Comics: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Comicheft verfügt im Durchschnitt über 21- 24 Seiten, wohingegen ein Comic- Roman im Regelfall das drei- bis sechsfache an Umfang umfasst. Comics sind im Normallfall als Fortsetzungen konzipiert. Um der ganzen Geschichte, die in drei Teile, nämlich Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert ist folgen, zu können, ist der Leser gezwungen, die einzelnen Fortsetzungen zu lesen bzw. zu erwerben. Verglichen dazu, wird in einem Graphic Novel eine Geschichte in ihrer Gesamtheit abgehandelt. Unterschiede zeigen sich auch bei den Zielgruppen. Vor allem für Lehrer ist es wichtig zu wissen, dass Graphic Novels im Gegensatz zu (Geschichts-)comics in erster Linie für Erwachsene angedacht sind. Die Begründung hierfür, liegt in der oftmals sex- und gewaltverherrlichenden Thematik bzw. Darstellungsweise.<ref> Ellis-Christensen 2013 </ref>  Auch Historical Graphic Novels, wie z.B. Frank Millers 300 oder Art Spiegelmans  Maus, die ähnlich wie Geschichtscomics den Anspruch erheben historische Ereignisse zu behandeln und  die Entwicklung von historischen Kompetenzen im Geschichtsunterricht zu fördern, bedürfen einer sorgfältigen Eignungsprüfung unter pädagogischen und (geschichts-)didaktischen Aspekten bevor sie im Unterricht zum Einsatz kommen.  
Ein Comicheft verfügt im Durchschnitt über 21- 24 Seiten, wohingegen ein Comic- Roman im Regelfall das drei- bis sechsfache an Umfang umfasst. Comics sind im Normallfall als Fortsetzungen konzipiert. Um der ganzen Geschichte, die in drei Teile, nämlich Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert ist folgen, zu können, ist der Leser gezwungen, die einzelnen Fortsetzungen zu lesen bzw. zu erwerben. Verglichen dazu, wird in einem Graphic Novel eine Geschichte in ihrer Gesamtheit abgehandelt. Unterschiede zeigen sich auch bei den Zielgruppen. Vor allem für Lehrer ist es wichtig zu wissen, dass Graphic Novels im Gegensatz zu (Geschichts-)comics in erster Linie für Erwachsene angedacht sind. Die Begründung hierfür, liegt in der oftmals sex- und gewaltverherrlichenden Thematik bzw. Darstellungsweise.<ref> Ellis-Christensen 2013 </ref>  Auch Historical Graphic Novels, wie z.B. Frank Millers 300 oder Art Spiegelmans  Maus, die ähnlich wie Geschichtscomics den Anspruch erheben historische Ereignisse zu behandeln und  die Entwicklung von historischen Kompetenzen im Geschichtsunterricht zu fördern, bedürfen einer sorgfältigen Eignungsprüfung unter pädagogischen und (geschichts-)didaktischen Aspekten bevor sie im Unterricht zum Einsatz kommen.  


===Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Comics===
==Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Comics==
Im Gegensatz zu Nationen wie den USA, Japan oder Frankreich konnte die Comic-Kultur in Deutschland nie richtig Fuß fassen. Abgetan als Schundliteratur fristeten Comics  auch in Geschichts- und Erziehungswissenschaftlichen Kreisen lange Zeit ein trostloses Dasein. Auch heute noch werden Comics, was ihr didaktisches Potenzial zur Förderung historischer Kompetenzen und zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins angeht, weitgehend unterschätzt.<ref> vgl. Gundermann 2007 </ref> Um nachvollziehen zu können wie Comics entstanden und verbreitet worden sind und welchen Umständen sie letztendlich ihren schlechten Ruf zu verdanken haben, ist es notwendig einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Im Gegensatz zu Nationen wie den USA, Japan oder Frankreich konnte die Comic-Kultur in Deutschland nie richtig Fuß fassen. Abgetan als Schundliteratur fristeten Comics  auch in Geschichts- und Erziehungswissenschaftlichen Kreisen lange Zeit ein trostloses Dasein. Auch heute noch werden Comics, was ihr didaktisches Potenzial zur Förderung historischer Kompetenzen und zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins angeht, weitgehend unterschätzt.<ref> vgl. Gundermann 2007 </ref> Um nachvollziehen zu können wie Comics entstanden und verbreitet worden sind und welchen Umständen sie letztendlich ihren schlechten Ruf zu verdanken haben, ist es notwendig einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.


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Erst nach 1945 gewannen Comics in Deutschland an Beliebtheit. Comichefte- und Bücher eroberten nach und nach den deutschen Markt. Sowohl Pädagogen als auch Eltern betrachteten den immer im Laufe der Zeit immer größer werdenden "Hype" und Comickonsum ihrer Schüler bzw. Kinder mit zunehmender Sorge und Argwohn. Nicht empirisch belegte (Vor-)urteile und Argumente von Comicgegnern, die 1954 sogar teilweise in Zensierungen vermeintlich gefährlicher Comics resultierten, waren u.a. folgende:"Die Zeichnungen der Gesichter und Situationen seien im Comic abartig verzerrt. Die verwendete Sprache und wörtliche Rede sei verstümmelt und führe damit zu Missbildungen der eigenen Sprachfähigkeit."<ref> Gundermann 2007, 25 </ref> Des Weiteren wurde behauptet, dass "das Lesen von Comics durch den hektischen Wechsel von Bild und Sprache in kryptischen Blasen zu ernsthaften psychischen Störungen führen könne." <ref> Gundermann 2007, 25 </ref> Comics galten als "verdummend und zunehmend gefährlich, da sie angeblich zu so gennannten 'Bildidiotismus' führten." <ref> Gundermann 2007, 25 </ref> Die Anführungen des US- Tiefenpsychologen Frederic Wertham, der u.a. behauptete, dass Comics Jugendliche zu Gewalt, Kriminalität und abartiger Sexualität verführe, waren zudem Wasser auf den Mühlen der "Anti- Comic Pädagogen" in der Bundesrepublik. Die "Schund- und Schmutzkampagnen" der 50er Jahre  hatte einen gravierenden Imageverlust von Comics und ihrer Leserschaft zur Folge. Erst nach 1957 entspannte sich die Lage langsam. Comics galten zwar weiterhin als Schund der nur von "Zurückgebliebenen" gelesen würde, was jedoch viele nicht davon abhielt weiterhin Comichefte zu kaufen. Das erste Comic dem es gelang den Ruf des verpönten Genres etwas aufzuwerten und es sogar in den Geschichtsunterricht der Schulen schaffte, war Asterix. Man war mittlerweile zu dem Entschluss bzw. der Erkenntnis gekommen, dass es sowohl gute als auch schlechte Comics gab. Objektive Aufklärungskampagnen der Zentrale für politische Bildung und wissenschaftliche Forschungsprojekte bezüglich der Wirkung und didaktischen Nutzungsmöglichkeit im Unterricht führten in den 1970er Jahren zu einer weiteren Entspannung der Lage in der Bundesrepublik.<ref> vgl. Gundermann 2007, 24-35 </ref>
Erst nach 1945 gewannen Comics in Deutschland an Beliebtheit. Comichefte- und Bücher eroberten nach und nach den deutschen Markt. Sowohl Pädagogen als auch Eltern betrachteten den immer im Laufe der Zeit immer größer werdenden "Hype" und Comickonsum ihrer Schüler bzw. Kinder mit zunehmender Sorge und Argwohn. Nicht empirisch belegte (Vor-)urteile und Argumente von Comicgegnern, die 1954 sogar teilweise in Zensierungen vermeintlich gefährlicher Comics resultierten, waren u.a. folgende:"Die Zeichnungen der Gesichter und Situationen seien im Comic abartig verzerrt. Die verwendete Sprache und wörtliche Rede sei verstümmelt und führe damit zu Missbildungen der eigenen Sprachfähigkeit."<ref> Gundermann 2007, 25 </ref> Des Weiteren wurde behauptet, dass "das Lesen von Comics durch den hektischen Wechsel von Bild und Sprache in kryptischen Blasen zu ernsthaften psychischen Störungen führen könne." <ref> Gundermann 2007, 25 </ref> Comics galten als "verdummend und zunehmend gefährlich, da sie angeblich zu so gennannten 'Bildidiotismus' führten." <ref> Gundermann 2007, 25 </ref> Die Anführungen des US- Tiefenpsychologen Frederic Wertham, der u.a. behauptete, dass Comics Jugendliche zu Gewalt, Kriminalität und abartiger Sexualität verführe, waren zudem Wasser auf den Mühlen der "Anti- Comic Pädagogen" in der Bundesrepublik. Die "Schund- und Schmutzkampagnen" der 50er Jahre  hatte einen gravierenden Imageverlust von Comics und ihrer Leserschaft zur Folge. Erst nach 1957 entspannte sich die Lage langsam. Comics galten zwar weiterhin als Schund der nur von "Zurückgebliebenen" gelesen würde, was jedoch viele nicht davon abhielt weiterhin Comichefte zu kaufen. Das erste Comic dem es gelang den Ruf des verpönten Genres etwas aufzuwerten und es sogar in den Geschichtsunterricht der Schulen schaffte, war Asterix. Man war mittlerweile zu dem Entschluss bzw. der Erkenntnis gekommen, dass es sowohl gute als auch schlechte Comics gab. Objektive Aufklärungskampagnen der Zentrale für politische Bildung und wissenschaftliche Forschungsprojekte bezüglich der Wirkung und didaktischen Nutzungsmöglichkeit im Unterricht führten in den 1970er Jahren zu einer weiteren Entspannung der Lage in der Bundesrepublik.<ref> vgl. Gundermann 2007, 24-35 </ref>


===Aufbau und Funktion===
===Comics in der DDR===
Auch in der DDR hatten Comics einen schlechten Ruf und standen prinzipiell unter Propagandaverdacht. "Aus staatlicher Sicht galten Comics als Inbegriff des amerikanischen Imperialismus, mit dem die 'westdeutsche' Bevölkerung infiziert wurde."<ref> Gundermann 2007, 36 </ref> In den 1950er Jahren kam es schließlich sogar zu einem Besitz- und Verbreitungsverbot von Comics. Um eine vollständige Verdrängung der westlichen Comics zu gewährleisten, ging die DDR kurzerhand in Eigenproduktion und brachte ihre eigenen linkspropagandistischen Comics auf den Markt. Erst in den 1970er und 80er Jahren erlebten Comics u. a. durch wissenschaftliche Diskussionen und Ausstellungen langsam eine Enttabuisierung.<ref> vgl. Gundermann 2007, 36-41 </ref>


====Drei Hauptelemente des Comics====  
===Comics heute===
Durch die Entwicklung neuer Comicgenres wie z.B. des Comic-Romans oder Comic- Autobiographien, dem 'Mangaboom' und Veröffentlichungen von Comic- Sachbüchern, haben Comics in den letzten Jahrzehnten zunehmend an (pädagogischer) Anerkennung gewonnen. In den Bildungsplänen der einzelnen Bundesländer spielen Comics jedoch nach wie vor nur eine marginale Rolle. Eine Beschäftigung mit Comics im Geschichtsunterricht wird allenfalls empfohlen, jedoch auch nur im Bereich der Alten Geschichte. Der Wert und das Potential mit Geschichtscomics historische Kompetenzen und das Geschichtsbewusstsein fördern zu können, wird selten erkannt. Demzufolge erfahren Comics in deutschen Klassenzimmern nach wie vor nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung.<ref> vgl. Gundermann 2007, 41-51 </ref>
 
 
==Aufbau und Funktion==
 
Nach Gundermann besteht ein guter Comic aus drei Elementen, die eine Einheit bilden: Bild, Text und Symbol.
 
Bei jedem Comic kann man sich die Frage stellen, ob das Bild oder der Text dominiert. Doch weder das eine noch das andere kann man als wichtiger bezeichnen. Es ist aber so eine Klassifizierung möglich. Bei einem Comic bei dem das eine Element das andere näher erklärt, spricht man von einer additiven Verbindung. Wenn Text und Bild in unterschiedliche Richtungen weisen, und sich nicht überschneiden, wird das als parallele Verbindungen bezeichnet. Üblich ist jedoch die sogenannte korrelative Verbindung, bei der sich Text und Bild gegenseitig stützen.<ref> vgl. Gundermann 2007, 59 </ref>
 
===Drei Hauptelemente des Comics===  


Das '''Bild''' ist das zentrale Element eines jeden Comics, denn es ist das Erste was ein Leser oder eine Leserin betrachtet. Farbige Bilder sind weitaus ansprechender als Schwarz-Weiß-Bilder. Vor allem im Unterricht steigert die Verwendung von farbigen Bildern bzw. Comics die Motivation bei den Schülerinnen und Schülern.  
Das '''Bild''' ist das zentrale Element eines jeden Comics, denn es ist das Erste was ein Leser oder eine Leserin betrachtet. Farbige Bilder sind weitaus ansprechender als Schwarz-Weiß-Bilder. Vor allem im Unterricht steigert die Verwendung von farbigen Bildern bzw. Comics die Motivation bei den Schülerinnen und Schülern.  

Version vom 3. Juli 2013, 09:26 Uhr

Heutzutage wird es immer schwieriger die Schülerinnen und Schüler für den Geschichtsunterricht zu begeistern. Oft scheint ihnen dieser von ihrer eigenen Lebenswelt zu weit entfernt, die Gründe sich mit Geschichte beschäftigen zu müssen nicht schlüssig. Das Fach Geschichte sollte folglich unter Berücksichtigung der einzelnen geschichtsdidaktischen Prinzipien, wie zum Beispiel Multiperspektivität, Gegenwartsbezug und Handlungsorientierung, geplant, mithilfe vielfältiger Methoden vermittelt werden sowie durch den Einsatz vieler verschiedener Medien gekennzeichnet sein. Der Unterricht muss äußerst abwechslungsreich und spannend gestaltet werden, um das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Sogleich sollte er selbstverständlich auch fachwissenschaftliche Inhalte vermitteln. Der folgende Eintrag informiert über "Comics im Geschichtsunterricht". Wie können Comics im Geschichtsunterricht sinnvoll eingesetzt werden? Welche Comics sind mehr dafür geeignet als andere und warum? Kann durch den Einsatz von Comics die Motivation der Schülerinnen und Schüler gefördert werden? Welches didaktische Potenzial haben Comics im Geschichtsunterricht und welchen Beitrag leisten Comics zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins? Vorab werden kurz die Begriffe "Comic" und "Geschichtscomic" definiert, der geschichtliche Hintergrund aufgezeigt, sowie verschiedene Arten von Comics vorgestellt. Allerdings sollen die Bedeutung und die Umsetzung von Comics im Geschichtsunterricht, didaktische Umsetzungsmöglichkeiten und eventuelle Probleme im Mittelpunkt stehen.


Was ist ein Comic?

Definition Comic

Pandel schreibt, "der Comic ist eine Gattung der graphischen Erzählung. Als 'graphic novel' oder als 'grafische Literatur' ist er gegenwärtig auf dem besten Wege, eine ernstzunehmende Gattung der Geschichtsdarstellung zu werden."[1]

Auch Mounajed greift, wie Pandel, den Begriff des Comic als "graphic novel" auf, hebt jedoch hervor, dass auch Bezeichnungen wie "Sequential Art" oder "Comix" in der Comicforschung Einzug halten. Er definiert Comics als Medien, welche Geschichten erzählen, als "visuelle Narrationen".[2] Hierfür sind zwei Elemente, die den Comic als eigene Gattung kennzeichnen, essentiell. Zum einen haben Text und Bild eine ebenbürtige Bedeutung, die Geschichte ist nur durch beide gemeinsam erschließbar. Zum anderen muss eine Sequenz (s. unten) vorhanden sein. Ferner bezieht sich Mounajed auf Grünewald, welcher den Comic als "bestimmte Form der Bildgeschichte", also das Erzählen in Bildern, versteht.[3]

Gundermann erwähnt, dass es bis heute keine allgemeingültige Definition von Comic gibt, sehr oft wird der Comic jedoch auch mit einem Mix aus Literatur und Kunst definiert, jedoch ist er weder das eine, noch das andere.[4] Comics sind eigenständige Medien, mit bildlichen und anderen Zeichen angeordneten, räumlichen Sequenzen als Charakteristika. Auch Scott McCloud definiert ähnlich: "Comics sind zu räumlichen Sequenzen angeordnet, (mit) bildliche(n) oder andere(n) Zeichen, die Informationen vermitteln und/oder eine ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen soll."

Definition Geschichtscomic

Ein Geschichtscomic ist ein Subgenre der Gattung Comic. Statt Geschichtscomics, lassen sich auch die Bezeichnungen "historische" oder "historisierende" Comics verwenden. Was einen Comic zu einem Geschichtscomic macht, ist eine in einer vergangenen Epoche spielende Handlung. Es handelt sich um Darstellungen von Geschichte, also visuelle Geschichtserzählungen. Nicht zu verwechseln mit, tatsächlich aus der Zeit stammenden, Geschichtsquellen. Ein Geschichtscomic unterliegt der Vorstellung seines Künstlers. Dessen Intention ist von großer Bedeutung. Denn je nach Intention ist eine Unterscheidung von Geschichtscomics untereinander vorzunehmen. Zur einen Gruppe der Geschichtscomics gehören jene, deren Handlung in einer vergangenen Zeit spielt. Zur anderen jene, bei denen der Künstler zusätzlich die Absicht hatte, ein historisch authentisches Produkt zu schaffen und die nötige Recherche betrieb. Diese Recherche muss hierfür zwei Bereiche abdecken: Die Plot- sowie die Bildrecherche. Tut sie das nicht, kann eine historische Bildung bei einem Leser gar nicht oder nur begrenzt stattfinden.[5] Ein Geschichtscomic ist also von seinem Künstler und dessen Intention abhängig und ist somit eine Geschichtsdeutung.

Unterscheidung Comic/Graphic Novel

Der Begriff Graphic Novel bedeutet übersetzt so viel wie zeichnerischer oder illustrierter Roman und beschreibt ein gebundenes Comic, also ein Comicheft im Buchformat. Sie sind ausschließlich im Buchladen bzw. expliziten Comicläden zu erwerben. Graphic Novels unterscheiden sich zu Comics hinsichtlich ihres Umfangs, ihrer Vollständigkeit, sowie ihrer Thematik und inhaltlichen Komplexität. Ein Comicheft verfügt im Durchschnitt über 21- 24 Seiten, wohingegen ein Comic- Roman im Regelfall das drei- bis sechsfache an Umfang umfasst. Comics sind im Normallfall als Fortsetzungen konzipiert. Um der ganzen Geschichte, die in drei Teile, nämlich Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert ist folgen, zu können, ist der Leser gezwungen, die einzelnen Fortsetzungen zu lesen bzw. zu erwerben. Verglichen dazu, wird in einem Graphic Novel eine Geschichte in ihrer Gesamtheit abgehandelt. Unterschiede zeigen sich auch bei den Zielgruppen. Vor allem für Lehrer ist es wichtig zu wissen, dass Graphic Novels im Gegensatz zu (Geschichts-)comics in erster Linie für Erwachsene angedacht sind. Die Begründung hierfür, liegt in der oftmals sex- und gewaltverherrlichenden Thematik bzw. Darstellungsweise.[6] Auch Historical Graphic Novels, wie z.B. Frank Millers 300 oder Art Spiegelmans Maus, die ähnlich wie Geschichtscomics den Anspruch erheben historische Ereignisse zu behandeln und die Entwicklung von historischen Kompetenzen im Geschichtsunterricht zu fördern, bedürfen einer sorgfältigen Eignungsprüfung unter pädagogischen und (geschichts-)didaktischen Aspekten bevor sie im Unterricht zum Einsatz kommen.

Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Comics

Im Gegensatz zu Nationen wie den USA, Japan oder Frankreich konnte die Comic-Kultur in Deutschland nie richtig Fuß fassen. Abgetan als Schundliteratur fristeten Comics auch in Geschichts- und Erziehungswissenschaftlichen Kreisen lange Zeit ein trostloses Dasein. Auch heute noch werden Comics, was ihr didaktisches Potenzial zur Förderung historischer Kompetenzen und zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins angeht, weitgehend unterschätzt.[7] Um nachvollziehen zu können wie Comics entstanden und verbreitet worden sind und welchen Umständen sie letztendlich ihren schlechten Ruf zu verdanken haben, ist es notwendig einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Vorgeschichte des Comics

Wie oben bereits erwähnt gibt es unter (Medien)-pädagogen und in der Comicforschung keine universelle Definition für Comics, die es ermöglicht eine klare Differenzierung zu ähnlichen Kunst- bzw. Medienformen vorzunehmen. Aus diesem Grund und der Tatsache, dass Comics nicht erfunden wurden, sondern das Resultat eines sehr langen Entwicklungsprozesses sind, ist eine exakte zeitliche Bestimmung des Aufkommens der ersten Comics nicht möglich. Dem klassischen Comic wie wir ihn heute kennen, geht eine Reihe an Vorformen voraus. Als die erste dieser Vorformen gilt die steinzeitliche Höhlenmalerei. Schon vor über 10.000 Jahren nutzen Menschen Symbole und Bilder um sowohl ihre Geschichte(n) zu überliefern, als auch ihrer Nachwelt Handlungsanleitungen zu hinterlassen. Auch die ägyptische Kunst stellt eine Vorform der heutigen Comics dar, jedoch muss hierbei berücksichtigt werden, dass die Symbole der hieroglyphischen Schrift keine Malerei sind sondern Laute darstellen. Eine Hieroglyphe ist somit kein begriffliches Symbol sondern vielmehr ein Buchstabe. Eine Kombination von Schrift und Bildern sowie deren Anordnung in Sequenzen findet sich zum ersten Mal in der antiken griechischen Vasenmalerei. Die Schrift diente zur klaren Markierung bzw. Beschreibung von Subjekten und Situationen. Teileweise kommt die Schrift in Form von wörtlicher Rede den Personen sogar direkt aus dem Mund, was als eine Vorform bzw. Pendant zu der heutigen Sprechblase interpretiert werden kann. In der römischen Antike wurden sequenziell angeordnete Bildeinheiten vor allem unter Architekten verwendet um Bauwerke zu verzieren. Auch im Mittelalter und der frühen Neuzeit finden sich Comicvorläufer. Als bedeutendstes Beispiel dienen hier die berühmten Wandteppiche, die u.a. von europäischen Eroberungen erzählen. Die einzelnen Bilder werden durch Blumenranken, Architektur oder Schrift in Form von Spruchbändern voneinander abgetrennt und durch Bildüber- bzw. Unterschriften näher erläutert. Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg schaffte die notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Comics in Europa. Zum ersten Mal entstand ein Massenmedium und mit ihm Massenkommunikation. Im westlichen Teil Europas wurden im Rahmen der Reformation Flugblätter mit Karikaturen und politisch- bzw. kirchenkritischen Texten verbreitet, welche ebenfalls als Vorform des Comics betrachtet werden können. Durch technischen Fortschritt wie z.B. die Entwicklung der Lithographie gewann das Bild als Medium ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann in Deutschland die Blütezeit der sogenannten Bilderbögen, welche bis zum Ende des 1. Weltkrieges anhielt. Bilderbögen, Bildgeschichten und Bilderbücher waren aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.[8] "Obwohl diese Bildergeschichten schon ab und an einzelne Elemente des späteren Comics enthielten, waren sie noch keine Comics, da sie weder systematisch und durchgehend Sprache und Text integrierten, noch ein pikturales Verweissystem besaßen, um die einzelnen Bilder zu verbinden."[9]

Anfänge der Comics

Zeitgleich zu den Bilderbögen in Deutschland begann in den USA die Ära der Comics. Die Grundidee der europäischen Bildgeschichten wurde von den Amerikanern leicht verändert übernommen und von nun an unter der Bezeichnung "Comic", was übersetzt so viel wie ulkig oder komisch bedeutet, als Beilage in Sonntagszeitungen verbreitet. Der Name war Programm. Die lustigen mit Text und Symbolik versehenen Bildergeschichten gewannen rasant an Popularität. Aufgrund der schnellen gesellschaftlichen Etablierung entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedene Comicgenres und es kam zu einer höheren Zielgruppendifferenzierung. Bereits in den 1930er Jahren wurden erstmals Comichefte auf den Markt gebracht. In Deutschland hingegen verlief die Entwicklung anders. Die "Bildungselite" der Weimarer Republik sah im aufkommenden "Amerikanismus", eine große Gefahr. Trivialmedien wie amerikanische Comics wurden als "Schundliteratur" abgetan, weil sie in den Augen vieler die Kunst und klassische Literatur zu verdrängen drohten. In den Jahren des Nationalsozialismus waren Comicimporte aus den USA und eine Etablierung einer Comickultur in Deutschland ebenfalls undenkbar.[10]

Comics in der BRD

Erst nach 1945 gewannen Comics in Deutschland an Beliebtheit. Comichefte- und Bücher eroberten nach und nach den deutschen Markt. Sowohl Pädagogen als auch Eltern betrachteten den immer im Laufe der Zeit immer größer werdenden "Hype" und Comickonsum ihrer Schüler bzw. Kinder mit zunehmender Sorge und Argwohn. Nicht empirisch belegte (Vor-)urteile und Argumente von Comicgegnern, die 1954 sogar teilweise in Zensierungen vermeintlich gefährlicher Comics resultierten, waren u.a. folgende:"Die Zeichnungen der Gesichter und Situationen seien im Comic abartig verzerrt. Die verwendete Sprache und wörtliche Rede sei verstümmelt und führe damit zu Missbildungen der eigenen Sprachfähigkeit."[11] Des Weiteren wurde behauptet, dass "das Lesen von Comics durch den hektischen Wechsel von Bild und Sprache in kryptischen Blasen zu ernsthaften psychischen Störungen führen könne." [12] Comics galten als "verdummend und zunehmend gefährlich, da sie angeblich zu so gennannten 'Bildidiotismus' führten." [13] Die Anführungen des US- Tiefenpsychologen Frederic Wertham, der u.a. behauptete, dass Comics Jugendliche zu Gewalt, Kriminalität und abartiger Sexualität verführe, waren zudem Wasser auf den Mühlen der "Anti- Comic Pädagogen" in der Bundesrepublik. Die "Schund- und Schmutzkampagnen" der 50er Jahre hatte einen gravierenden Imageverlust von Comics und ihrer Leserschaft zur Folge. Erst nach 1957 entspannte sich die Lage langsam. Comics galten zwar weiterhin als Schund der nur von "Zurückgebliebenen" gelesen würde, was jedoch viele nicht davon abhielt weiterhin Comichefte zu kaufen. Das erste Comic dem es gelang den Ruf des verpönten Genres etwas aufzuwerten und es sogar in den Geschichtsunterricht der Schulen schaffte, war Asterix. Man war mittlerweile zu dem Entschluss bzw. der Erkenntnis gekommen, dass es sowohl gute als auch schlechte Comics gab. Objektive Aufklärungskampagnen der Zentrale für politische Bildung und wissenschaftliche Forschungsprojekte bezüglich der Wirkung und didaktischen Nutzungsmöglichkeit im Unterricht führten in den 1970er Jahren zu einer weiteren Entspannung der Lage in der Bundesrepublik.[14]

Comics in der DDR

Auch in der DDR hatten Comics einen schlechten Ruf und standen prinzipiell unter Propagandaverdacht. "Aus staatlicher Sicht galten Comics als Inbegriff des amerikanischen Imperialismus, mit dem die 'westdeutsche' Bevölkerung infiziert wurde."[15] In den 1950er Jahren kam es schließlich sogar zu einem Besitz- und Verbreitungsverbot von Comics. Um eine vollständige Verdrängung der westlichen Comics zu gewährleisten, ging die DDR kurzerhand in Eigenproduktion und brachte ihre eigenen linkspropagandistischen Comics auf den Markt. Erst in den 1970er und 80er Jahren erlebten Comics u. a. durch wissenschaftliche Diskussionen und Ausstellungen langsam eine Enttabuisierung.[16]

Comics heute

Durch die Entwicklung neuer Comicgenres wie z.B. des Comic-Romans oder Comic- Autobiographien, dem 'Mangaboom' und Veröffentlichungen von Comic- Sachbüchern, haben Comics in den letzten Jahrzehnten zunehmend an (pädagogischer) Anerkennung gewonnen. In den Bildungsplänen der einzelnen Bundesländer spielen Comics jedoch nach wie vor nur eine marginale Rolle. Eine Beschäftigung mit Comics im Geschichtsunterricht wird allenfalls empfohlen, jedoch auch nur im Bereich der Alten Geschichte. Der Wert und das Potential mit Geschichtscomics historische Kompetenzen und das Geschichtsbewusstsein fördern zu können, wird selten erkannt. Demzufolge erfahren Comics in deutschen Klassenzimmern nach wie vor nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung.[17]


Aufbau und Funktion

Nach Gundermann besteht ein guter Comic aus drei Elementen, die eine Einheit bilden: Bild, Text und Symbol.

Bei jedem Comic kann man sich die Frage stellen, ob das Bild oder der Text dominiert. Doch weder das eine noch das andere kann man als wichtiger bezeichnen. Es ist aber so eine Klassifizierung möglich. Bei einem Comic bei dem das eine Element das andere näher erklärt, spricht man von einer additiven Verbindung. Wenn Text und Bild in unterschiedliche Richtungen weisen, und sich nicht überschneiden, wird das als parallele Verbindungen bezeichnet. Üblich ist jedoch die sogenannte korrelative Verbindung, bei der sich Text und Bild gegenseitig stützen.[18]

Drei Hauptelemente des Comics

Das Bild ist das zentrale Element eines jeden Comics, denn es ist das Erste was ein Leser oder eine Leserin betrachtet. Farbige Bilder sind weitaus ansprechender als Schwarz-Weiß-Bilder. Vor allem im Unterricht steigert die Verwendung von farbigen Bildern bzw. Comics die Motivation bei den Schülerinnen und Schülern.

Der Text ist neben dem Bild das zweitwichtigste Element eines jeden Comics. Er stellt beispielsweise Gedankenvorgänge, wörtliche Rede oder Kommentare dar.

Das Symbol wird als Zeichen für eine Person, eine Sache, einen Ort oder einen Gedanken verwendet. Ein allseits bekanntes Symbol, das oft in Comics verwendet wird, ist eine Glühbirne für eine Idee. [19]

Weitere Elemente

Im Gegensatz zu dem Historischen Bild, in dem das Einzelnbild von großer Bedeutung ist, steht in einem Comic die Sequenz im Vordergrund. Die Sequenz ist eine Abfolge von Einzelbildern - bezeichnet als Panels - die eine Handlung darstellt. Die einzelnen Bilder folgen dicht hintereinander und ergeben erst im Zusammenhang einen Sinn und fangen dadurch an zu erzählen.

Der Hiatus ist der Spalt zwischen zwei Panels, der sehr wichtig ist. Dieser Abstand zeigt einen Zeitsprung zwischen dem ersten Panel und dem darauffolgenden. Die zeitliche Länge wird nicht näher spezifiziert.

Den Rahmen eines Panels bezeichnet man als Habitus. Normalerweise ist er rechteckig und hat die Aufgabe die verschiedenen Ebenen der erzählten Zeit zu ordnen.

Ein Comic kann wie ein Bild oder ein Film aus verschiedenen Einstellungen betrachtet werden. Die einzelnen Panels aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten erhöht die Spannung.

Blasentexte oder auch Blocktexte geben dem Comic seinen Inhalt. Durch sie wird die Handlung des Comics erzählt. Das Haupterkennungsmerkmal des Comics sind nicht die einzelnen Panels, sondern die für den Comic typischen Sprechblasen. [20]


Arten von Comics und deren Einsatz im Geschichtsunterricht

Funnies” sind verschiedene Formen der Fantasy und Zukunftsabenteuer, wie z.b. Asterix, Prinz Eisenherz, Mickey Mouse. Obwohl sie manchmal in einem bedeuteten historischen Kontext spielen, sind sie nicht für den Geschichtsunterricht geeignet, da ihre Handlung kaum historische Details beinhaltet und mangelhaftes historisches Wissen vermittelt.

Quellencomics sind Quellen ihrer Entstehungszeit - beispielsweise ein Comic, der nach den Terroranschlägen vom 11.September 2011 veröffentlicht wurde und dessen Auswirkungen darstellt. Für den Unterricht sind Quellencomics nur gering einsetzbar, da für mögliche Interpretationen viele Quellen notwendig sind und auch ein ausgiebiges Vorwissen über die Entstehungszeit. Eine Möglichkeit des Einsatzes von solchen Quellencomics wäre lediglich zum Abschluss eines Themas möglich, um die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu steigern. Zum Beispiel könnten Lehrkräfte den Comic von Supermann aus dem Jahre 1940 verwenden, in dem Supermann gegen das Naziregime kämpft.

Bei den sogenannten Epochencomics wirken in der Regel keine bekannten Personen mit, was sie historisch macht. Stattdessen sind die Personen und die Ereignisse frei erfunden. Sie erzählen allerdings mehr als Schulbücher und sprechen auch Themen wie Schrecken und Angst im Krieg an, die von Schulbüchern nicht so häufig angesprochen werden. Comicromane, wie „Grabenkrieg“ von Jacques Tardi werden zu dieser Art von Comics gezählt und können im Unterricht eingesetzt werden.

Historische Comics versuchen eine Art Geschichtsbuch zu sein, Personen, Handlungen und Orte sind historisch (Comic-Historie). Viele Biographien und Autobiographien werden zu dieser Art gezählt. Diese Art von Comics können Lehrkräfte sehr gut im Geschichtsunterricht einsetzen. Dafür gibt es empfehlenswerte Materialien (bspw. „Erlebnisse in Hiroshima“ von Nakazawas, Spiegelmanns Comic „ Maus“ über die Verfolgung der Juden während der Nazizeit. [21] [22]


Comics in der Geschichtsdidaktik

Wenn Lehrkräfte im Unterricht mit Comics arbeiten möchten, müssen sie deren Einsatz entsprechend planen und begründen. Jedoch gibt es bis heute noch keine konkrete didaktische Begründung für den Einsatz von Comics im Geschichtsunterricht. Dieser wurde bisher lediglich durch seine Motivationskraft begründet. Geschichtliche Themen müssen in einem großen Umfang behandelt und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, damit sie verstanden und nachvollzogen werden können. [23] [24]


Ausprägung einer piktoralen Lesefähigkeit

Comics werden von Lehrenden im Geschichtsunterricht nicht nur eingebracht, damit die Schülerinnen und Schüler etwas über historische Ereignisse erfahren. Ein weiteres didaktisches Ziel ist die Ausprägung einer piktoralen Lesefähigkeit. Der Einsatz von Comics im Schulunterricht, gibt Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit die piktorale Lesefähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Um Comics möglichst sinnvoll einzusetzen, ist eine piktorale Lesefähigkeit notwendig. Diese kann auch als „Bildlesen“ beschrieben werden. Am besten wird die piktorale Lesefähigkeit gestärkt, wenn möglichst viele verschiedene Comics und Bilder thematisiert werden. Um einen Comic richtig verstehen zu können, ist es notwendig, mehr als nur ein Bild zu interpretieren. Es müssen viele aneinander gereihte Sequenzen betrachtet und verstanden werden können.[25] [26]


Geschichtsbewusstsein

Zunächst motivieren Comics mit ihren kurzen Texten, Helden und farbigen Bildern, die die Schülerinnen und Schüler in einer ganz anderen Weise als Schulbücher ansprechen. Sehr viele Schülerinnen und Schüler sind vor allem im Geschichtsunterricht gelangweilt, da lange Quellen zu lesen sind. Dadurch verlieren viele das Interesse am Fach Geschichte. Comics können das Interesse an Geschichte wieder wecken und für abwechslungsreichen Unterricht sorgen. Des Weiteren sind Comics für die Entwicklung eines Geschichtsbewusstseins von enormer Bedeutung. Die Schülerinnen und Schüler können sich besser in Comicfiguren als in Schulbuchtexte hineinversetzen und dadurch geschichtliche Ereignisse besser nachvollziehen. [27]


Planungsfragen zur Unterrichtsvorbereitung

Bevor Lehrkräfte Comics im Geschichtsunterricht einsetzen, müssen – wie bei jeder anderen Lernsequenz – didaktische und methodische Überlegungen getroffen und die Struktur geplant werden. Dabei kann es helfen, sich verschiedene Verwendungs- und Planungsfragen zu stellen.

Wie soll das Medium vorgestellt werden? Lehrkräfte müssen zuvor Fachvokabular zur Quellen- und Bildinterpretation eingeführt haben.

Gibt es spezielle Fähigkeiten, die notwendig für den Umgang mit Comics sind? Neben einer grundlegenden Kompetenz im Bereich „Lesen, sollte außerdem die visuelle Kompetenz in geringem Maße angebahnt sein. Diese sollen bei der Auseinandersetzung mit Comics weiter gefördert werden.

Ist es notwendig einzelne oder mehrere Panels zu interpretieren? Oft reicht es nicht nur einzelne Panels zu betrachten, um einen geschichtlichen Hintergrund zu verstehen. Um den Inhalt des Comics richtig nachvollziehen zu können, sollten die Schülerinnen und Schüler mehrere Panels interpretieren.

Welche geschichtlichen Wissensanforderungen stellt der Comic? Lehrkräfte sollten bedenken, ob die Schülerinnen und Schüler ein gewisses geschichtliches Vorwissen über das jeweilige Thema besitzen müssen, um den Inhalt des Comics zu verstehen.

Betrachtet der Comic eine oder mehrere Perspektive(n) einer Handlung? Die Multiperspektivität ist im Geschichtsunterricht enorm wichtig. Oftmals wird ein Comic jedoch nur aus einer Sicht geschrieben. Deswegen sollte ein Comic noch durch mindestens eine andere Quelle, beispielsweise einen Text, ergänzt werden.

Welche Authentizität besitzt ein Comic? Bei dem Einsatz von Comics im Geschichtsunterricht muss immer deren Authentizität hinterfragt werden. Historische Comics können nur begrenzt geschichtliches Wissen vermitteln, die die Richtlinien sowie einheitliche Prüfungsordnungen vorschreiben .Comics können keine Geschichtsbücher ersetzen, da die in Comics behandelten Themen oft nur bedingt den Inhalten des Bildungsplans entsprechen. Allerdings können sie in Ergänzung zu Schulbüchern sehr gut im Unterricht eingesetzt werden, um die Motivation und das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu steigern. Wird ein Comic im Unterricht eingesetzt, muss er über Faktenauthentizität verfügen. Repräsentationsauthentizität reicht bei weitem nicht aus. Die Schülerinnen und Schüler müssen in der Lage sein zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Wie sollte die Reflexions- und Auswertungsphase gestaltet werden? Es ist sehr wichtig, dass Comics am Ende einer Unterrichtseinheit ausgewertet werden und über deren Authentizität gesprochen wird. Des Weiteren bietet sich eine kurze Abschlussreflexion, bspw. über emotionale oder inhaltliche Aspekte, an. [28] [29]


Unterrichtsbeispiele

Art Spiegelmann: „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden.“ Biografie von Vladek Spiegelmann, Art Spiegelmanns Vater, der unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten litt und schließlich den Holocaust im Vernichtungslager Ausschwitz überlebte. Ein sehr guter Comic, um die Verfolgung und das Leben der Juden in der NS-Zeit zu zeigen, wobei jedoch viel Vorwissen sowie Nachbearbeitung notwendig sind. Der Leser kommt dem Nationalsozialismus und der damit verbundenen Gefahr für die jüdische Bevölkerung immer näher. Dieses Werk eignet sich zur Konkretisierung des Sachverhalts der Judenverfolgung.

“Die Suche“ Dieses Werk ist herausgegeben von dem Anne Frank Zentrum und ein didaktischer Comic über die Geschichte der Judenverfolgung. „Die Suche“ erzählt die ergreifende Geschichte der Familie Hecht.

„Elender Krieg“, „Grabenkrieg“ von Jaques Tardi Dies sind Anti-Kriegsbücher und zeigen die Brutalität des 1. Weltkrieges.

„Barfuss durch Hiroshima-Kinder des Krieges“ von Keijil Nakazame Das Buch erzählt die Geschichte von Gen , der in Hiroshima lebt und dort die letzten Tage des Krieges mit all seinen Schrecken und seinem Wahnsinn miterlebt.

Belege

Literatur

Bücher

Pandel, Hans-Jürgen (2010): Comics, gezeichnete Narrativität und gedeutete Geschichte. In: Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch. Medien im Geschichtsunterricht. Neuauflage. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-VerlagGundermann, Christine (2007):

Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag


Verweise

  1. Pandel 2010, 339
  2. Mounajed 2009, 13
  3. vgl. Gründewald 1984, 13
  4. vgl. Gundermann 2007, 10-11
  5. vgl. Mounajed 2009, 46-50
  6. Ellis-Christensen 2013
  7. vgl. Gundermann 2007
  8. vgl. Gundermann 2007, 10-15
  9. Pandel 2010, 340
  10. vgl. Gundermann 2007, 16-24
  11. Gundermann 2007, 25
  12. Gundermann 2007, 25
  13. Gundermann 2007, 25
  14. vgl. Gundermann 2007, 24-35
  15. Gundermann 2007, 36
  16. vgl. Gundermann 2007, 36-41
  17. vgl. Gundermann 2007, 41-51
  18. vgl. Gundermann 2007, 59
  19. vgl. Gundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.60-65
  20. vgl. Pandel, Hans-Jürgen (2010): Comics, gezeichnete Narrativität und gedeutete Geschichte. In: Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch. Medien im Geschichtsunterricht. Neuauflage. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.341-344
  21. vgl. Gundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.88-93
  22. vgl. Pandel, Hans-Jürgen (2010): Comics, gezeichnete Narrativität und gedeutete Geschichte. In: Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch. Medien im Geschichtsunterricht. Neuauflage. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.350-352
  23. vgl. Gundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.73
  24. Pandel, Hans-Jürgen (2010): Comics, gezeichnete Narrativität und gedeutete Geschichte. In: Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch. Medien im Geschichtsunterricht. Neuauflage. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.358
  25. vgl. Gundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.72-73
  26. Pandel, Hans-Jürgen (2010): Comics, gezeichnete Narrativität und gedeutete Geschichte. In: Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch. Medien im Geschichtsunterricht. Neuauflage. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.347
  27. vgl. Gundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.74-75
  28. vgl. Gundermann, Christine (2007): Jenseits von Asterix - Comics im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.98-101
  29. Pandel, Hans-Jürgen (2010): Comics, gezeichnete Narrativität und gedeutete Geschichte. In: Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch. Medien im Geschichtsunterricht. Neuauflage. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU-Verlag. S.353-354