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''L.Mincato (Okt.2013); M.Lindenfelser (März 2014); R.Fetter (September 2014)''
 
 
''L.Mincato (Okt.2013); M.Lindenfelser (März 2014)''


== Definition und Begriffserklärung von Sachquellen ==
== Definition und Begriffserklärung von Sachquellen ==
[[Gegenständliche Quellen|Sachquellen]] oder gegenständlichen Quellen sind laut der Definition von Wilfried Stadtmüller „unmittelbar überlieferte Gegenstände bzw. Überreste, aus denen historische Informationen über die Zeit ihrer Entstehung und Verwendung gewonnen werden können“ <ref> Stadtmüller 1999, 391 </ref> Zwar wurden Überreste wurden nur im seit dem 19. Jh. von Historikern als bedeutende [[Quelleninterpretation#Was ist eine Quelle?|Quellen]] anerkannt, da in dieser Zeit die Archäologie als eine neue Wissenschaft betrachtet wurde. Historiker haben sich jedoch vor allem mit  aber im Vergleich zu schriftlichen Quellen sehr vernachlässigt weiter beschäftigt und die Arbeit an ihnen gegenständlichen Quellen wird von Kunsthistorikern oder Volkskundlern an den Museen überlassen.übernommen <ref> vgl. Heese 2007, 276 </ref>  Die Überlieferung von Sachquellen ist häufig nur zufälliger Natur. <ref> vgl. Reeken </ref>  Gegenstände der Alltagsgeschichte der unteren sozialen Schichten aus vergangenen Jahrhunderten werden erst seit einigen Jahrzehnten von Museen gesammelt.
Sachquellen oder gegenständlichen Quellen sind laut der Definition von Wilfried Stadtmüller „unmittelbar überlieferte Gegenstände bzw. Überreste, aus denen historische Informationen über die Zeit ihrer Entstehung und Verwendung gewonnen werden können“ <ref> Stadtmüller 1999, 391 </ref> Zwar wurden Überreste wurden nur im seit dem 19. Jh. von Historikern als bedeutende [[Quelleninterpretation#Was ist eine Quelle?|Quellen]] anerkannt, da in dieser Zeit die Archäologie als eine neue Wissenschaft betrachtet wurde. Historiker haben sich jedoch vor allem mit  aber im Vergleich zu schriftlichen Quellen sehr vernachlässigt weiter beschäftigt und die Arbeit an ihnen gegenständlichen Quellen wird von Kunsthistorikern oder Volkskundlern an den Museen überlassen.übernommen <ref> vgl. Heese 2007, 276 </ref>  Die Überlieferung von Sachquellen ist häufig nur zufälliger Natur. <ref> vgl. Reeken </ref>  Gegenstände der Alltagsgeschichte der unteren sozialen Schichten aus vergangenen Jahrhunderten werden erst seit einigen Jahrzehnten von Museen gesammelt.
Die Größe der Sachquelle spielt keine Rolle. Eine Sachquelle kann von einer römische Münze über historischen Kochtöpfen bis hin zu Denkmälern an Größe sehr stark variieren. (siehe Abbildung 1. und Abbildung 2.)
Die Größe der Sachquelle spielt keine Rolle. Eine Sachquelle kann von einer römische Münze über historischen Kochtöpfen bis hin zu Denkmälern an Größe sehr stark variieren. (siehe Abbildung 1. und Abbildung 2.)
Hier werden Sachquellen als unmittelbar überlieferte Quellen, also historische Gegenstände und Bauten, definiert. Teilweise werden jedoch vVon einigen Geschichtsdidaktikern werden jedoch Modelle, Nachbauten und Replikate dazugezählt. Um eine solche Verwendung im weiteren Sinn zu kennzeichnen, werden auch Begriffe wie „gegenständliche [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht|Medien]]“ (vgl. Schneider 2007, 193) oder „sachquellennah“ (vgl. Schreiber 2004, 42) verwendet.  
Hier werden Sachquellen als unmittelbar überlieferte Quellen, also historische Gegenstände und Bauten, definiert. Teilweise werden jedoch vVon einigen Geschichtsdidaktikern werden jedoch Modelle, Nachbauten und Replikate dazugezählt. Um eine solche Verwendung im weiteren Sinn zu kennzeichnen, werden auch Begriffe wie „gegenständliche Medien“ (vgl. Schneider 2007, 193) oder „sachquellennah“ (vgl. Schreiber 2004, 42) verwendet.  




Man kann beiIn der [[Einführung in die Grundlagen der Fachdidaktik|Geschichtsdidaktik]] werden Sachquellen meist zwischen zwei Hauptkategorien unterschiedenunterscheiden, nämlich: die „mobilen“ und „immobilen“ Sachquellen.
Man kann beiIn der Geschichtsdidaktik werden Sachquellen meist zwischen zwei Hauptkategorien unterschiedenunterscheiden, nämlich: die „mobilen“ und „immobilen“ Sachquellen.
Unter „mobilen“ Sachquellen, versteht man Fund-,  Ausgrabungsobjekte oder aufbewahrte Objekte, die tragbar und beweglich sind. Sie können zum Beispiel in die Schule mitgebracht werden (alte Werkzeuge, Münzen, Kultgegenständen, Kleidungsstücke,…).
Unter „mobilen“ Sachquellen, versteht man Fund-,  Ausgrabungsobjekte oder aufbewahrte Objekte, die tragbar und beweglich sind. Sie können zum Beispiel in die Schule mitgebracht werden (alte Werkzeuge, Münzen, Kultgegenständen, Kleidungsstücke,…).
Im Gegensatz dazu, befinden sich „immobile“ Sachquellen außerhalb der Schule (bauliche Überreste, Ruinen, Denkmäler, Stadtmauern, Dampfmaschinen,…). <ref> vgl. Schneider 2005, 512 </ref> Bei Denkmälern, als eine Form von immobilen Sachquellen, handelt es sich laut Thorsten Heese um „Monumente, die bewusst zur Erinnerung an bestimmte Personen oder Ereignisse angelegt wurden.“ <ref> Heese 2007, S. 188 </ref> Dabei kann es sich um architektonische Denkmäler handeln wie Bauwerke, aber auch andere Kunstwerke wie Reiterstandbilder und Bürsten stellen eine Form von Denkmälern dar. <ref> vgl. Weigand 2004, S.455 </ref>
Im Gegensatz dazu, befinden sich „immobile“ Sachquellen außerhalb der Schule (bauliche Überreste, Ruinen, Denkmäler, Stadtmauern, Dampfmaschinen,…). <ref> vgl. Schneider 2005, 512 </ref>  


<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Immobile Sachquelle1.jpg|thumb|Abbildung 2: immobile Sachquelle]]</div> <div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Mobile Sachquelle.jpg|thumb|Abbildung 1: mobile Sachquelle]]</div>
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=== Ästhetik ===
=== Ästhetik ===
Um verschiedene Quellengattungen zu unterscheiden, sollte man fähig sein, ihre Ästhetik zu erkennen. Leider wird dies heute immer schwieriger, da die Ästhetik, die zum Beispiel durch Events, Theater oder Filme weitergeleitet wird, nicht unbedingt der Wahrheit entspricht. Es kann zum Beispiel sein, dass Kostüme, Objekte oder Ereignisse nicht genau dargestellt werden oder noch gemischt werden und nicht zu der bestimmten Epoche, die inszeniert wird, gehören. Das Ziel der Ästhetik ist also „das „innere Auge“ für den Umgang mit „historischen [[Das Bild|Bildern]]“ zu sensibilisieren, was natürlich vor allem mit Hilfe der gegenständlichen Quellen möglich ist. <ref> Heese, 2007, 17 </ref> Beim Anfassen wird es einfacher die Form, Farbe, das Gewicht,… der Objekte wahrzunehmen und sich ein ästhetisches Bild davon zu machen. Man kann sich zum Beispiel das Gewicht einer mittelalterlichen Rüstung nicht wirklich allein durch Erzählungen vorstellen. Museen sind also besonders geeignet um die eigene Wahrnehmung für Ästhetik zu entwickeln.
Um verschiedene Quellengattungen zu unterscheiden, sollte man fähig sein, ihre Ästhetik zu erkennen. Leider wird dies heute immer schwieriger, da die Ästhetik, die zum Beispiel durch Events, Theater oder Filme weitergeleitet wird, nicht unbedingt der Wahrheit entspricht. Es kann zum Beispiel sein, dass Kostüme, Objekte oder Ereignisse nicht genau dargestellt werden oder noch gemischt werden und nicht zu der bestimmten Epoche, die inszeniert wird, gehören. Das Ziel der Ästhetik ist also „das „innere Auge“ für den Umgang mit „historischen Bildern“ zu sensibilisieren, was natürlich vor allem mit Hilfe der gegenständlichen Quellen möglich ist. <ref> Heese, 2007, 17 </ref> Beim Anfassen wird es einfacher die Form, Farbe, das Gewicht,… der Objekte wahrzunehmen und sich ein ästhetisches Bild davon zu machen. Man kann sich zum Beispiel das Gewicht einer mittelalterlichen Rüstung nicht wirklich allein durch Erzählungen vorstellen. Museen sind also besonders geeignet um die eigene Wahrnehmung für Ästhetik zu entwickeln.


=== Authentizität ===
=== Authentizität ===
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*„Wie alt ist das?“
*„Wie alt ist das?“
*„Ist das echt?“ <ref> Heese 2007, 22 </ref>
*„Ist das echt?“ <ref> Heese 2007, 22 </ref>


=== Emotionalität ===
=== Emotionalität ===
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Da wWir wissen, dass unser Gehirn „auf emotionale und körperliche Rückkoppelungen angewiesen“ ist, werden also „eindrückliche Ereignisse“ werden also besser gespeichert. <ref> Heese 2007, 13 </ref> Es gilt als bewiesen, dass unsere „emotionale Intelligenz“ sehr wertvoll ist und dass das Wechselspiel zwischen Gefühl und Verstand, emotionalem und rationalem Lernen gute Lernergebnisse ermöglicht, was auch eine zentrale Rolle bei der Arbeit mit Sachquellen spielt. <ref> vgl. Heese 2007, 26 </ref> Diese Rationalisierung kann auch den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, wieder Abstand zu der Geschichte zu finden, um, zum Beispiel, ein Übermaß an Emotionalität während Diskussionen zu vermeiden.
Da wWir wissen, dass unser Gehirn „auf emotionale und körperliche Rückkoppelungen angewiesen“ ist, werden also „eindrückliche Ereignisse“ werden also besser gespeichert. <ref> Heese 2007, 13 </ref> Es gilt als bewiesen, dass unsere „emotionale Intelligenz“ sehr wertvoll ist und dass das Wechselspiel zwischen Gefühl und Verstand, emotionalem und rationalem Lernen gute Lernergebnisse ermöglicht, was auch eine zentrale Rolle bei der Arbeit mit Sachquellen spielt. <ref> vgl. Heese 2007, 26 </ref> Diese Rationalisierung kann auch den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, wieder Abstand zu der Geschichte zu finden, um, zum Beispiel, ein Übermaß an Emotionalität während Diskussionen zu vermeiden.


== Funktionen von Sachquellen ==
Bei Sachquellen handelt es sich um Zeugnisse aus der Vergangenheit. Die Analyse dieser Sachquellen, sei es von mobilen oder immobilen Quellen, ermöglicht es historische Informationen zu gewinnen. Dabei kann es sich beispielsweise um Informationen über die Gesellschaft, die Lebensweise oder die Architektur handeln. Vor allem ermöglichen gegenständliche Quellen im Vergleich zu schriftlichen Quellen eine andere Sichtweise auf die Vergangenheit. Die Wahrnehmung der Größe, der Struktur und der Oberflächenbeschaffenheit ermöglicht eine Wahrnehmung mit  allen Sinnen und führen somit zu neuen Erkenntnissen, wie sie aus schriftlichen Überlieferungen nicht zu gewinnen wären.
Bei der Auseinandersetzung mit Sachquellen jeglicher Art werden Erinnerungen hervor gerufen. Vor allem Denkmäler erfüllen diese Erinnerungsfunktion, die sich auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bezieht. Die Erinnerung soll dabei im Sinne des englischen 'to remind' (jemanden erinnern bzw. jemanden mahnen) erfolgen. <ref> vgl. Weigand 2004, S. 456 </ref> Man wird durch jemanden oder durch etwas an Vergangenes erinnert. In diesem Fall lässt die Begegnung mit einem Denkmal die Vergangenheit aufleben, Erinnerungen an Personen und Ereignisse werden wach.
Damit eng verbunden sind die gesellschaftlichen und politischen Motive zu Zeiten der Errichtung des Denkmals. Katharina Weigand definiert dazu drei Funktionen, die ein Denkmal erfüllt und drei verschiedene zeitliche Ebenen betrifft:
1) Verweis auf die Vergangenheit <br>
Bei der Errichtung eines Denkmals spiegeln sich politische als auch gesellschaftliche und kulturelle Motive wieder. Erinnerungen an eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Ereignis sollen aufrecht erhalten werden.
2) Bezug zur Gegenwart <br>
Durch das Stiften und Erhalten von Erinnerungen soll Vergangenes auf die Gegenwart projiziert werden. Die Gesellschaft soll sich ein Werturteil bilden und darauf aufbauend Konsequenzen für das eigene Handeln und Denken ziehen.
3) Einbezug der Zukunft <br>
Ziel eines Denkmals ist es, Erinnerungen über einen möglichst langen Zeitraum zu erhalten und somit auch für zukünftige Generationen zugänglich zu machen.
<ref> vgl. Weigand 2004, S. 456 </ref>
Denkmäler werden also errichtet um Erinnerungen zu initiieren oder zu erhalten, was durch die  Verknüpfung der drei Zeitebenen erfolgt. Aber nicht nur die Erinnerungen an die Person oder das Ereignis sollen bestehen bleiben. Ein Denkmal erinnert auch an den Initiator oder die Initiatoren. An deren Planung und Umsetzung eines Denkmals lässt sich die Weltanschauung erkennen, die sie vertreten und der Gesellschaft näher bringen wollen. So gesehen üben die Initiatoren mit Hilfe ihres Denkmals bewusst Einfluss auf gesellschaftliche und politische Prozesse aus. <ref> vgl. Weigand 2004, S. 456 </ref>
Hans-Dieter Schmid verweist zusätzlich auf die symbolische Funktion von Denkmälern und historischen Sachquellen im Allgemeinen. So werden politische Denkmäler errichtet, um beispielsweise die Herrschaft über einen geographischen Raum zu symbolisieren. Die Entwicklung bzw. der Wandel politischer, gesellschaftlicher oder kultureller Paradigmen lässt gut an Veränderungen, der Erhaltung oder dem Abriss von Denkmälern ablesen. <ref> vgl. Schmid 2013, S. 4 </ref>
Auch die öffentliche Diskussion über gesellschaftsrelevante Sachquellen stellt eine weitere wichtige Funktion dar. Davon können gegenständliche Sachquellen von regionaler, aber auch von nationaler Bedeutung Anlass zur Diskussion bieten. „Denkmäler scheinen sich besonders gut [...] für solche öffentlichen Debatten der [[Grundlagen der Geschichtskultur|Geschichtskultur]] zu eignen.“ <ref> Schmid 2013, S. 5 </ref>  Somit bleibt das eigene Werturteil über die Vergangenheit nicht verborgen, sondern findet  Anklang in einer breiten Masse differierender Werturteile. Die gemeinsame Diskussion bleibt künftigen Betrachtern des Denkmals erhalten und zeigt auf, welche Wirksamkeit das Denkmal in der Gesellschaft erzielt hat. Denn Ziel eines Denkmals ist es bestimmte Urteile und Meinungen zu fördern, gleichzeitig aber andere möglichst zu vermeiden. <ref> vgl. Weigand 2004, S. 456 </ref> Als Beispiel für solch eine öffentliche Diskussion kann die Auseinandersetzung über das Berliner Holocaust Denkmal herangezogen werden. Bei der entstandenen Diskussion wurden viele Fragen aufgeworfen. Zentrale Akteure waren hierbei Bürgen, verschiedene Vereine und Initiativen, als auch Politiker. Dabei drehte sich die öffentliche Diskussion um Fragen „[des] Standort[s], [der] Größe und [der] Gestalt des Denkmals“. <ref> Schmid 2013, S.4 </ref>


== Sachquellen im Klassenzimmer ==
== Sachquellen im Klassenzimmer ==
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OftmalsZudem  wurden auch viele Gegenstände im Laufe der Jahrhunderte durch Feuerbrünste, Kriege usw. zerstört oder aber durch Stadtplanungen, vor allem in den 1960/1970ern, oder  bzw. Umbaumaßnahmen soweit verändert, dass die Gebäude nicht mehr ihrem Originalzustand bzw. ihrer Funktionalität entsprechen. Ein anderes Problem könnte sein, dass der Gegenstand (z.B. eine Münze) in seiner Originalgröße nicht geeignet ist, um Symbole oder ähnliches auf ihm zu erkennen. Es wäre also besser, die vVergrößerte Darstellung im Unterricht zu verwenden. <ref> Gieß 1998, 104 </ref>
OftmalsZudem  wurden auch viele Gegenstände im Laufe der Jahrhunderte durch Feuerbrünste, Kriege usw. zerstört oder aber durch Stadtplanungen, vor allem in den 1960/1970ern, oder  bzw. Umbaumaßnahmen soweit verändert, dass die Gebäude nicht mehr ihrem Originalzustand bzw. ihrer Funktionalität entsprechen. Ein anderes Problem könnte sein, dass der Gegenstand (z.B. eine Münze) in seiner Originalgröße nicht geeignet ist, um Symbole oder ähnliches auf ihm zu erkennen. Es wäre also besser, die vVergrößerte Darstellung im Unterricht zu verwenden. <ref> Gieß 1998, 104 </ref>


Es ist also nicht immer einfach sich originale Sachquellen zu beschaffen. ZuBei vielen Themen wird es kaum möglichaufgrund der oben genannten Aspekte sehr schwer sein, Sachquellen zu finden. Zudem sind bedeutende Unikate meist nur im [[Das Museum|Museum]] zu finden oder zu wertvoll, um sie im Unterricht einzusetzen.  Man könnte dann eher Eine Alternative wäre die Nutzung von Replikaten. im Unterricht benutzen, aber da die Sachquellen in der Schule noch nicht sehr beliebt sind, ist es schwierig viele Überreste auf dem Lehrmittelmarkt zu finden.
Es ist also nicht immer einfach sich originale Sachquellen zu beschaffen. ZuBei vielen Themen wird es kaum möglichaufgrund der oben genannten Aspekte sehr schwer sein, Sachquellen zu finden. Zudem sind bedeutende Unikate meist nur im Museum zu finden oder zu wertvoll, um sie im Unterricht einzusetzen.  Man könnte dann eher Eine Alternative wäre die Nutzung von Replikaten. im Unterricht benutzen, aber da die Sachquellen in der Schule noch nicht sehr beliebt sind, ist es schwierig viele Überreste auf dem Lehrmittelmarkt zu finden.


====Replikate====
====Replikate====
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„Sachquellen besitzen besondere Qualitäten, die im Geschichtsunterricht durch sinnliche Erfahrung für den Prozess des historischen Lernens aktiviert werden können.“ <ref> Heese 2007, 11 </ref> Die Schülerinnen und Schüler besitzen also die Möglichkeit „mit allen Sinnen“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> zu lernen wodurchund, wie bereits erwähnt, wird dadurch die Wahrnehmung des Objektes länger anhältanhalten.
„Sachquellen besitzen besondere Qualitäten, die im Geschichtsunterricht durch sinnliche Erfahrung für den Prozess des historischen Lernens aktiviert werden können.“ <ref> Heese 2007, 11 </ref> Die Schülerinnen und Schüler besitzen also die Möglichkeit „mit allen Sinnen“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> zu lernen wodurchund, wie bereits erwähnt, wird dadurch die Wahrnehmung des Objektes länger anhältanhalten.
Dadurch, dass die Kinder zuerst vor einem unbekannten Objekt stehen, wird ihre Fantasie angeregt. Sie werden sich selbst überlegen, was die Funktion des Objektes sein kann, wodurchund so wird die historische Methodenkompetenz geschult wird. Hierbei sollen die Schülerinnen und Schüler die [[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die Re-Konstruktionskompetenz|Rekonstruktion]] und [[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die De-Konstruktionskompetenz|Dekonstruktion]] von Teilen der Vergangenheit (wieder-) herstellen. Die Rekonstruktion der Vergangenheit bedeutet, gewisse Dinge aus der Vergangenheit nachbilden zu können und eine historische [[Narration Grundlagen|Narration]]  zu bilden. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Quellen stets kritisch hinterfragen können. Die Dekonstruktion ist ein weiterer Schwerpunkt, da die Schülerinnen und Schüler sich ebenfalls darüber Gedanken machen sollten, mit welcher Absicht diese Quelle der Nachwelt hinterlassen wurde.
Dadurch, dass die Kinder zuerst vor einem unbekannten Objekt stehen, wird ihre Fantasie angeregt. Sie werden sich selbst überlegen, was die Funktion des Objektes sein kann, wodurchund so wird die historische Methodenkompetenz geschult wird. Hierbei sollen die Schülerinnen und Schüler die Rekonstruktion und Dekonstruktion von Teilen der Vergangenheit (wieder-) herstellen. Die Rekonstruktion der Vergangenheit bedeutet, gewisse Dinge aus der Vergangenheit nachbilden zu können und eine historische [[Narration Grundlagen|Narration]]  zu bilden. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Quellen stets kritisch hinterfragen können. Die Dekonstruktion ist ein weiterer Schwerpunkt, da die Schülerinnen und Schüler sich ebenfalls darüber Gedanken machen sollten, mit welcher Absicht diese Quelle der Nachwelt hinterlassen wurde.


Heutzutage ist derauch Unterricht stark vom „Verbalismus“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> geprägt. Die Kinder erfahren oder forschen nicht viel selbstständig und sind also im schulischen Prozess nicht aktiv genug. Die Nutzung von Sachquellen könnte eine Lösung sein, um eine aktive Mitarbeit zu unterstützen. Es bieten sich Möglichkeiten, die Schüler/Innen [[Grundlagen handlungsorientierter GU-Unterricht|handlungsorientiert]] arbeiten zu lassen. Das Arbeiten mit gegenständlichen Quellen im Geschichtsunterricht lässt Forschen zu und ist gleichzeitig eine neue Erfahrung für die Schüler/Innen, die vom gewohnten Unterricht abweicht, was sehr positiv aufgefasst wird. <ref> Schneider 2007, 199 </ref> Außerdem eignen sich Sachquellen immer für eine veränderte [[Grundlagen Arbeits- und Sozialformen|Arbeitsform]]. <ref> Heese 2007, 64 </ref>
Heutzutage ist derauch Unterricht stark vom „Verbalismus“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> geprägt. Die Kinder erfahren oder forschen nicht viel selbstständig und sind also im schulischen Prozess nicht aktiv genug. Die Nutzung von Sachquellen könnte eine Lösung sein, um eine aktive Mitarbeit zu unterstützen. Es bieten sich Möglichkeiten, die Schüler/Innen handlungsorientiert arbeiten zu lassen. Das Arbeiten mit gegenständlichen Quellen im Geschichtsunterricht lässt Forschen zu und ist gleichzeitig eine neue Erfahrung für die Schüler/Innen, die vom gewohnten Unterricht abweicht, was sehr positiv aufgefasst wird. <ref> Schneider 2007, 199 </ref> Außerdem eignen sich Sachquellen immer für eine veränderte Arbeitsform. <ref> Heese 2007, 64 </ref>
Besonders wertvoll kann es sein, wenn die Schüler/Innen aufgefordert werden, selbst historische Gegenstände von zu Hause mitzubringen. Dies fördert in besonderem Maß die Motivation und Neugier der Schüler/Innen, da sie das Gefühl haben, direkt von der Geschichte betroffen zu sein. <ref> Heese 2007, 75f. </ref> Zudem kann es sich sehr positiv auf den Unterricht auswirken, dass das Lernergebnis bzw. der Lerninhalt nicht vorhergesagt werden kann. Es handelt sich um eine offene Lernsituation, die Herausforderung und Kompetenzgewinn zugleich für die Schüler/Innen bedeutet. <ref> Schneider 2007, 199 </ref>  
Besonders wertvoll kann es sein, wenn die Schüler/Innen aufgefordert werden, selbst historische Gegenstände von zu Hause mitzubringen. Dies fördert in besonderem Maß die Motivation und Neugier der Schüler/Innen, da sie das Gefühl haben, direkt von der Geschichte betroffen zu sein. <ref> Heese 2007, 75f. </ref> Zudem kann es sich sehr positiv auf den Unterricht auswirken, dass das Lernergebnis bzw. der Lerninhalt nicht vorhergesagt werden kann. Es handelt sich um eine offene Lernsituation, die Herausforderung und Kompetenzgewinn zugleich für die Schüler/Innen bedeutet. <ref> Schneider 2007, 199 </ref>  
Sachquellen erleichtern eine Annäherung der Vergangenheit in unserer Gegenwart. „Sie vermitteln eine besonders enge und unmittelbare Begegnung mit der Geschichte, da sie wie eine konkrete Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart stehen und es der menschlichen Vorstellungskraft leichter machen, Gewesenes im Bewusstsein zu reproduzieren.“ <ref> Hug </ref> Einer der großen Vorteile der gegenständlichen Quelle ist also ihre Anschaulichkeit und Konkretheit. Es macht einen großen Unterschied ob die Schüler/Innen nur die Beschreibung eines Gegenstandes lesen, oder ob sie ihn in der Hand halten bzw. davorstehen. Dies wird z.B. gerade bei Größen- oder Gewichtsverhältnissen deutlich. <ref> Schneider 2007, 196f </ref> Schon Johann Amos Comenius wies im 17. Jahrhundert darauf hin, dass „die unmittelbare Veranschaulichung (Burg, Kathedrale, Münze usw.) der mittelbaren Veranschaulichung (Abbildung, Skizze, Modell usw.) vorzuziehen sei“<ref> Gieß 1998, 102 </ref>  
Sachquellen erleichtern eine Annäherung der Vergangenheit in unserer Gegenwart. „Sie vermitteln eine besonders enge und unmittelbare Begegnung mit der Geschichte, da sie wie eine konkrete Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart stehen und es der menschlichen Vorstellungskraft leichter machen, Gewesenes im Bewusstsein zu reproduzieren.“ <ref> Hug </ref> Einer der großen Vorteile der gegenständlichen Quelle ist also ihre Anschaulichkeit und Konkretheit. Es macht einen großen Unterschied ob die Schüler/Innen nur die Beschreibung eines Gegenstandes lesen, oder ob sie ihn in der Hand halten bzw. davorstehen. Dies wird z.B. gerade bei Größen- oder Gewichtsverhältnissen deutlich. <ref> Schneider 2007, 196f </ref> Schon Johann Amos Comenius wies im 17. Jahrhundert darauf hin, dass „die unmittelbare Veranschaulichung (Burg, Kathedrale, Münze usw.) der mittelbaren Veranschaulichung (Abbildung, Skizze, Modell usw.) vorzuziehen sei“<ref> Gieß 1998, 102 </ref>  
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=== Museen ===
=== Museen ===
Das Museum bleibt bis heute wirklich der Ort, wo man am meisten über Sachquellen entdecken und lernen kann: „Museen sind Einrichtungen, die sich professionell mit der Vermittlung von Geschichte durch Sachquellen beschäftigen und stehen.“ <ref> Heese 2007, 51 </ref>  
Das Museum bleibt bis heute wirklich der Ort, wo man am meisten über Sachquellen entdecken und lernen kann: „Museen sind Einrichtungen, die sich professionell mit der Vermittlung von Geschichte durch Sachquellen beschäftigen und stehen.“ <ref> Heese 2007, 51 </ref>  
Durch die enge Kooperation, die sich zwischen Schulen und Museen immer weiter entwickelt, lassen sich [[Projektarbeit|Projektarbeiten]] (z.B. Entstehung einer Ausstellung) oder pädagogische Angebote innerhalb des Museums (z.B. Vermittlung von Techniken historischer Gegenständen in einer Werkstatt, Lernkoffer, Führungen, Audioguide…) schaffen.  
Durch die enge Kooperation, die sich zwischen Schulen und Museen immer weiter entwickelt, lassen sich Projektarbeiten (z.B. Entstehung einer Ausstellung) oder pädagogische Angebote innerhalb des Museums (z.B. Vermittlung von Techniken historischer Gegenständen in einer Werkstatt, Lernkoffer, Führungen, Audioguide…) schaffen.  
Das Museum bietet also einen anderen Lernkontext, wo die Schülerinnen und Schüler selbst forschen können und damit ihre Kenntnisse vertiefen oder sichern können. Der große Vorteil ist eben, dass die Sachzeugnisse schon kontextualisiert sind und mit Erläuterungen und verschiedenen Informationen den Schülern zugänglich gemacht sind. Der einzige Nachteil bleibt vielleicht, dass die Überreste meistens hinter Vitrinen ausgestellt werden, man kann sie also nicht anfassen und daraus kann wieder einen Abstand zwischen den Schülern und den Überresten entstehen. Aber trotz diesem Abstand verlieren die Sachquellen ihre Authentizität nicht und erwecken immer wieder Interesse bei den Schülern.
Das Museum bietet also einen anderen Lernkontext, wo die Schülerinnen und Schüler selbst forschen können und damit ihre Kenntnisse vertiefen oder sichern können. Der große Vorteil ist eben, dass die Sachzeugnisse schon kontextualisiert sind und mit Erläuterungen und verschiedenen Informationen den Schülern zugänglich gemacht sind. Der einzige Nachteil bleibt vielleicht, dass die Überreste meistens hinter Vitrinen ausgestellt werden, man kann sie also nicht anfassen und daraus kann wieder einen Abstand zwischen den Schülern und den Überresten entstehen. Aber trotz diesem Abstand verlieren die Sachquellen ihre Authentizität nicht und erwecken immer wieder Interesse bei den Schülern.


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=== Zuhause ===
=== Zuhause ===
Man braucht auch nicht unbedingt weit zu gehen, um Sachquellen zu finden. Wenn man sich überlegt, was auf Flohmärkten verkauft wird, dort sind dies nur Sachen, die eine Weile im Keller oder auf dem Dachboden gelagert wurden. Das heißt also, dass viele Schülerinnen und Schüler zu Hause die Möglichkeit haben, selbst Überreste zu entdecken. Auch wenn sie in neuen Wohnungen leben, die vielleicht noch nicht alt genug sind, um schon etwas erzählen zu können, werden in vielen Familien bestimmte Objekte aufbewahrt. Diese Quellensuche, die man zu Hause oder bei Verwandten machen kann und,  dieverwandelt sich häufig in Familienforschung. verwandelt, motiviert natürlich die Schülerinnen und Schüler, weil sie direkt betroffen sind und sich als Teil der Geschichte sehen können. <ref> vgl. Heese 2007, 51 ff. </ref>
Man braucht auch nicht unbedingt weit zu gehen, um Sachquellen zu finden. Wenn man sich überlegt, was auf Flohmärkten verkauft wird, dort sind dies nur Sachen, die eine Weile im Keller oder auf dem Dachboden gelagert wurden. Das heißt also, dass viele Schülerinnen und Schüler zu Hause die Möglichkeit haben, selbst Überreste zu entdecken. Auch wenn sie in neuen Wohnungen leben, die vielleicht noch nicht alt genug sind, um schon etwas erzählen zu können, werden in vielen Familien bestimmte Objekte aufbewahrt. Diese Quellensuche, die man zu Hause oder bei Verwandten machen kann und,  dieverwandelt sich häufig in Familienforschung. verwandelt, motiviert natürlich die Schülerinnen und Schüler, weil sie direkt betroffen sind und sich als Teil der Geschichte sehen können. <ref> vgl. Heese 2007, 51 ff. </ref>
== Sachquellen an außerschulischen Lernorten ==
In Kapitel 3 und 4 wurde bereits erläutert wie eine Gestaltung des Unterrichts mit mobilen Sachquellen erfolgen kann und wo Quellen dieser Art gefunden werden können.
Aber auch immobile Sachquellen stellen eine Bereicherung des Unterrichts dar, wobei eine tiefgründige Auseinandersetzung mit ihnen im Klassenzimmer nicht möglich ist. Es Bedarf somit einer Exkursion an einen außerschulischen [[Historische Orte als Lernorte|Lernort]]. So können architektonische Bauwerke, künstlerische Gebilde und andere Denkmäler als Quellen für den Geschichtsunterricht heran gezogen werden.
=== Vorteile ===
Das Aufsuchen von Sachquellen an außerschulischen Lernorten hat eine motivierende Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler. Die aufgesuchte Sachquelle, wie beispielsweise ein Denkmal, versetzt die Kinder in Staunen und Faszination. Die Anwesenheit und der Kontakt mit der Sachquelle schaffen auf einfache Art und Weise einen Bezug zur Vergangenheit. Mit spannenden Erzählungen der Lehrkraft lässt sich weiteres Interesse der Schülerinnen und Schüler am geschichtlichen Rahmen wecken, der Drang nach weiteren Informationen wächst. <vgl. Hoderlein-Rein 2004, S. 463 </ref> <br>
Diese sehr anschauliche Darstellung von Geschichte schafft zudem einen Gegenwartsbezug und ermöglicht eine Betrachtung der Sachquelle unter fächerübergreifenden Aspekten. <ref> vgl. Schmid 2013, S. 9f </ref> Im Rahmen der Besichtigung stehen die aufkommenden Gefühle und Gedanken im Mittelpunkt. Die Wirkung des Denkmals auf die eigene Person ist präsenter als die Vergangenheit. Somit steht der Gegenwartsbezug des Denkmals im Vordergrund. Um einen fächerübergreifenden Aspekt herzustellen, bietet sich das Fach Kunst an. Die Gestaltung des Denkmals, verwendete Farben, Formen und Materialien können ausgiebig untersucht werden. Aber auch technische Aspekte können berücksichtigt werden. Fragen die auf die Errichtung eines solchen Denkmals zurückführen, können zu unterrichtlichen Zwecken genutzt werden. <br>
Zudem eignen sich Sachquellen, die vor Ort besichtigt werden, gut zur Einführung fachspezifischer Arbeitsweisen. Damit kann schon in der Grundschule begonnen werden und somit eine Grundlage für das historische Arbeiten in der weiteren Schullaufbahn geschaffen werden. <ref> vgl. Hoderlein-Rein 2004, S. 463 </ref> Da viele [[Allgemeine Unterrichtsmethoden|Methoden]] in der Grundschule als Basis für den Unterricht dienen und den Kinder bereits bekannt sind, kann an diese angeknüpft werden. So sind Schülerinnen und Schüler beispielsweise im Umgang mit Sachtexten vertraut. Diese Grundlage und vor allem das Können der Kinder kann weiter ausgebaut und spezifiziert werden, da [[Quellenarbeit im Geschichtsunterricht (Sek.I)|Quellenarbeit]] eine wichtige Methode zur Rekonstruktion der Vergangenheit darstellt. Das Sichten und Auswerten von Quellen dient zum Erwerb von Methodenkompetenz.
=== Nachteile ===
Schwierigkeiten bei der Arbeit mit Sachquellen treten vor allem in der Grundschule auf. Das Auffinden geeigneter Quellen, zum Beispiel Denkmäler, kann sich als schwierig erweisen. Denn das Denkmal muss so gewählt werden, dass ein Ausschnitt der Geschichte unabhängig vom gesamten geschichtlichen Kontext behandelt werden kann. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass eine Vernetzung der Zeitebenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Grundschulalter noch nicht möglich ist. Dazu ist das Zeitbewusstsein der Kinder noch nicht weit genug entwickelt. Deshalb kann der geschichtliche Zusammenhang, der sich über alle drei Zeitebenen erstreckt, nicht spezifiziert werden. Eine Begrenzung auf einen Zeitausschnitt ist somit notwendig. <ref> vgl. Hoderlein-Rein 2004, S. 463f </ref>
Man könnte auch den organisatorischen Aufwand des Lehrers als Nachteil aufzählen, allerdings überwiegen die Vorteile bei der Arbeit mit Sachquellen, womit dieser Aufwand zu vernachlässigen ist.
=== Unterrichtsphasen ===
Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Unterricht bei der Auseinandersetzung mit gegenständlichen Quellen zu gestalten. Eine allgemeine Herangehensweise wird unter 'Möglichkeiten der Herangehensweise an das Arbeiten mit der Sachquelle' (Kapitel 6) beschrieben.
Heese konkretisiert diese Unterrichtsphasen, weitet sie aus und erläutert die Herangehensweise am Beispiel des Denkmals:
1) Äußere Wahrnehmung des Denkmals <br>
In dieser Phase setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem äußeren Erscheinungsbild von Denkmälern auseinander. Sie sollen das Denkmal möglichst detailliert untersuchen, um möglichst viele Informationen darüber zu sammeln. Daher eignet sich eine Besichtigung vor Ort am besten für diese Unterrichtsphase.
2) Klärung der W-Fragen <br>
Wer hat wann, wo und wie das Denkmal errichtet?
Warum und wozu wurde es errichtet?
Dies ist nur ein Auszug von Fragen, die sich bei der Auseinandersetzung mit Denkmälern ergeben. Zur Klärung dieser Fragen können die Informationen aus der ersten Unterrichtsphase herangezogen werden, die beispielsweise von Inschriften auf dem Denkmal stammen. Zu berücksichtigen ist, dass womöglich nicht alle Fragen geklärt werden können.
3) Klärung offener Fragen <br>
Offen gebliebene Fragen können „unter Zuhilfenahme weiterer Quellen oder Informationsmedien erschlossen werden.“ <ref> Heese 2007, S. 190 </ref>  Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben sich zunächst eigenständig mit dem Denkmal und seiner Wirkung auf sie auseinanderzusetzen. So können Vermutungen oder bereits vorhandenes Wissen in den Unterricht einfließen und diesen bereichern. Um die Wirkung des Denkmals beispielsweise auf unterschiedliche Gesellschaftsschichten darzustellen, lohnt es sich Quellen aus verschiedenen Perspektiven zu nutzen. Auf diese Weise können Informationen gegenüber gestellt und diskutiert werden.
4) Zugabe weiterer Quellen oder Zugabe von Vergleichsbeispielen <br>
In dieser Unterrichtsphase wird die Auswirkung und Bedeutung des Denkmals untersucht. Dabei können alle drei Zeitebenen, die ein Denkmal erschließt, berücksichtigt werden. Vermutungen der Schülerinnen und Schüler können mit Hilfe von Textzitaten aus vergangenen Berichten oder [[Das Bild#Bildinterpretation|Bildinterpretationen]] bestätigt oder widerlegt werden.
5) Sicherung der Ergebnisse <br>
Zur Sicherung der erarbeiteten Arbeitsergebnisse sind kreative Aufgabenstellungen besonders gut geeignet. So können Führungen vor Ort entwickelt werden, die anschließend für die Schülerinnen und Schüler anderer Klassen angeboten werden. Aber auch die Anfertigung schriftlicher Begehungspläne mit Erläuterungen zum Denkmal und Reflexionen ermöglichen zusätzlich noch einen Vergleich mit anderen Reiseführern oder Interpretationen des Denkmals.
<ref> vgl. Heese 2007, S. 188ff </ref>


== Verwendung von Sachquellen im Unterricht ==
== Verwendung von Sachquellen im Unterricht ==
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=== Einstieg ===
=== Einstieg ===


Die Verwendung als [[Einstieg|Einstieg]] ist wohl die häufigste.  Hier ist die Sachquelle gut geeignet, um die Schüler/Innen auf das aktuelle Thema einzustellen. Sie motiviert, weckt Neugier und ruft Fragen und Erinnerungen hervor. Die in der Einstiegsphase aufkommenden Unterrichtsbeiträge können häufig im späteren Verlauf mit in den Unterricht einbezogen werden. <ref> Schneider 2007, 201 </ref> Darum ist es auch wichtig, im Folgenden wirklich mit der Quelle zu arbeiten und sie nicht nur als Möglichkeit zu sehen, den Unterricht kurze Zeit spannender zu machen. <ref> Heese 2007, 64 </ref>
Die Verwendung als Einstieg ist wohl die häufigste.  Hier ist die Sachquelle gut geeignet, um die Schüler/Innen auf das aktuelle Thema einzustellen. Sie motiviert, weckt Neugier und ruft Fragen und Erinnerungen hervor. Die in der Einstiegsphase aufkommenden Unterrichtsbeiträge können häufig im späteren Verlauf mit in den Unterricht einbezogen werden. <ref> Schneider 2007, 201 </ref> Darum ist es auch wichtig, im Folgenden wirklich mit der Quelle zu arbeiten und sie nicht nur als Möglichkeit zu sehen, den Unterricht kurze Zeit spannender zu machen. <ref> Heese 2007, 64 </ref>
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit dieser Form der Medien bereits geübt sein müssen bzw. der Umgang gut eingeführt wird, um Sachquellen erfolgreich als Unterrichtseinstieg nutzen zu können. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass historisches  Arbeiten nicht in allen Klassenstufen in aufwendiger und umfangreicher Form möglich ist, wie beispielsweise in der Grundschule. <ref> Hoderlein-Rein 2004, S. 464ff </ref> So wäre die Einbettung in einen regionalgeschichtlichen Kontext denkbar. An Karlsruher Grundschulen könnte die Pyramide am Marktplatz zum zentralen Unterrichtsgegenstand werden. In diesen Unterrichtsstunden wird die Person und deren Leistung im umfangreichen Sinne keinen Inhalt darstellen. Viel mehr soll eine Verbindung zwischen der Person und dem Heimatort hergestellt werden. Vor allem die Bedeutung der Pyramide für die Heimatgeschichte Karlsruhes soll erörtert werden.
 


=== Arbeitsphase ===
=== Arbeitsphase ===
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=== Ende der Unterrichtseinheit ===
=== Ende der Unterrichtseinheit ===


Hier kann die Sachquelle dazu genutzt werden, die Ergebnisse „zu bündeln, zu vertiefen und zusammenzufassen“<ref> Heese 2007, 139 </ref>. Besonders geeignet ist die Verwendung gegenständlicher Quellen am Ende einer einzelnen Stunde. Die Schüler/Innen  können beispielsweise während dem Unterricht einen bestimmten Gegenstand anhand von Text- und Bildquellen bearbeiten, und die daraus resultierenden Ergebnisse am Ende mit dem Original vergleichen.<ref> Heese 2007, 139f. </ref> Ziel des Einsatzes von Sachquellen ist es „Anlass und Motivation für außerunterrichtliches, selbstständiges Befassen mit Geschichte“ <ref> Hoderlein-Rein 2004, S. 465 </ref> zu bieten.
Hier kann die Sachquelle dazu genutzt werden, die Ergebnisse „zu bündeln, zu vertiefen und zusammenzufassen“<ref> Heese 2007, 139 </ref>. Besonders geeignet ist die Verwendung gegenständlicher Quellen am Ende einer einzelnen Stunde. Die Schüler/Innen  können beispielsweise während dem Unterricht einen bestimmten Gegenstand anhand von Text- und Bildquellen bearbeiten, und die daraus resultierenden Ergebnisse am Ende mit dem Original vergleichen.<ref> Heese 2007, 139f. </ref>


== Möglichkeit der Herangehensweise an das Arbeiten mit der Sachquelle  ==
== Möglichkeit der Herangehensweise an das Arbeiten mit der Sachquelle  ==
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===Literatur ===
===Literatur ===


Beilner, Helmut: Geschichte in der Sekundarstufe 1, Ziele, Inhalte, Methoden und Unterrichtsmodelle. Donauwörth. Ludwig Auer Verlag. 1976 
Heese, Thorsten: Vergangenheit „begreifen“, Die gegenständliche Quelle im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts. Wochenschau Verlag. 2007
 
Gerhard (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag. 2005, S.509-524 / 2007, 188-207
 
Gieß, Horst: Geschichte Geschichtslehrer Geschichtsunterricht, Studien zum historischen Lehren und Lernen in der Schule. Weinheim. Deutscher Studien Verlag. 1998
 
Glöckel, Hans: Geschichtsunterricht. Bad Heilbrunn/Obb. . Klinkhardt Verlag. 1979
 
Heese, Thorsten: Vergangenheit „begreifen“, Die gegenständliche Quelle im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts. Wochenschau Verlag; 2007


Hey, Bernd: Das Museum, Die historische Exkursion. Zur Didaktik und Methodik des Besuches historischer Stätten, Museen und Archive, Stuttgart 1978
Hey, Bernd: Das Museum, Die historische Exkursion. Zur Didaktik und Methodik des Besuches historischer Stätten, Museen und Archive, Stuttgart 1978


Hoderlein-Rein, Michael: Denkmaler II – Grundschüler und Denkmaler; in: Schreiber, Waltraud (Hrsg.): Erste Begegnungen mit Geschichte. Grundlagen historischen Lernens, 2. erweiterte Auflage, ars una Verlagsgesellschaft/Neuried 2004, S. 463-468
Schneider, Gerhard: Gegenständliche Quellen. In: Pandel, Hans Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag. 2005, S.509-524 / 2007, 188-207


Schmid, Hand-Dieter: Den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung. Denkmaler als Quellen der Geschichtskultur; in: Praxis Geschichte, Denk-Mal, 6/2013; S. 4-10
Stadtmüller, Wilfried: Sachquellen. In: Schreiber, Waltraud (Hg.), Erste Begegnungen mit Geschichte. Grundlagen historischen Lernens. Erster Teilband, Neuried 1999, 391-404 / 2004, 441-454


Schneider, Gerhard: Gegenständliche Quellen. In: Pandel, Hans Jürgen/Schneider,
Glöckel, Hans: Geschichtsunterricht. Bad Heilbrunn/Obb. . Klinkhardt Verlag. 1979


Stadtmüller, Wilfried: Sachquellen. In: Schreiber, Waltraud (Hg.), Erste Begegnungen mit Geschichte. Grundlagen historischen Lernens. Erster Teilband, Neuried 1999, 391-404 / 2004, 441-454
Gieß, Horst: Geschichte Geschichtslehrer Geschichtsunterricht, Studien zum historischen Lehren und Lernen in der Schule. Weinheim. Deutscher Studien Verlag. 1998


Weigand, Katharina: Denkmäler I - Grundlagen; in: Schreiber, Waltraud (Hrsg.): Erste Begegnungen mit Geschichte. Grundlagen historischen Lernens, 2. erweiterte Auflage, ars una Verlagsgesellschaft/Neuried 2004, S. 455-462
Beilner, Helmut: Geschichte in der Sekundarstufe 1, Ziele, Inhalte, Methoden und Unterrichtsmodelle. Donauwörth. Ludwig Auer Verlag. 1976 


=== Weblinks ===
=== Weblinks ===

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