Geschlechtergerechte Berufsorientierung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 69: Zeile 69:


Mit Hilfe der Methode Baum der Stärken und Erfolge sollen die SchülerInnen sich ihrer eigenen Stärken, Wünsche und Ziele bewusstwerden und diese anhand einer Zeichnung bildlich darstellen. Hierfür wird auf ein Blatt Papier ein Baum mit Wurzeln gezeichnet oder die Vorlage verwendet.  
Mit Hilfe der Methode Baum der Stärken und Erfolge sollen die SchülerInnen sich ihrer eigenen Stärken, Wünsche und Ziele bewusstwerden und diese anhand einer Zeichnung bildlich darstellen. Hierfür wird auf ein Blatt Papier ein Baum mit Wurzeln gezeichnet oder die Vorlage verwendet.  
[[Image: Bild3.jpg]]
Nach einer Überlegungsphase zu den Stärken werden diese zu den Wurzeln des Baumes geschrieben. Eine hilfreiche Frage hierzu ist: „Was kannst du gut?“. Das kann ein Schulfach sein, indem die Schülerin oder der Schüler gut ist, aber auch eine Charaktereigenschaft oder auch Komplimente, die FreundInnen oder Familienmitglieder gemacht haben.
Nach einer Überlegungsphase zu den Stärken werden diese zu den Wurzeln des Baumes geschrieben. Eine hilfreiche Frage hierzu ist: „Was kannst du gut?“. Das kann ein Schulfach sein, indem die Schülerin oder der Schüler gut ist, aber auch eine Charaktereigenschaft oder auch Komplimente, die FreundInnen oder Familienmitglieder gemacht haben.
In den Stamm wird geschrieben, was man noch alles gerne lernen oder machen möchte. Das kann ein Beruf, aber auch Fähigkeiten, Hobbys und Erfahrungen sein.
In den Stamm wird geschrieben, was man noch alles gerne lernen oder machen möchte. Das kann ein Beruf, aber auch Fähigkeiten, Hobbys und Erfahrungen sein.
Oben in der Baumkrone werden Dinge aufgeschrieben, worauf das Kind stolz ist, was ihm oder ihr schon gelungen ist. Hierbei ist die individuelle Wahrnehmung sehr wichtig!
Oben in der Baumkrone werden Dinge aufgeschrieben, worauf das Kind stolz ist, was ihm oder ihr schon gelungen ist. Hierbei ist die individuelle Wahrnehmung sehr wichtig!
Elementar ist hierbei auch eine Reflexion und Sensibilisierung, angeleitet durch die Lehrkraft, sofern der Baum Geschlechterstereotypen folgt. Der Erfolgsbaum kann angemalt und im Klassenzimmer oder zu Hause aufgehängt werden. Er kann den SchülerInnen eine Hilfe sein, wenn etwas gerade nicht so gut läuft. Durch die Visualisierung erinnern sie sich an ihre tollen Eigenschaften und werden dadurch wieder gestärkt <ref> Österreichische Kinder- und Jugendvertretung (2013): Toolbox: Handbuch zur Förderung von Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendarbeit. Ideen und Werkzeuge. Wien.</ref>.
Elementar ist hierbei auch eine Reflexion und Sensibilisierung, angeleitet durch die Lehrkraft, sofern der Baum Geschlechterstereotypen folgt. Der Erfolgsbaum kann angemalt und im Klassenzimmer oder zu Hause aufgehängt werden. Er kann den SchülerInnen eine Hilfe sein, wenn etwas gerade nicht so gut läuft. Durch die Visualisierung erinnern sie sich an ihre tollen Eigenschaften und werden dadurch wieder gestärkt <ref> Österreichische Kinder- und Jugendvertretung (2013): Toolbox: Handbuch zur Förderung von Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendarbeit. Ideen und Werkzeuge. Wien.</ref>.
[[Image: Bild3.jpg]]


==Berufe-Checkliste==
==Berufe-Checkliste==

Version vom 16. Januar 2023, 20:20 Uhr

Geschlechtergerechte Berufsorientierung

Die geschlechtergerechte Berufsorientierung umfasst die Offenlegung aller beruflichen Möglichkeiten für Jungen und Mädchen. Dabei konzentriert sie sich auf die individuellen Begabungen und Interessen der Heranwachsenden, um diese frei entfalten und weiterentwickeln zu können. Demnach ist das Ziel einer geschlechtergerechten Berufsorientierung der Abbau von Geschlechterstereotypen, wodurch zukünftig keine Verengung von Männer- bzw. Frauenberufen suggeriert werden sollen. Somit soll jedem Individuum die Möglichkeit gegeben werden, jene Tätigkeit auszuüben, welche einen erfüllt und frei von stereotypen Berufsbildern ist [1].

Geschlechtertypische Berufs- und Arbeitswelt

Die Partizipation von Frauen am Erwerb ist in der vergangenen Zeit stark angestiegen. Dennoch herrscht noch keine Gleichstellung von Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Besonders im Hinblick auf das Ansehen mancher Berufe, der Unterscheidung von Frauen- und Männerberufen, der Arbeitslosigkeit, sowie dem Verdienstunterschied zeigen sich Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern.

Berufsspezifische Segregation

Die Unterscheidung von Frauen- und Männerberufen auf dem Arbeitsmarkt wird auch berufsspezifische Segregation genannt. Als Erklärungen dieser Segregation sind zum einen die individuellen Neigungen von Personen hinsichtlich der Berufswahl und zum anderen die nicht gleichartigen Fähigkeiten und Fertigkeiten von Mann und Frau zu nennen. Beide Faktoren bilden sich aufgrund der genetischen Voraussetzungen und der Verschiedenheit der beiden Geschlechter aus [2].

Geschlechtsspezifische Arbeitsmarktsegregation

‘‘Der‘‘ Begriff der geschlechtsspezifischen Arbeitsmarktsegregation [1] definiert die unterschiedliche Verteilung von Frauen und Männern in bestimmte Berufe. Dabei wird zwischen horizontaler und vertikaler Segregation unterschieden. Die vertikale Segregation meint die Ungleichverteilung der Geschlechter auf verschiedenen Hierarchieebenen (z.B.: Frauen sind nur zu 27% in Leitungspositionen mit Führungs- oder Aufsichtsfunktion vertreten, die Männer hingegen zu 73% [3]. Unter horizontaler Segregation wird hingegen die Ungleichverteilung von Frauen und Männern in verschiedenen beruflichen Feldern verstanden (Frauen sind beispielsweise in MINT-Bereichen stark unterrepräsentiert, Männer hingegen in Pflegeberufen) [4].

Einen kurzen, aber beispielhaften Einblick in die Verteilung von Frauen und Männern auf vermeintlich klassischen Geschlechterberufen liefert eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 18. November 2019 [2]. Hier wird berichtet, dass viele technische Berufe auch weiterhin von Männern ausgeführt werden. Beispielhaft kann die Berufsgruppe der Maschinen- und Fahrzeugtechnik genannt werden, in welcher der Männeranteil 2018 bei 89% lag. Eine hingegen von Frauen dominierte Berufsgruppe ist die der Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer. Hier lag der Männeranteil im Jahr 2018 nur bei 9%. Dennoch verbuchten die als vermeintlich geltenden Frauenberufe im Gebiet der Altenpflege und der Kindertagesbetreuung einen Anstieg der Männerquote. Die Anzahl der Altenpfleger hatte sich von 2012 zu 2018 um 2 Prozentpunkte auf 16% erhöht. Der Prozentsatz der Männer im Bereich der Kindertagesbetreuung nahm von 2009 zu 2019 um 3,2 Prozentpunkte auf insgesamt 6,4% zu. Der Frauenanteil in als vermeintlich geltenden Männerberufen verändert sich indessen kaum [5].


Fakten zur Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern (2021)

  • Die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern ist in Deutschland in den letzten zehn Jahren stetig gestiegen (Erwerbsquote Frauen: 2011: 71,8%, 2021: 74,6%; Erwerbsquote Männer: 2011: 82,4%, 2021: 82,7%).
  • Rund zwei Drittel der Selbständigen sind Männer.
  • In der Berufsgruppe der Beamtinnen und Beamten sind Frauen und Männer je zur Hälfte vertreten.
  • Minijobs sind nach wie vor eine Frauendomäne (für Frauen hauptsächlich in der Familienphase).
  • Frauen sind überproportional im tertiären Sektor also dem Dienstleistungssektor vertreten, Männer häufiger im verarbeitenden Gewerbe, dem Bereich Verkehr und Logistik sowie im Baugewerbe (siehe Abbildung 1).
  • In Führungspositionen sind Frauen auch bei gleicher Qualifikation unterrepräsentiert.
  • Die Arbeitslosenquote der Frauen lag 2021 das dreizehnte Jahr in Folge – wenn auch teils sehr knapp – unter der Quote der Männer.
  • Männer haben ein höheres Risiko, ihre Beschäftigung zu verlieren und arbeitslos zu werden, aber auch bessere Chancen Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung wieder zu überwinden. Das liegt unter anderem daran, dass Männer oft in konjunktur- bzw. saisonabhängigen Berufen arbeiten.[6]

Die Abbildung 1 zeigt in Prozent die Anteile der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 15 bis unter 65 Jahre nach Branchen, Geschlecht und Arbeitszeit im Juni 2021 in Deutschland.


[7]

Verdienstunterschied

Der Verdienstunterschied von Frauen und Männern wird auch als geschlechtsspezifisches Lohngefälle oder als Gender-Pay-Gap [3] bezeichnet. Es beschreibt die Unterschiede des durchschnittlichen Brutto-Einkommens von Frauen und Männern. Ursächlich für dieses geschlechtsspezifische Lohngefälle ist zum Beispiel, die Berufswahl. So wählen Frauen häufiger Branchen oder Berufe, in denen die Bezahlungen geringer ausfallen oder Führungspositionen seltener zu erreichen seien.

Abbildung 2 zeigt den unbereinigten Gender-Pay-Gap, also die Differenz des Durchschnittsbruttoverdienst von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wie darin zu sehen ist, haben im Jahr 2021 Frauen pro Stunde durchschnittlich 18% weniger verdient als Männer. Sie erhielten durchschnittlich einen Bruttostundenverdienst von 19,12€ und somit 4,08€ weniger als Männer (23,30€). Männer mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiographien verdienten 2021 durchschnittlich 6% mehr als Frauen [8].

[9]

Darüber hinaus gibt es auch den bereinigten Gender-Pay-Gap, bei dem strukturelle Faktoren wie berufliche Unterschiede, Beschäftigungsumfang und Bildungsstand abgezogen werden. Der bereinigte Gender-Pay-Gap betrug in Deutschland im Jahr 2018 6%, was bedeutet, dass der Durchschnittsbruttoverdienst von Frauen 6% geringer war als der von Männern [10].

Relevanz für eine geschlechtergerechte Berufsorientierung in der Grundschule

Bereits im Kindesalter finden entscheidende Prozesse der Identitäts-, Persönlichkeits- und sozialen Entwicklung statt, die maßgeblich Einfluss auf die Ausdifferenzierung berufswahlrelevanter Kompetenzen haben [11]. Mit Hilfe verschiedener Sozialisationsinstanzen wie den Eltern, den Freunden oder den Medien, welche die Vorstellungen der Kinder über die Arbeitswelt und das Interesse an bestimmten Berufen beeinflussen, bahnen sich Interessen und Werte an [12]. Außerdem haben sie bereits früh eigene Berufswünsche und kennen durchaus Merkmale von Beruf und Arbeit [13]. Doch bereits in der Grundschule sind die Berufsmöglichkeiten aufgrund von Geschlechterstereotypen verengt.

Flensburger Studie

Die Flensburger Studie wurde im Jahr 1990 unter der Leitung von Edith Glumpler im Flensburger Raum durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Berufsvorstellungen bei Mädchen und Jungen im Grundschulalter zu erheben und die entsprechenden Wahlmotive zu differenzieren. Hierzu wurden unter anderem Aufsätze von Grundschulkindern der vierten Klasse ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass sich die Kinder bereits mit der gesellschaftlichen Berufsstruktur auseinandergesetzt haben und diese entweder widerspiegeln oder auch nach veränderten Wertungen suchen. Außerdem wird deutlich, dass die Teilung der Berufswünsche nach Geschlecht außerordentlich stark ausgeprägt sei. Die Wahl der Berufswünsche begründeten die Grundschulkinder häufig mit Vorbildern. So seien Väter oft Vorbild für ihre Söhne, jedoch nicht für ihre Töchter. Mütter haben hingegen, einen geringeren Einfluss auf den Berufswunsch ihrer Töchter als die Väter auf die Söhne. Allerdings zeige sich, dass Mädchen ein breiteres Spektrum an Berufswünschen aufweisen als die Berufswirklichkeit von Frauen widerspiegelte. Das mache deutlich, dass das Berufsorientierungs-Defizit im grundschulpädagogischen Denken problematisch sei [14].

Schlussfolgerungen für die pädagogische Praxis

Wichtig ist es, die Aspekte herauszufinden, die Grundlagen und Vorläufer berufswahlrelevanter Kompetenzen bilden und bis zum Übergang Schule-Beruf entwickelt sein sollten. Entscheidend sei, dass es sich um Kompetenzen handle, die bereits in der primaren Bildung, also bereits in der Grundschule, gefördert werden könnten [15]. Zu diesem Zweck können vier Faktoren beschrieben werden, die im Berufswahlprozess und dessen lebenslanger Ausgestaltung von besonderer Bedeutung seien: Informiertheit, Interesse, Prestige und Geschlechtertypik [16]. Eine frühe systematische Etablierung aller vier Faktoren scheint ratsam und notwendig. Für den Bildungsplan in Baden-Württemberg wurde unter anderem eine Leitperspektive Berufsorientierung [4] formuliert, die eine pädagogisch fundierte Berufsorientierung bereits als Aufgabe der Grundschule versteht. Lehrkräfte müssen jedoch entsprechend ausgebildet und auf diese Aufgabe vorbereitet werden, da sie die zentrale Rolle in der grundschulischen Berufsorientierung einnehmen können [17]. Sie sind wichtige Bezugspunkte und Vorbilder für die kindliche Entwicklung. Des Weiteren werden wirksame Instrumente benötigt, die es den Lehrkräften ermöglichen, individuelle wie fachliche Anknüpfungspunkte systematisch zu nutzen und bestimmte pädagogische sowie fachdidaktische Akzente vor dem Hintergrund der Voraussetzungen der Lernenden zu setzen [18]. Lehrkräfte sollten mit deren Hilfe unterrichtliche sowie außerunterrichtliche Prozesse thematisch und didaktisch unter der Perspektive von Berufsorientierung verstehen und umsetzen können [19]. Eine mögliche methodische Umsetzung der Beruflichen Orientierung in der Grundschule mit dem Ziel Geschlechterstereotype aufzubrechen, wäre der Einsatz von Rollenmodellen. Diese könnten biografische Vorbilder für die Berufsentwicklung darstellen [20].

Umsetzungsmöglichkeiten

Geschlechtersensible Berufsorientierung erfordert das Reflektieren der eigenen Geschlechter- und Berufsrollenbilder mit Hilfe der Lehrperson und soll Mädchen und Jungen…

  • bei der Erweiterung ihrer Berufs- und Lebensperspektiven jenseits von geschlechterstereotypen Bildern unterstützen,
  • breite Identifikationsmöglichkeiten bieten,
  • eine kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der geschlechterspezifischen Sozialisation ermöglichen.

Daher sollte bereits in der Primarstufe an einer konsequenten Auseinandersetzung mit individuellen Stärken, Fähigkeiten und Interessen gearbeitet werden sowie Stereotype reflektiert und hinterfragt werden.

Baum der Stärken und Erfolge

Mit Hilfe der Methode Baum der Stärken und Erfolge sollen die SchülerInnen sich ihrer eigenen Stärken, Wünsche und Ziele bewusstwerden und diese anhand einer Zeichnung bildlich darstellen. Hierfür wird auf ein Blatt Papier ein Baum mit Wurzeln gezeichnet oder die Vorlage verwendet. Nach einer Überlegungsphase zu den Stärken werden diese zu den Wurzeln des Baumes geschrieben. Eine hilfreiche Frage hierzu ist: „Was kannst du gut?“. Das kann ein Schulfach sein, indem die Schülerin oder der Schüler gut ist, aber auch eine Charaktereigenschaft oder auch Komplimente, die FreundInnen oder Familienmitglieder gemacht haben. In den Stamm wird geschrieben, was man noch alles gerne lernen oder machen möchte. Das kann ein Beruf, aber auch Fähigkeiten, Hobbys und Erfahrungen sein. Oben in der Baumkrone werden Dinge aufgeschrieben, worauf das Kind stolz ist, was ihm oder ihr schon gelungen ist. Hierbei ist die individuelle Wahrnehmung sehr wichtig! Elementar ist hierbei auch eine Reflexion und Sensibilisierung, angeleitet durch die Lehrkraft, sofern der Baum Geschlechterstereotypen folgt. Der Erfolgsbaum kann angemalt und im Klassenzimmer oder zu Hause aufgehängt werden. Er kann den SchülerInnen eine Hilfe sein, wenn etwas gerade nicht so gut läuft. Durch die Visualisierung erinnern sie sich an ihre tollen Eigenschaften und werden dadurch wieder gestärkt [21].

Berufe-Checkliste

Die SchülerInnen sollen sich bei der Berufe-Checkliste mit den eigenen Berufswünschen auseinandersetzen. Für einen selbständig ausgewählten Beruf werden Fragen auf einem Arbeitsblatt „Berufe-Checkliste“ (siehe QR-Code) beantwortet. Davor müssen die Kinder zuerst eine Recherche durchführen, die beispielsweise im Internet, durch eine Befragung oder einen Interviewleitfaden einer Person, welche den Beruf ausübt, stattfinden kann. Die gezielte Auswahl „geschlechtsuntypischer“ Berufe sollte hierbei im Vordergrund stehen. Im Anschluss sollten eine gemeinsame Besprechung, Diskussion und Reflexion der Erkenntnisse anschließen. Für die Grundschule sollte der Fragebogen entsprechend adaptiert werden. Dabei eignen sich Fragen zu „Wissen über den Beruf & Voraussetzungen“ und „Eigene Stärken, Fähigkeiten und Interessen“ [22].

Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei [5] wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen. Sie soll Akteurinnen und Akteure in Einrichtungen der Frühen Bildung, in Schulen, Hochschulen, Unternehmen, Einrichtungen der Berufsorientierung sowie Eltern beraten. Ein kurzes Erklärvideo [6] gibt einen Einblick über bestehende Klischees in der Berufs- und Studienorientierung und wie man diese aufbrechen kann, um auf lange Sicht mit der Berufsentscheidung glücklich zu werden [23].

Berufenavi

Zur Förderung der digitalen Bildung hat das BMBF im Jahr 2021 das Berufenavi [7] ins Leben gerufen. Hierbei werden Internetangebote zur Beruflichen Orientierung bundesweit gebündelt und an einer Stelle zentral verfügbar gemacht. Darüber hinaus bietet die Internetseite umfassende Hilfe zu allen Bereichen der Berufsfindung [24].

Boys and Girls Day

Der Boys [8] and Girls Day [9] [25] existiert seit dem Jahr 2001. Es ist ein bundesweites Projekt zur Berufs- und Studienorientierung von Jungen und Mädchen, da noch immer Rollenbilder die Berufswahl von vielen jungen Frauen und Männer beeinflussen. Der Tag soll dazu beitragen, die Berufschancen von Mädchen und Jungen in den bisher geschlechtlich unterrepräsentierten Berufsfeldern, wie im technologischen und naturwissenschaftlichen Bereich sowie im sozialen Bereich, auszubauen, um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, auf Karriere sowie auf Verdienst zu verbessern. Der Aktionstag findet einmal jährlich als eintägiges Schnupperpraktikum oder Workshop statt. SchülerInnen ab der 5. Klasse lernen Berufe oder Studienfächer kennen, bei denen der Frauen- oder Männeranteil unter 40 % liegt. Die SchülerInnen melden sich selbstständig für die Angebote vor Ort oder digitale Angebote an oder die Lehrkraft organisiert einen Projekttag und kooperiert dafür mit regionalen Unternehmen. Zur Unterstützung in der Schule steht didaktisches Material [10] zur Vor- und Nachbereitung des Tages bereit [26].


Literaturverzeichnis

  1. Bundesinstitut für Berufsbilung: Gendersensible Berufsorientierung. Online abgerufen unter https://www.bibb.de/de/16743.php, am 24.11.2022.
  2. Wiepcke, Claudia/ Pickard, Nadine (2011): Geschlechtergerechte Berufsorientierung in Schulbüchern. Evaluation ausgewählter Schulbücher in Baden-Württemberg. In: Schriftenreihe des Instituts für Gesellschaftswissenschaften der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd, Nr. 3
  3. Klischeefrei (2021): Vertikale Segregation des Arbeitsmarktes. https://www.klischee-frei.de/de/klischeefrei-faktenblatt-vertikale-segregation-des-arbeitsmarktes-102460.php
  4. Wiepcke (2011): Gender-specific Job Choices – Implications for Career Education as Part of Economic Education, In: International Journal of Pluralism and Economics Education Vol. II, Nr. 1.
  5. Statistisches Bundesamt (2019): Fakten zum Internationalen Männertag am 19. November 2019. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/11/PD19_N009_122.html
  6. Bundesagentur für Arbeit: Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung (2022): Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Frauen-und-Maenner/generische-Publikationen/Frauen-Maenner-Arbeitsmarkt.pdf?__blob=publicationFile
  7. Bundesagentur für Arbeit: Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung (2022): Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Frauen-und-Maenner/generische-Publikationen/Frauen-Maenner-Arbeitsmarkt.pdf?__blob=publicationFile
  8. Statistisches Bundesamt (2022): Gender Pay Gap 2021: Frauen verdienten pro Stunde weiterhin 18 % weniger als Männer. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_088_621.html
  9. Statista (2022): Gender Pay Gap: Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen in Deutschland von 2000 bis 2021. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3261/umfrage/gender-pay-gap-in-deutschland/
  10. Statista (2023): Bereinigter Gender Pay Gap: Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern in Deutschland von 2006 bis 2018 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1220561/umfrage/bereinigter-gender-pay-gap-in-deutschland/
  11. Dreer, B., & Lipowski, K. (2017): Instrumente der Berufsorientierung an der Grundschule. In T. Brüggemann, K. Driesel-Lange, & C. Weyer, Instrumente zur Berufsorientierung. Pädagogische Praxis im wissenschaftlichen Diskurs (S. 53-67). Münster: Waxmann Verlag.
  12. Dreer, B., & Lipowski, K. (2017): Instrumente der Berufsorientierung an der Grundschule. In T. Brüggemann, K. Driesel-Lange, & C. Weyer, Instrumente zur Berufsorientierung. Pädagogische Praxis im wissenschaftlichen Diskurs (S. 53-67). Münster: Waxmann Verlag.
  13. Bigos, M. (2020): Schule als kooperativer Akteur der Berufsorientierung. Eine qualitative Untersuchung an allgemeinbildenden Schulen. Mainz: Springer Gabler. S.51
  14. Kaiser, A. (2002): Berufsorientierung in der Grundschule. In Schudy, & Jörg, Berufsorientierung in der Schule. Grundlagen und Praxisbeispiele (S. 157-174). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
  15. Dreer, B., & Lipowski, K. (2017): Instrumente der Berufsorientierung an der Grundschule. In T. Brüggemann, K. Driesel-Lange, & C. Weyer, Instrumente zur Berufsorientierung. Pädagogische Praxis im wissenschaftlichen Diskurs (S. 53-67). Münster: Waxmann Verlag.
  16. Dreer, B., & Lipowski, K. (2017): Instrumente der Berufsorientierung an der Grundschule. In T. Brüggemann, K. Driesel-Lange, & C. Weyer, Instrumente zur Berufsorientierung. Pädagogische Praxis im wissenschaftlichen Diskurs (S. 53-67). Münster: Waxmann Verlag.
  17. Dreer, B., & Lipowski, K. (2017): Instrumente der Berufsorientierung an der Grundschule. In T. Brüggemann, K. Driesel-Lange, & C. Weyer, Instrumente zur Berufsorientierung. Pädagogische Praxis im wissenschaftlichen Diskurs (S. 53-67). Münster: Waxmann Verlag.
  18. Dreer, B., & Lipowski, K. (2017): Instrumente der Berufsorientierung an der Grundschule. In T. Brüggemann, K. Driesel-Lange, & C. Weyer, Instrumente zur Berufsorientierung. Pädagogische Praxis im wissenschaftlichen Diskurs (S. 53-67). Münster: Waxmann Verlag.
  19. Dreer, B., & Lipowski, K. (2017): Instrumente der Berufsorientierung an der Grundschule. In T. Brüggemann, K. Driesel-Lange, & C. Weyer, Instrumente zur Berufsorientierung. Pädagogische Praxis im wissenschaftlichen Diskurs (S. 53-67). Münster: Waxmann Verlag.
  20. Kampshoff, M., & Wiepcke, C. (2019): Geschlechtersensible Berufliche Orientierung - Fachdidaktischer Dreischritt für einen zeitgemäßen Wirtschaftsunterricht. In R. Schröder, Berufliche Orientierung in der Schule. Gegenstand der ökonomischen Bildung (S. 91-106). Wiesbaden: Springer VS.
  21. Österreichische Kinder- und Jugendvertretung (2013): Toolbox: Handbuch zur Förderung von Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendarbeit. Ideen und Werkzeuge. Wien.
  22. Österreichische Kinder- und Jugendvertretung (2013): Toolbox: Handbuch zur Förderung von Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendarbeit. Ideen und Werkzeuge. Wien.
  23. https://www.klischee-frei.de/de/index.php
  24. https://www.berufenavi.de
  25. https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-bw/2021-014
  26. https://www.bafza.de/engagement-und-aktionen/girlsday-und-boysday