Bearbeiten von „Gegenständliche Quellen“
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.
Aktuelle Version | Dein Text | ||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
''L.Mincato (Okt.2013); M.Lindenfelser (März | |||
''L.Mincato (Okt.2013); M.Lindenfelser (März 2014)'' | |||
== Definition und Begriffserklärung von Sachquellen == | == Definition und Begriffserklärung von Sachquellen == | ||
Sachquellen oder gegenständlichen Quellen sind laut der Definition von Wilfried Stadtmüller „unmittelbar überlieferte Gegenstände bzw. Überreste, aus denen historische Informationen über die Zeit ihrer Entstehung und Verwendung gewonnen werden können“ <ref> Stadtmüller 1999, 391 </ref> Zwar wurden Überreste wurden nur im seit dem 19. Jh. von Historikern als bedeutende [[Quelleninterpretation#Was ist eine Quelle?|Quellen]] anerkannt, da in dieser Zeit die Archäologie als eine neue Wissenschaft betrachtet wurde. Historiker haben sich jedoch vor allem mit aber im Vergleich zu schriftlichen Quellen sehr vernachlässigt weiter beschäftigt und die Arbeit an ihnen gegenständlichen Quellen wird von Kunsthistorikern oder Volkskundlern an den Museen überlassen.übernommen <ref> vgl. Heese 2007, 276 </ref> Die Überlieferung von Sachquellen ist häufig nur zufälliger Natur. <ref> vgl. Reeken </ref> Gegenstände der Alltagsgeschichte der unteren sozialen Schichten aus vergangenen Jahrhunderten werden erst seit einigen Jahrzehnten von Museen gesammelt. | |||
Die Größe der Sachquelle spielt keine Rolle. Eine Sachquelle kann von einer römische Münze über historischen Kochtöpfen bis hin zu Denkmälern an Größe sehr stark variieren. (siehe Abbildung 1. und Abbildung 2.) | Die Größe der Sachquelle spielt keine Rolle. Eine Sachquelle kann von einer römische Münze über historischen Kochtöpfen bis hin zu Denkmälern an Größe sehr stark variieren. (siehe Abbildung 1. und Abbildung 2.) | ||
Hier werden Sachquellen als unmittelbar überlieferte Quellen, also historische Gegenstände und Bauten, definiert. Teilweise werden jedoch vVon einigen Geschichtsdidaktikern werden jedoch Modelle, Nachbauten und Replikate dazugezählt. Um eine solche Verwendung im weiteren Sinn zu kennzeichnen, werden auch Begriffe wie „gegenständliche | Hier werden Sachquellen als unmittelbar überlieferte Quellen, also historische Gegenstände und Bauten, definiert. Teilweise werden jedoch vVon einigen Geschichtsdidaktikern werden jedoch Modelle, Nachbauten und Replikate dazugezählt. Um eine solche Verwendung im weiteren Sinn zu kennzeichnen, werden auch Begriffe wie „gegenständliche Medien“ (vgl. Schneider 2007, 193) oder „sachquellennah“ (vgl. Schreiber 2004, 42) verwendet. | ||
Man kann beiIn der | Man kann beiIn der Geschichtsdidaktik werden Sachquellen meist zwischen zwei Hauptkategorien unterschiedenunterscheiden, nämlich: die „mobilen“ und „immobilen“ Sachquellen. | ||
Unter „mobilen“ Sachquellen, versteht man Fund-, Ausgrabungsobjekte oder aufbewahrte Objekte, die tragbar und beweglich sind. Sie können zum Beispiel in die Schule mitgebracht werden (alte Werkzeuge, Münzen, Kultgegenständen, Kleidungsstücke,…). | Unter „mobilen“ Sachquellen, versteht man Fund-, Ausgrabungsobjekte oder aufbewahrte Objekte, die tragbar und beweglich sind. Sie können zum Beispiel in die Schule mitgebracht werden (alte Werkzeuge, Münzen, Kultgegenständen, Kleidungsstücke,…). | ||
Im Gegensatz dazu, befinden sich „immobile“ Sachquellen außerhalb der Schule (bauliche Überreste, Ruinen, Denkmäler, Stadtmauern, Dampfmaschinen,…). <ref> vgl. Schneider 2005, 512 | Im Gegensatz dazu, befinden sich „immobile“ Sachquellen außerhalb der Schule (bauliche Überreste, Ruinen, Denkmäler, Stadtmauern, Dampfmaschinen,…). <ref> vgl. Schneider 2005, 512 </ref> | ||
<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Immobile Sachquelle1.jpg|thumb|Abbildung 2: immobile Sachquelle]]</div> <div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Mobile Sachquelle.jpg|thumb|Abbildung 1: mobile Sachquelle]]</div> | <div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Immobile Sachquelle1.jpg|thumb|Abbildung 2: immobile Sachquelle]]</div> <div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Mobile Sachquelle.jpg|thumb|Abbildung 1: mobile Sachquelle]]</div> | ||
Zeile 22: | Zeile 23: | ||
=== Ästhetik === | === Ästhetik === | ||
Um verschiedene Quellengattungen zu unterscheiden, sollte man fähig sein, ihre Ästhetik zu erkennen. Leider wird dies heute immer schwieriger, da die Ästhetik, die zum Beispiel durch Events, Theater oder Filme weitergeleitet wird, nicht unbedingt der Wahrheit entspricht. Es kann zum Beispiel sein, dass Kostüme, Objekte oder Ereignisse nicht genau dargestellt werden oder noch gemischt werden und nicht zu der bestimmten Epoche, die inszeniert wird, gehören. Das Ziel der Ästhetik ist also „das „innere Auge“ für den Umgang mit „historischen | Um verschiedene Quellengattungen zu unterscheiden, sollte man fähig sein, ihre Ästhetik zu erkennen. Leider wird dies heute immer schwieriger, da die Ästhetik, die zum Beispiel durch Events, Theater oder Filme weitergeleitet wird, nicht unbedingt der Wahrheit entspricht. Es kann zum Beispiel sein, dass Kostüme, Objekte oder Ereignisse nicht genau dargestellt werden oder noch gemischt werden und nicht zu der bestimmten Epoche, die inszeniert wird, gehören. Das Ziel der Ästhetik ist also „das „innere Auge“ für den Umgang mit „historischen Bildern“ zu sensibilisieren, was natürlich vor allem mit Hilfe der gegenständlichen Quellen möglich ist. <ref> Heese, 2007, 17 </ref> Beim Anfassen wird es einfacher die Form, Farbe, das Gewicht,… der Objekte wahrzunehmen und sich ein ästhetisches Bild davon zu machen. Man kann sich zum Beispiel das Gewicht einer mittelalterlichen Rüstung nicht wirklich allein durch Erzählungen vorstellen. Museen sind also besonders geeignet um die eigene Wahrnehmung für Ästhetik zu entwickeln. | ||
=== Authentizität === | === Authentizität === | ||
Zeile 30: | Zeile 31: | ||
*„Wie alt ist das?“ | *„Wie alt ist das?“ | ||
*„Ist das echt?“ <ref> Heese 2007, 22 </ref> | *„Ist das echt?“ <ref> Heese 2007, 22 </ref> | ||
=== Emotionalität === | === Emotionalität === | ||
Zeile 35: | Zeile 37: | ||
Da wWir wissen, dass unser Gehirn „auf emotionale und körperliche Rückkoppelungen angewiesen“ ist, werden also „eindrückliche Ereignisse“ werden also besser gespeichert. <ref> Heese 2007, 13 </ref> Es gilt als bewiesen, dass unsere „emotionale Intelligenz“ sehr wertvoll ist und dass das Wechselspiel zwischen Gefühl und Verstand, emotionalem und rationalem Lernen gute Lernergebnisse ermöglicht, was auch eine zentrale Rolle bei der Arbeit mit Sachquellen spielt. <ref> vgl. Heese 2007, 26 </ref> Diese Rationalisierung kann auch den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, wieder Abstand zu der Geschichte zu finden, um, zum Beispiel, ein Übermaß an Emotionalität während Diskussionen zu vermeiden. | Da wWir wissen, dass unser Gehirn „auf emotionale und körperliche Rückkoppelungen angewiesen“ ist, werden also „eindrückliche Ereignisse“ werden also besser gespeichert. <ref> Heese 2007, 13 </ref> Es gilt als bewiesen, dass unsere „emotionale Intelligenz“ sehr wertvoll ist und dass das Wechselspiel zwischen Gefühl und Verstand, emotionalem und rationalem Lernen gute Lernergebnisse ermöglicht, was auch eine zentrale Rolle bei der Arbeit mit Sachquellen spielt. <ref> vgl. Heese 2007, 26 </ref> Diese Rationalisierung kann auch den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, wieder Abstand zu der Geschichte zu finden, um, zum Beispiel, ein Übermaß an Emotionalität während Diskussionen zu vermeiden. | ||
== Sachquellen im Klassenzimmer == | == Sachquellen im Klassenzimmer == | ||
Zeile 70: | Zeile 50: | ||
OftmalsZudem wurden auch viele Gegenstände im Laufe der Jahrhunderte durch Feuerbrünste, Kriege usw. zerstört oder aber durch Stadtplanungen, vor allem in den 1960/1970ern, oder bzw. Umbaumaßnahmen soweit verändert, dass die Gebäude nicht mehr ihrem Originalzustand bzw. ihrer Funktionalität entsprechen. Ein anderes Problem könnte sein, dass der Gegenstand (z.B. eine Münze) in seiner Originalgröße nicht geeignet ist, um Symbole oder ähnliches auf ihm zu erkennen. Es wäre also besser, die vVergrößerte Darstellung im Unterricht zu verwenden. <ref> Gieß 1998, 104 </ref> | OftmalsZudem wurden auch viele Gegenstände im Laufe der Jahrhunderte durch Feuerbrünste, Kriege usw. zerstört oder aber durch Stadtplanungen, vor allem in den 1960/1970ern, oder bzw. Umbaumaßnahmen soweit verändert, dass die Gebäude nicht mehr ihrem Originalzustand bzw. ihrer Funktionalität entsprechen. Ein anderes Problem könnte sein, dass der Gegenstand (z.B. eine Münze) in seiner Originalgröße nicht geeignet ist, um Symbole oder ähnliches auf ihm zu erkennen. Es wäre also besser, die vVergrößerte Darstellung im Unterricht zu verwenden. <ref> Gieß 1998, 104 </ref> | ||
Es ist also nicht immer einfach sich originale Sachquellen zu beschaffen. ZuBei vielen Themen wird es kaum möglichaufgrund der oben genannten Aspekte sehr schwer sein, Sachquellen zu finden. Zudem sind bedeutende Unikate meist nur im | Es ist also nicht immer einfach sich originale Sachquellen zu beschaffen. ZuBei vielen Themen wird es kaum möglichaufgrund der oben genannten Aspekte sehr schwer sein, Sachquellen zu finden. Zudem sind bedeutende Unikate meist nur im Museum zu finden oder zu wertvoll, um sie im Unterricht einzusetzen. Man könnte dann eher Eine Alternative wäre die Nutzung von Replikaten. im Unterricht benutzen, aber da die Sachquellen in der Schule noch nicht sehr beliebt sind, ist es schwierig viele Überreste auf dem Lehrmittelmarkt zu finden. | ||
====Replikate==== | ====Replikate==== | ||
Zeile 86: | Zeile 66: | ||
„Sachquellen besitzen besondere Qualitäten, die im Geschichtsunterricht durch sinnliche Erfahrung für den Prozess des historischen Lernens aktiviert werden können.“ <ref> Heese 2007, 11 </ref> Die Schülerinnen und Schüler besitzen also die Möglichkeit „mit allen Sinnen“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> zu lernen wodurchund, wie bereits erwähnt, wird dadurch die Wahrnehmung des Objektes länger anhältanhalten. | „Sachquellen besitzen besondere Qualitäten, die im Geschichtsunterricht durch sinnliche Erfahrung für den Prozess des historischen Lernens aktiviert werden können.“ <ref> Heese 2007, 11 </ref> Die Schülerinnen und Schüler besitzen also die Möglichkeit „mit allen Sinnen“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> zu lernen wodurchund, wie bereits erwähnt, wird dadurch die Wahrnehmung des Objektes länger anhältanhalten. | ||
Dadurch, dass die Kinder zuerst vor einem unbekannten Objekt stehen, wird ihre Fantasie angeregt. Sie werden sich selbst überlegen, was die Funktion des Objektes sein kann, wodurchund so wird die historische Methodenkompetenz geschult wird. Hierbei sollen die Schülerinnen und Schüler die | Dadurch, dass die Kinder zuerst vor einem unbekannten Objekt stehen, wird ihre Fantasie angeregt. Sie werden sich selbst überlegen, was die Funktion des Objektes sein kann, wodurchund so wird die historische Methodenkompetenz geschult wird. Hierbei sollen die Schülerinnen und Schüler die Rekonstruktion und Dekonstruktion von Teilen der Vergangenheit (wieder-) herstellen. Die Rekonstruktion der Vergangenheit bedeutet, gewisse Dinge aus der Vergangenheit nachbilden zu können und eine historische [[Narration Grundlagen|Narration]] zu bilden. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Quellen stets kritisch hinterfragen können. Die Dekonstruktion ist ein weiterer Schwerpunkt, da die Schülerinnen und Schüler sich ebenfalls darüber Gedanken machen sollten, mit welcher Absicht diese Quelle der Nachwelt hinterlassen wurde. | ||
Heutzutage ist derauch Unterricht stark vom „Verbalismus“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> geprägt. Die Kinder erfahren oder forschen nicht viel selbstständig und sind also im schulischen Prozess nicht aktiv genug. Die Nutzung von Sachquellen könnte eine Lösung sein, um eine aktive Mitarbeit zu unterstützen. Es bieten sich Möglichkeiten, die Schüler/Innen | Heutzutage ist derauch Unterricht stark vom „Verbalismus“ <ref> Heese 2007, 13 </ref> geprägt. Die Kinder erfahren oder forschen nicht viel selbstständig und sind also im schulischen Prozess nicht aktiv genug. Die Nutzung von Sachquellen könnte eine Lösung sein, um eine aktive Mitarbeit zu unterstützen. Es bieten sich Möglichkeiten, die Schüler/Innen handlungsorientiert arbeiten zu lassen. Das Arbeiten mit gegenständlichen Quellen im Geschichtsunterricht lässt Forschen zu und ist gleichzeitig eine neue Erfahrung für die Schüler/Innen, die vom gewohnten Unterricht abweicht, was sehr positiv aufgefasst wird. <ref> Schneider 2007, 199 </ref> Außerdem eignen sich Sachquellen immer für eine veränderte [[Grundlagen Arbeits- und Sozialformen|Arbeitsform]]. <ref> Heese 2007, 64 </ref> | ||
Besonders wertvoll kann es sein, wenn die Schüler/Innen aufgefordert werden, selbst historische Gegenstände von zu Hause mitzubringen. Dies fördert in besonderem Maß die Motivation und Neugier der Schüler/Innen, da sie das Gefühl haben, direkt von der Geschichte betroffen zu sein. <ref> Heese 2007, 75f. </ref> Zudem kann es sich sehr positiv auf den Unterricht auswirken, dass das Lernergebnis bzw. der Lerninhalt nicht vorhergesagt werden kann. Es handelt sich um eine offene Lernsituation, die Herausforderung und Kompetenzgewinn zugleich für die Schüler/Innen bedeutet. <ref> Schneider 2007, 199 </ref> | Besonders wertvoll kann es sein, wenn die Schüler/Innen aufgefordert werden, selbst historische Gegenstände von zu Hause mitzubringen. Dies fördert in besonderem Maß die Motivation und Neugier der Schüler/Innen, da sie das Gefühl haben, direkt von der Geschichte betroffen zu sein. <ref> Heese 2007, 75f. </ref> Zudem kann es sich sehr positiv auf den Unterricht auswirken, dass das Lernergebnis bzw. der Lerninhalt nicht vorhergesagt werden kann. Es handelt sich um eine offene Lernsituation, die Herausforderung und Kompetenzgewinn zugleich für die Schüler/Innen bedeutet. <ref> Schneider 2007, 199 </ref> | ||
Sachquellen erleichtern eine Annäherung der Vergangenheit in unserer Gegenwart. „Sie vermitteln eine besonders enge und unmittelbare Begegnung mit der Geschichte, da sie wie eine konkrete Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart stehen und es der menschlichen Vorstellungskraft leichter machen, Gewesenes im Bewusstsein zu reproduzieren.“ <ref> Hug </ref> Einer der großen Vorteile der gegenständlichen Quelle ist also ihre Anschaulichkeit und Konkretheit. Es macht einen großen Unterschied ob die Schüler/Innen nur die Beschreibung eines Gegenstandes lesen, oder ob sie ihn in der Hand halten bzw. davorstehen. Dies wird z.B. gerade bei Größen- oder Gewichtsverhältnissen deutlich. <ref> Schneider 2007, 196f </ref> Schon Johann Amos Comenius wies im 17. Jahrhundert darauf hin, dass „die unmittelbare Veranschaulichung (Burg, Kathedrale, Münze usw.) der mittelbaren Veranschaulichung (Abbildung, Skizze, Modell usw.) vorzuziehen sei“<ref> Gieß 1998, 102 </ref> | Sachquellen erleichtern eine Annäherung der Vergangenheit in unserer Gegenwart. „Sie vermitteln eine besonders enge und unmittelbare Begegnung mit der Geschichte, da sie wie eine konkrete Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart stehen und es der menschlichen Vorstellungskraft leichter machen, Gewesenes im Bewusstsein zu reproduzieren.“ <ref> Hug </ref> Einer der großen Vorteile der gegenständlichen Quelle ist also ihre Anschaulichkeit und Konkretheit. Es macht einen großen Unterschied ob die Schüler/Innen nur die Beschreibung eines Gegenstandes lesen, oder ob sie ihn in der Hand halten bzw. davorstehen. Dies wird z.B. gerade bei Größen- oder Gewichtsverhältnissen deutlich. <ref> Schneider 2007, 196f </ref> Schon Johann Amos Comenius wies im 17. Jahrhundert darauf hin, dass „die unmittelbare Veranschaulichung (Burg, Kathedrale, Münze usw.) der mittelbaren Veranschaulichung (Abbildung, Skizze, Modell usw.) vorzuziehen sei“<ref> Gieß 1998, 102 </ref> | ||
Zeile 99: | Zeile 79: | ||
=== Museen === | === Museen === | ||
Das Museum bleibt bis heute wirklich der Ort, wo man am meisten über Sachquellen entdecken und lernen kann: „Museen sind Einrichtungen, die sich professionell mit der Vermittlung von Geschichte durch Sachquellen beschäftigen und stehen.“ <ref> Heese 2007, 51 </ref> | Das Museum bleibt bis heute wirklich der Ort, wo man am meisten über Sachquellen entdecken und lernen kann: „Museen sind Einrichtungen, die sich professionell mit der Vermittlung von Geschichte durch Sachquellen beschäftigen und stehen.“ <ref> Heese 2007, 51 </ref> | ||
Durch die enge Kooperation, die sich zwischen Schulen und Museen immer weiter entwickelt, lassen sich | Durch die enge Kooperation, die sich zwischen Schulen und Museen immer weiter entwickelt, lassen sich Projektarbeiten (z.B. Entstehung einer Ausstellung) oder pädagogische Angebote innerhalb des Museums (z.B. Vermittlung von Techniken historischer Gegenständen in einer Werkstatt, Lernkoffer, Führungen, Audioguide…) schaffen. | ||
Das Museum bietet also einen anderen Lernkontext, wo die Schülerinnen und Schüler selbst forschen können und damit ihre Kenntnisse vertiefen oder sichern können. Der große Vorteil ist eben, dass die Sachzeugnisse schon kontextualisiert sind und mit Erläuterungen und verschiedenen Informationen den Schülern zugänglich gemacht sind. Der einzige Nachteil bleibt vielleicht, dass die Überreste meistens hinter Vitrinen ausgestellt werden, man kann sie also nicht anfassen und daraus kann wieder einen Abstand zwischen den Schülern und den Überresten entstehen. Aber trotz diesem Abstand verlieren die Sachquellen ihre Authentizität nicht und erwecken immer wieder Interesse bei den Schülern. | Das Museum bietet also einen anderen Lernkontext, wo die Schülerinnen und Schüler selbst forschen können und damit ihre Kenntnisse vertiefen oder sichern können. Der große Vorteil ist eben, dass die Sachzeugnisse schon kontextualisiert sind und mit Erläuterungen und verschiedenen Informationen den Schülern zugänglich gemacht sind. Der einzige Nachteil bleibt vielleicht, dass die Überreste meistens hinter Vitrinen ausgestellt werden, man kann sie also nicht anfassen und daraus kann wieder einen Abstand zwischen den Schülern und den Überresten entstehen. Aber trotz diesem Abstand verlieren die Sachquellen ihre Authentizität nicht und erwecken immer wieder Interesse bei den Schülern. | ||
Zeile 115: | Zeile 95: | ||
=== Zuhause === | === Zuhause === | ||
Man braucht auch nicht unbedingt weit zu gehen, um Sachquellen zu finden. Wenn man sich überlegt, was auf Flohmärkten verkauft wird, dort sind dies nur Sachen, die eine Weile im Keller oder auf dem Dachboden gelagert wurden. Das heißt also, dass viele Schülerinnen und Schüler zu Hause die Möglichkeit haben, selbst Überreste zu entdecken. Auch wenn sie in neuen Wohnungen leben, die vielleicht noch nicht alt genug sind, um schon etwas erzählen zu können, werden in vielen Familien bestimmte Objekte aufbewahrt. Diese Quellensuche, die man zu Hause oder bei Verwandten machen kann und, dieverwandelt sich häufig in Familienforschung. verwandelt, motiviert natürlich die Schülerinnen und Schüler, weil sie direkt betroffen sind und sich als Teil der Geschichte sehen können. <ref> vgl. Heese 2007, 51 ff. </ref> | Man braucht auch nicht unbedingt weit zu gehen, um Sachquellen zu finden. Wenn man sich überlegt, was auf Flohmärkten verkauft wird, dort sind dies nur Sachen, die eine Weile im Keller oder auf dem Dachboden gelagert wurden. Das heißt also, dass viele Schülerinnen und Schüler zu Hause die Möglichkeit haben, selbst Überreste zu entdecken. Auch wenn sie in neuen Wohnungen leben, die vielleicht noch nicht alt genug sind, um schon etwas erzählen zu können, werden in vielen Familien bestimmte Objekte aufbewahrt. Diese Quellensuche, die man zu Hause oder bei Verwandten machen kann und, dieverwandelt sich häufig in Familienforschung. verwandelt, motiviert natürlich die Schülerinnen und Schüler, weil sie direkt betroffen sind und sich als Teil der Geschichte sehen können. <ref> vgl. Heese 2007, 51 ff. </ref> | ||
== Verwendung von Sachquellen im Unterricht == | == Verwendung von Sachquellen im Unterricht == | ||
Zeile 159: | Zeile 103: | ||
=== Einstieg === | === Einstieg === | ||
Die Verwendung als | Die Verwendung als Einstieg ist wohl die häufigste. Hier ist die Sachquelle gut geeignet, um die Schüler/Innen auf das aktuelle Thema einzustellen. Sie motiviert, weckt Neugier und ruft Fragen und Erinnerungen hervor. Die in der Einstiegsphase aufkommenden Unterrichtsbeiträge können häufig im späteren Verlauf mit in den Unterricht einbezogen werden. <ref> Schneider 2007, 201 </ref> Darum ist es auch wichtig, im Folgenden wirklich mit der Quelle zu arbeiten und sie nicht nur als Möglichkeit zu sehen, den Unterricht kurze Zeit spannender zu machen. <ref> Heese 2007, 64 </ref> | ||
=== Arbeitsphase === | === Arbeitsphase === | ||
Zeile 169: | Zeile 111: | ||
=== Ende der Unterrichtseinheit === | === Ende der Unterrichtseinheit === | ||
Hier kann die Sachquelle dazu genutzt werden, die Ergebnisse „zu bündeln, zu vertiefen und zusammenzufassen“<ref> Heese 2007, 139 </ref>. Besonders geeignet ist die Verwendung gegenständlicher Quellen am Ende einer einzelnen Stunde. Die Schüler/Innen können beispielsweise während dem Unterricht einen bestimmten Gegenstand anhand von Text- und Bildquellen bearbeiten, und die daraus resultierenden Ergebnisse am Ende mit dem Original vergleichen.<ref> Heese 2007, 139f. </ref> | Hier kann die Sachquelle dazu genutzt werden, die Ergebnisse „zu bündeln, zu vertiefen und zusammenzufassen“<ref> Heese 2007, 139 </ref>. Besonders geeignet ist die Verwendung gegenständlicher Quellen am Ende einer einzelnen Stunde. Die Schüler/Innen können beispielsweise während dem Unterricht einen bestimmten Gegenstand anhand von Text- und Bildquellen bearbeiten, und die daraus resultierenden Ergebnisse am Ende mit dem Original vergleichen.<ref> Heese 2007, 139f. </ref> | ||
== Möglichkeit der Herangehensweise an das Arbeiten mit der Sachquelle == | == Möglichkeit der Herangehensweise an das Arbeiten mit der Sachquelle == | ||
Zeile 195: | Zeile 137: | ||
===Literatur === | ===Literatur === | ||
Heese, Thorsten: Vergangenheit „begreifen“, Die gegenständliche Quelle im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts. Wochenschau Verlag. 2007 | |||
Heese, Thorsten: Vergangenheit „begreifen“, Die gegenständliche Quelle im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts. Wochenschau Verlag | |||
Hey, Bernd: Das Museum, Die historische Exkursion. Zur Didaktik und Methodik des Besuches historischer Stätten, Museen und Archive, Stuttgart 1978 | Hey, Bernd: Das Museum, Die historische Exkursion. Zur Didaktik und Methodik des Besuches historischer Stätten, Museen und Archive, Stuttgart 1978 | ||
Schneider, Gerhard: Gegenständliche Quellen. In: Pandel, Hans Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag. 2005, S.509-524 / 2007, 188-207 | |||
Stadtmüller, Wilfried: Sachquellen. In: Schreiber, Waltraud (Hg.), Erste Begegnungen mit Geschichte. Grundlagen historischen Lernens. Erster Teilband, Neuried 1999, 391-404 / 2004, 441-454 | |||
Glöckel, Hans: Geschichtsunterricht. Bad Heilbrunn/Obb. . Klinkhardt Verlag. 1979 | |||
Gieß, Horst: Geschichte Geschichtslehrer Geschichtsunterricht, Studien zum historischen Lehren und Lernen in der Schule. Weinheim. Deutscher Studien Verlag. 1998 | |||
Beilner, Helmut: Geschichte in der Sekundarstufe 1, Ziele, Inhalte, Methoden und Unterrichtsmodelle. Donauwörth. Ludwig Auer Verlag. 1976 | |||
=== Weblinks === | === Weblinks === |