Bearbeiten von „Oral History

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Für die Befragung des Zeitzeugen sollen sich Gruppen  mit höchstens sechs Personen zusammenfinden. Die Rollenverteilung muss klar definiert werden (z.B. zwei Schülerinnen oder Schüler, die interviewen, zwei Schülerinnen oder Schüler, die sich Stichpunkte notieren und zwei, die sich um die Aufnahme kümmern).  
Für die Befragung des Zeitzeugen sollen sich Gruppen  mit höchstens sechs Personen zusammenfinden. Die Rollenverteilung muss klar definiert werden (z.B. zwei Schülerinnen oder Schüler, die interviewen, zwei Schülerinnen oder Schüler, die sich Stichpunkte notieren und zwei, die sich um die Aufnahme kümmern).  
Zunächst werden dem Zeitzeugen nochmals alle technischen Geräte und die Einzelheiten des Projektes erläutert, sofern es in dem Vorgespräch nicht schon ausführlich erklärt wurde.  
Zunächst werden dem Zeitzeugen nochmals alle technischen Geräte und die Einzelheiten des Projektes erläutert, sofern es in dem Vorgespräch nicht schon ausführlich erklärt wurde.  
Die moderne Oral History verwendet als Methode zur Gesprächsführung normalerweise den klient-zentrierten Ansatz, auch als personenzentrierter Ansatz bekannt (PCA), von Carl Rogers.  <ref> vgl. Lange: Methoden der Gesprächsführung. Interaktions- und Kommunikationsübungen. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 29 </ref> Grundlegend geht es dabei darum, vor allem aktiv zuzuhören und den Klienten durch offene Fragen, selbst auf sein Verhalten/ sein Problem zu lenken. Grundlegende Einstellungen des Therapeuten, also des Fragestellers in diesem Fall, sind Empathie (einfühlsames Verstehen), Wertschätzung (Akzeptieren, Anteilnahme), sowie Kongruenz (Unverfälschtheit, Echtheit). <ref> Rogers 1983 </ref>
Die moderne Oral History verwendet als Methode zur Gesprächsführung normalerweise den klient-zentrierten Ansatz, auch als personenzentrierter Ansatz bekannt (PCA), von Carl Rogers.  <ref> vgl. Lange: Methoden der Gesprächsführung. Interaktions- und Kommunikationsübungen. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 29 </ref> Grundlegend geht es dabei darum, vor allem aktiv zuzuhören und den Klienten durch offene Fragen, selbst auf sein Verhalten/ sein Problem zu lenken. Grundlegende Einstellungen des Therapeuten, also des Fragestellers in diesem Fall, sind Empathie (einfühlsames Verstehen), Wertschätzung (Akzeptieren, Anteilnahme), sowie Kongruenz (Unverfälschtheit, Echtheit). <ref> Rogers 1983 </ref>  
 
Neben dem aktiven Zuhören (signalisiert durch Körperhaltung, Mimik und Kommentare wie „aha“, „mhm“) inklusive offener Fragen (z.B. „Ich habe das eben nicht ganz verstanden…“), die den Interviewten möglichst nicht in eine Richtung lenken sollen, gehören auch Verbalisieren und ein adäquates Verhalten zu einer optimalen Gesprächsführung. <ref> vgl. Lange: Methoden der Gesprächsführung. Interaktions- und Kommunikationsübungen. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 29 </ref> Mit Verbalisieren ist eigentlich paraphrasieren gemeint, d.h. der Fragesteller fasst immer wieder zusammen, was der Interviewte gesagt hat, ohne dabei zu werten. Dies sollte allerdings nicht allzu oft verwendet werden, sondern nur gelegentlich. Der Fragesteller sollte auf keinen Fall Bagatellisieren (also Aussagen des Interviewten herunterspielen), Diagnostizieren (Diagnosen stellen), denn dadurch entsteht Distanz, Examinieren (direktive/ nicht-offene Fragen stellen, die den Interviewten lenken), denn der Interviewte bestimmt den Gesprächsverlauf, Interpretieren, Moralisieren (ein Werturteil über Aussagen abgeben) sowie Intellektualisieren (dem Interviewten Gründe für sein Verhalten erläutern). <ref> vgl. Lange: Methoden der Gesprächsführung. Interaktions- und Kommunikationsübungen. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 29 </ref>
Neben dem aktiven Zuhören (signalisiert durch Körperhaltung, Mimik und Kommentare wie „aha“, „mhm“) inklusive offener Fragen (z.B. „Ich habe das eben nicht ganz verstanden…“), die den Interviewten möglichst nicht in eine Richtung lenken sollen, gehören auch Verbalisieren und ein adäquates Verhalten zu einer optimalen Gesprächsführung. <ref> vgl. Lange: Methoden der Gesprächsführung. Interaktions- und Kommunikationsübungen. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 29 </ref> Mit Verbalisieren ist eigentlich paraphrasieren gemeint, d.h. der Fragesteller fasst immer wieder zusammen, was der Interviewte gesagt hat, ohne dabei zu werten. Dies sollte allerdings nicht allzu oft verwendet werden, sondern nur gelegentlich. Der Fragesteller sollte auf keinen Fall Bagatellisieren (also Aussagen des Interviewten herunterspielen), Diagnostizieren (Diagnosen stellen), denn dadurch entsteht Distanz, Examinieren (direktive/ nicht-offene Fragen stellen, die den Interviewten lenken), denn der Interviewte bestimmt den Gesprächsverlauf, Interpretieren, Moralisieren (ein Werturteil über Aussagen abgeben) sowie Intellektualisieren (dem Interviewten Gründe für sein Verhalten erläutern). <ref> vgl. Lange: Methoden der Gesprächsführung. Interaktions- und Kommunikationsübungen. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 29 </ref>
 
Das Interview kann in drei Phasen aufgeteilt werden:=====I.Phase=====
Das Interview kann in drei Phasen aufgeteilt werden:
 
*'''I.Phase'''
Das Interview beginnt mit einer offenen Einstiegsfrage, damit der Zeitzeuge allmählich warm wird und ein Teil seiner Nervosität von ihm fällt. Hierbei können Fragen über das Wetter oder die Wohnung gestellt werden. Danach soll eine sehr offene Eingangsfrage zum Thema gestellt werden. Dabei hat der Zeitzeuge die Möglichkeit sich wieder in die Situation hineinzudenken und mögliche Erinnerungen aufleben zu lassen. In dieser Phase hält sich der Interviewer betont zurück, um den Zeitzeugen nicht einzuengen. Selbstverständlich dürfen jedoch Verständnisfragen oder Fragen zur chronologischen Einordnung gestellt werden.  
Das Interview beginnt mit einer offenen Einstiegsfrage, damit der Zeitzeuge allmählich warm wird und ein Teil seiner Nervosität von ihm fällt. Hierbei können Fragen über das Wetter oder die Wohnung gestellt werden. Danach soll eine sehr offene Eingangsfrage zum Thema gestellt werden. Dabei hat der Zeitzeuge die Möglichkeit sich wieder in die Situation hineinzudenken und mögliche Erinnerungen aufleben zu lassen. In dieser Phase hält sich der Interviewer betont zurück, um den Zeitzeugen nicht einzuengen. Selbstverständlich dürfen jedoch Verständnisfragen oder Fragen zur chronologischen Einordnung gestellt werden.  


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In dieser Phase ist es besonders wichtig, den Zeitzeugen frei erzählen zu lassen. Ist dies nicht der Fall, fühlt er sich in seiner Entscheidungskraft, was und worüber er erzählen will, eingeengt.  
In dieser Phase ist es besonders wichtig, den Zeitzeugen frei erzählen zu lassen. Ist dies nicht der Fall, fühlt er sich in seiner Entscheidungskraft, was und worüber er erzählen will, eingeengt.  


*'''II. Phase'''
=====II. Phase=====
Nun kommen Rückfragen zum Gehörten oder die vorbereiteten Fragen zum Einsatz. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler offene Fragen stellen und den Befragten nicht zu sehr ausfragen. Der Zeitzeuge soll möglichst frei über sich reden (z.B. über Schule, Eltern, Beruf und politische Ansichten). Dabei erkennt man schon bald eine bestimmte Einstellung und eine grundlegende Prägung des Befragten. Die Schülerinnen und Schüler merken schnell, dass sie immer neugieriger werden, je mehr sie von den Geschichten und Anekdoten des Befragten erfahren. An geeigneten Stellen können sie nach Fotos, Dokumenten oder Gegenständen fragen, um eine zusätzliche Quellenbasis heranzuziehen, die auch weitere Erinnerungen des Zeitzeugen anregen können.  
Nun kommen Rückfragen zum Gehörten oder die vorbereiteten Fragen zum Einsatz. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler offene Fragen stellen und den Befragten nicht zu sehr ausfragen. Der Zeitzeuge soll möglichst frei über sich reden (z.B. über Schule, Eltern, Beruf und politische Ansichten). Dabei erkennt man schon bald eine bestimmte Einstellung und eine grundlegende Prägung des Befragten. Die Schülerinnen und Schüler merken schnell, dass sie immer neugieriger werden, je mehr sie von den Geschichten und Anekdoten des Befragten erfahren. An geeigneten Stellen können sie nach Fotos, Dokumenten oder Gegenständen fragen, um eine zusätzliche Quellenbasis heranzuziehen, die auch weitere Erinnerungen des Zeitzeugen anregen können.  
Kritik und eigene Deutung sind im Interview fehl am Platz. Die Schülerinnen und Schüler dürfen zwar den Zeitzeugen auf Widersprüche aufmerksam machen, sollen dabei aber nicht belehrend sein. Auch wenn die Schülerinnen und Schüler nicht mit den Einstellungen oder Handlungen des Zeitzeugen einverstanden sind, dürfen sie ihm keine Vorwürfe machen. Der Zeitzeuge soll das Gefühl haben, verstanden zu werden und eine positive Rückmeldung erlangen.  
Kritik und eigene Deutung sind im Interview fehl am Platz. Die Schülerinnen und Schüler dürfen zwar den Zeitzeugen auf Widersprüche aufmerksam machen, sollen dabei aber nicht belehrend sein. Auch wenn die Schülerinnen und Schüler nicht mit den Einstellungen oder Handlungen des Zeitzeugen einverstanden sind, dürfen sie ihm keine Vorwürfe machen. Der Zeitzeuge soll das Gefühl haben, verstanden zu werden und eine positive Rückmeldung erlangen.  


*'''III. Phase'''
=====III. Phase===== 
In dieser letzten Phase werden Punkte angesprochen, die noch nicht behandelt wurden und noch offene Fragen können geklärt werden. Danach bedanken sich die Schülerinnen und Schüler und verabschieden sich. Dabei ist es wichtig, dass das Interview nicht abrupt endet, sondern sozusagen ausklingt, wie zum Beispiel durch einen Rückblick auf das Gespräch oder durch eine Plauderei über Aktuelles. <ref> vgl. Henke-Bockschatz: Frage- und Dokumentationstechnik. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 32 </ref>
In dieser letzten Phase werden Punkte angesprochen, die noch nicht behandelt wurden und noch offene Fragen können geklärt werden. Danach bedanken sich die Schülerinnen und Schüler und verabschieden sich. Dabei ist es wichtig, dass das Interview nicht abrupt endet, sondern sozusagen ausklingt, wie zum Beispiel durch einen Rückblick auf das Gespräch oder durch eine Plauderei über Aktuelles. <ref> vgl. Henke-Bockschatz: Frage- und Dokumentationstechnik. In: Geschichte lernen, Heft 76 (2000), S. 32 </ref>


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