solchen Quellencomics wäre lediglich zum Abschluss eines Themas möglich, um die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu steigern. Zum Beispiel könnten Lehrkräfte den Comic von Supermann aus dem Jahre 1940 verwenden, in dem Supermann gegen das Naziregime kämpft.  
'''Quellencomics''' sind Quellen ihrer Entstehungszeit - beispielsweise ein Comic, der nach den Terroranschlägen vom 11.September 2011 veröffentlicht wurde und dessen Auswirkungen darstellt. Sie können Auskunft über den Lebensstandart, Mode und Bauten aus der Entstehungszeit des Comics geben. Auch Verhalten und die Sprache der Figuren können Aufschluss über diese Zeit geben. Wenn die Comics ohne historischen Inhalt sind, kann das Verhalten der Leute (z.B. Höflichkeitsformen oder Geschlechtsverhältnis) die Zeit wiederspiegeln. Es muss allerdings die Herkunftszeit bekannt sein, um eine Einordnung vorzunehmen. Für den Unterricht sind Quellencomics nur gering einsetzbar, da für mögliche Interpretationen viele Quellen notwendig sind und auch ein ausgiebiges Vorwissen über die Entstehungszeit. Eine Möglichkeit des Einsatzes von solchen Quellencomics wäre lediglich zum Abschluss eines Themas möglich, um die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu steigern. Zum Beispiel könnten Lehrkräfte den Comic von Supermann aus dem Jahre 1940 verwenden, in dem Supermann gegen das Naziregime kämpft.  


Bei den sogenannten '''Epochencomics''' wirken in der Regel keine bekannten Personen mit, was sie historisch macht. Stattdessen sind die Personen und die Ereignisse frei erfunden. Sie erzählen allerdings mehr als [[Das Schulbuch|Schulbücher]] und sprechen auch Themen wie Schrecken und Angst im Krieg an, die von Schulbüchern nicht so häufig angesprochen werden. Comicromane, wie "Grabenkrieg" von Jacques Tardi werden zu dieser Art von Comics gezählt und können im Unterricht eingesetzt werden.  
Bei den sogenannten '''Epochencomics''' wirken in der Regel keine bekannten Personen mit, was sie historisch macht. Stattdessen sind die Personen und die Ereignisse frei erfunden. Sie erzählen allerdings mehr als Schulbücher und sprechen auch Themen wie Schrecken und Angst im Krieg an, die von Schulbüchern nicht so häufig angesprochen werden. Comicromane, wie "Grabenkrieg" von Jacques Tardi werden zu dieser Art von Comics gezählt und können im Unterricht eingesetzt werden.  


Historische Comics versuchen eine Art Geschichtsbuch zu sein, Personen, Handlungen und Orte sind historisch ('''Comic-Historie'''). Viele Biographien und Autobiographien werden zu dieser Art gezählt. Diese Art von Comics können Lehrkräfte sehr gut im  
Historische Comics versuchen eine Art Geschichtsbuch zu sein, Personen, Handlungen und Orte sind historisch ('''Comic-Historie'''). Viele Biographien und Autobiographien werden zu dieser Art gezählt. Diese Art von Comics können Lehrkräfte sehr gut im  
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==Comics in der Geschichtsdidaktik==
==Comics in der Geschichtsdidaktik==


Wenn Lehrkräfte im Unterricht mit Comics arbeiten möchten, müssen sie deren Einsatz, wie mit jedem [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]], entsprechend planen und begründen. Jedoch gibt es bis heute noch keine konkrete didaktische Begründung für den Einsatz von Comics im Geschichtsunterricht. Dieser wurde bisher meistens durch seine Motivationskraft begründet. Geschichtliche Themen müssen jedoch in einem großen Umfang behandelt und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, damit sie verstanden und nachvollzogen werden können.<ref> vgl. Gundermann 2007, 73 </ref> <ref> Pandel 2010, 358 </ref>  
Wenn Lehrkräfte im Unterricht mit Comics arbeiten möchten, müssen sie deren Einsatz, wie mit jedem Medium, entsprechend planen und begründen. Jedoch gibt es bis heute noch keine konkrete didaktische Begründung für den Einsatz von Comics im Geschichtsunterricht. Dieser wurde bisher meistens durch seine Motivationskraft begründet. Geschichtliche Themen müssen jedoch in einem großen Umfang behandelt und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, damit sie verstanden und nachvollzogen werden können.<ref> vgl. Gundermann 2007, 73 </ref> <ref> Pandel 2010, 358 </ref>  


===Platzierung im Unterricht===
===Platzierung im Unterricht===
Beschränkt man den Einsatz eines Geschichtscomics auf die Motivation, so sollte dieser natürlich als [[Einstieg|Einstieg]] in ein Thema genutzt werden. "Dem Material würde dann eine motivierende und Fragen aufwerfende Funktion zukommen."<ref> Mounajed 2009, 146 </ref> Jedoch lässt sich der Geschichtscomic auch auf andere Weise verwenden, nämlich nicht nur motivierend sondern auch vertiefend. Anhand eines Geschichtscomics können die Schüler und Schülerinnen bereits Gelerntes  wiederholen oder die Darstellungen von Geschichte kritisch zu untersuchen. Dies ist natürlich nur möglich, wenn bereits das nötige Wissen vorhanden ist. Nach Mounajed lassen sich durch den Einsatz von Geschichtscomics besonders die [[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die Historische Sachkompetenz|Sachkompetenz]] , die narrative Kompetenz, die De-Konstruktionskompetenz und die Medienkompetenz fördern.
Beschränkt man den Einsatz eines Geschichtscomics auf die Motivation, so sollte dieser natürlich als Einstieg in ein Thema genutzt werden. "Dem Material würde dann eine motivierende und Fragen aufwerfende Funktion zukommen."<ref> Mounajed 2009, 146 </ref> Jedoch lässt sich der Geschichtscomic auch auf andere Weise verwenden, nämlich nicht nur motivierend sondern auch vertiefend. Anhand eines Geschichtscomics können die Schüler und Schülerinnen bereits Gelerntes  wiederholen oder die Darstellungen von Geschichte kritisch zu untersuchen. Dies ist natürlich nur möglich, wenn bereits das nötige Wissen vorhanden ist. Nach Mounajed lassen sich durch den Einsatz von Geschichtscomics besonders die Sachkompetenz, die narrative Kompetenz, die De-Konstruktionskompetenz und die Medienkompetenz fördern.


===Kompetenzen===
===Kompetenzen===
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'''Medienkompetenz'''
'''Medienkompetenz'''
Visuelle Medien wie z.B.  Videoclips, Filme oder Bilder spielen in unserem Alltag eine immer größere Rolle. Sie sind neben der Sprache zu einem bedeutenden kommunikativen Element geworden. So ist es u.a. Aufgabe der Lehrer, Schüler und Schülerinnen zu medienkompetenten Bürgern zu erziehen. Dabei sollte vor allem der sinnvolle, verantwortungsvolle und kritische Umgang bzw.  Kommunikation mit (visuellen) Medien im Fokus stehen. Auch der Comic ist ein Medium, mit welchem umzugehen gelernt sein muss.  Ein erster Schritt dazu ist der Versuch, bei den Schülerinnen und Schülern eine piktorale Lesefähigkeit bzw. eine Visual Literacy auszuprägen. Der Begriff Visual Literacy beschreibt die Fähigkeit "visuelle Botschaften zu erkennen, zu analysieren, zu evaluieren und zu produzieren."<ref> Lacy 1987 zit. nach Pettersson 1994, 219 </ref> Diese Die Piktorale Lesefähigkeit kann auch als "Bildlesen" beschrieben werden.<ref> vgl. Gundermann 2007, 72 </ref>
Visuelle Medien wie z.B.  Videoclips, Filme oder Bilder spielen in unserem Alltag eine immer größere Rolle. Sie sind neben der Sprache zu einem bedeutenden kommunikativen Element geworden. So ist es u.a. Aufgabe der Lehrer, Schüler und Schülerinnen zu medienkompetenten Bürgern zu erziehen. Dabei sollte vor allem der sinnvolle, verantwortungsvolle und kritische Umgang bzw.  Kommunikation mit (visuellen) Medien im Fokus stehen. Auch der Comic ist ein Medium, mit welchem umzugehen gelernt sein muss.  Ein erster Schritt dazu ist der Versuch, bei den Schülerinnen und Schülern eine piktorale Lesefähigkeit bzw. eine Visual Literacy auszuprägen. Der Begriff Visual Literacy beschreibt die Fähigkeit "visuelle Botschaften zu erkennen, zu analysieren, zu evaluieren und zu produzieren."<ref> Lacy 1987 zit. nach Pettersson 1994, 219 </ref> Diese Die Piktorale Lesefähigkeit kann auch als "Bildlesen" beschrieben werden.<ref> vgl. Gundermann 2007, 72 </ref>
Der Einsatz von Comics im Schulunterricht gibt Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit die piktorale Lesefähigkeit der Schülerinnen und Schüler auszuprägen. Aufgrund ihres Aufbaus und ihrer Komplexität eignen sich Comics hervorragend um die piktorale Lesefähigkeit von SuS zu stärken. Um ein Comic in seiner Gesamtheit zu verstehen, ist die Fähigkeit "Bilder zu lesen" nämlich unabdingbar. Nicht nur muss das Zusammenspiel von Bild, Text und Symbolik entschlüsselt werden, der Leser braucht auch viel Phantasie und die Fähigkeit sich Sachverhalte bzw. fehlende Informationen selbst erschließen zu können.<ref> vgl. Gundermann 2007, 72</ref> Um zu gewährleisten, dass die SuS die piktorale Lesefähigkeit erlernen bzw. üben, aber auch um Fehlinterpretationen vorzubeugen, eignet sich z.B. die Dreischrittmethode zur [[Das Bild#Bildinterpretation|Bildinterpretation]]. In einem ersten Schritt sollen die SuS nur beschreiben was sie auf den einzelnen Sequenzen des Geschichtscomics sehen können. Mögliche begleitende Fragen des Lehrers könnten sein: "Was ist zu sehen?", "Welche handelnden Personen sind  dargestellt?", "Welches Thema ist dargestellt?". Im zweiten Schritt geht es darum versteckte Motive, Themen oder Symbole zu entschlüsseln und zu analysieren. Der dritte Schritt stellt die Synthese dar, dabei soll der Geschichtscomic interpretiert werden. Im Zuge dessen sollte auch auf die Entstehungszeit und die Persönlichkeit des Zeichners eingegangen werden. Am besten wird die piktorale Lesefähigkeit gestärkt, wenn möglichst viele verschiedene Arten von  Comics und Bilder thematisiert werden. Auf diese Weise bauen die Schülerinnen und Schüler ihr "visuelles Vokabular" aus und können gleichzeitig das kritische Reflektieren von Medien bzw. (Geschichts-)comicexemplaren üben.<ref> vgl. Gundermann 2007, 72</ref> Das kritische Hinterfragen von Geschichtscomics sollte sowieso jedes Mal Bestandteil sein wenn Comics im Unterricht zum Einsatz kommen. Ähnlich wie bei Bildern oder Karikaturen kann darüber gesprochen werden wer den Comic in wessen Auftrag konzipiert hat, oder welche Intentionen der Zeichner verfolgt bzw. was über ihn oder sie bekannt ist.
Der Einsatz von Comics im Schulunterricht gibt Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit die piktorale Lesefähigkeit der Schülerinnen und Schüler auszuprägen. Aufgrund ihres Aufbaus und ihrer Komplexität eignen sich Comics hervorragend um die piktorale Lesefähigkeit von SuS zu stärken. Um ein Comic in seiner Gesamtheit zu verstehen, ist die Fähigkeit "Bilder zu lesen" nämlich unabdingbar. Nicht nur muss das Zusammenspiel von Bild, Text und Symbolik entschlüsselt werden, der Leser braucht auch viel Phantasie und die Fähigkeit sich Sachverhalte bzw. fehlende Informationen selbst erschließen zu können.<ref> vgl. Gundermann 2007, 72</ref> Um zu gewährleisten, dass die SuS die piktorale Lesefähigkeit erlernen bzw. üben, aber auch um Fehlinterpretationen vorzubeugen, eignet sich z.B. die Dreischrittmethode zur Bildinterpretation. In einem ersten Schritt sollen die SuS nur beschreiben was sie auf den einzelnen Sequenzen des Geschichtscomics sehen können. Mögliche begleitende Fragen des Lehrers könnten sein: "Was ist zu sehen?", "Welche handelnden Personen sind  dargestellt?", "Welches Thema ist dargestellt?". Im zweiten Schritt geht es darum versteckte Motive, Themen oder Symbole zu entschlüsseln und zu analysieren. Der dritte Schritt stellt die Synthese dar, dabei soll der Geschichtscomic interpretiert werden. Im Zuge dessen sollte auch auf die Entstehungszeit und die Persönlichkeit des Zeichners eingegangen werden. Am besten wird die piktorale Lesefähigkeit gestärkt, wenn möglichst viele verschiedene Arten von  Comics und Bilder thematisiert werden. Auf diese Weise bauen die Schülerinnen und Schüler ihr "visuelles Vokabular" aus und können gleichzeitig das kritische Reflektieren von Medien bzw. (Geschichts-)comicexemplaren üben.<ref> vgl. Gundermann 2007, 72</ref> Das kritische Hinterfragen von Geschichtscomics sollte sowieso jedes Mal Bestandteil sein wenn Comics im Unterricht zum Einsatz kommen. Ähnlich wie bei Bildern oder Karikaturen kann darüber gesprochen werden wer den Comic in wessen Auftrag konzipiert hat, oder welche Intentionen der Zeichner verfolgt bzw. was über ihn oder sie bekannt ist.  


===Geschichtsbewusstsein===
===Geschichtsbewusstsein===


Zunächst motivieren Comics mit ihren kurzen Texten, Helden und farbigen Bildern, die die Schülerinnen und Schüler in einer ganz anderen Weise als Schulbücher ansprechen. Sehr viele Schülerinnen und Schüler sind vor allem im Geschichtsunterricht gelangweilt, da lange Quellen zu lesen sind. Dadurch verlieren viele das Interesse am Fach Geschichte. Comics können das Interesse an Geschichte wieder wecken und für abwechslungsreichen  
Zunächst motivieren Comics mit ihren kurzen Texten, Helden und farbigen Bildern, die die Schülerinnen und Schüler in einer ganz anderen Weise als Schulbücher ansprechen. Sehr viele Schülerinnen und Schüler sind vor allem im Geschichtsunterricht gelangweilt, da lange Quellen zu lesen sind. Dadurch verlieren viele das Interesse am Fach Geschichte. Comics können das Interesse an Geschichte wieder wecken und für abwechslungsreichen  
Unterricht sorgen. Des Weiteren sind Comics für die Entwicklung eines [[Was ist Geschichtsbewusstsein?|Geschichtsbewusstsein]]s von enormer Bedeutung. Die Schülerinnen und Schüler können sich besser in Comicfiguren als in Schulbuchtexte hineinversetzen und dadurch geschichtliche Ereignisse besser nachvollziehen.<ref> vgl. Gundermann 2007, 74-75 </ref>  
Unterricht sorgen. Des Weiteren sind Comics für die Entwicklung eines Geschichtsbewusstseins von enormer Bedeutung. Die Schülerinnen und Schüler können sich besser in Comicfiguren als in Schulbuchtexte hineinversetzen und dadurch geschichtliche Ereignisse besser nachvollziehen.<ref> vgl. Gundermann 2007, 74-75 </ref>  


Comics erzählen Geschichten und verbinden so Ereignisse sinnvoll miteinander. Es benötigt jedoch eine Induktion, damit eine Sequenz und damit die Sinnbildung verstanden werden kann. Dazu benötigt man jedoch Erfahrungen und Imaginationen. Der Comic-Leser muss also altes und neues Wissen verknüpfen und kombinieren.
Comics erzählen Geschichten und verbinden so Ereignisse sinnvoll miteinander. Es benötigt jedoch eine Induktion, damit eine Sequenz und damit die Sinnbildung verstanden werden kann. Dazu benötigt man jedoch Erfahrungen und Imaginationen. Der Comic-Leser muss also altes und neues Wissen verknüpfen und kombinieren.
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Bevor Lehrkräfte Comics im Geschichtsunterricht einsetzen, müssen – wie bei jeder anderen Lernsequenz – didaktische und methodische Überlegungen getroffen und die Struktur geplant werden. Dabei kann es helfen, sich verschiedene Verwendungs- und Planungsfragen zu stellen.  
Bevor Lehrkräfte Comics im Geschichtsunterricht einsetzen, müssen – wie bei jeder anderen Lernsequenz – didaktische und methodische Überlegungen getroffen und die Struktur geplant werden. Dabei kann es helfen, sich verschiedene Verwendungs- und Planungsfragen zu stellen.  


''Wie soll das [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]] vorgestellt werden?''  
''Wie soll das Medium vorgestellt werden?''  
Lehrkräfte müssen zuvor Fachvokabular zur Quellen- und [[Das Bild#Bildinterpretation|Bildinterpretation]] eingeführt haben. Den Schüler und Schülerinnen muss auch erklärt werden, wie man ein Bild beschreibt und wie man es interpretiert, damit sie diese Vorgänge trennen können. Die Lehrperson sollte beachten, dass die Schüler und Schülerinnen, auch wenn sie Comics lesen sollten, nicht selbständig und kritisch für den Geschichtsunterricht notwendig, analysieren können.  
Lehrkräfte müssen zuvor Fachvokabular zur Quellen- und Bildinterpretation eingeführt haben. Den Schüler und Schülerinnen muss auch erklärt werden, wie man ein Bild beschreibt und wie man es interpretiert, damit sie diese Vorgänge trennen können. Die Lehrperson sollte beachten, dass die Schüler und Schülerinnen, auch wenn sie Comics lesen sollten, nicht selbständig und kritisch für den Geschichtsunterricht notwendig, analysieren können.  


''Gibt es spezielle Fähigkeiten, die notwendig für den Umgang mit Comics sind?''  
''Gibt es spezielle Fähigkeiten, die notwendig für den Umgang mit Comics sind?''  
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'''Klassenstufe 9/10'''
'''Klassenstufe 9/10'''
''Art Spiegelmann: "Maus. Die Geschichte eines Überlebenden."''  
''Art Spiegelmann: "Maus. Die Geschichte eines Überlebenden."''  
Biografie von Vladek Spiegelmann, Art Spiegelmanns Vater, der unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten litt und schließlich den Holocaust im Vernichtungslager Ausschwitz überlebte. Ein sehr guter Comic, um die Verfolgung und das Leben der Juden in der NS-Zeit zu zeigen, wobei jedoch viel Vorwissen sowie Nachbearbeitung notwendig sind. Der Leser kommt dem Nationalsozialismus und der damit verbundenen Gefahr für die jüdische Bevölkerung immer näher. Dieses Werk eignet sich zur Konkretisierung des Sachverhalts der Judenverfolgung.
Biografie von Vladek Spiegelmann, Art Spiegelmanns Vater, der unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten litt und schließlich den Holocaust im Vernichtungslager Ausschwitz überlebte. Ein sehr guter Comic, um die Verfolgung und das Leben der Juden in der NS-Zeit zu zeigen, wobei jedoch viel Vorwissen sowie Nachbearbeitung notwendig sind. Der Leser kommt dem Nationalsozialismus und der damit verbundenen Gefahr für die jüdische Bevölkerung immer näher. Dieses Werk eignet sich zur Konkretisierung des Sachverhalts der Judenverfolgung.
 
==Unterrichtsstunde am Beispiel "drüben!"==
==Unterrichtsstunde am Beispiel "drüben!"==


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'''Stundenplanung'''
'''Stundenplanung'''


[[Einstieg|Einstieg]] : Comicsequenz aus "drüben!"(S.9) als Folie auf den OHP
Einstieg: Comicsequenz aus "drüben!"(S.9) als Folie auf den OHP


[[Datei:Ausschnitt_Comic.jpg]]
[[Datei:Ausschnitt_Comic.jpg]]
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==Belege==
==Belege==


=== Literatur ===
'''Bücher'''


Grundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag  
Grundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag  
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Weidenmann, Bernd (1994) (Hrsg.): Wissenserwerb mit Bildern: Instruktionale Bilder in Printmedien, Film/Video und Computerprogrammen. Bern: Huber, Hans (1994)
Weidenmann, Bernd (1994) (Hrsg.): Wissenserwerb mit Bildern: Instruktionale Bilder in Printmedien, Film/Video und Computerprogrammen. Bern: Huber, Hans (1994)


=== Weblinks ===
'''Onlinequellen'''


Tricia Ellis- Christensen: What is the Difference between Graphic Novels and Comic Books? (20.02.2013). In: wiseGeek. URL: http://www.wisegeek.com/what-is-the-difference-between-graphic-novels-and-comic-books.htm  (Zuletzt aufgerufen am: 22.03.2013)
Tricia Ellis- Christensen: What is the Difference between Graphic Novels and Comic Books? (20.02.2013). In: wiseGeek. URL: http://www.wisegeek.com/what-is-the-difference-between-graphic-novels-and-comic-books.htm  (Zuletzt aufgerufen am: 22.03.2013)


=== Einzelnachweise ===
== Verweise ==


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