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''P. Schönherr, M. Laquai, K. Hartlieb, D. Göttel, erweiter von: S. Teufel, R. Ermer, J. Riek''
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Der Begriff "Bild" ist weit gefasst.<ref> vgl. Bergmann 1999, 217-218 </ref> Im Folgenden werden als Einschränkung nur sogenannte stehende Bilder näher betrachtet. Pandel schließt bei Bildern Dreidimensionalität und Rekonstruktionen aus.<ref> vgl. Pandel 2004, 172 </ref> Sauer tut dies nicht, vielmehr teilt er Bilder in Kategorien ein. Dabei teilt er Bilder zum einen nach den verschiedenen Herstellungstechniken und zum anderen nach den jeweiligen Themen ein. Diese beiden Einteilungsraster schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr.
Der Begriff "Bild" ist weit gefasst.<ref> vgl. Bergmann 1999, 217-218 </ref> Im Folgenden werden als Einschränkung nur sogenannte stehende Bilder näher betrachtet. Pandel schließt bei Bildern Dreidimensionalität und Rekonstruktionen aus.<ref> vgl. Pandel 2004, 172 </ref> Sauer tut dies nicht, vielmehr teilt er Bilder in Kategorien ein. Dabei teilt er Bilder zum einen nach den verschiedenen Herstellungstechniken und zum anderen nach den jeweiligen Themen ein. Diese beiden Einteilungsraster schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr.
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• Wie aufwendig ist die Herstellung?
• Wie aufwendig ist die Herstellung?


• Ist das Bild ortsgebunden oder transportabel? (bei neuen [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] sind Bilder digitalisiert, wobei das Problem der Ortsgebundenheit keine Rolle mehr spielt)
• Ist das Bild ortsgebunden oder transportabel? (bei neuen Medien sind Bilder digitalisiert, wobei das Problem der Ortsgebundenheit keine Rolle mehr spielt)


• Kann das Bild vervielfältigt werden? (bei neuen Medien ebenso kein Problem mehr)
• Kann das Bild vervielfältigt werden? (bei neuen Medien ebenso kein Problem mehr)
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[[Bild:Tabelle_Plastik.jpg]]
[[Bild:Tabelle_Plastik.jpg]]


Handelt es sich bei einer Plastik um eine öffentliche Darstellung, die frei zugänglich ist, lässt es sich einer Skulptur zuordnen. Bei einem Relief in einem Herrscherpalast ist dies nicht der Fall. Münzen sind reliefartige Darstellungen und sind damit die mit Abstand am Meisten veröffentlichten Plastiken weltweit. Dies als Frage an Schülerinnen und Schüler zu verwenden und so eine [[Grundlagen der Schülerorientierung|Schülerorientierung]] zu erwirken, erscheint sinnvoll.
Handelt es sich bei einer Plastik um eine öffentliche Darstellung, die frei zugänglich ist, lässt es sich einer Skulptur zuordnen. Bei einem Relief in einem Herrscherpalast ist dies nicht der Fall. Münzen sind reliefartige Darstellungen und sind damit die mit Abstand am Meisten veröffentlichten Plastiken weltweit. Dies als Frage an Schülerinnen und Schüler zu verwenden und so eine Schülerorientierung zu erwirken, erscheint sinnvoll.


<gallery mode="packed">
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Als passendes Beispiel ist das des Spiegels zu nennen, denn auch hier kann man getäuscht werden.
Als passendes Beispiel ist das des Spiegels zu nennen, denn auch hier kann man getäuscht werden.
Bei den Personenbildern nennt Sauer die Personenbilder und Ereignis-, Alltags-, Landschafts- und Stadtbilder, die ich zum besseren Verständnis in zwei Kategorien unterteilt habe. Geschichtsbilder sind hingegen Historienbilder, Rekonstruktionsbilder und historische [[Comics|Comics]].
Bei den Personenbildern nennt Sauer die Personenbilder und Ereignis-, Alltags-, Landschafts- und Stadtbilder, die ich zum besseren Verständnis in zwei Kategorien unterteilt habe. Geschichtsbilder sind hingegen Historienbilder, Rekonstruktionsbilder und historische Comics.


===Personenbilder===
===Personenbilder===
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Als Ereignisbilder werden die Bilder bezeichnet, die das Ziel haben einmalige Geschehnisse zu vermitteln. Sie wollen die Bevölkerung benachrichtigen und informieren. Die Bandbreite dieser Bildnisse ist sehr groß. Zu ihnen gehören Holzschnitte, Kupfer- und Stahlstiche, die Lithografie und Bänkelbilder. Außerdem zählt ein Großteil der heutigen Pressefotos dazu.
Als Ereignisbilder werden die Bilder bezeichnet, die das Ziel haben einmalige Geschehnisse zu vermitteln. Sie wollen die Bevölkerung benachrichtigen und informieren. Die Bandbreite dieser Bildnisse ist sehr groß. Zu ihnen gehören Holzschnitte, Kupfer- und Stahlstiche, die Lithografie und Bänkelbilder. Außerdem zählt ein Großteil der heutigen Pressefotos dazu.


Problematisch werden Ereignisbilder aber mit ihrer Authentizität. Die Künstler sind oft nicht selbst Augenzeugen bei einem Ereignis, das sie als Bild darstellen wollen. Ihre [[Quelleninterpretation#Was ist eine Quelle?|Quellen]] stammen daher oft aus zweiter Hand. Oft hat sich der Künstler auch durch andere Darstellungen dieses Ereignisses beeinflussen lassen. Bei der Arbeit mit Ereignisbildern im Geschichtsunterricht muss daher das Problem der Authentizität angesprochen und ein zurückhaltender Umgang damit ist gefordert.
Problematisch werden Ereignisbilder aber mit ihrer Authentizität. Die Künstler sind oft nicht selbst Augenzeugen bei einem Ereignis, das sie als Bild darstellen wollen. Ihre Quellen stammen daher oft aus zweiter Hand. Oft hat sich der Künstler auch durch andere Darstellungen dieses Ereignisses beeinflussen lassen. Bei der Arbeit mit Ereignisbildern im Geschichtsunterricht muss daher das Problem der Authentizität angesprochen und ein zurückhaltender Umgang damit ist gefordert.


====Alltagsbilder====
====Alltagsbilder====
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So sind Geschichtsbilder im Hinblick auf die behandelte Zeit Darstellungen und im Hinblick auf ihre Entstehungszeit Quellen.
So sind Geschichtsbilder im Hinblick auf die behandelte Zeit Darstellungen und im Hinblick auf ihre Entstehungszeit Quellen.
Somit sind in einem [[Das Schulbuch|Schulbuch]] nachträglich erstellte Gemälde über eine Schlacht eine passende Darstellung einer Handlung über ein geschichtliches Ereignis für die heutige Zeit, im Hinblick auf die Entstehungszeit des Schulbuchs hingegen eine Quelle.
Somit sind in einem Schulbuch nachträglich erstellte Gemälde über eine Schlacht eine passende Darstellung einer Handlung über ein geschichtliches Ereignis für die heutige Zeit, im Hinblick auf die Entstehungszeit des Schulbuchs hingegen eine Quelle.  


===Historienbilder - Rekonstruktionen===
===Historienbilder - Rekonstruktionen===
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Camera obscura in Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, Denis Diderot and Jean le Rond d'Alembert , 1751'']]
Camera obscura in Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, Denis Diderot and Jean le Rond d'Alembert , 1751'']]


Zunächst ist folgende Feststellung für den Geschichtslehrer von Bedeutung: Originale in der Unterrichtssituation zu präsentieren, wird das Interesse und die Motivation der Schüler zusätzlich zur authentischen Aura des Bildes auch durch das Gefühl, anhand eines Originals eigenständig geschichtliche Forschung betreiben zu können, geweckt werden.“<ref> vgl. Sauer 2003, 42 </ref> Dementsprechend sollten Originale von der Lehrperson genutzt werden wann immer ihm oder ihr dies möglich ist. Gerade wenn regionale Geschichte im Fokus einer Unterrichtseinheit stehen sollte, können in diesem Zusammenhang originale Bildquellen aus nächster Nähe, d.h. aus [[Arbeit im Archiv|Archivbeständen]] oder privater Hand, zum Einsatz kommen. Aber auch die Möglichkeit selbst im alten Familienalbum Fotografien zu sammeln, welche beispielsweise die Rolle oder das Bild der Frau über das letzte Jahrhundert hinweg darstellen, kann wegen oben genannter Gründe, auf großes Interesse seitens der Schülerschaft stoßen. Auch historische Geldscheine und Briefmarken gelten in diesem Zusammenhang als Originalquellen in bildlicher Form und sind gut innerhalb der entsprechenden Thematik einsetzbar.<ref> vgl. Sauer 2003, 42 </ref>
Zunächst ist folgende Feststellung für den Geschichtslehrer von Bedeutung: Originale in der Unterrichtssituation zu präsentieren, wird das Interesse und die Motivation der Schüler zusätzlich zur authentischen Aura des Bildes auch durch das Gefühl, anhand eines Originals eigenständig geschichtliche Forschung betreiben zu können, geweckt werden.“<ref> vgl. Sauer 2003, 42 </ref> Dementsprechend sollten Originale von der Lehrperson genutzt werden wann immer ihm oder ihr dies möglich ist. Gerade wenn regionale Geschichte im Fokus einer Unterrichtseinheit stehen sollte, können in diesem Zusammenhang originale Bildquellen aus nächster Nähe, d.h. aus Archivbeständen oder privater Hand, zum Einsatz kommen. Aber auch die Möglichkeit selbst im alten Familienalbum Fotografien zu sammeln, welche beispielsweise die Rolle oder das Bild der Frau über das letzte Jahrhundert hinweg darstellen, kann wegen oben genannter Gründe, auf großes Interesse seitens der Schülerschaft stoßen. Auch historische Geldscheine und Briefmarken gelten in diesem Zusammenhang als Originalquellen in bildlicher Form und sind gut innerhalb der entsprechenden Thematik einsetzbar.<ref> vgl. Sauer 2003, 42 </ref>


Da es jedoch häufig nicht zu vermeiden sein wird, im Geschichtsunterricht Reproduktionen zu verwenden, lohnt es sich die unterschiedlichen Präsentationsformen einer solchen genauer zu betrachten. Nahe liegend ist hier natürlich, die vom benutzten Schulbuch bereitgestellten Abbilder von Gemälden, Holz-, Kupferstichen oder Fotografien für den eigenen Unterricht fruchtbar zu machen. Unvermeidbar ist hier jedoch die Tatsache, dass grundsätzlich nur ein ungefährer Eindruck des Originals über das Schulbuch zu vermitteln ist. Grund hierfür sind die Verzerrung von Größenverhältnissen und die geringeren Farbintensität.<ref> vgl. Sauer 2003, 43 </ref> Nur im Falle eines vollständig vorhandenen Begleittextes, das heißt bei einer Nennung der Bildgattung oder –technik, der Originalmaße, des Künstler sowie des Entstehungsjahres, kann überhaupt ein halbwegs angemessener Eindruck des Bildes entstehen.<ref> vgl. Sauer 2003, 44 </ref> Hintergründiges Wissen, welches sich auf „Auftraggeber, Adressat, Verwendungszweck, Entstehungszeit und –ort des Bildes“ bezieht muss „wenigstens der Lehrperson geläufig sein, damit diese das Bild richtig einsetzen kann“.<ref> Bernhardt 2006, 51 </ref>
Da es jedoch häufig nicht zu vermeiden sein wird, im Geschichtsunterricht Reproduktionen zu verwenden, lohnt es sich die unterschiedlichen Präsentationsformen einer solchen genauer zu betrachten. Nahe liegend ist hier natürlich, die vom benutzten Schulbuch bereitgestellten Abbilder von Gemälden, Holz-, Kupferstichen oder Fotografien für den eigenen Unterricht fruchtbar zu machen. Unvermeidbar ist hier jedoch die Tatsache, dass grundsätzlich nur ein ungefährer Eindruck des Originals über das Schulbuch zu vermitteln ist. Grund hierfür sind die Verzerrung von Größenverhältnissen und die geringeren Farbintensität.<ref> vgl. Sauer 2003, 43 </ref> Nur im Falle eines vollständig vorhandenen Begleittextes, das heißt bei einer Nennung der Bildgattung oder –technik, der Originalmaße, des Künstler sowie des Entstehungsjahres, kann überhaupt ein halbwegs angemessener Eindruck des Bildes entstehen.<ref> vgl. Sauer 2003, 44 </ref> Hintergründiges Wissen, welches sich auf „Auftraggeber, Adressat, Verwendungszweck, Entstehungszeit und –ort des Bildes“ bezieht muss „wenigstens der Lehrperson geläufig sein, damit diese das Bild richtig einsetzen kann“.<ref> Bernhardt 2006, 51 </ref>
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Da sich im Normalfall die Bearbeitung des Bildes im Unterricht nicht auf diesen ersten, schnellen Eindruck beschränken soll, ist es von ungemeiner Wichtigkeit den augenscheinlichen Aspekten eines Bildes weitere Informationen zur Seite zu stellen.<ref> vgl. Bernhardt 2006, 56 </ref> Ein „Normalisierungsbedarf“<ref> Bernhardt 2006, 54</ref>, das heißt die Notwendigkeit eines zweiten oder dritten Blickes, muss für die weitere Beschäftigung mit dem ausgewählten Bild gegeben sein.
Da sich im Normalfall die Bearbeitung des Bildes im Unterricht nicht auf diesen ersten, schnellen Eindruck beschränken soll, ist es von ungemeiner Wichtigkeit den augenscheinlichen Aspekten eines Bildes weitere Informationen zur Seite zu stellen.<ref> vgl. Bernhardt 2006, 56 </ref> Ein „Normalisierungsbedarf“<ref> Bernhardt 2006, 54</ref>, das heißt die Notwendigkeit eines zweiten oder dritten Blickes, muss für die weitere Beschäftigung mit dem ausgewählten Bild gegeben sein.


Zu diesem Zwecke ist eine Vielzahl handlungsorientierter Unterrichtsverfahren während der Interpretationsphase denkbar. Indem die Schüler eine Geschichte, ein plausibles „Vorher“ und „Nachher“ zu der Momentaufnahme, welche ein Bild immer darstellt, erzählen, können sie es in einen „chronologischen und argumentativen Zusammenhang“ <ref> Sauer 2006, 23 </ref> stellen. Besonders gut eignet sich das Einfügen von Denk- oder Sprechblasen um unterschiedliche Perspektiven der dargestellten Personen wahrnehmbar zu machen. Dazu müssen Mimik und Gestik der Personen thematisiert werden.<ref> Bernhardt 2006, 54 </ref> Werden Bilder mit anderen Sinnen ergänzt stellt sich die Frage: wie hat es in dieser oder jener Situation gerochen? Was war zu hören? Des Weiteren kann die Lehrperson die Schüler in die Rolle des Auftraggebers schlüpfen und einen fiktiven Bildauftrag an den Maler formulieren lassen. In dieser Weise wird die Intentionalität zum Beispiel eines Gemäldes verdeutlicht. Um Bildszenen nachzustellen oder zu spielen müssen die Schüler Haltungen und Gefühle der dargestellten Personen nachvollziehen. Später können die Empfindungen, welche während des Nachspielens aufkommen, beschrieben oder kommentiert werden. Durch die Erstellung von Szenarien mit Figurenbildern, dem Ausschneiden und Neuarrangierens von Personen, Gegenständen, Häusern etc., entstehen eigene Deutungen einer spezifischen Zeit. Dasselbe kann auch durch das Ergänzen, Um- oder Ausmalen von Bildern erreicht werden: eigene Kommentare zum Bild oder seiner Entstehungszeit werden abgegeben. Collagen entstehen durch die eigenständige Auswahl des Bildmaterials, welches sodann zu einem „Zeitpanorama“, einer individuellen Gesamtdeutung einer Zeit, zusammengesetzt wird. Nicht zuletzt können Bilder mit anderen Bildern oder weiteren Quellen/[[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] zusammengestellt werden. [[Das Lied|(Lied-)Texte]], Statistiken oder auch Gedichte können ergänzend oder auch kontrastierend neben das Bild gestellt werden.<ref> vgl. Sauer 2003, 20ff </ref> Die Kombination von Bild mit Bild bietet ebenfalls eine ganze Palette an Optionen, die jeweils unterschiedliche Zielsetzungen und Zwecke beinhalten und im nächsten Abschnitt behandelt werden sollen.
Zu diesem Zwecke ist eine Vielzahl handlungsorientierter Unterrichtsverfahren während der Interpretationsphase denkbar. Indem die Schüler eine Geschichte, ein plausibles „Vorher“ und „Nachher“ zu der Momentaufnahme, welche ein Bild immer darstellt, erzählen, können sie es in einen „chronologischen und argumentativen Zusammenhang“ <ref> Sauer 2006, 23 </ref> stellen. Besonders gut eignet sich das Einfügen von Denk- oder Sprechblasen um unterschiedliche Perspektiven der dargestellten Personen wahrnehmbar zu machen. Dazu müssen Mimik und Gestik der Personen thematisiert werden.<ref> Bernhardt 2006, 54 </ref> Werden Bilder mit anderen Sinnen ergänzt stellt sich die Frage: wie hat es in dieser oder jener Situation gerochen? Was war zu hören? Des Weiteren kann die Lehrperson die Schüler in die Rolle des Auftraggebers schlüpfen und einen fiktiven Bildauftrag an den Maler formulieren lassen. In dieser Weise wird die Intentionalität zum Beispiel eines Gemäldes verdeutlicht. Um Bildszenen nachzustellen oder zu spielen müssen die Schüler Haltungen und Gefühle der dargestellten Personen nachvollziehen. Später können die Empfindungen, welche während des Nachspielens aufkommen, beschrieben oder kommentiert werden. Durch die Erstellung von Szenarien mit Figurenbildern, dem Ausschneiden und Neuarrangierens von Personen, Gegenständen, Häusern etc., entstehen eigene Deutungen einer spezifischen Zeit. Dasselbe kann auch durch das Ergänzen, Um- oder Ausmalen von Bildern erreicht werden: eigene Kommentare zum Bild oder seiner Entstehungszeit werden abgegeben. Collagen entstehen durch die eigenständige Auswahl des Bildmaterials, welches sodann zu einem „Zeitpanorama“, einer individuellen Gesamtdeutung einer Zeit, zusammengesetzt wird. Nicht zuletzt können Bilder mit anderen Bildern oder weiteren [[Quelleninterpretation| Quellen]]/[[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] zusammengestellt werden. [[Das Lied|(Lied-)Texte]], Statistiken oder auch Gedichte können ergänzend oder auch kontrastierend neben das Bild gestellt werden.<ref> vgl. Sauer 2003, 20ff </ref> Die Kombination von Bild mit Bild bietet ebenfalls eine ganze Palette an Optionen, die jeweils unterschiedliche Zielsetzungen und Zwecke beinhalten und im nächsten Abschnitt behandelt werden sollen.


===Bildzusammenstellung===
===Bildzusammenstellung===
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===Visuelles Erzählen im Geschichtsunterricht anhand von Bildsequenzen nach Pandel===
===Visuelles Erzählen im Geschichtsunterricht anhand von Bildsequenzen nach Pandel===


Nach Pandel ist „Visuelles Erzählen ein methodisches Prinzip, dem nicht-narrativen Einzelbild eine erzählerische Qualität abzugewinnen. Dieses Prinzip nimmt den [[Narration Grundlagen|narrativen]] Charakter des [[Grundlagen des Historischen Denkens|historischen Denkens]] ernst und versucht ihn methodisch mit dem [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]] Bild umzusetzen“ <ref>Pandel, 1999:, S. 387</ref>. Die Grundlage für visuelles Erzählen ist damit eine Bildsequenz, die auch mit Text kombiniert sein kann. Die Entdeckung von Bildgeschichten anhand von Bildfolgen ist keine neue, sondern war schon im 18. Jahrhundert hoch entwickelt. Die Arbeit mit Bildergeschichten im Geschichtsunterricht ist eine wichtige, denn damit soll die Narrativitätskompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Sie sollen, laut Pandel, „Geschichte und Geschichten verstehen und erzählen können“  und einen Beitrag zur Entwicklung des historischen Denkens bei den Schülerinnen und Schülern leisten <ref>Pandel, 1999,; S.387</ref>.
Nach Pandel ist „Visuelles Erzählen ein methodisches Prinzip, dem nicht-narrativen Einzelbild eine erzählerische Qualität abzugewinnen. Dieses Prinzip nimmt den [[Narration Grundlagen|narrativen]] Charakter des [[Grundlagen des Historischen Denkens|historischen Denkens]] ernst und versucht ihn methodisch mit dem Medium Bild umzusetzen“ <ref>Pandel, 1999:, S. 387</ref>. Die Grundlage für visuelles Erzählen ist damit eine Bildsequenz, die auch mit Text kombiniert sein kann. Die Entdeckung von Bildgeschichten anhand von Bildfolgen ist keine neue, sondern war schon im 18. Jahrhundert hoch entwickelt. Die Arbeit mit Bildergeschichten im Geschichtsunterricht ist eine wichtige, denn damit soll die Narrativitätskompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Sie sollen, laut Pandel, „Geschichte und Geschichten verstehen und erzählen können“  und einen Beitrag zur Entwicklung des historischen Denkens bei den Schülerinnen und Schülern leisten <ref>Pandel, 1999,; S.387</ref>.


Die Frage, ob Bilder überhaupt erzählen können, stellt sich an dieser Stelle in den Vordergrund. Buchtitel, wie beispielsweise der von Helmut Altrichter „Bilder erzählen Geschichte“, gehen von der Annahme aus, dass Bilder in der Lage sind zu erzählen. Pandel stimmt dieser Annahme nicht zu und entgegnet in Bezug auf Altrichters Buch, dass Bilder nicht erzählen können, „sondern nur, wie Historiker Geschichten anhand von Bildern erzählen“  <ref>Pandel, 1999, S.:387</ref>. Bilder können zwar Ereignisse chronologisch darstellen, letztendlich müssen sie aber, um Geschichte zu werden miteinander verknüpft werden und aufeinander Bezug nehmen.
Die Frage, ob Bilder überhaupt erzählen können, stellt sich an dieser Stelle in den Vordergrund. Buchtitel, wie beispielsweise der von Helmut Altrichter „Bilder erzählen Geschichte“, gehen von der Annahme aus, dass Bilder in der Lage sind zu erzählen. Pandel stimmt dieser Annahme nicht zu und entgegnet in Bezug auf Altrichters Buch, dass Bilder nicht erzählen können, „sondern nur, wie Historiker Geschichten anhand von Bildern erzählen“  <ref>Pandel, 1999, S.:387</ref>. Bilder können zwar Ereignisse chronologisch darstellen, letztendlich müssen sie aber, um Geschichte zu werden miteinander verknüpft werden und aufeinander Bezug nehmen.
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„Im Zweiten Weltkrieg wurden die Mitglieder einzelner Familien durch die Kriegsereignisse oft voneinander getrennt. Der Suchdienst des Roten Kreuzes unternahm es, über Kino, Rundfunkt und  Schaukästen Familien wieder zusammenzuführen. Der Fotograf Karl Gronemayer hat einen solchen Wiedersehensaugenblick festgehalten. Die drei Kinder (mit Heimleiterin) erblicken ihren Vater“ <ref>Pandel, 1999,: S.402-403</ref>
„Im Zweiten Weltkrieg wurden die Mitglieder einzelner Familien durch die Kriegsereignisse oft voneinander getrennt. Der Suchdienst des Roten Kreuzes unternahm es, über Kino, Rundfunkt und  Schaukästen Familien wieder zusammenzuführen. Der Fotograf Karl Gronemayer hat einen solchen Wiedersehensaugenblick festgehalten. Die drei Kinder (mit Heimleiterin) erblicken ihren Vater“ <ref>Pandel, 1999,: S.402-403</ref>


Der zeitliche Aspekt einer Bildfolge muss deutlich sein. Der Betrachter muss wissen wie groß die zeitliche Spanne ist, um die Bildfolge interpretieren zu können. „ Je kleiner der Zeitsprung zwischen zwei Bildereignissen ist“, so Pandel, „desto leichter wird der Sinnbildungsprozess für die Schülerinnen und Schüler“ <ref>Pandel, 1999, S.397</ref>. In dem hier nebenstehenden Beispiel der Familienzusammenführung wird ersichtlich, dass die Zeitspanne zwischen dem ersten und dem letzten Bild sich nur über ein paar Minuten oder gar Sekunden erstreckt. Ein weiterer Aspekt, der zum [[Sinnbildung und Triftigkeit|Sinnbildungsprozess]] des Betrachters führt, ist der homogene Charakter der Bilder. Sie müssen Ähnlichkeiten und Zusammenhänge aufweisen. Dies kann durch den Ort der Handlung oder der Personen geschehen. Wenn man das zuvor genannte Beispiel betrachtet, fällt auf, dass der Ort im Hintergrund kaum verändert. Auch die Personen spielen hier eine wichtige Rolle: das Mädchen ist auf allen vier Bildern abgebildet, die beiden Jungen auf drei Bildern. Durch diese Elemente, die auf mehreren Bildern zu finden sind, wird der Zusammenhang und die logische Abfolge der einzelnen Bildern gewährleistet.
Der zeitliche Aspekt einer Bildfolge muss deutlich sein. Der Betrachter muss wissen wie groß die zeitliche Spanne ist, um die Bildfolge interpretieren zu können. „ Je kleiner der Zeitsprung zwischen zwei Bildereignissen ist“, so Pandel, „desto leichter wird der Sinnbildungsprozess für die Schülerinnen und Schüler“ <ref>Pandel, 1999, S.397</ref>. In dem hier nebenstehenden Beispiel der Familienzusammenführung wird ersichtlich, dass die Zeitspanne zwischen dem ersten und dem letzten Bild sich nur über ein paar Minuten oder gar Sekunden erstreckt. Ein weiterer Aspekt, der zum Sinnbildungsprozess des Betrachters führt, ist der homogene Charakter der Bilder. Sie müssen Ähnlichkeiten und Zusammenhänge aufweisen. Dies kann durch den Ort der Handlung oder der Personen geschehen. Wenn man das zuvor genannte Beispiel betrachtet, fällt auf, dass der Ort im Hintergrund kaum verändert. Auch die Personen spielen hier eine wichtige Rolle: das Mädchen ist auf allen vier Bildern abgebildet, die beiden Jungen auf drei Bildern. Durch diese Elemente, die auf mehreren Bildern zu finden sind, wird der Zusammenhang und die logische Abfolge der einzelnen Bildern gewährleistet.


<br style="clear:both;" />
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==Bildkompetenz==
==Bildkompetenz==


Bilder haben vielfältige Qualitäten, die sie speziell für einen Einsatz im Geschichtsunterricht geeignet machen. Der historische Erkenntnisgewinn mag oft ausschlaggebender Faktor für die Entscheidung  sein, dieses oder jenes Bild im Unterricht einzusetzen.
Bilder haben vielfältige Qualitäten, die sie speziell für einen Einsatz im Geschichtsunterricht geeignet machen. Der historische Erkenntnisgewinn mag oft ausschlaggebender Faktor für die Entscheidung  sein, dieses oder jenes Bild im Unterricht einzusetzen. Jedoch kann so auch die im Bildungsplan 2004 geforderte Medienkompetenz dahingehend (weiter)entwickelt werden, dass Schüler, in vielen kleinen Teilschritten, die „richtige“ oder „korrekte“ Bildinterpretation erlernen. Im Geschichtsunterricht bezieht sich diese Bildinterpretation naturgemäß vor allem auf Zeugnisse oder auch vermeintliche Zeugnisse der Vergangenheit, die in Bildform immer auch absichtsvoll entstandene und überlieferte Quellen sind. Um diese Intentionen nachzuvollziehen, braucht es das Wissen um kulturelle sowie historische Gegebenheiten und Besonderheiten hinsichtlich des Entstehungskontexts. Aus diesem Grunde gilt es im Fach Geschichte eine historisch-kulturelle Bildkompetenz zu entwickeln.<ref> Pandel 2004, 173 </ref> Dies beschränkt Bildkompetenz nicht auf die rein visuelle Entnahme von Informationen aus dem jeweils vorliegenden Bild: Die zunächst einmal rein „sinnlich“ vollzogenen Prozesse der Identifizierung von beispielsweise Gegenständen oder Farben können nur Voraussetzung für den Versuch sein, das Bild mitsamt seiner hintergründigen Dimension zu erfassen. Hierzu ist das sogenannte ikonographische Sehen Notwendigkeit.<ref> vgl. Pandel 2004, 173 </ref> Dies bedeutet, dass unter anderem das Gesehene mit dem eigenen „Posengedächtnis“.<ref> Pandel 2004, 173 </ref>  sowie anderen bereits existierenden kognitiven Schemata abgeglichen wird.<ref> vgl. Bernhardt 2006, 53 </ref> Bildkompetenz heißt demnach, dass Schüler Motive und ihre Hintergründe kennen sowie erkennen und Symbole auch als solche identifizieren können. Dasselbe gilt für Farbsymboliken und Metaphern, welche innerhalb einer Bildkomposition verwendet werden. Gerade im Geschichtsunterricht ist es in diesem Zusammenhang auch unumgänglich Zeitbezüge herstellen zu können. Außerdem müssen Allegorien  aufgelöst und die emotionalen Eindrücke, die bei der Bildbetrachtung entstehen, verbalisiert werden.<ref> vgl. Pandel 2004, 173 </ref> Grundlegend für all diese Operationen, welche zur Bildkompetenz führen, ist die sogenannte „pikturale Differenz“<ref> Pandel 2004, 173 </ref>, das heißt die Tatsache, dass „ein Bild nicht die Wirklichkeit abbildet, sondern eine intentionale Aussage über sie ist“.<ref> Bernhardt 2006, 57 </ref>
Jedoch kann so auch die im Bildungsplan 2004 geforderte Medienkompetenz dahingehend (weiter)entwickelt werden, dass Schüler, in vielen kleinen Teilschritten, die „richtige“ oder „korrekte“ Bildinterpretation erlernen.  
 
Im Geschichtsunterricht bezieht sich diese Bildinterpretation naturgemäß vor allem auf Zeugnisse oder auch vermeintliche Zeugnisse der Vergangenheit, die in Bildform immer auch absichtsvoll entstandene und überlieferte Quellen sind. Um diese Intentionen nachzuvollziehen, braucht es das Wissen um kulturelle sowie historische Gegebenheiten und Besonderheiten hinsichtlich des Entstehungskontexts. Aus diesem Grunde gilt es im Fach Geschichte eine historisch-kulturelle Bildkompetenz zu entwickeln.<ref> Pandel 2004, 173 </ref>  
 
Dies beschränkt Bildkompetenz nicht auf die rein visuelle Entnahme von Informationen aus dem jeweils vorliegenden Bild: Die zunächst einmal rein „sinnlich“ vollzogenen Prozesse der Identifizierung von beispielsweise Gegenständen oder Farben können nur Voraussetzung für den Versuch sein, das Bild mitsamt seiner hintergründigen Dimension zu erfassen. Hierzu ist das sogenannte ikonographische Sehen Notwendigkeit.<ref> vgl. Pandel 2004, 173 </ref> Dies bedeutet, dass unter anderem das Gesehene mit dem eigenen „Posengedächtnis“.<ref> Pandel 2004, 173 </ref>  sowie anderen bereits existierenden kognitiven Schemata abgeglichen wird.<ref> vgl. Bernhardt 2006, 53 </ref>  
 
Bildkompetenz heißt demnach, dass Schüler Motive und ihre Hintergründe kennen sowie erkennen und Symbole auch als solche identifizieren können. Dasselbe gilt für Farbsymboliken und Metaphern, welche innerhalb einer Bildkomposition verwendet werden. Gerade im Geschichtsunterricht ist es in diesem Zusammenhang auch unumgänglich, Zeitbezüge herstellen zu können. Außerdem müssen Allegorien  aufgelöst und die emotionalen Eindrücke, die bei der Bildbetrachtung entstehen, verbalisiert werden.<ref> vgl. Pandel 2004, 173 </ref> Grundlegend für all diese Operationen, welche zur Bildkompetenz führen, ist die sogenannte „pikturale Differenz“<ref> Pandel 2004, 173 </ref>, das heißt die Tatsache, dass „ein Bild nicht die Wirklichkeit abbildet, sondern eine intentionale Aussage über sie ist“.<ref> Bernhardt 2006, 57 </ref>


==Bildinterpretation==
==Bildinterpretation==
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===Vereinfachtes Analyseschema nach Erwin Panofsky===
===Vereinfachtes Analyseschema nach Erwin Panofsky===


Erwin Panofsky ist ein deutsch- amerikanischer Kunsthistoriker, der 1930, ein Analyseschema zur Bildinterpretation entwickelt hat. Dieses '''dreischrittige Schema''' ist zwar sehr  anspruchsvoll, kann aber in einfacherer Form sinnvoll, für den Umgang mit Bildern im Unterricht, eingesetzt werden.  
Erwin Panofsky ist ein deutsch- amerikanischer Kunsthistoriker, der 1930, ein Analyseschema zur Bildinterpretation entwickelt hat. Dieses '''dreischrittige Schema''' ist zwar sehr  anspruchsvoll, kann aber in einfacherer Form, sinnvoll, für den Umgang mit Bildern, eingesetzt werden.  


'''1. Bildbeschreibung'''
'''1. Bildbeschreibung'''


Zu Beginn wird beschrieben, was auf dem Bild zu sehen ist. Erste Eindrücke, Gedanken und Gefühle werden festgehalten. Somit wird eine Art [[Einstieg|Einstieg]] in das Bild ebenso wie eine erste Orientierung geschaffen.  
Zu Beginn wird beschrieben, was auf dem Bild zu sehen ist. Erste Eindrücke, Gedanken und Gefühle werden festgehalten. Somit wird eine Art Einstieg in das Bild ebenso wie eine erste Orientierung geschaffen.  


'''2. Bildanalyse'''
'''2. Bildanalyse'''
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* Gattung bzw. Darstellungstechnik: Skulptur, Münze, Gemälde, Radierung, Fotografie etc.
* Gattung bzw. Darstellungstechnik: Skulptur, Münze, Gemälde, Radierung, Fotografie etc.


* Inhaltlicher Bildtypus: Personenbild, Landschaftsbild, [[Karikaturen|Karikatur]] etc.
* Inhaltlicher Bildtypus: Personenbild, Landschaftsbild, Karikatur etc.


* Größe und Präsentationsform: Einzelbild oder Reihe, privat oder öffentlich
* Größe und Präsentationsform: Einzelbild oder Reihe, privat oder öffentlich
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===Pandels Kritik an der Geschichtsdidaktik===
===Pandels Kritik an der Geschichtsdidaktik===


Laut Pandel führt die [[Einführung in die Grundlagen der Fachdidaktik| Geschichtsdidaktik]] keine richtige Bildinterpretation durch. Es handelt sich eher, um pädagogische Herangehensweisen und Überlegungen wie ein Bild im Unterricht eingesetzt werden kann. Das zu interpretierende Bild steht im Hintergrund während die Schülerinnen und Schüler im Vordergrund sind. Da der Umgang mit Bildern um einiges schwerer ist, als die Verwendung von Texten, muss ein neues Analyseschema entwickelt werden.<ref> vgl. Pandel 2007, 172- 173 </ref>
Laut Pandel führt die Geschichtsdidaktik keine richtige Bildinterpretation durch. Es handelt sich eher, um pädagogische Herangehensweisen und Überlegungen wie ein Bild im Unterricht eingesetzt werden kann. Das zu interpretierende Bild steht im Hintergrund während die Schülerinnen und Schüler im Vordergrund sind. Da der Umgang mit Bildern um einiges schwerer ist, als die Verwendung von Texten, muss ein neues Analyseschema entwickelt werden.<ref> vgl. Pandel 2007, 172- 173 </ref>


===Didaktik des Bildes===
===Didaktik des Bildes===
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*'''Visuelles Gedächtnis'''
*'''Visuelles Gedächtnis'''
Pandel <ref> 2008, 158 ff.</ref>  sieht es als essentiell an, dass die SuS ein Bildgedächtnis aufbauen. Dies kann als „kollektives Bildgedächtnis“ einer Kultur gesehen werden und hat seinen Ursprung in der „Summe aller Bildpräsentationen“ jedes Einzelnen. Desweiteren kann es als „virtuelles Archiv, aus dem Zeitungen, Bücher, elektronische [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] und nicht zuletzt Schulbuchverlage ihre Bildvorlagen entnehmen und dadurch das wieder das kollektive Bildgedächtnis festigen.“
Pandel <ref> 2008, 158 ff.</ref>  sieht es als essentiell an, dass die SuS ein Bildgedächtnis aufbauen. Dies kann als „kollektives Bildgedächtnis“ einer Kultur gesehen werden und hat seinen Ursprung in der „Summe aller Bildpräsentationen“ jedes Einzelnen. Desweiteren kann es als „virtuelles Archiv, aus dem Zeitungen, Bücher, elektronische Medien und nicht zuletzt Schulbuchverlage ihre Bildvorlagen entnehmen und dadurch das wieder das kollektive Bildgedächtnis festigen.“
Bilder, die das Bildgedächtnis besonders prägen und häufige Verwendung finden, werden auch Ikonen genannt.  
Bilder, die das Bildgedächtnis besonders prägen und häufige Verwendung finden, werden auch Ikonen genannt.  
Sie können durch drei Merkmale charakterisiert werden: Authentizität, das heißt, der Sachverhalt des Bildes ist unstrittig. Als zweites wird die Kanonisierung genannt. Das heißt, je öfter ein Bild gezeigt oder benutzt wird, desto bekannter wird es und geht somit in das Bildgedächtnis über. Als letztes Merkmal kann die Symbolisierung genannt werden. Das heißt ein Bild steht stellvertretend für ein Ereignis.  
Sie können durch drei Merkmale charakterisiert werden: Authentizität, das heißt, der Sachverhalt des Bildes ist unstrittig. Als zweites wird die Kanonisierung genannt. Das heißt, je öfter ein Bild gezeigt oder benutzt wird, desto bekannter wird es und geht somit in das Bildgedächtnis über. Als letztes Merkmal kann die Symbolisierung genannt werden. Das heißt ein Bild steht stellvertretend für ein Ereignis.  
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====Die Arbeit an Details====
====Die Arbeit an Details====


Anstatt mit dem ganzen Bild, ist es oftmals sinnvoller zuerst mit kleinen Ausschnitten zu arbeiten. Das empfiehlt sich besonders bei detailreichen Bildern. So fällt es leichter, sich auf bestimmte Details oder Symbole zu konzentrieren, die man womöglich beim Betrachten des ganzen Bildes übersehen hätte <ref>vgl. Pandel 2008, S. 194ff</ref>.
Anstatt mit dem ganzen Bild, ist es oftmals sinnvoller zuerst mit kleinen Ausschnitten zu arbeiten. Das empfiehlt sich besonders bei detailreichen Bildern. So fällt es leichter sich auf bestimmte Details oder Symbole zu konzentrieren, die man womöglich beim Betrachten des ganzen Bildes übersehen hätte <ref>vgl. Pandel 2008, S. 194ff</ref>.


====Bildinterpretation durch Bildverfilmung====
====Bildinterpretation durch Bildverfilmung====
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==Fotomanipulation==
==Fotomanipulation==


In Bildern liegt Überzeugungskraft. Sobald ein Bild Aufmerksamkeit erregt, werden Muster und Symbole wahrgenommen, interpretiert und mit dem individuellen Erfahrungshorizont des Betrachters in Beziehung gesetzt. Ein Bild genießt Priorität bei der Selektion von Wahrnehmungen und durch die emotionale Wirkung eines Bildes, fällt es dem Betrachter schwer, eine Distanz zur Abbildung zu wahren. Durch ein Bild wird dem Betrachter die Illusion vermittelt, dass er über das [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]] selbst Augenzeuge des Abgebildeten wird, vielleicht sogar in das Geschehen mit einbezogen ist.<ref> vgl. Schicha 2006, 1f </ref> Dies ist besonders bei Fotografien der Fall, da hier ein Moment in Zeit und Raum eingefangen wird, der unwiederbringlich in der Vergangenheit verloren ist. Ein Foto zu betrachten ist wie eingefrorenes Sehen dieses vergangenen Moments durch die Kameralinse.<ref> vgl. Snyder 2002, 23-59 </ref>
In Bildern liegt Überzeugungskraft. Sobald ein Bild Aufmerksamkeit erregt, werden Muster und Symbole wahrgenommen, interpretiert und mit dem individuellen Erfahrungshorizont des Betrachters in Beziehung gesetzt. Ein Bild genießt Priorität bei der Selektion von Wahrnehmungen und durch die emotionale Wirkung eines Bildes, fällt es dem Betrachter schwer, eine Distanz zur Abbildung zu wahren. Durch ein Bild wird dem Betrachter die Illusion vermittelt, dass er über das Medium selbst Augenzeuge des Abgebildeten wird, vielleicht sogar in das Geschehen mit einbezogen ist.<ref> vgl. Schicha 2006, 1f </ref> Dies ist besonders bei Fotografien der Fall, da hier ein Moment in Zeit und Raum eingefangen wird, der unwiederbringlich in der Vergangenheit verloren ist. Ein Foto zu betrachten ist wie eingefrorenes Sehen dieses vergangenen Moments durch die Kameralinse.<ref> vgl. Snyder 2002, 23-59 </ref>


Fotografische Bilder sind Massenware, die nur flüchtig konsumiert wird. Dabei haben Fotografien auch den Sonderstatus, gegenüber anderen Bildern objektiv zu sein. Das würde bedeuten, dass Fotos die Welt so zeigen, wie sie unabhängig vom menschlichen Bewusstsein existiert. Natürlich erlaubt eine Fotografie hohe Annäherung an die vergangene Wirklichkeit, weshalb sie auch für den Geschichtsunterricht eine hohe Bedeutung einnehmen. Trotzdem zeigen auch Fotos die Wirklichkeit nicht objektiv, sondern subjektiv durch die Augen des Fotographen.<ref> vgl. Sauer 2003, 163-167</ref> Bei der Entstehung einer Fotografie kann an unterschiedlichen Stellen von Seiten eines Manipulators eingegriffen werden, um eine manipulierende Wirkung auf die Rezipienten des Bildes zu erzielen.
Fotografische Bilder sind Massenware, die nur flüchtig konsumiert wird. Dabei haben Fotografien auch den Sonderstatus, gegenüber anderen Bildern objektiv zu sein. Das würde bedeuten, dass Fotos die Welt so zeigen, wie sie unabhängig vom menschlichen Bewusstsein existiert. Natürlich erlaubt eine Fotografie hohe Annäherung an die vergangene Wirklichkeit, weshalb sie auch für den Geschichtsunterricht eine hohe Bedeutung einnehmen. Trotzdem zeigen auch Fotos die Wirklichkeit nicht objektiv, sondern subjektiv durch die Augen des Fotographen.<ref> vgl. Sauer 2003, 163-167</ref> Bei der Entstehung einer Fotografie kann an unterschiedlichen Stellen von Seiten eines Manipulators eingegriffen werden, um eine manipulierende Wirkung auf die Rezipienten des Bildes zu erzielen.
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==Bildmanipulation im Geschichtsunterricht==
==Bildmanipulation im Geschichtsunterricht==


Die Bildmanipulation sollte im Rahmen der Förderung von Medienkompetenz im Geschichtsunterricht thematisiert werden. Das Erkennen der manipulativen Wirkung von Bildern soll die SuS zu einer kritischen Würdigung der [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] befähigen.
Die Bildmanipulation sollte im Rahmen der Förderung von Medienkompetenz im Geschichtsunterricht thematisiert werden. Das Erkennen der manipulativen Wirkung von Bildern soll die SuS zu einer kritischen Würdigung der Medien befähigen.


===Ziele und Kompetenzen===
===Ziele und Kompetenzen===
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=== Literatur ===
'''Literatur'''




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''Wenger- Deilmann, Astrid und Kämpfer, Frank:'' Handschlag- Zeigegestus- Kniefall. Körpersprache, Gestik und Pathosformel in der visuellen politischen Kommunikation. In: Paul, Gerhard (Hrsg): Visual History- Ein Studienbuch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG 2006, S.188- 205
''Wenger- Deilmann, Astrid und Kämpfer, Frank:'' Handschlag- Zeigegestus- Kniefall. Körpersprache, Gestik und Pathosformel in der visuellen politischen Kommunikation. In: Paul, Gerhard (Hrsg): Visual History- Ein Studienbuch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG 2006, S.188- 205


=== Einzelnachweise ===
==Verweise==
<references/>
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