Portfolio

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E-Portfolios[Bearbeiten]

Obwohl das E-Portfolio innerhalb der verschiedenen Bildungssektoren häufig diskutiert wird, wurde noch kein einheitlicher Begriff für die zahlreichen Modelle gefunden. Der ursprüngliche Begriff Portfolio kommt aus dem Lateinischen und beschreibt eine Sammelmappe, die zur Darstellung umhergetragen werden kann (vgl. Salzburg Research). Die bloße Übersetzung bietet aber keine ausreichende Beschreibung und lässt Spielraum für ausufernde Interpretationsmöglichkeiten. Im Rahmen dieser Arbeit beziehe ich mich daher auf die Taxonomie von Baumgartner, Himpsl und Zauchner die zwischen dem Reflexionsportfolio, dem Entwicklungsportfolio und dem Präsentationsportfolio unterscheiden (vgl. Arnold: 2011). Da letztere sich hauptsächlich auf die berufliche Laufbahn und die Außenwirkung konzentrieren, somit also in diesem Kontext von geringerer Bedeutung sind, werde ich ausschließlich auf das Reflexionsportfolio eingehen.

Das E-Portfolio als Dokumentations- und Reflexionsinstrument[Bearbeiten]

Das Hauptmerkmal des Reflexionsportfolios ist im Namen schon genannt. Im Mittelpunkt stehen Dokumentation und Reflexion der eigenen Lernprozessen und der damit verbundenen persönlichen Entwicklung. Eine anschauliche Definition hierfür bietet die Salzburg Research Forschungsgesellschaft: „E-Portfolio ist eine digitale Sammlung von “mit Geschick gemachten Arbeiten“ (=lat. Artefakte) einer Person, die dadurch das Produkt (Lernergebnisse) und den Prozess (Lernpfad/Wachstum) ihrer Kompetenzentwicklung in einer bestimmten Zeitspanne und für bestimmte Zwecke dokumentieren und veranschaulichen möchte. Die betreffende Person hat die Auswahl der Artefakte selbstständig getroffen, und diese in Bezug auf das Lernziel selbst organisiert. Sie (Er) hat als Eigentümer(in) die komplette Kontrolle darüber, wer, wann und wie viel Information aus dem Portfolio einsehen darf.“ Besonderen Wert legen die Autoren auf die Übersetzung der Artefakte, den “mit Geschick gemachten“ Inhalt des Portfolios, denn so kann die Interpretation des Portfolios als einfach Sammelmappe von Erinnerungsstücken oder berühmten Schriften ausgeschlossen werden.

Die Arbeit am E-Portfolio wurde von der Forschungsgesellschaft in fünf Schritte zusammengefasst. Die Abbildung benennt die einzelnen Punkte und symbolisiert durch die spiralförmige Anordnung die Verdichtung des Lernprozesses.onische Wissensdokumentation, um esse

Das E-Portfolio als Bewertungsinstrument[Bearbeiten]

Im Gegensatz zu herkömmlichen Bewertungsmethoden ist die Bewertung mithilfe des E-Portfolios kompetenzorientiert. Es wird eine ganzheitliche Betrachtung des Geleisteten und der dabei erworbenen Kompetenzen angestrebt. So führt erst die Präsentation der Artefakte als wesentlicher Bestandteil der Portfolioarbeit zum Abschluss und zur Vollständigkeit. Hierbei werden zwei Vorgabemöglichkeiten angewandt. Das formative Assessment soll der Unterstützung des Lernens dienen und ist zukunftsorientiert. Der Lehrende nimmt hierbei eine Beraterfunktion ein und lässt dem Lernenden Entscheidungsraum bei der Wahl der Artefakte und des Publikums. Diese Form der Bewertung soll die intrinsische Motivation fördern und eine Orientierung für noch bestehende Lernbedürfnisse bieten. Das Portfolio verfügt meist über eine flexible Zeiteinteilung. Das summative Assessment hingegen ist in der Regel von der Bildungsinstitution vorgegeben und bietet wenig Entscheidungsfreiheit für die Lernenden. Sowohl die Artefakte als auch das Publikum sind vorgeschrieben. Diese Art der Bewertung soll Erkenntnis darüber bringen, was bis zum Zeitpunkt der Abgabe gelernt wurde und spielt sich daher in einem festen Zeitrahmen (z.B. innerhalb eines Schuljahres) ab (vgl. Salzburg Research Forschungsgesellschaft: 2007).



Voraussetzungen für den Einsatz eines E-Portfolios im Unterricht[Bearbeiten]

Um eine effektive Nutzung des E-Portfolios im Schulunterricht ermöglichen zu können muss einiges an medienpädagogischer-und didaktischer Vorarbeit geleistet werden. Im Folgenden konzentriere ich mich auf die drei mir am wichtigsten erscheinenden Punkte.


Klare Erwartungsformulierung

Eine große Herausforderung stellt die schon erwähnte fehlende einheitliche Durchführung des Portfoliokonzepts dar. Es muss also eine klare Formulierung der Erwartungen geben, um die erwünschten Ergebnisse zu erhalten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das E-Portfolio als reine Dokumentation ausgearbeitet wird. Um dem entgegenzuwirken, könnten die Bewertungskriterien schon bei der Einführung präsentiert werden. Ich halte hierfür den Vorschlag des reifen Portfolios von Challis (vgl. ebd. S. 32) für sehr geeignet, weil es eine intensive Reflexion fordert, vielseitige Kompetenzzuwächse ermöglicht (Medienkompetenz, personale Kompetenz, etc.) und trotz einheitlichen Bewertungskriterien individuelle Lösungsmöglichkeiten zulässt bzw. wünscht. Challis stellt folgende sechs Kriterien auf. Auswahl des Materials: Das Material des E-Portfolios wird sorgfältig ausgewählt, sodass ein in sich schlüssiges Gesamtwerk entsteht. Es gibt keinen missverständlichen oder unpassenden Beitrag. Level der Reflexion: Die Reflexion sollte Tiefe und Gründlichkeit aufweisen und sowohl eigene Einschätzungen beinhalten als auch auf Rückmeldung anderer eingehen. Inhalt: Der Inhalt sollte sprachlich korrekt verfasst sein, gute und langfristige Überlegungen darstellen und das Thema vielschichtig und breitgefächert präsentieren. Einsatz von Multimedia: Ein sinnvoller und qualitativ hochwertiger Einsatz von Medien sollte gewährleistet sein und die Beiträge veranschaulichen. Design: Die Darstellung sollte übersichtlich und angemessen gestaltet sein und die Persönlichkeit des Autors repräsentieren. Navigation: Eine gute Navigation zeichnet sich durch klare Strukturen und umfassende Vernetzung aus, die dem Nutzer individuelle Wege ermöglicht.

Diesem Konzept ist hinzuzufügen, dass diese Kriterien vom Idealfall ausgehen und deshalb nicht einfach übernommen werden können, sondern der jeweiligen Lerngruppe angepasst werden müssen.

Eignungsanalyse der Lerngruppe

Die Arbeit mit dem E-Portfolio ist sehr modern und kann daher nicht auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Die meisten SuS sind das eigenverantwortliche Lernen nicht gewohnt und benötigen daher sehr viel Unterstützung und Übung. Um festzustellen, wie viel Hilfestellung benötigt wird und welche Rahmenbedingungen noch verändert werden müssen, könnte der Fragekatalog der Salzburger Forschungsgruppe (vgl. ebd.) hilfreich sein, den ich versucht habe, auf die Schule zu übertragen:


  • Eignet sich mein Unterrichtsfach für offene Portfolioarbeit?
  • Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Arbeit mit E-Portfolios?
  • Welche Vorerfahrung in der methodischen Portfolioarbeit haben die SuS? Wie gut sind sie z. B. mit den Regeln des „Feedback geben und empfangen“ vertraut?
  • Wie gut sind die IT-Kenntnisse meiner SuS?
  • Welche E-Portfolio-Software ist für meine SuS geeignet?
  • Welche Strategie hat die Schule zur Sicherung der E-Portfolio-Daten?


Je nach Einschätzung muss der/die Lehrende die geeignete Unterstützung bieten. Das kann bedeuten, dass darauf geachtet wird, dass die Lernenden sich realistische Lernziele setzten, ihre Materialienauswahl begründen oder einzelne Portfoliobereiche sauber trennen. Es kann aber auch bedeuten, dass erst die technischen Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden müssen (vgl. Sippel; Kamper; Florian: 2011). Die realistische Einschätzung dieser Faktoren ist maßgeblich für das Gelingen des E-Portfolios verantwortlich.

Schaffen einer neuen Lernkultur

“Müssen wir heute wieder so lernen wie wir selber wollen oder
dürfen wir das tun, was Sie von uns verlangen?”
(Zur Paradoxie von selbstbestimmten Lernen - Greif & Kurtz, 1996, S. 29)

Die Arbeit mit dem E-Portfolio enthält das Potential eines Wandels von der reinen Wissensvermittlung hin zur Kompetenzentwicklung. Das Modell lässt sich aber nicht einfach in der Praxis anwenden. Sowohl SuS als auch viele Lehrende sind in alten Lernstrukturen verhaftet. Es bedarf nicht nur vieler Veränderungen in Bezug auf die institutionellen Rahmenbedingungen sondern auch die Einstellung zum Lernen muss grundlegend überdacht werde um das Potential des E-Portfolios voll ausschöpfen zu können. Ein wichtiges Element in diesem Prozess ist die Stärkung der Selbstorganisation und Reflexionsfähigkeiten der Lernenden sowie die Unterstützung des lebenslangen Lernens (vgl. Sippel; Kamper; Florian: 2011).

Dieses Verständnis von Bildung ist keine Erfindung unserer Generation, sondern eher als Rückbesinnung auf alte Weisheiten- nämlich die Vorstellungen von Klassikern wie Kant, Humboldt, etc. - zu verstehen. In “Theorie der Bildung des Menschen“ versteht Humboldt Bildung als Selbstzweck, also unabhängig von äußeren Vorteilen. Für ihn steht „Im Mittelpunkt aller besonderen Arten der Thätigkeiten […] der Mensch“ (Hg. Flitner 2002: 1) „in ihm sind mehrere Fähigkeiten, ihm denselben Gegenstand in verschiedenen Gestalten […] vor seine Betrachtung zu führen. Mit allen diesen […] muss er die Natur aufzufassen versuchen, nicht sowohl um sie von allen Seiten kennen zu lernen, als vielmehr um durch diese Mannigfaltigkeit der Ansichten die eigene inwohnende Kraft zu stärken“ (ebd. S.2). Dieses Zitat verdeutlicht ein Verständnis von Bildung, das zwar fordert die Welt von möglichst vielen Seiten kennen zu lernen, dieses Wissen aber nicht einfach zusammenhangslos anzusammeln, sondern durch die „Verknüpfung unseres Ichs mit der Welt [also diesem Wissen]“ (ebd.) für uns nutzbar und wertvoll zu machen.

Das kann nur durch eine intensive Auseinandersetzung geschehen. Um eine solch tiefe Reflexion zu ermöglichen, muss aber die Rolle des Lehrenden sich grundlegend ändern. Es muss klar sein, dass auch er/sie nicht alles weiß und selbst noch lernen darf. Dies erfordert ein hohes Maß an Selbstkritik und Mut auf Seiten der Lehrenden. Aber nur so kann er/sie als BeraterInn verstanden und SuS das Lernen als lebenslanger, persönlicher Prozess vermittelt werden. Die Angst vor Misserfolg kann genommen werden, wenn deutlich wird, dass alle –einschließlich Lehrende- sich auf einem Lernweg befinden, der niemals abgeschlossen sein wird. Dies fördert ein Lernklima, indem auch die Feed-back Kultur ihren Schrecken verliert. Kritik wird nicht als Bestandsaufnahme aller Unzulänglichkeiten betrachtet, sondern der Wert des Weiterbringens und der individuellen Förderung wird in den Vordergrund gestellt. Ich bin der Meinung, dass SuS nur in einem solchen Lernklima bereit sind sich ihre Schwächen selbst einzugestehen und sie anderen zu offenbaren. Mit dieser tiefen Einsicht in die Persönlichkeit der SuS muss sehr verantwortungsbewusst und sensibel umgegangen werden.

Wozu ein E-Portfolio?[Bearbeiten]

Im Folgenden werde ich die Vorteile eines E-Portfolios in der Lehrerbildung, im Lehrerberuf und im Unterricht erläutern.

E-Portfolio in der Lehrerbildung[Bearbeiten]

Ein an der Pädagogischen Hochschule wohl berühmt-berüchtigter Satz ist die Aussage der Seminarleiter, die das Referendariat begleiten. „Vergessen Sie alles, was sie an der PH gelernt haben, jetzt sind Sie im Referendariat.“ Hin und wieder wird auch der sogenannte Praxis- Schock in den Mund genommen. Mir stellt sich die Frage, was der Grund für die Lücke zwischen Theorie und Praxis sein könnte. Eine mögliche Ursache könnte das gleiche Phänomen wie in der Schule sein. Die SuS haben das Wissen zwar angesammelt, können es aber nicht anwenden, weil es für sie keine praktische Relevanz hat. Ich denke auch für uns Studenten ist das Gelernte oft bedeutungslos und findet keinen Anklang in der unterrichtspraktischen Erfahrung, die zum Teil in den Praktika und später dann im Referendariat gemacht wird.

Die Arbeit mit dem Portfolio bietet die Chance einer Verknüpfung von Theorie und Praxis. Durch das Reflektieren des eigenen Handelns in den verschiedenen Praktika kann ein tieferes Verständnis für die Praxis gewonnen werden. Im Idealfall bietet die Hochschulbetreuung den theoretischen Hintergrund und kann somit Erklärung bieten, warum manche Vorhaben nicht wie geplant durchführbar waren, oder warum sich manche SuS entsprechend verhalten. Das simple Wissen darüber hilft aber noch nicht viel weiter. Das Wissen muss eine Bedeutung bekommen. Diese Bedeutung wird ihm durch die Einbettung in einen individuellen Zusammenhang zwischen Praxis und Theorie gegeben. So ist zum Beispiel das Wissen darüber, dass ein stark autoritäres Auftreten ein Unterrichtsgespräch oder eine erhoffte Diskussion hemmt wenig hilfreich, wenn ich nicht erkenne, dass mein Auftreten genau dem entspricht. Die Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit der Theorie macht eine Veränderung der Situation möglich und ist dadurch erst gewinnbringend (vgl. Bolle: 2009)

Außerdem dient das E-Portfolio der Dokumentation eigener Lernprozesse. Die Schwierigkeiten und Hindernisse, die im Laufe eines Projektes auftauchen werden aber nicht nur festgehalten, sondern es werden auch Lösungsstrategien entwickelt. So entsteht ein Werk, das beim Einsatz einer Projektarbeit im Unterricht zu Rate gezogen werden kann, denn es zeigt potentielle Schwierigkeiten der SuS auf und schafft Orientierung darüber, wo die SuS eventuell Hilfe benötigen.

E-Portfolio im Lehrerberuf[Bearbeiten]

Auch im Lehrerberuf kann das Schreiben eines E-Portfolios durchaus hilfreich sein, denn durch regelmäßige Reflexion entsteht ein differenziertes Bild über die eigene Persönlichkeit. Lehrer/innen sind im Schulalltag häufig mit Kritik durch Kollegen, SuS und Eltern konfrontiert. Eine angemessene Selbsteinschätzung kann dazu befähigen, berechtigte Kritik anzunehmen, unberechtigte Kritik abzuweisen und vor allem das eine vom anderen zu unterscheiden.

Zudem kann ein E-Portfolio sich positiv auf die Beziehung zwischen Lehrenden und der Klasse auswirken. Der Wille zur Arbeit an sich selbst demonstriert den Willen zur Verbesserung und vermittelt den SuS das Gefühl der Verbundenheit mit dem/der Lehrenden. So kann ein Arbeitsklima entstehen, indem beide Parteien sich wohl fühlen und die das Gefühl haben, voneinander lernen zu können. (siehe Kapitel “Schaffen einer neuen Lernkultur“)

Ein weiterer Vorteil des E-Portfolios im Lehrerberuf ist die Möglichkeit des Austauschs mit Kollegen. Eine ausführliche Dokumentation des Unterrichts oder des Projektes gewährt dem Kollegium Einblicke in die einzelnen Schritte, auftauchende Probleme und Potentiale der SuS. Dies kann als Anregung dienen oder aber Instrument zur Verbesserung und Fortschritt sein.

E-Portfolio im Unterricht[Bearbeiten]

Der Einsatz des E-Portfolios im Unterricht bietet neben der oben genannten kompetenzorientierten Leistungsbeurteilung die Möglichkeit des persönlichen Überblicks über Geleistetes. SuS haben einen klaren Einblick in die verschiedenen Arbeitsschritte und haben so genau vor Augen, wer wie viel gemacht hat. So haben sie die Chance ihre eigene Leistung einzuschätzen und sehen bei anderen, wie viel möglich wäre. Dies erfordert allerdings eine gesunde Selbsteinschätzung, die durch Übung gefördert werden kann. Letztlich kann so Teamsituationen vorgebeugt werden, in denen ein oder zwei SuS die ganze Arbeit machen und alle bekommen am Ende die gleiche Note.

Das E-Portfolio bietet eine ganz andere Methode des Feed-back für den Lehrenden, denn die SuS geben ihre Rückmeldung fast nebenbei, indem sie die Probleme schildern und analysieren. In manchen Situationen kann es zum Beispiel sein, dass die SuS festhalten, dass sie nicht wussten, was sie machen sollten. Wird diese Rückmeldung nur von einem/r Schüler/in gegeben ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese/r nicht zugehört hat, als die Aufgabe mitgeteilt wurde. Haben alle SuS das gleiche Problem, kann es an einer unklaren Aufgabenstellung liegen.

Der wohl größte Vorteil des E-Portfolios liegt in der individuellen Förderung. Zum einen wird der Lehrende während der Unterrichtszeit entlastet und kann somit direkt auf einzelne SuS eingehen. Zum anderen erhält der Lehrende durch die E-Portfolios einen Überblick über die Schwierigkeiten einzelner SuS und kann ihnen individuelle Hilfestellungen geben.


Problematik eines E-Portfolios[Bearbeiten]

Neben den Chancen, die das E-Portfolio bietet, hat es auch Grenzen und birgt Gefahren, derer man sich bewusst sein sollte um die Methode nicht dem Zweck zu entfremden. Im Folgenden werde ich auf drei Kritikpunkte eingehen, die durchaus noch ergänzt werden könnten. Ich beschränke mich auf diese drei, um aufzuzeigen, dass Kritik berechtigt ist, dass einige Punkte sich aber nicht auf das E-Portfolio als solches beziehen, sondern auf die Umstände, die einiger Veränderung bedürfen.


Wenige empirische Daten


Ein Mangel an empirischer Forschung macht die Analyse über den Erfolg und die Problematik des E-Portfolios sehr schwierig. Es ist noch nicht ausreichend festzustellen, ob der erhoffte Lernerfolg und die Verbesserung der Leistungen sich tatsächlich in der Praxis widerspiegeln. Dies liegt aber vor allem an der kurzen Zeitspanne, seit der das Portfolio Anklang in den verschieden Bildungssektoren findet (vgl. Salzburger Research Forschungsgesellschaft).


Fehlende systematische Einführung des E-Portfolios


„The multiplicity of purposes for portfolios seem to give permission for free interpretation” (Mitchell 1992, 103)

Wie schon im zweiten Kapitel angesprochen, erschwert das uneinheitliche Verständnis von einem E-Portfolio dessen effiziente Umsetzung. Oftmals wird das Reflexionsportfolio mit dem Präsentationsportfolio verwechselt und dadurch auf die Selbstdarstellung in einem erweiterten Lebenslauf reduziert. Der Reflexionsaspekt wird dabei fast gänzlich verdrängt, wodurch das kompetenzorientierte und selbsttätige Lernen nur unzulänglich unterstützt wird. Vorträge an Schulen, Hochschulen und Betrieben könnten womöglich für mehr Klarheit und ein einheitliches Verständnis sorgen und somit den Rahmen des Möglichen erweitern.


Persönliches soll der Beurteilung dienen?

Thomas Häcker setzt sich intensiv mit den Chancen und Herausforderungen des E-Portfolios auseinander und bemängelt unter anderem auf die fehlende Schulung vieler Lehrkräfte, die Bemühungen der SuS wahrzunehmen und diese kompetent zu bewerten (vgl. Häcker: 2011). Genau das ist aber ein wesentlicher Unterschied zwischen der herkömmlichen Leistungsbeurteilung und der kompetenzorientierten Beurteilung. Das Bemühen und die Entwicklung der SuS muss in die Bewertung mit einfließen. Wird am Ende nur das Ergebnis beurteilt, grenzt sich das E-Portfolio kaum von der Leistungsbenotung ab. Dies hat zur Konsequenz, dass SuS kein Vertrauen gewinnen können, dass ihre Bemühungen gesehen und ernst genommen werden. In einer solchen Situation wird wohl keiner seine eigenen Schwächen bekannt geben, ohne befürchten zu müssen, dass diese sich negativ auf die Note auswirken. Häcker warnt vor zunehmender Ökonomisierung des Selbst und vor damit verbundenem Leistungsdruck. Die SuS werden für ihren Erfolg und ihr Scheitern mehr und mehr zur Verantwortung gezogen, was Minderjährige möglicherweise überfordern könnte. Dem könnte der Wandel in der Lehrerbildung entgegenwirken, die darauf ausgerichtet wird, Lehrende für individuelle Entwicklungsschritte zu sensibilisieren und Bildung im Humboldt’schen Sinne zu vermitteln.



Fazit[Bearbeiten]

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das E-Portfolio eine moderne Lern-und Beurteilungsmethode darstellt, die ein großes Potential zur Veränderung von Unterricht und Lernen beinhaltet. Das E-Portfolio bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Selbsttätigkeit der SuS zu steigern, die Gruppendynamik zu verändern und das Voneinander- Lernen zu bereichern.

Jedoch muss auch festgestellt werden, dass diese Methode einen Rahmen benötigt, der zum jetzigen Zeitpunkt in vielen Aspekten, wie Lernkultur, Lehrerbildung und Interpretationsvarianten nicht gegeben ist. Es bedarf noch einiger Schritte, die im Laufe der Zeit aber gemacht werden können.

In meinen Augen ist das E-Portfolio ein großer Schritt in Richtung lebenslanges Lernen, weil es durch eine veränderte Lernkultur die Einstellung hierzu verändern kann. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass es bei falscher Umsetzung große Gefahren mit sich bringen kann (z.B. Selbstökonomisierung). Es muss eine Umsetzung und Begleitung des E-Portfolios mit einem einheitlichen Verständnis von Seiten der Hochschulen und der Lehrer geben, um mögliche Fehlinterpretationen und Abweichungen zu erkennen und dem entgegenzuwirken. Der einfachste Weg dahin wird wohl bei den Pädagogischen Hochschulen beginnen, denn wenn angehende Lehrer/innen das Konzept des E-Portfolios verstanden und verinnerlicht haben, können sie den Anforderungen einer kompetenten Begleitung entsprechen und in kleinen Schritten in die Praxis umsetzten.

== Literatur ==


Online Literatur

Arnold, Patricia (2011): E-Portfolios-Kompetenzorientierung beim Lernen, Lehren und Prüfen? Online verfügbar unter http://www.e-learning-zeitschrift.org/03_2011/editorial.php, zuletzt geprüft am 02.01.2012.


Bolle, Rainer (2009): Portfolio Schulpraktische Studien. II. Weiterführende Erläuterungen, Beispiele und Literatur. Online verfügbar unter https://www.ph-karlsruhe.de/fileadmin/user_upload/studium/Schulpraxis/Portfolio_II_Bolle_Endfassung.pdf, zuletzt geprüft am 05.01.2012.


Häcker, Thomas (2011): Portfolio revisited – über Möglichkeiten und Grenzen eines vielversprechenden Konzepts. Online verfügbar unter http://mp.uni-flensburg.de/studiblog/jana/2011/11/29/thomas-hacker-portfolio-revisited-%E2%80%93-uber-moglichkeiten-und-grenzen-eines-vielversprechenden-konzepts/, zuletzt geprüft am 04.01.2012.


Salzburg Research Forschungsgesellschaft (2007): Didaktische, organisatorische und technologische Grundlagen von E-Portfolios und Analyse internationaler Beispiele und Erfahrungen mit E-Portfolio-Implementierungen an Hochschulen. Online verfügbar unter http://www.fnm-austria.at/projekte/ePortfolio/Dateiablage/view/fnm-austria_ePortfolio_Studie_SRFG.pdf, zuletzt geprüft am 02.01.2012.


Sippel Silvia; Kamper Marianne; Florian Alexander (2011): Studierende zur E-Portfolio-Arbeit befähigen. Erfordernis einer Einführung in Theorie und Praxis. Online verfügbar unter http://www.e-learning-zeitschrift.org/03_2011/sippel-kamper-florian.php, zuletzt geprüft am 03.01.2012.


Gedruckte Literatur


Flitner A. / Giel K. (Hg.) (2002): Theorie der Bildung des Menschen. In: Ders.: Werke in 5 Bänden, Band I. Darmstadt.