Bearbeiten von „Grundlagen der Geschichtskultur

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Kein historisches Gemälde ist nur ästhetisch, kein Denkmal nur politisch und keine Ausstellung rein kognitiv gestaltet.
Kein historisches Gemälde ist nur ästhetisch, kein Denkmal nur politisch und keine Ausstellung rein kognitiv gestaltet.
Meistens überwiegt jedoch eine Dimension bei einem historischen Phänomen.
Meistens überwiegt jedoch eine Dimension bei einem historischen Phänomen.
Die Schwierigkeit des Verhältnisses der drei Dimensionen besteht darin, dass sobald eine Dimension den Prozess der Geschichtskultur dominiert, diese die anderen Dimensionen versucht zu instrumentalisieren <ref> vgl. Rüsen 1997, S. 40 </ref>.
Die Schwierigkeit des Verhältnisses der drei Dimensionen besteht darin, dass sobald eine Dimension den Prozess der Geschichtskultur dominiert, diese die anderen Dimensionen versucht zu instrumentalisieren <ref> vgl. Rüsen 1997, S. 40 </ref>.
Ein Dominieren der ästhetischen Dimension führt zu einer Ästhetisierung der historischen Erinnerung, die Dominanz der politischen Dimension zu einer Politisierung und die Dominanz der kognitiven Dimension zu einer Ideologisierung der Geschichtskultur.
Ein Dominieren der ästhetischen Dimension führt zu einer Ästhetisierung der historischen Erinnerung, die Dominanz der politischen Dimension zu einer Politisierung und die Dominanz der kognitiven Dimension zu einer Ideologisierung der Geschichtskultur.
Alle diese Tendenzen sind Vereinseitigungen, die auf Kosten der anderen Dimensionen gehen.
Alle diese Tendenzen sind Vereinseitigungen, die auf Kosten der anderen Dimensionen gehen.
So führt die Ästhetisierung meistens zu Defiziten der politischen Orientierung und der argumentativen Kraft des methodischen Vorgehens mit historischer Erinnerung <ref> vgl. Rüsen 1994, S. 18 </ref>.
So führt die Ästhetisierung meistens zu Defiziten der politischen Orientierung und der argumentativen Kraft des methodischen Vorgehens mit historischer Erinnerung <ref> vgl. Rüsen 1994, S. 18 </ref>.
Dass eine Dominanz der politischen Dimension sowohl auf Kosten von Wahrheitsansprüchen, als auch auf Kosten der Freiheit der Ästhetik geht und dabei die historische Erinnerung zum bloßen Mittel der Propaganda instrumentalisiert wird, hat z.B. der Nationalsozialismus bewiesen. Auch wenn die kognitive Dimension auf Kosten der politischen und der ästhetischen dominiert, tritt eine Verzerrung in der Geschichtskultur ein: Politische Herrschaftsansprüche werden dann kognitiv so aufgeladen, dass der Wahrheitsanspruch der Wissenschaft zum Dogmatismus einer Ideologie instrumentalisiert wird, wie der Marxismus-Leninismus gezeigt hat <ref> vgl. Rüsen 1994, S. 19f </ref>.
Dass eine Dominanz der politischen Dimension sowohl auf Kosten von Wahrheitsansprüchen, als auch auf Kosten der Freiheit der Ästhetik geht und dabei die historische Erinnerung zum bloßen Mittel der Propaganda instrumentalisiert wird, hat z.B. der Nationalsozialismus bewiesen.Auch wenn die kognitive Dimension auf Kosten der politischen und der ästhetischen dominiert, tritt eine Verzerrung in der Geschichtskultur ein: Politische Herrschaftsansprüche werden dann kognitiv so aufgeladen, dass der Wahrheitsanspruch der Wissenschaft zum Dogmatismus einer Ideologie instrumentalisiert wird, wie der Marxismus-Leninismus gezeigt hat <ref> vgl. Rüsen 1994, S. 19f </ref>.
 
Aus der Analyse dieser Wechselwirkungen lässt sich folgendes Prinzip gewinnen: „Diejenige historische Erinnerung kann ihre kulturelle Orientierungsfunktion am besten erfüllen, die ihre drei Dimensionen in relativer Autonomie belässt und zugleich wechselseitig kritisch aufeinander bezieht“ <ref> Rüsen 1997, S. 40 </ref>.
Aus der Analyse dieser Wechselwirkungen lässt sich folgendes Prinzip gewinnen: „Diejenige historische Erinnerung kann ihre kulturelle Orientierungsfunktion am besten erfüllen, die ihre drei Dimensionen in relativer Autonomie belässt und zugleich wechselseitig kritisch aufeinander bezieht“ <ref> Rüsen 1997, S. 40 </ref>.
 
Der Zusammenhang der drei Dimensionen der Geschichtskultur wird von dem übergreifenden Kriterium historischer Sinnbildung hergestellt.
Der Zusammenhang der drei Dimensionen der Geschichtskultur wird von dem übergreifenden Kriterium historischer Sinnbildung hergestellt. In vormodernen Gesellschaften war die Religion die allgemein akzeptierte Sinnquelle. Im Zuge der Modernisierung ist diese Quelle immer mehr versiegt. Es gab immer wieder Versuche kulturelle Instanzen einzubringen, die die Integrationsleistung der Religion übernehmen sollten (z.B. Geschichtsphilosophie), aber alle scheiterten an dem Problem der einseitigen Hervorhebung einer Dimension auf Kosten der anderen <ref> vgl. Rüsen 1995, S. 519 </ref>.
In vormodernen Gesellschaften war die Religion die allgemein akzeptierte Sinnquelle.
 
Im Zuge der Modernisierung ist diese Quelle immer mehr versiegt.
Es gab immer wieder Versuche kulturelle Instanzen einzubringen, die die Integrationsleistung der Religion übernehmen sollten (z.B. Geschichtsphilosophie), aber alle scheiterten an dem Problem der einseitigen Hervorhebung einer Dimension auf Kosten der anderen <ref> vgl. Rüsen 1995, S. 519 </ref>.
Auch wenn es im Modernisierungsprozess Sinndefizite gibt, darf jedoch nicht vergessen werden, dass jede der drei Dimensionen Sinnkriterien enthält, die aufeinander beziehbar sind: Im Bereich der Wissenschaft ist das die Rationalität des methodischen Verfahrens, im Bereich der Politik die Legitimität durch Rechtsprinzipien wie die Menschen - und Bürgerrechte und im Bereich der Kunst das Prinzip der ästhetischen Autonomie.  
Auch wenn es im Modernisierungsprozess Sinndefizite gibt, darf jedoch nicht vergessen werden, dass jede der drei Dimensionen Sinnkriterien enthält, die aufeinander beziehbar sind: Im Bereich der Wissenschaft ist das die Rationalität des methodischen Verfahrens, im Bereich der Politik die Legitimität durch Rechtsprinzipien wie die Menschen - und Bürgerrechte und im Bereich der Kunst das Prinzip der ästhetischen Autonomie.  
Diese Sinnkriterien haben einen „formalen Universalismus“ gemeinsam, in ihm drückt sich die Modernität von Geschichtskultur aus.  
Diese Sinnkriterien haben einen „formalen Universalismus“ gemeinsam, in ihm drückt sich die Modernität von Geschichtskultur aus.  

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