Bearbeiten von „Grundlagen der Geschichtskultur“
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SuS sollen kulturelle Tatsachen von Faktenwissen unterscheiden können; sie sollen lernen, mit kulturellen Tatsachen, die sich in kulturellen Objektivationen zeigen, umzugehen. Geschichtskulturell kompetente SuS müssen wissen, wie sie vom Faktenwissen zu kulturellen Tatsachen kommen und wie sie zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können. | SuS sollen kulturelle Tatsachen von Faktenwissen unterscheiden können; sie sollen lernen, mit kulturellen Tatsachen, die sich in kulturellen Objektivationen zeigen, umzugehen. Geschichtskulturell kompetente SuS müssen wissen, wie sie vom Faktenwissen zu kulturellen Tatsachen kommen und wie sie zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können. | ||
Die Kompetenzen, die sie dafür benötigen, lassen sich in fünf Bereiche zusammenfassen: | Die Kompetenzen, die sie dafür benötigen, lassen sich in fünf Bereiche zusammenfassen: | ||
*Wahrnehmungskompetenz führt zur Begegnung mit historischen Tatsachen. | |||
* | D.h. SuS müssen einen Blick für Geschichte und geschichtskulturelle Objektivationen bekommen. | ||
*Erschließungskompetenz führt zur Sachanalyse. | |||
* | Hierzu gehört der Umgang mit Quellen und Darstellungen oder anderen historischen Objekten und die Fähigkeit sich daraus ein Sachurteil zu bilden. | ||
*Interpretationskompetenz führt zum Sachurteil. | |||
* | Dies umfasst die Fähigkeit aus verschiedenen Arten historischer Darstellungen historischen Sinn zu erschließen und das Ganze in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. | ||
*Urteilskompetenz führt zum Werturteil. | |||
* | Damit ist gemeint, dass SuS lernen, sich selbst aufgrund der historischen Tatsachen ein Urteil zu bilden. | ||
*Die Darstellungskompetenz führt zu neuen historischen Zeugnissen. | |||
* | Das Selber-Schreiben ist ein Prozess des Ordnens, des Verknüpfens, des Sich-In-Beziehung-Setzens zur Vergangenheit. | ||
Wenn dies gelingt, entsteht eine neue historische Darstellung <ref> vgl. Gautschi 2009, S. 37f </ref>. | Wenn dies gelingt, entsteht eine neue historische Darstellung <ref> vgl. Gautschi 2009, S. 37f </ref>. | ||
Nehmen wir zur Veranschaulichung die Skulptur von Maurizio Cattelan „HIM“, die er 2001 geschaffen hat. Hier wird Hitler dargestellt, wie man ihn aus dem Geschichtsunterricht ''nicht'' kennt: Die Skulptur ist nur 1,40 cm groß, „HIM“ kniet und hält seine Hände vor dem Bauch verschränkt zusammen. Die SuS lernen, dass diese Skulptur in keinem Zusammenhang mit den niedergeschrieben Fakten steht, sondern eine wortlose, individuelle Interpretation des Künstlers ist. | |||
Die Skulptur provoziert kontrafaktische Überlegungen: „Hätte ein überlebender Hitler wie Brandt auf die Knie fallen können und alles wäre vergeben und vergessen gewesen? | Die Skulptur provoziert kontrafaktische Überlegungen: „Hätte ein überlebender Hitler wie Brandt auf die Knie fallen können und alles wäre vergeben und vergessen gewesen? | ||
Ist mit Brandt der Hitler in uns selbst auf die Knie gegangen“? <ref> Pandel 2009, S. 31 </ref> | Ist mit Brandt der Hitler in uns selbst auf die Knie gegangen“? <ref> Pandel 2009, S. 31 </ref> | ||
Ein weiteres Beispiel für die Förderung des Geschichtsbewusstseins und den Umgang mit Geschichtskultur ist die Einführung von fiktionalen historischen Jugendbüchern, wie z.B. „Wo warst du Robert?“ von Hans-Magnus Enzensberger, in den Geschichtsunterricht. | Ein weiteres Beispiel für die Förderung des Geschichtsbewusstseins und den Umgang mit Geschichtskultur ist die Einführung von fiktionalen historischen Jugendbüchern, wie z.B. „Wo warst du Robert?“ von Hans-Magnus Enzensberger, in den Geschichtsunterricht. | ||
Daran haben SuS in der Regel mehr Interesse, als an der bloßen Vermittlung historischer Fakten. | Daran haben SuS in der Regel mehr Interesse, als an der bloßen Vermittlung historischer Fakten. | ||
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Der Erwerb von Wissen über fiktionale Texte ist zwar ein indirekter, aber ein wirkungsvoller Weg: Beim Lesen darüber wie Menschen zu anderen Zeiten und Orten gelebt haben, erfahren die SuS auch immer etwas über sich selbst. | Der Erwerb von Wissen über fiktionale Texte ist zwar ein indirekter, aber ein wirkungsvoller Weg: Beim Lesen darüber wie Menschen zu anderen Zeiten und Orten gelebt haben, erfahren die SuS auch immer etwas über sich selbst. | ||
Die Lektüre fordert auf zum Vergleich mit der eigenen Zeit und den eigenen Lebensumständen <ref> vgl. Rox-Helmer 2009, S. 102ff </ref>. | Die Lektüre fordert auf zum Vergleich mit der eigenen Zeit und den eigenen Lebensumständen <ref> vgl. Rox-Helmer 2009, S. 102ff </ref>. | ||
'''Selbst entwickelte Umsetzungsmöglichkeiten''' | '''Selbst entwickelte Umsetzungsmöglichkeiten''' | ||
Eine Umsetzung in den Geschichtsunterricht wäre möglich durch ein historisches Ereignis und dessen besondere Beziehung zu einem [[Gegenständliche Quellen|Objekt]], welches noch heute präsent ist. Dessen Bedeutung könnte den SuS durch einen Besuch des Objektes näher gebracht werden. Eine anschließende Diskussion mit Reflexionsarbeit auf Seiten der SuS hilft ihnen, ihr Geschichtsbewusstsein zu intensivieren und in Diskussionen ihre Geschichtskultur auszuprägen. | Eine Umsetzung in den Geschichtsunterricht wäre möglich durch ein historisches Ereignis und dessen besondere Beziehung zu einem [[Gegenständliche Quellen|Objekt]], welches noch heute präsent ist. Dessen Bedeutung könnte den SuS durch einen Besuch des Objektes näher gebracht werden. Eine anschließende Diskussion mit Reflexionsarbeit auf Seiten der SuS hilft ihnen, ihr Geschichtsbewusstsein zu intensivieren und in Diskussionen ihre Geschichtskultur auszuprägen. | ||
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So können Narrationen entstehen, die beispielsweise einen Vergleich zwischen Vergangenheit, Gegenwart und sogar Zukunft ermöglichen. An kreativen Ausdrucksmöglichkeiten finden Schüler recht schnell Freude und lernen noch dazu einen sinnvollen Umgang mit- beziehungsweise Nutzungsmöglichkeiten des Web 2.0. | So können Narrationen entstehen, die beispielsweise einen Vergleich zwischen Vergangenheit, Gegenwart und sogar Zukunft ermöglichen. An kreativen Ausdrucksmöglichkeiten finden Schüler recht schnell Freude und lernen noch dazu einen sinnvollen Umgang mit- beziehungsweise Nutzungsmöglichkeiten des Web 2.0. | ||
Somit entwickeln SuS oft einen neuen Blickwinkel für bisher Unbekanntes und können auch ihre Kreativität und Fantasie fördern - die in jedem Alter von großer Bedeutung sind. | Somit entwickeln SuS oft einen neuen Blickwinkel für bisher Unbekanntes und können auch ihre Kreativität und Fantasie fördern - die in jedem Alter von großer Bedeutung sind. | ||
=== Mögliche Probleme der Umsetzung im Geschichtsunterricht === | === Mögliche Probleme der Umsetzung im Geschichtsunterricht === |