Bearbeiten von „Arbeit mit Karten

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Warnung: Du bist nicht angemeldet. Deine IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar. Melde dich an oder erstelle ein Benutzerkonto, damit Bearbeitungen deinem Benutzernamen zugeordnet werden. Ein eigenes Benutzerkonto hat eine ganze Reihe von Vorteilen.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.

Aktuelle Version Dein Text
Zeile 7: Zeile 7:
===Historisches Lernen an Grundschulen===
===Historisches Lernen an Grundschulen===


Oft hört man, dass Grundschulkinder noch keine "Geschichte lernen" können.<ref> vgl. Bergmann/Rohrbach, 6 </ref> Das Gegenteil ist der Fall, die kindliche Neugierde und der Wissensdrang bilden eine gut geeignete Grundlage. Geschichtsunterricht in der Grundschule bedeutet nicht etwa auswendig Lernen chronologischer Wissensbestände. Die Schüler sollen lediglich ein Gespür für Geschichte und Zeit entwickeln. "Nix bleibt wie es ist" unter diesem Motto sollen einfache Formen [[Grundlagen des Historischen Denkens|Historischen Denkens]] vermittelt werden.<ref> vgl. Bergmann/Rohrbach, 6 </ref> Der Bildungsplan selbst bietet zwar ausreichend Zeit für geschichtliches Lernen im Mensch-Natur-Kultur Unterricht, zählt aber nur wenige konkrete Aufgaben oder Themen auf, die es zu behandeln gilt.
Oft hört man, dass Grundschulkinder noch keine "Geschichte lernen" können.<ref> vgl. Bergmann/Rohrbach, 6 </ref> Das Gegenteil ist der Fall, die kindliche Neugierde und der Wissensdrang bilden eine gut geeignete Grundlage. Geschichtsunterricht in der Grundschule bedeutet nicht etwa auswendig Lernen chronologischer Wissensbestände. Die Schüler sollen lediglich ein Gespür für Geschichte und Zeit entwickeln. "Nix bleibt wie es ist" unter diesem Motto sollen einfache Formen historischen Denkens vermittelt werden.<ref> vgl. Bergmann/Rohrbach, 6 </ref> Der Bildungsplan selbst bietet zwar ausreichend Zeit für geschichtliches Lernen im Mensch-Natur-Kultur Unterricht, zählt aber nur wenige konkrete Aufgaben oder Themen auf, die es zu behandeln gilt.


Ziel des Geschichtsunterrichts ist es, nicht nur an der Grundschule Geschichtsbewusstsein zu entwickeln. In den Anfangsjahren bezieht sich dieser weitgehend auf die Differenzierung von "früher", "heute" und "morgen". Diese Unterscheidung in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart nennt man "Zeitbewusstsein".
Ziel des Geschichtsunterrichts ist es, nicht nur an der Grundschule Geschichtsbewusstsein zu entwickeln. In den Anfangsjahren bezieht sich dieser weitgehend auf die Differenzierung von "früher", "heute" und "morgen". Diese Unterscheidung in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart nennt man "Zeitbewusstsein".


Schüler erfahren Geschichte nicht nur im Geschichtsunterricht in der Schule. Auch außerhalb der Schule kann Geschichtsbewusstsein gefördert werden. Zum einen durch die eigene lebensgeschichtliche Erfahrung und zum anderen durch erzählte Geschichte, von meist älteren Menschen. Dieses außerschulische Geschichtslernen dient ebenfalls als Grundlage für den schulischen Geschichtsunterricht.<ref> vgl. Bergmann/Rohrbach, 6 </ref> Neben dem Zeitbewusstsein soll Geschichtsunterricht an Grundschulen auch die Grundlage für die folgenden zwei Kompetenzen setzten: Wirklichkeitsbewusstsein und Historizitätsbewusstsein. Schüler sollen zum einen Realität von Fiktion sowie "Statisches"<ref> Anmerkung: Der Begriff "statisch" muss kritisch betrachtet werden, da Veränderung prinzipiell immer stattfinden </ref> von Veränderlichem unterscheiden können. Schüler lernen "ich" und "du" zu unterscheiden. Bei der Vermittlung dieser Kompetenzen ist die Auswahl der Unterrichtsthemen entscheidend. Besonders beim frühen historischen Lernen bietet es sich an, sich bei der Suche von Unterrichtsthemen an der Lebenswelt der Kinder zu bedienen und dort anzuknüpfen. Die Themen sollten die Kinder ansprechen und so Interesse, Neugierde und eigene Fragen wecken.
Schüler erfahren Geschichte nicht nur im Geschichtsunterricht in der Schule. Auch außerhalb der Schule kann Geschichtsbewusstsein gefördert werden. Zum einen durch die eigene lebensgeschichtliche Erfahrung und zum anderen durch erzählte Geschichte, von meist älteren Menschen. Dieses außerschulische Geschichtslernen dient ebenfalls als Grundlage für den schulischen Geschichtsunterricht.<ref> vgl. Bergmann/Rohrbach, 6 </ref> Neben dem Zeitbewusstsein soll Geschichtsunterricht an Grundschulen auch die Grundlage für die folgenden zwei Kompetenzen setzten: Wirklichkeitsbewusstsein und Historizitätsbewusstsein. Schüler sollen zum einen Realität von Fiktion sowie "Statisches"<ref> Anmerkung: Der Begriff "statisch" muss kritisch betrachtet werden, da Veränderung prinzipiell immer stattfinden </ref> von Veränderlichem unterscheiden können. Schüler lernen "ich" und "du" zu unterscheiden. Bei der Vermittlung dieser Kompetenzen ist die Auswahl der Unterrichtsthemen entscheidend. Besonders beim frühen historischen Lernen bietet es sich an, sich bei der Suche von Unterrichtsthemen an der Lebenswelt der Kinder zu bedienen und dort anzuknüpfen. Die Themen sollten die Kinder ansprechen und so Interesse, Neugierde und eigene Fragen wecken.  


=== Historisches Lernen in der Sekundarstufe===
=== Historisches Lernen in der Sekundarstufe===
Zeile 20: Zeile 20:


Erst wenn die Schülerinnen und Schüler ihre egozentrische Sichtweise aufgeben, können sie einzelne Orte in einem größeren Zusammenhang darstellen. Im formal-operatorischen Stadium (12 Jahre und älter) entwickelt sich „die Fähigkeit zum abstrakten Denken und zum hypothetischen Schlussfolgern“ <ref> vgl. Siegler, Robert / DeLoache, Judy & Eisenberg (2005): Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter </ref>. Dies führt zur Abstraktion und damit zur Lösung von konkreten Fragestellungen und Problemen und ebnet den Weg zum Verständnis abstrakter Symbole und somit den Weg zur Arbeit mit Karten.  
Erst wenn die Schülerinnen und Schüler ihre egozentrische Sichtweise aufgeben, können sie einzelne Orte in einem größeren Zusammenhang darstellen. Im formal-operatorischen Stadium (12 Jahre und älter) entwickelt sich „die Fähigkeit zum abstrakten Denken und zum hypothetischen Schlussfolgern“ <ref> vgl. Siegler, Robert / DeLoache, Judy & Eisenberg (2005): Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter </ref>. Dies führt zur Abstraktion und damit zur Lösung von konkreten Fragestellungen und Problemen und ebnet den Weg zum Verständnis abstrakter Symbole und somit den Weg zur Arbeit mit Karten.  
Demzufolge beginnen Schülerinnen und Schüler mit „etwa 12 Jahren Räume selbst in Form von Karten darzustellen“ <ref> Gautschi, Peter (2012) Geschichte Lehren </ref>. Dies wird auch im Bildungsplan 2004 im Fach EWG berücksichtigt. Schülerinnen und Schüler „können [[Das Bild|Bild]]er, Karten, Karikaturen, Grafiken Statistiken aller Art decodieren und versprachlichen, bewerten und in einfacher Form selbstständig herstellen.“ <ref> Bildungsplan – Baden-Württemberg (2004) </ref> Kartenarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Geschichtsunterrichts jedoch noch nicht ausreichend in ihn integriert. Im Bildungsplan 2004 wird lediglich zur ergänzenden Kooperation der Fächer Geschichte und EWG aufgerufen. Im Rahmen dieser Kooperation bietet sich die, Arbeit mit Karten an.
Demzufolge beginnen Schülerinnen und Schüler mit „etwa 12 Jahren Räume selbst in Form von Karten darzustellen“ <ref> Gautschi, Peter (2012) Geschichte Lehren </ref>. Dies wird auch im Bildungsplan 2004 im Fach EWG berücksichtigt. Schülerinnen und Schüler „können Bilder, Karten, Karikaturen, Grafiken Statistiken aller Art decodieren und versprachlichen, bewerten und in einfacher Form selbstständig herstellen.“ <ref> Bildungsplan – Baden-Württemberg (2004) </ref> Kartenarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Geschichtsunterrichts jedoch noch nicht ausreichend in ihn integriert. Im Bildungsplan 2004 wird lediglich zur ergänzenden Kooperation der Fächer Geschichte und EWG aufgerufen. Im Rahmen dieser Kooperation bietet sich die, Arbeit mit Karten an.
Nach neueren Erkenntnissen sind viele Kinder durch pädagogisch wertvolle Kinderbücher, Fernsehen aber auch durch Computerspiele, zunehmend früher fähig Symbole zu lesen und eigene Vorstellungen von Raum zu entwickeln. Jedoch können die Unterschiede in einer Altersstufe erheblich variieren, denn das formal-operatorische Stadium ist keinenfalls universell (manche Erwachsene erreichen es, andere wiederum nicht).
Nach neueren Erkenntnissen sind viele Kinder durch pädagogisch wertvolle Kinderbücher, Fernsehen aber auch durch Computerspiele, zunehmend früher fähig Symbole zu lesen und eigene Vorstellungen von Raum zu entwickeln. Jedoch können die Unterschiede in einer Altersstufe erheblich variieren, denn das formal-operatorische Stadium ist keinenfalls universell (manche Erwachsene erreichen es, andere wiederum nicht).
Als Lehrperson gilt es also die Differenzierung der Raumvorstellung seiner Schüler zu erfassen. Hierbei gilt es auch die individuellen Unterschiede zu berücksichtigen. Ziel ist es, basierend auf diesen Erkenntnissen, die Raumvorstellungen der Schülerinnen und Schüler so zu erweitern. Luftbilder erleichtern beispielsweise den Zugang zur Kartenarbeit, indem sie reale, also nicht abstrakte Inhalte wie Kirchtürme, Flüsse und Häuser darstellen.
Als Lehrperson gilt es also die Differenzierung der Raumvorstellung seiner Schüler zu erfassen. Hierbei gilt es auch die individuellen Unterschiede zu berücksichtigen. Ziel ist es, basierend auf diesen Erkenntnissen, die Raumvorstellungen der Schülerinnen und Schüler so zu erweitern. Luftbilder erleichtern beispielsweise den Zugang zur Kartenarbeit, indem sie reale, also nicht abstrakte Inhalte wie Kirchtürme, Flüsse und Häuser darstellen.
Zeile 26: Zeile 26:
==Zur Sinnhaftigkeit von Karten im Geschichtsunterricht und dessen Risiken==
==Zur Sinnhaftigkeit von Karten im Geschichtsunterricht und dessen Risiken==


Karten sind für den Geschichtsunterricht ein wichtiges und durchaus oft eingesetztes [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]], um den Schülern gewisse Informationen näher zu bringen. Karten unterscheiden sich von anderen Medien in dem Sinne, dass sie den Schülern bereits auf einen Blick eine Fülle von Informationen bieten. Es kommt zur räumlichen Verortung historischer Sachverhalte und somit zur Visualisierung der jeweiligen Rauminformationen. Dies ist der entscheidende Faktor bei der Kartenarbeit.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 225 </ref>  
Karten sind für den Geschichtsunterricht ein wichtiges und durchaus oft eingesetztes Medium, um den Schülern gewisse Informationen näher zu bringen. Karten unterscheiden sich von anderen Medien in dem Sinne, dass sie den Schülern bereits auf einen Blick eine Fülle von Informationen bieten. Es kommt zur räumlichen Verortung historischer Sachverhalte und somit zur Visualisierung der jeweiligen Rauminformationen. Dies ist der entscheidende Faktor bei der Kartenarbeit.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 225 </ref>  


Im Umgang mit Karten im Geschichtsunterricht ist stets auf das Alter der Schüler zu achten. Die jeweiligen Karten, die im Unterricht eingesetzt werden, müssen altersgerecht sein, damit die Schüler weder über- noch unterfordert werden. Wünschenswert ist, dass am Ende ein positiver und vor allem nachhaltiger Lernerfolg erzielt wird. Zudem ist natürlich darauf zu achten, dass die Karten sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden, um die Schüler nicht zu verunsichern.<ref> Hartung 2011 </ref> Karten sollen bei den Schülern außerdem die mentale Verankerung von Inhalts- und Raumstrukturen befördern.
Im Umgang mit Karten im Geschichtsunterricht ist stets auf das Alter der Schüler zu achten. Die jeweiligen Karten, die im Unterricht eingesetzt werden, müssen altersgerecht sein, damit die Schüler weder über- noch unterfordert werden. Wünschenswert ist, dass am Ende ein positiver und vor allem nachhaltiger Lernerfolg erzielt wird. Zudem ist natürlich darauf zu achten, dass die Karten sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden, um die Schüler nicht zu verunsichern.<ref> Hartung 2011 </ref> Karten sollen bei den Schülern außerdem die mentale Verankerung von Inhalts- und Raumstrukturen befördern.
Zeile 61: Zeile 61:
'''Geschichtskarten''' hingegen sind sehr abstrakt gehalten und locken durch ihre Anschaulichkeit. Ihr großer Vorteil ist, dass sie Rauminformationen viel komplexer und komprimierter als jedes andere Medium vermitteln können.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 225 </ref> Sie dienen dem Überblick und der Orientierung im Raum. Da Geschichtskarten nicht unübersichtlich werden sollen, kommt es automatisch zu einer optischen Begrenzung, welche wiederum zur Reduktion und Beschränkung von Informationen beim Kartenleser führen.
'''Geschichtskarten''' hingegen sind sehr abstrakt gehalten und locken durch ihre Anschaulichkeit. Ihr großer Vorteil ist, dass sie Rauminformationen viel komplexer und komprimierter als jedes andere Medium vermitteln können.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 225 </ref> Sie dienen dem Überblick und der Orientierung im Raum. Da Geschichtskarten nicht unübersichtlich werden sollen, kommt es automatisch zu einer optischen Begrenzung, welche wiederum zur Reduktion und Beschränkung von Informationen beim Kartenleser führen.


Geschichtskarten visualisieren das, was in der Realität nicht zu sehen ist. Geschichtskarten sind keine [[Quelleninterpretation#Was ist eine Quelle?|Quellen]] im strengen Sinne, denn hinter ihnen steckt immer eine gewisse Intention und Mitteilungsabsicht des jeweiligen Kartenmachers. Verdeckt oder offen kann man einer Geschichtskarte also gewisse Sichtweisen des Autors direkt entnehmen. Folge davon ist, dass Geschichtskarten schnell an Neutralität sowie Objektivität verlieren, da die Sicht des Kartenlesers durch die versteckte Mitteilungsabsicht leicht gelenkt werden kann.  
Geschichtskarten visualisieren das, was in der Realität nicht zu sehen ist. Geschichtskarten sind keine Quellen im strengen Sinne, denn hinter ihnen steckt immer eine gewisse Intention und Mitteilungsabsicht des jeweiligen Kartenmachers. Verdeckt oder offen kann man einer Geschichtskarte also gewisse Sichtweisen des Autors direkt entnehmen. Folge davon ist, dass Geschichtskarten schnell an Neutralität sowie Objektivität verlieren, da die Sicht des Kartenlesers durch die versteckte Mitteilungsabsicht leicht gelenkt werden kann.  


Die in Karten angewandte Symbolsprache kann ebenfalls verdeckt oder offen Wertungen beim Kartenleser wecken, z.B. durch weiche oder aggressive Farben, Pfeile etc.<ref> Ammermann 2012 </ref>
Die in Karten angewandte Symbolsprache kann ebenfalls verdeckt oder offen Wertungen beim Kartenleser wecken, z.B. durch weiche oder aggressive Farben, Pfeile etc.<ref> Ammermann 2012 </ref>


„Die Grenzen zwischen Geschichtskarten und historischen Karten überschneiden sich, denn eine Geschichtskarte kann auch zu einer historischen Karte werden oder als solche gesehen werden.“ <ref> Fritz, Gerhard (2011)</ref>
„Die Grenzen zwischen Geschichtskarten und historischen Karten überschneiden sich, denn eine Geschichtskarte kann auch zu einer historischen Karte werden oder als solche gesehen werden.“ <ref> Fritz, Gerhard (2011)</ref>


==Klassifikationen von Geschichtskarten==
==Klassifikationen von Geschichtskarten==
Zeile 93: Zeile 95:
===Darstellungsformen von Karten===
===Darstellungsformen von Karten===


„• Statische Karten: räumlicher Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt ([[Situiertes Lernen|situativ]] und typologisch)
„• Statische Karten: räumlicher Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt (situativ und typologisch)
• Dynamische Karten: Darstellung einer Historischen Entwicklung oder Bewegung in einem Raum“<ref> Praxis Geschichte 5/2008 </ref>
• Dynamische Karten: Darstellung einer Historischen Entwicklung oder Bewegung in einem Raum“<ref> Praxis Geschichte 5/2008 </ref>
Oben wurden sogenannte Darstellungsformen vorgestellt. Diese können nun in verschiedenen Formen auftreten. Im Folgenden werden einige Kartenformen aufgeführt. Eine traditionelle Kartenform ist die ''Geschichtswandkarte ''. Dieses Medium verschwindet zusehends aus dem Geschichtsunterricht, ist jedoch auf Grund seiner Anschaulichkeit sehr gut zur Arbeit im Unterricht geeignet. Der Inhalt einer Geschichtswandkarte ist meist überschaubar, die Darstellungszeiträume erstrecken sich oft über mehrere Epochen. Durch Applikationen kann die Wandkarte zudem methodisch bearbeitet werden.  
Oben wurden sogenannte Darstellungsformen vorgestellt. Diese können nun in verschiedenen Formen auftreten. Im Folgenden werden einige Kartenformen aufgeführt. Eine traditionelle Kartenform ist die ''Geschichtswandkarte ''. Dieses Medium verschwindet zusehends aus dem Geschichtsunterricht, ist jedoch auf Grund seiner Anschaulichkeit sehr gut zur Arbeit im Unterricht geeignet. Der Inhalt einer Geschichtswandkarte ist meist überschaubar, die Darstellungszeiträume erstrecken sich oft über mehrere Epochen. Durch Applikationen kann die Wandkarte zudem methodisch bearbeitet werden.  


Der Geschichtswandkarte ist die ''Folienkarte '', auch Transparent genannt,sehr ähnlich. Ihre zeitlich begrenzte Nutzung ist jedoch ein erheblicher Nachteil. Die sogenannte Folienserie, "eine Komposition von topographischer Basiskarten und thematischer Analysekarten" bietet den Schülern in verschiedenen Kombinationen historische Komplexität. <ref> Praxis Geschichte 5/2008 </ref> vgl. Pandel/Schneider 2005, 181 </ref> Weiter kann durch Folienschieber oder selbstangefertigte Karten das Transparent verändert werden. Zusätzlich kann eine Kopie der Folienkarte den Schülern als ''Handkarte '' gereicht werden. Die Handkarte dient der individuellen Nutzung. Findet man Handkarten in [[Das Schulbuch|Schulbüchern]] mit einem Bezug zu einem Text, nennt man diese ''Textkarten ''. Durch ihr Auftreten in Schulbüchern ist die Textkarte die im Geschichtsunterricht am häufigsten genutzte Karte. Sie hat eine einfache Struktur und ist für die Schüler gut lesbar. Didaktisch setzt die Arbeit mit Textkarten drei Ziele vor: die Lokalisierung der Textaussage, eine Erweiterung der Information des Textes und das eigenständige Arbeiten mit der Karte.  
Der Geschichtswandkarte ist die ''Folienkarte '', auch Transparent genannt,sehr ähnlich. Ihre zeitlich begrenzte Nutzung ist jedoch ein erheblicher Nachteil. Die sogenannte Folienserie, "eine Komposition von topographischer Basiskarten und thematischer Analysekarten" bietet den Schülern in verschiedenen Kombinationen historische Komplexität. <ref> Praxis Geschichte 5/2008 </ref> vgl. Pandel/Schneider 2005, 181 </ref> Weiter kann durch Folienschieber oder selbstangefertigte Karten das Transparent verändert werden. Zusätzlich kann eine Kopie der Folienkarte den Schülern als ''Handkarte '' gereicht werden. Die Handkarte dient der individuellen Nutzung. Findet man Handkarten in Schulbücher mit einem Bezug zu einem Text, nennt man diese ''Textkarten ''. Durch ihr Auftreten in Schulbüchern ist die Textkarte die im Geschichtsunterricht am häufigsten genutzte Karte. Sie hat eine einfache Struktur und ist für die Schüler gut lesbar. Didaktisch setzt die Arbeit mit Textkarten drei Ziele vor: die Lokalisierung der Textaussage, eine Erweiterung der Information des Textes und das eigenständige Arbeiten mit der Karte.  


Bei der Arbeit mit jungen Schülern kann die sogenannte ''Bildkarte '' von großem Nutzen sein. Dies ist eine mit Bildern kombinierte Karte. Zunehmende Beliebtheit hat die ''Computer- und Hyperkarte ''. Diese findet man im virtuellen Netz. Sie verfügen über eine unglaubliche Spannweite und sind für Schüler sehr motivierend. Einen wichtigen Stellenwert im Geschichtsunterricht hat jedoch weiterhin der ''Geschichtsatlas ''. Seit dem 19. Jahrhundert dient der Geschichtsatlas dem Unterricht und ist somit selbst eine Quelle. Bei einem Geschichtsatlas handelt es sich nicht um eine Sammlung von Einzelkarten, sondern um ein bestimmtes Ordnungssystem. Sie geben einen historischen und geographischen Längs- und Querschnitt. Die komplexe Ansammlung von Karten bietet eine große Menge an Information. Historische Vor- und Rückgriffe werden den Schüler zudem erleichtert.
Bei der Arbeit mit jungen Schülern kann die sogenannte ''Bildkarte '' von großem Nutzen sein. Dies ist eine mit Bildern kombinierte Karte. Zunehmende Beliebtheit hat die ''Computer- und Hyperkarte ''. Diese findet man im virtuellen Netz. Sie verfügen über eine unglaubliche Spannweite und sind für Schüler sehr motivierend. Einen wichtigen Stellenwert im Geschichtsunterricht hat jedoch weiterhin der ''Geschichtsatlas ''. Seit dem 19. Jahrhundert dient der Geschichtsatlas dem Unterricht und ist somit selbst eine Quelle. Bei einem Geschichtsatlas handelt es sich nicht um eine Sammlung von Einzelkarten, sondern um ein bestimmtes Ordnungssystem. Sie geben einen historischen und geographischen Längs- und Querschnitt. Die komplexe Ansammlung von Karten bietet eine große Menge an Information. Historische Vor- und Rückgriffe werden den Schüler zudem erleichtert.
Zeile 178: Zeile 180:
[[Datei:20121102 152255.jpg]]
[[Datei:20121102 152255.jpg]]


Ziel bei den in der oben angeführten Skizze angesprochenen Kompetenzen ist, dass diese bei den Schülern im Laufe der Zeit ausgebildet und verinnerlicht werden. Wichtig ist auch, dass sie im Laufe der Zeit eine Raumvorstellung für historische Sachverhalte entwickeln.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 228 </ref> Da ein nachhaltiger Lernerfolg bei den Schülern erzielt werden soll, wäre die Speicherung der jeweiligen Informationen in Gedächtniskarten optimal. Hierbei entstehen im Kopf anschauliche Raumbilder und dienen als innere Karte unseres [[Was ist Geschichtsbewusstsein?|Geschichtsbewusstsein]] .<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 225 </ref>
Ziel bei den in der oben angeführten Skizze angesprochenen Kompetenzen ist, dass diese bei den Schülern im Laufe der Zeit ausgebildet und verinnerlicht werden. Wichtig ist auch, dass sie im Laufe der Zeit eine Raumvorstellung für historische Sachverhalte entwickeln.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 228 </ref> Da ein nachhaltiger Lernerfolg bei den Schülern erzielt werden soll, wäre die Speicherung der jeweiligen Informationen in Gedächtniskarten optimal. Hierbei entstehen im Kopf anschauliche Raumbilder und dienen als innere Karte unseres Geschichtsbewusstseins.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 225 </ref>


Bei den einzelnen Komponenten gibt es keine fixierte Lernabfolge. Vielmehr ist es ein permanenter Lernprozess in allen Komponenten mit mehr oder minder starker Betonung und diversen Vor- und Rückgriffen.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 228 </ref>
Bei den einzelnen Komponenten gibt es keine fixierte Lernabfolge. Vielmehr ist es ein permanenter Lernprozess in allen Komponenten mit mehr oder minder starker Betonung und diversen Vor- und Rückgriffen.<ref> vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2007, 228 </ref>
Zeile 278: Zeile 280:
•Interpretation eines Kartogramms
•Interpretation eines Kartogramms
•Vergleich von Einzelkarten und Kartenfolgen
•Vergleich von Einzelkarten und Kartenfolgen
•Interpretation in Verbindung von Texten, [[Das Bild|Bild]]ern, Grafiken, Unterrichtsfilmen, Videoclips, Computersimulationen
•Interpretation in Verbindung von Texten, Bildern, Grafiken, Unterrichtsfilmen, Videoclips, Computersimulationen
•Verbalisierung von Karten durch Anfertigung eines Exzerpts, eines Leserbriefs/Leitartikels, von Berichten, Schilderungen, Erzählungen, Fantasiegeschichten aufgrund kartographischer Sachverhalte.
•Verbalisierung von Karten durch Anfertigung eines Exzerpts, eines Leserbriefs/Leitartikels, von Berichten, Schilderungen, Erzählungen, Fantasiegeschichten aufgrund kartographischer Sachverhalte.


Zeile 295: Zeile 297:
•Herstellung einer Karte aufgrund einer tatsächlichen Begegnung (Lernorte, Exkursion)
•Herstellung einer Karte aufgrund einer tatsächlichen Begegnung (Lernorte, Exkursion)
•Entwurf von Karten durch Visualisierung:
•Entwurf von Karten durch Visualisierung:
Herstellung einer Bildkarte, Bild-Textkarte ([[Das Plakat|Plakat]]), Collage, einer Karte aufgrund eines Modells oder andersherum
Herstellung einer Bildkarte, Bild-Textkarte (Plakat), Collage, einer Karte aufgrund eines Modells oder andersherum
•Entwurf von Karten aufgrund von Texten und Daten, Reiseberichten
•Entwurf von Karten aufgrund von Texten und Daten, Reiseberichten
•Entwurf von mental-maps, Fantasie-/Erlebniskarten und Wandkarten
•Entwurf von mental-maps, Fantasie-/Erlebniskarten und Wandkarten
Zeile 350: Zeile 352:


===Unterrichtsbeispiele für Klasse 6===
===Unterrichtsbeispiele für Klasse 6===
Schülerinnen und Schüler beginnen mit etwa 12 Jahren Räume selbst in Form von Karten darzustellen. Die Vorstellung von Raum ist immer geprägt von den indiviuellen Erfahrungen. Diese Unterschiede können von der Lehrperson mit Hilfe von „Mental Maps“ oder „Kognitiven Karten“ evaluiert werden. In der Praxis werden die SuS aufgefordert eine Karte aufzuzeichnen, die ihren Heimweg darstellt. Alle Wegabzweigungen, Kreuzungen, Häuser sowie Kirchtürme und andere Details sollen mit [[Das Bild|Bild]]ern, Symbolen skizziert werden. Wichtig ist hierbei die Schüler explizit darauf hinzuweisen, dass sie sich trotz aller Details auf das Wesentliche zu begrenzen.  
Schülerinnen und Schüler beginnen mit etwa 12 Jahren Räume selbst in Form von Karten darzustellen. Die Vorstellung von Raum ist immer geprägt von den indiviuellen Erfahrungen. Diese Unterschiede können von der Lehrperson mit Hilfe von „Mental Maps“ oder „Kognitiven Karten“ evaluiert werden. In der Praxis werden die SuS aufgefordert eine Karte aufzuzeichnen, die ihren Heimweg darstellt. Alle Wegabzweigungen, Kreuzungen, Häuser sowie Kirchtürme und andere Details sollen mit Bildern, Symbolen skizziert werden. Wichtig ist hierbei die Schüler explizit darauf hinzuweisen, dass sie sich trotz aller Details auf das Wesentliche zu begrenzen.  
Die individuellen „kognitiven Karten“ lassen Rückschlüsse auf die Vorerfahrungen und das Wissen aber vor allem auch auf den Entwicklungsstand in Bezug auf das Raumbewusstsein der jeweiligen Schülerinnen und Schüler zu.
Die individuellen „kognitiven Karten“ lassen Rückschlüsse auf die Vorerfahrungen und das Wissen aber vor allem auch auf den Entwicklungsstand in Bezug auf das Raumbewusstsein der jeweiligen Schülerinnen und Schüler zu.  


===Unterrichtsbeispiel für Klasse 7/8===
===Unterrichtsbeispiel für Klasse 7/8===
Zeile 371: Zeile 373:
===Quelleninterpretation===
===Quelleninterpretation===
Interpretieren bedeutet "Verstehen unter Schwierigkeiten".<ref> vgl. Pandel 2003, 168 </ref> Das heißt die Interpretation liegt darin, die Schwierigkeiten zu beseitigen.
Interpretieren bedeutet "Verstehen unter Schwierigkeiten".<ref> vgl. Pandel 2003, 168 </ref> Das heißt die Interpretation liegt darin, die Schwierigkeiten zu beseitigen.
Eine Karte kann die Position von Kontinenten, Staaten und Städte aufzeigen. Darüber hinaus kann sie keine genaueren Auskünfte geben. Infrastruktur, zeittypische Landschaften oder tatsächliche Grenzläufe können nicht dargestellt werden. Historische Inhalte werden auf Karten in Form von Punkten, Strichen und Pfeilen versuchsweise dargestellt. Im Geschichtsunterricht sollten die Schüler auf die sorgfältige [[Quelleninterpretation| Analyse]] von Karten geschult werden. Trotz ihrer Grenzen geben Geschichtskarten die Möglichkeit historische Geschehnisse weniger abstrakt, in einem bildlichen Überblick darzustellen
Eine Karte kann die Position von Kontinenten, Staaten und Städte aufzeigen. Darüber hinaus kann sie keine genaueren Auskünfte geben. Infrastruktur, zeittypische Landschaften oder tatsächliche Grenzläufe können nicht dargestellt werden. Historische Inhalte werden auf Karten in Form von Punkten, Strichen und Pfeilen versuchsweise dargestellt. Im Geschichtsunterricht sollten die Schüler auf die sorgfältige Analyse von Karten geschult werden. Trotz ihrer Grenzen geben Geschichtskarten die Möglichkeit historische Geschehnisse weniger abstrakt, in einem bildlichen Überblick darzustellen


==Belege==
==Belege==


=== Literatur ===
'''Bücher'''


''Bergmann, Klaus/Rohrbach, Rita:'' Kinder entdecken Geschichte: Theorie und Praxis historischen Lernens in der Grundschule und im frühen Unterricht. Schwalbach: Wochenschau Verlag 2001
''Bergmann, Klaus/Rohrbach, Rita:'' Kinder entdecken Geschichte: Theorie und Praxis historischen Lernens in der Grundschule und im frühen Unterricht. Schwalbach: Wochenschau Verlag 2001
Zeile 398: Zeile 400:


“Fritz, Gerhard (Hrsg.):“ Fachwissenschaft Geschichte. Ein Studienbuch für Studierende Grund-, Haupt- und Realschule. Stuttgart: Kohlhammer 2011
“Fritz, Gerhard (Hrsg.):“ Fachwissenschaft Geschichte. Ein Studienbuch für Studierende Grund-, Haupt- und Realschule. Stuttgart: Kohlhammer 2011
'''Zeitschriften'''


Praxis Geschichte. Westermann. September 5/2008
Praxis Geschichte. Westermann. September 5/2008
“Raisch, Herbert:“ Kartenarbeit. Kartenkompetenz als Qualifikation historischen Lernens. Praxis Geschichte. Westermann. September 5/2008
“Raisch, Herbert:“ Kartenarbeit. Kartenkompetenz als Qualifikation historischen Lernens. Praxis Geschichte. Westermann. September 5/2008


=== Weblinks ===
'''Internet'''


''Ammermann, Dorothee:'' Analyse und Interpretation von Geschichtskarten. 2012, http://ammermann.de/Karten.pdf
''Ammermann, Dorothee:'' Analyse und Interpretation von Geschichtskarten. 2012, http://ammermann.de/Karten.pdf
Zeile 408: Zeile 412:
''Hartung, Olaf:'' Karten im Geschichtsunterricht. 2011, http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb04/institute/geschichte/didaktik/dokumente/Mat_Medien/geschichtsdidaktische-pruefungsthemen/karten-im-geschichtsunterricht
''Hartung, Olaf:'' Karten im Geschichtsunterricht. 2011, http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb04/institute/geschichte/didaktik/dokumente/Mat_Medien/geschichtsdidaktische-pruefungsthemen/karten-im-geschichtsunterricht


== Einzelnachweise ==
==Verweise==


<references />
<references />

Bitte beachte, dass alle Beiträge zu Wiki von anderen Mitwirkenden bearbeitet, geändert oder gelöscht werden können. Reiche hier keine Texte ein, falls du nicht willst, dass diese ohne Einschränkung geändert werden können.

Du bestätigst hiermit auch, dass du diese Texte selbst geschrieben hast oder diese von einer gemeinfreien Quelle kopiert hast (weitere Einzelheiten unter Wiki:Urheberrechte). ÜBERTRAGE OHNE GENEHMIGUNG KEINE URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZTEN INHALTE!

Abbrechen Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)