Projektarbeit: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Wurzeln des Projektbegriffs==
==Die Wurzeln des Projektbegriffs==


===Was ist ein Projekt?<ref> Titel übernommen aus: Eyerer, P.: TheoPrax - Projektarbeit in Aus- und Weiterbildung : Bausteine für Lernende Organisationen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. 2000 </ref> ===  
===Was ist ein Projekt?<ref> Titel übernommen aus: Eyerer, P.(2000): TheoPrax - Projektarbeit in Aus- und Weiterbildung : Bausteine für Lernende Organisationen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. </ref> ===  
Der Begriff Projekt geht auf das lateinische Wort „proicere“ (=entwerfen) zurück und ist in der technischen Fachliteratur ein sehr häufig benutzter Begriff.<ref> vgl. Eyerer, P. (2000): TheoPrax - Projektarbeit in Aus- und Weiterbildung : Bausteine für Lernende Organisationen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. S.62 </ref>  Erstmals wurde dieser Begriff zu Beginn des 18. Jahrhunderts verwendet. Zunächst wurde es im Zusammenhang mit Architekturentwürfen, dann innerhalb des Werkunterrichts für das eigenständige Planen und Durchführen einer praktischen handwerklichen Aufgabe benutzt.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref>  Kilpatrick und Dewey gelang es, eine technologische Interpretation der Unterrichtsmethode durch eine sozio-politische zu ersetzen, da ein Projekt den praktische begabten Jugendlichen die Chance zum sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg ermöglichen sollte und weil die Merkmale Schüler-, Wirklichkeits- und Produktorientierung, also selbständiges Denken und kooperatives Handeln, endgültig etabliert wurden.<ref> vgl. Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73 </ref>  Der Zusammenhang zwischen Demokratie und Projekt, ist der entscheidende Grundsatz, der das Konzept des Projekts endgültig aus dem Verständnis einer bloßen „Methode“ handwerklichen Arbeitens löste.<ref> vgl. Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73 </ref> Die Arbeiten von Dewey und Kilpatrick dienen als Vorbild für den Projektunterricht<ref> In der deutschsprachigen Pädagogik werden neben dem Begriff ‚Projektunterricht‘ noch die Bezeichnungen ‚Projekt‘, ‚projektartiger Unterricht‘ und ‚projektorientierter Unterricht‘ verwendet. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Hausarbeit wird ausschließlich von ‚Projekt‘ und ‚Projektunterricht‘ gesprochen. </ref>, da sie dies durch das pragmatische Schlagwort learning by doing – eines Lernens durch Tun ein handlungsorientiertes Vorgehen im Unterricht begründeten.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref> Hier darf aber die Handlungsorientierung nicht als handwerkliches Vorgehen verstanden werden, sondern vielmehr als ein Erfahrungslernen, ein absichtsvolles, mit ganzem Herzen vollzogenes Tun.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref>  Das Hauptanliegen Deweys war die Schulung zu Demokratie und Gemeinschaft, ein Einzelner oder eine Gruppe von Menschen sollten in ihrem Projekt eine Sache angehen und versuchen diese zu lösen.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref>  
Der Begriff Projekt geht auf das lateinische Wort „proicere“ (=entwerfen) zurück und ist in der technischen Fachliteratur ein sehr häufig benutzter Begriff.<ref> vgl. Eyerer, P. (2000): TheoPrax - Projektarbeit in Aus- und Weiterbildung : Bausteine für Lernende Organisationen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. S.62 </ref>  Erstmals wurde dieser Begriff zu Beginn des 18. Jahrhunderts verwendet. Zunächst wurde es im Zusammenhang mit Architekturentwürfen, dann innerhalb des Werkunterrichts für das eigenständige Planen und Durchführen einer praktischen handwerklichen Aufgabe benutzt.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref>  Kilpatrick und Dewey gelang es, eine technologische Interpretation der Unterrichtsmethode durch eine sozio-politische zu ersetzen, da ein Projekt den praktische begabten Jugendlichen die Chance zum sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg ermöglichen sollte und weil die Merkmale Schüler-, Wirklichkeits- und Produktorientierung, also selbständiges Denken und kooperatives Handeln, endgültig etabliert wurden.<ref> vgl. Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73 </ref>  Der Zusammenhang zwischen Demokratie und Projekt, ist der entscheidende Grundsatz, der das Konzept des Projekts endgültig aus dem Verständnis einer bloßen „Methode“ handwerklichen Arbeitens löste.<ref> vgl. Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73 </ref> Die Arbeiten von Dewey und Kilpatrick dienen als Vorbild für den Projektunterricht<ref> In der deutschsprachigen Pädagogik werden neben dem Begriff ‚Projektunterricht‘ noch die Bezeichnungen ‚Projekt‘, ‚projektartiger Unterricht‘ und ‚projektorientierter Unterricht‘ verwendet. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Hausarbeit wird ausschließlich von ‚Projekt‘ und ‚Projektunterricht‘ gesprochen. </ref>, da sie dies durch das pragmatische Schlagwort learning by doing – eines Lernens durch Tun ein handlungsorientiertes Vorgehen im Unterricht begründeten.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref> Hier darf aber die Handlungsorientierung nicht als handwerkliches Vorgehen verstanden werden, sondern vielmehr als ein Erfahrungslernen, ein absichtsvolles, mit ganzem Herzen vollzogenes Tun.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref>  Das Hauptanliegen Deweys war die Schulung zu Demokratie und Gemeinschaft, ein Einzelner oder eine Gruppe von Menschen sollten in ihrem Projekt eine Sache angehen und versuchen diese zu lösen.<ref> vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23 </ref>  



Version vom 14. November 2012, 10:07 Uhr

„Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.“, so erwähnt schon zu seiner Zeit Konfuzius, dass der Mensch selbständig in einem Bildungsprozess handeln muss. Demzufolge ist die Bildung eine Tätigkeit, die den Heranwachsenden zu einem Handeln anregt, damit diese Aktivität verstanden und verinnerlicht wird. Die Geschichte zeigt uns, dass die Grundlagen dieser Tätigkeit zur Formung eines handelnden Menschen, ihren Ursprung weit in der Vergangenheit haben. Schon zu Zeiten der Antike wurde die Erziehung und Bildung durch diese Unterrichtsmethode der Handlungsorientierung geprägt. Doch der Begriff des Projektunterrichts, so wie wir ihn heute kennen, tauchte erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Frankreich auf. Von dort aus gelangte er über den Atlantik und wurde in Nordamerika von vielen Schulpädagogen aufgegriffen. Im Rahmen dieser Hausarbeit werden die Ursprünge des Projektbegriffs, die Merkmale und die Vor- und Nachteile dieser Unterrichtsform genauer betrachtet. Anschließend wird herausgearbeitet, wie man einen Projektunterricht im Schulfach Geschichte angehen kann.

Die Wurzeln des Projektbegriffs

Was ist ein Projekt?[1]

Der Begriff Projekt geht auf das lateinische Wort „proicere“ (=entwerfen) zurück und ist in der technischen Fachliteratur ein sehr häufig benutzter Begriff.[2] Erstmals wurde dieser Begriff zu Beginn des 18. Jahrhunderts verwendet. Zunächst wurde es im Zusammenhang mit Architekturentwürfen, dann innerhalb des Werkunterrichts für das eigenständige Planen und Durchführen einer praktischen handwerklichen Aufgabe benutzt.[3] Kilpatrick und Dewey gelang es, eine technologische Interpretation der Unterrichtsmethode durch eine sozio-politische zu ersetzen, da ein Projekt den praktische begabten Jugendlichen die Chance zum sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg ermöglichen sollte und weil die Merkmale Schüler-, Wirklichkeits- und Produktorientierung, also selbständiges Denken und kooperatives Handeln, endgültig etabliert wurden.[4] Der Zusammenhang zwischen Demokratie und Projekt, ist der entscheidende Grundsatz, der das Konzept des Projekts endgültig aus dem Verständnis einer bloßen „Methode“ handwerklichen Arbeitens löste.[5] Die Arbeiten von Dewey und Kilpatrick dienen als Vorbild für den Projektunterricht[6], da sie dies durch das pragmatische Schlagwort learning by doing – eines Lernens durch Tun ein handlungsorientiertes Vorgehen im Unterricht begründeten.[7] Hier darf aber die Handlungsorientierung nicht als handwerkliches Vorgehen verstanden werden, sondern vielmehr als ein Erfahrungslernen, ein absichtsvolles, mit ganzem Herzen vollzogenes Tun.[8] Das Hauptanliegen Deweys war die Schulung zu Demokratie und Gemeinschaft, ein Einzelner oder eine Gruppe von Menschen sollten in ihrem Projekt eine Sache angehen und versuchen diese zu lösen.[9]

William Heart Kilpatrick definiert Projekt folgendermaßen:[10] ”A project is a whole-hearted purposeful activity proceeding in a social environment.” Er begründete eine Methode, die sich ausschließlich an den Tätigkeiten und Interessen der Lernenden, speziell der Kinder, orientierte und Kilpatrick, nicht Dewey, ist der hauptsächliche Protagonist einer radikal child-centered-education, die tatsächlich die inhaltliche Organisation der Schule von den artikulierten oder den erwarteten Interessen und der Motivation des Kindes abhängig macht.[11]

Diese Definition verfeinert und präzisiert er in den Folgejahren mit dem Satz: Der Begriff „Projekt“ soll jede Einheit einer zweckvollen Erfahrung bezeichnen, jede Gelegenheit (instance) einer Tätigkeit, bei der der Zweck, als innerer Antrieb, das Ziel der Handlung festlegt, den Erfahrungsprozess leitet und seine Richtung oder seine innere Motivation festlegt.[12]

Diese genaue Beschreibung von Kilpatrick ermöglicht es, die einzelnen Instanzen, die interdependent aufeinander wirken, zu erkennen, und ein Verständnis für die Begrifflichkeit zu entwickeln. Eine andere Umschreibung des Projekts bietet Karl Frey. Seiner Auslegung nach wird im Projekt ein Gebiet von einer Gruppe Lernenden bearbeitet, die Arbeit von diesen selbst geplant und ausgeführt und oft steht am Ende ein sichtbares Produkt.[13] Diese Gruppe kann aus einer Klasse, einem Kurs oder einer ganzen Schule bestehen, oft kommen auch Personen für ein Projektvorhaben zusammen, z.B. im Quartierverein, im Jugendclub, in der Seniorenregie oder in der Betriebseinheit.[14] Im Rahmen dieser Hausarbeit wird das Projekt nur im Zusammenhang mit der Schule aufgegriffen und thematisiert. Wenn man diese Definitionen berücksichtig, so kann davon ausgegangen werden, dass ein Projekt ein Vorhaben mit definiertem Anfang und Ende gekennzeichnet ist. Die einzelnen Schritte und Merkmale des Projektunterrichts werden in Kapitel 3 aufgegriffen.

Woher kommt der Projektunterricht?[15]

Der Projektunterricht hat sich inzwischen als stabile Alternative zum regulären Unterricht in der Regelschule etabliert und gehört in vielen Schulen als besondere Unterrichtsform zum Schulalltag. Sie erscheint heute als Erfindung der Schulpädagogik oder der Lehrerausbildung, jedoch hat sie in Wirklichkeit eine lange Vorgeschichte. Nach neuesten Untersuchungen kommt der Begriff nicht aus Amerika, auch nicht aus der Reformpädagogik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, sondern aus Frankreich, zu Beginn des 18. Jahrhunderts.[16] Das französische Wort „projet“ bezeichnete damals einen Begriff für eine Entwurfszeichnung der Studenten, die an der Akadémie Royale d’Architecture die Aufgabe hatten, regelmäßig „projets“ einzureichen und z.B. Pläne für ein Château, ein Grabmal oder einen Pavillon zu entwerfen - kooperativ, originell und selbständig.[17] Bei der Arbeit am Projekt sollten die Studierenden der Architekturausbildung Phantasie entwickeln und im Rahmen der klassischen Tradition originell-individuelle Lösungen finden.[18] In diesem Zeitraum verbreitete sich das Projekt als reguläre Unterrichtsmethode an den kontinentaleuropäischen und nordamerikanischen Bauakademien und technischen Hochschulen.[19]

Um 1865 führte der Gründer des Massachusetts Institute of Technology, William B. Rogers, den Begriff des Projekts in den Wortschatz der amerikanischen Pädagogik ein. 14 Jahre später wurde in St. Louis eine Manual Training School gegründet, in der die Schüler neben dem Entwerfen am Zeichenbrett diesen Entwurf auch tatsächlich im technischen Werken verwirklichten […], sie tischlerten und schmiedeten Leuchter, und bauten Motoren.[20]

Nach diesen Ereignissen kam es um 1900 dazu, dass sich zwei Varianten des Projektverständnisses bildeten. Auf der einen Seite das sozialkonservativ-technologische Verständnis und auf der anderen das eher sozialreformerisch-politische. Diese Projektdiskussion stellte eine Reaktion auf eine zunehmend industrialisierte und arbeitsteilige Welt mit ihren Entfremdungen einerseits, zunehmender Demokratiesierung andererseits dar. Die amerikanische Schulpädagogik registrierte die sozialreformerisch-politische Art der Arbeitsschule erst nach der Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts. So wurde aus einem spezifischen Lehrverfahren und der technischen Berufsausbildung eine allgemeine Lernmethode, die sich dem neuen psychologischen Bild des Kindes, von dem angenommen wurde, dass es außerhalb der Schule lerne, aufgrund von Neugier, Schöpfertum und Wissbegierde, anpassen sollte. Der Begründer dieser lernpsychologischen und pädagogischen Gesichtspunkte war Dewey. Infolgedessen kann man sagen, dass bei der Organisation des Lernens die Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes berücksichtigt wurden. Grundlegende Gedanken hierfür lieferten auch die Klassiker der Pädagogik:

Als erstes Moment von Bildung wird die Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit des Menschen als zentrale Vollzugsform des Bildungsprozesses hervorgehoben. Die Freiheit des eigenen Denkens und eigener Entscheidungen soll Bildungsziel sein. Eine zweite Bestimmung zielt mit dem Begriff der Menschen Bildung auf einen möglichen besseren Zustand des menschlichen Geschlechts, letztlich auf einen Gesellschaftsbezug, der humanitären Fortschritt beinhaltet. diese Menschen Bildung soll alle menschlichen Kräfte umfassen, soll also drittens ganzheitliches Lernen, Bildung von Kopf, Herz und Hand sein, neben der rationalen Wissenschaftsorientierung auch praktisches Arbeiten, Emotionalität und Ästhetik einbeziehen.

In der deutschen Pädagogik liegt bisher keine detaillierte Darstellung des Projektgedankens vor. Jedoch findet der Begriff Projekt Ende des 17. Jahrhunderts seinen Platz in der deutschen Sprache und bedeutet „ein Vorhaben und der Plan dazu“ und bleibt auf Ebene des Konversationslexikons bis 1933 synonym mit Vorhaben , bis im Jahre 1956 im Brockhaus die pädagogische Konnotation aufgeführt wird und das Stichwort Projektmethode mit Bezug auf die amerikanische Tradition erstmals vorgestellt wird. Einige Vertreter des Projektgedanken in der deutschen Reformpädagogik des 20. Jahrhunderts griffen auf die Leitgedanken von Kilpatrick und Dewey zurück.

Georg Kerschensteiner, ein Reformpädagoge, hatte sich als einer der ersten auf Dewey bezogen. Im Vordergrund steht bei Kerschensteiner der Anspruch nach konstruktiver Betätigung, also die manuelle Betätigung, in der der Jugendliche sein eigenes Handwerkszeug gebrauchen lernt, damit er der Sache gerecht wird. Hierfür bilden die Maßstäbe zielvolle Aufgabenerfüllung, Material- und Funktionsgerechtigkeit. Es gibt berühmt gewordene Beispiele von Kerschensteiner für seine Methoden. Jedoch wird auch Kritik an seinen Methoden ausgeübt. Reformpädagogen wie Theodor Wilhelm und Fritz Karsen, der der amerikanischen Projektmethodik nicht nur didaktisch sondern auch durch eigene Praxis unterrichtsmethodisch und schulpädagogisch am nächsten stand, warfen Kerschensteiner vor, Dewey falsch interpretiert zu haben und begründeten diese Vorwürfe mit folgenden Worten:

Das Politische erscheint auf das Staatliche reduziert. Mit der Verabsolution des Staates reiht sich Kerschensteiner ein in die Tradition der abendländischen Staatsmetaphysik. Der Staat als ‚höchste sittliche Idee‘ legitimiert schließlich jede Art von Unterwerfung unter die staatlichen Instanzen und verbietet jede Kritik, die dem Staat gefählrich werden könnte. (Theodor Wilhem) Der deutsche Idealist Kerschensteiner fühlt sich angezogen von Deweys sozialer Pädagogik. Aber letztens Endes folgt der Deutsche der Richtung seines Denkens, und die Anregungen, die er empfangen hat, bleiben mehr oder weniger äußerlich. (Fritz Karsen) 1932 veröffentliche Otto Haase in einer Zeitschrift seine Erwartungen vom Projektunterricht. Haase hat für die Projektmethode Vorbildfunktion und sein Begriff „Vorhaben“ sollte neben Training und Gesamtunterricht die Gestaltung in der Grundschule beinhalten. Er verlangte, dass die Schüler zupacken, ein Werk schaffen, eine Arbeit vollenden und Lehrkräfte im Wesentlichen dafür verantwortlich ist, dass die Schülerinnen und Schüler angemessen Aufgaben erhalten. Auch Adolf Reichwein spricht von „Vorhaben“, jedoch sollen hier Lehrkräfte mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten, um ein gemeinsames Werk zu schaffen. Die Intention von Reichwein ist es durch diese „Erziehungsgemeinschaft“ den ganzheitlich gebildeten Mensch zu bilden.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten beendeten 1933 die reformpädagogischen Verbände ihre Arbeit, entweder durch Verbot oder durch Selbstauflösung. Die Geschichte des Projektunterrichts in Deutschland nach 1945 wird mit zwei Thesen begründet: Einerseits mit der Kontinuitätsthese, die erwähnt, dass in der Fachliteratur der Begriff Vorhaben kontinuierlich und seit 1950 identisch mit dem Begriff Projekt verwendet wurde. Andererseits gibt es die Krisenthese:

„Sie besagt, dass das Konzept des Projektunterrichts immer dann Konjunktur hat, wenn gesellschaftliche Umbrüche oder Krisensituationen zu Reformen im Bildungs- und Qualifikationssystem führen bzw. dazu herausfordern.“

Wenn man die letzte These berücksichtig, so kann man diese so interpretieren, dass die Projektüberlegung nach einem gemeinschaftlichen Innovieren stattfindet. Denn Zeitabschnitte und bestimmte Ereignisse des 20. bzw. des noch jungen 21. Jahrhunderts, z.B. die nationalsozialistische Zeit, der Sputnikschock und die PISA-Studie, führten zur Umstrukturierung der Schul- und Unterrichtsmethoden. So kann man sagen, Projektunterricht gestaltet nicht nur die Schule, sondern verändert diese auch.


Verweise

  1. Titel übernommen aus: Eyerer, P.(2000): TheoPrax - Projektarbeit in Aus- und Weiterbildung : Bausteine für Lernende Organisationen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
  2. vgl. Eyerer, P. (2000): TheoPrax - Projektarbeit in Aus- und Weiterbildung : Bausteine für Lernende Organisationen. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. S.62
  3. vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23
  4. vgl. Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73
  5. vgl. Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73
  6. In der deutschsprachigen Pädagogik werden neben dem Begriff ‚Projektunterricht‘ noch die Bezeichnungen ‚Projekt‘, ‚projektartiger Unterricht‘ und ‚projektorientierter Unterricht‘ verwendet. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Hausarbeit wird ausschließlich von ‚Projekt‘ und ‚Projektunterricht‘ gesprochen.
  7. vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23
  8. vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23
  9. vgl. Peschel, F. (2006): Offener Unterricht : Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren. S.23
  10. Kilpatrick in: Hänsel, D. (1997): Handbuch Projektunterricht. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.17
  11. Hänsel, D. (1997): Handbuch Projektunterricht. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.17
  12. Hänsel, D. (1997): Handbuch Projektunterricht. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.17
  13. vgl. Frey, K. (2005): Die Projektmethode : "der Weg zum bildenden Tun. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.13
  14. vgl. Frey, K. (2005): Die Projektmethode : "der Weg zum bildenden Tun. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.13
  15. Titel übernommen aus: Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73
  16. Knoll in: Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung - Selbsttätigkeit - Projektarbeit (6 Ausg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. S.73
  17. vgl. Emer, W., & Lenzen, K.-D. (2002): Basiswissen Pädagogik - Unterrichtskonzepte und -techniken. Baltmannsweiler : Schneider-Verlag Hohengehren. S.8
  18. vgl. Knoll in: Hänsel, D. (1997): Handbuch Projektunterricht. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.15
  19. vgl. Apel, H. J., & Knoll, M. (2001): Aus Projekten lernen. München: Oldenbourg Verlag. S.21
  20. Knoll in: Hänsel, D. (1997): Handbuch Projektunterricht. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.21