Bearbeiten von „Der Film - die Geschichtsdokumentation

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Im Laufe der letzten 100 Jahre wurde Gefilmtes im weitesten Sinne immer mehr zu einem Teil des allgemeinen Diskurses und der kollektiven wie auch individuellen Erinnerung. Zu Recht verweist Günter Riederer darauf, dass eine Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts ohne eine Geschichte des Films nicht zu schreiben ist. <ref> Riederer, 2003, S. 95. </ref>
Im Laufe der letzten 100 Jahre wurde Gefilmtes im weitesten Sinne immer mehr zu einem Teil des allgemeinen Diskurses und der kollektiven wie auch individuellen Erinnerung. Zu Recht verweist Günter Riederer darauf, dass eine Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts ohne eine Geschichte des Films nicht zu schreiben ist. <ref> Riederer, 2003, S. 95. </ref>


Im Gegensatz zur [[Einführung in die Grundlagen der Fachdidaktik| Geschichtsdidaktik]], die sich im Zusammenhang mit der Frage des historischen Lernens relativ frühzeitig für die Gattung Film interessierte, kann man die Beziehung zwischen Fachwissenschaft und Film lange Zeit eher als ein Nichtverhältnis charakterisieren. Dies änderte sich erst mit der Hinwendung der historischen Forschung zum Bild als Quellengattung sui generis im Zuge des Iconic Turns der letzten beiden Jahrzehnte. <ref> Zur Bandbreite vgl. den Tagungsband zum Konstanzer Historikertag 2006, auf dem diese Neuorientierung quasi kanonisiert wurde: Wischermann, 2007. </ref> Die nun zunehmend kulturgeschichtlich inspirierte Forschung befragt visuelle Artefakte im weitesten Sinne hinsichtlich ihrer Konstruktion von Wirklichkeit – neben bildlichen Quellen kann dies z.B. auch Architektur sein. Dabei beschränkt sie sich nicht auf die Deutung der äußeren, von Menschenhand künstlich geschaffenen Bilder, jene also, die das Auge wahrnimmt.  
Im Gegensatz zur Geschichtsdidaktik, die sich im Zusammenhang mit der Frage des historischen Lernens relativ frühzeitig für die Gattung Film interessierte, kann man die Beziehung zwischen Fachwissenschaft und Film lange Zeit eher als ein Nichtverhältnis charakterisieren. Dies änderte sich erst mit der Hinwendung der historischen Forschung zum Bild als Quellengattung sui generis im Zuge des Iconic Turns der letzten beiden Jahrzehnte. <ref> Zur Bandbreite vgl. den Tagungsband zum Konstanzer Historikertag 2006, auf dem diese Neuorientierung quasi kanonisiert wurde: Wischermann, 2007. </ref> Die nun zunehmend kulturgeschichtlich inspirierte Forschung befragt visuelle Artefakte im weitesten Sinne hinsichtlich ihrer Konstruktion von Wirklichkeit – neben bildlichen Quellen kann dies z.B. auch Architektur sein. Dabei beschränkt sie sich nicht auf die Deutung der äußeren, von Menschenhand künstlich geschaffenen Bilder, jene also, die das Auge wahrnimmt.  


Im metaphorischen Sinne weiterführend, geht es auch und vor allem um die inneren, die geistigen Bilder, um Sinngebung also, um Vorstellungen und Ideen. <ref> Beispielhaft: Jostkleigrewe, 2007. </ref> Mentale wie reale Bilder bedingen einander. Sie stehen zu einander in einer stetigen Wechselwirkung und beeinflussen sich gegenseitig bei ihrer Entstehung. <ref> Vgl. hierzu etwa: Becker, 2001, S. 36. </ref> Insbesondere die Entwicklung der immateriellen Vorstellung, wir reden von gedanklichen und sprachlichen Bildern, bedarf der materiellen, visuellen Information. Darum bedeutet die ausschließliche Fixiertheit auf die schriftliche Überlieferung und die Nichtberücksichtigung visueller Informationsträger ganz schlicht das Außerachtlassen von Quellen und führt damit zu einer mehr oder weniger erheblichen Erkenntniseinbuße.  
Im metaphorischen Sinne weiterführend, geht es auch und vor allem um die inneren, die geistigen Bilder, um Sinngebung also, um Vorstellungen und Ideen. <ref> Beispielhaft: Jostkleigrewe, 2007. </ref> Mentale wie reale Bilder bedingen einander. Sie stehen zu einander in einer stetigen Wechselwirkung und beeinflussen sich gegenseitig bei ihrer Entstehung. <ref> Vgl. hierzu etwa: Becker, 2001, S. 36. </ref> Insbesondere die Entwicklung der immateriellen Vorstellung, wir reden von gedanklichen und sprachlichen Bildern, bedarf der materiellen, visuellen Information. Darum bedeutet die ausschließliche Fixiertheit auf die schriftliche Überlieferung und die Nichtberücksichtigung visueller Informationsträger ganz schlicht das Außerachtlassen von Quellen und führt damit zu einer mehr oder weniger erheblichen Erkenntniseinbuße.  
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Dies alles lässt sich nur in der Theorie trennen. Wie bei der Komposition muss es auch bei der Dekonstruktion in enger Interdependenz zueinander verstanden werden. Nicht vergessen werden darf, dass ein Film im ständigen Fluss ist und keinen statischen Moment kennt. Das trägt zur Komplexität der Filmanalyse bei. Diese kurze und bestimmt nicht vollzählige Auflistung macht zumindest deutlich, dass es seitens einer ernstzunehmenden historischen Filmanalyse nur im Geringsten um ein discrimen veri ac falsi gehen kann. <ref> Riederer, 2003, S. 95. </ref> Vielmehr muss die Arbeit auf das Dechiffrieren der Metaerzählung ausgerichtet sein. Es geht um die filmische Verarbeitung historischer Erfahrung, um Konstruktion von Mythen und Geschichtsbildern, um den Umgang mit Geschichte. In dieser geschichtskulturellen Interessens- und Zielperspektive treffen sich Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik. <ref> Neuerdings etwa: Pandel, 2013, S. 169. </ref>
Dies alles lässt sich nur in der Theorie trennen. Wie bei der Komposition muss es auch bei der Dekonstruktion in enger Interdependenz zueinander verstanden werden. Nicht vergessen werden darf, dass ein Film im ständigen Fluss ist und keinen statischen Moment kennt. Das trägt zur Komplexität der Filmanalyse bei. Diese kurze und bestimmt nicht vollzählige Auflistung macht zumindest deutlich, dass es seitens einer ernstzunehmenden historischen Filmanalyse nur im Geringsten um ein discrimen veri ac falsi gehen kann. <ref> Riederer, 2003, S. 95. </ref> Vielmehr muss die Arbeit auf das Dechiffrieren der Metaerzählung ausgerichtet sein. Es geht um die filmische Verarbeitung historischer Erfahrung, um Konstruktion von Mythen und Geschichtsbildern, um den Umgang mit Geschichte. In dieser geschichtskulturellen Interessens- und Zielperspektive treffen sich Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik. <ref> Neuerdings etwa: Pandel, 2013, S. 169. </ref>


Das alles erfordert ein komplexes Handwerkszeug und eine breite Methodenvielfalt. In einem „fröhlichen Synkretismus“ <ref> Riederer, 2003, S. 98. </ref> muss der Historiker etablierte Fachgrenzen überschreiten. Innerhalb der Geschichtswissenschaft sollte er sich frei in den Feldern der Diskurs-, Mentalitäts-, Sozial- und Kulturgeschichte bewegen können. Darüber hinaus muss er sich der Soziologie, der Medienwissenschaft, Philosophie und Kulturwissenschaften als Hilfswissenschaften zu bedienen wissen.
Das alles erfordert ein komplexes Handwerkszeug und eine breite Methodenvielfalt. In einem „fröhlichen Synkretismus“ <ref> Riederer, 2003, S. 98. </ref> muss der Historiker etablierte Fachgrenzen überschreiten. Innerhalb der Geschichtswissenschaft sollte er sich frei in den Feldern der Diskurs-, Mentalitäts-, Sozial- und Kulturgeschichte bewegen können. Darüber hinaus muss er sich der Soziologie, der Medienwissenschaft, Philosophie und Kulturwissenschaften als Hilfswissenschaften zu bedienen wissen.  
 
 


=== Das Fernsehen als konstitutives Element von Geschichtspolitik, Erinnerungskultur und Geschichtskultur ===
=== Das Fernsehen als konstitutives Element von Geschichtspolitik, Erinnerungskultur und Geschichtskultur ===

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