Bearbeiten von „Grundlagen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Warnung: Du bist nicht angemeldet. Deine IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar. Melde dich an oder erstelle ein Benutzerkonto, damit Bearbeitungen deinem Benutzernamen zugeordnet werden. Ein eigenes Benutzerkonto hat eine ganze Reihe von Vorteilen.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.

Aktuelle Version Dein Text
Zeile 36: Zeile 36:


==Anpassen des Medienbegriffs auf aktuelle Gegebenheiten==
==Anpassen des Medienbegriffs auf aktuelle Gegebenheiten==
Die vorgestellten Typologien der Unterrichtsmedien enthalten verschiedene Ansätze, wodurch die Einteilungen unterschiedlich ausfallen. Sauer und Pandel, Schneider zeigen, dass es auch in der Geschichtsdidaktik keine einheitliche Einteilung der Medien gibt. Betrachtet man die Typologien genauer, so fällt auf, dass „Neue Medien“ keine eigene Kategorie darstellen, sondern in den verschiedenen Kategorien als einzelne Beispiele zu finden sind. Der Begriff „Neue Medien“ bezieht sich auf zeitbezogene neue Medientechniken. In der jetzigen Zeit sind dies vor allem elektronische, digitale beziehungsweise interaktive Medien wie das Internet. Sie arbeiten grundsätzlich mit digitalen Codes und stehen im Gegensatz zu den analog arbeitenden Medien. Der Begriff „Digitale Medien“ wird dabei als Synonym für Neue Medien verwendet.  
Die vorgestellten Typologien der Unterrichtsmedien enthalten verschiedene Ansätze, wodurch die Einteilungen unterschiedlich ausfallen. Sauer und Pandel, Schneider zeigen, dass es auch in der Geschichtsdidaktik keine einheitliche Einteilung der Medien gibt. Betrachtet man die Typologien genauer, so fällt auf, dass „Neue Medien“ keine eigene Kategorie darstellen, sondern in den verschiedenen Kategorien als einzelne Beispiele zu finden sind. Der Begriff „Neue Medien“ bezieht sich auf zeitbezogene neue Medientechniken. In der jetzigen Zeit sind dies vor allem elektronische, digitale beziehungsweise interaktive Medien wie das Internet. Sie arbeiten grundsätzlich mit digitalen Codes und stehen im Gegensatz zu den analog arbeitenden Medien. Der Begriff „Digitale Medien“ wird dabei als Synonym für Neue Medien verwendet. Alle Geräte, die zur Aufzeichnung, Berechnung, Verarbeitung und Verteilung von digitalen Inhalten benutzt werden, werden im nachfolgenden dem Medienbereich „Neue Medien“ zugeordnet. Das Fehlen einer eigenen Kategorie wird dem hohen Stellenwert der Neuen Medien nicht gerecht. Ob Haushalt, Studium, Schule oder Arbeitsplatz, mindestens ein neues Medium ist schnell gefunden und die Anzahl an neuen Medien steigt weiter an. Sie bestimmen den Alltag des modernen Menschen.
 
Diesem hohen Stellenwert kann sich auch die Geschichtsdidaktik nicht entziehen. Um der Bedeutung der Neuen Medien für die heutige und folgende Schulgeneration gerecht zu werden, muss ein Umdenken der bisherigen Strukturen vonstattengehen. Grundsätzlich ist es erforderlich, ein neues Verständnis von Kommunikation, Wissen und Informationsverarbeitung aufzubauen und nicht den Fehler zu begehen, die Ideale der veralteten „Buchkultur“ für die Neuen Medien zu übernehmen. Stattdessen kann ein Anpassen der Ideale dazu führen, dass das Potential der Neuen Medien auch vollständig ausgeschöpft wird. Es ist zwar erforderlich und wünschenswert, dass unsere Gesellschaft von Generation zu Generation Informationen und Programme weitervererbt und aus Vergangenem lernt, jedoch müssen diese den jeweiligen Bedingungen und Gegebenheiten des Gesellschaftssystems angepasst und jederzeit reflektiert werden. Nur dann passen sie in das psychische und soziale System der Zeit. <ref> Vgl. Giesecke 2005, S. 14/15 </ref> „Es ist klar, dass sich bei tiefgreifenden sozialen und/oder technischen Veränderungsprozessen auch die Kriterien für Wissen und die Rangordnung zwischen den vielfältigen Informationstypen ändern müssen, wenn der Bestand der Kultur nicht generell aufs Spiel gesetzt werden soll.“ <ref> Giesecke 2005, S. 15 </ref>
Alle Geräte, die zur Aufzeichnung, Berechnung, Verarbeitung und Verteilung von digitalen Inhalten benutzt werden, werden im nachfolgenden dem Medienbereich „Neue Medien“ zugeordnet. Das Fehlen einer eigenen Kategorie wird dem hohen Stellenwert der Neuen Medien nicht gerecht. Ob Haushalt, Studium, Schule oder Arbeitsplatz, mindestens ein neues Medium ist schnell gefunden und die Anzahl an neuen Medien steigt weiter an. Sie bestimmen den Alltag des modernen Menschen.
 
Diesem hohen Stellenwert kann sich auch die Geschichtsdidaktik nicht entziehen. Um der Bedeutung der Neuen Medien für die heutige und folgende Schulgeneration gerecht zu werden, muss ein Umdenken der bisherigen Strukturen vonstattengehen. Grundsätzlich ist es erforderlich, ein neues Verständnis von Kommunikation, Wissen und Informationsverarbeitung aufzubauen und nicht den Fehler zu begehen, die Ideale der veralteten „Buchkultur“ für die Neuen Medien zu übernehmen. Stattdessen kann ein Anpassen der Ideale dazu führen, dass das Potential der Neuen Medien auch vollständig ausgeschöpft wird. Es ist zwar erforderlich und wünschenswert, dass unsere Gesellschaft von Generation zu Generation Informationen und Programme weitervererbt und aus Vergangenem lernt, jedoch müssen diese den jeweiligen Bedingungen und Gegebenheiten des Gesellschaftssystems angepasst und jederzeit reflektiert werden.  
 
Nur dann passen sie in das psychische und soziale System der Zeit. <ref> Vgl. Giesecke 2005, S. 14/15 </ref> „Es ist klar, dass sich bei tiefgreifenden sozialen und/oder technischen Veränderungsprozessen auch die Kriterien für Wissen und die Rangordnung zwischen den vielfältigen Informationstypen ändern müssen, wenn der Bestand der Kultur nicht generell aufs Spiel gesetzt werden soll.“ <ref> Giesecke 2005, S. 15 </ref>


===Koevolution zwischen Wissen, Informationsverarbeitung und Medien===
===Koevolution zwischen Wissen, Informationsverarbeitung und Medien===
Das Medium stellt zusammen mit dem Wissen und der Informationsverarbeitung eine Koevolution dar. „Koevolution […] bezeichnet […] einen evolutionären Prozess der wechselseitigen Anpassung zweier stark interagierender Arten aufeinander, der sich über sehr lange Zeiträume in der Stammesgeschichte beider Arten erstreckt.“ <ref> http://de.wikipedia.org/wiki/Koevolution#cite_note-1 </ref>  
Das Medium stellt zusammen mit dem Wissen und der Informationsverarbeitung eine Koevolution dar. „Koevolution […] bezeichnet […] einen evolutionären Prozess der wechselseitigen Anpassung zweier stark interagierender Arten aufeinander, der sich über sehr lange Zeiträume in der Stammesgeschichte beider Arten erstreckt.“ <ref> http://de.wikipedia.org/wiki/Koevolution#cite_note-1 </ref> Diese Definition bezieht sich auf die Evolutionstheorie. Angewendet auf die Begriffe Wissen, Medium und Informationsverarbeitung stellen diese drei Bezugsgrößen die miteinander interagierenden Arten dar, deren wechselseitiges Anpassen zu einer gleichen „Stammesgeschichte“ führte. Das enge Zusammenspiel führt dazu, dass Veränderungen in der Gesellschaft (neue Weltbilder und Identitätskonzepte, neues Wissen über die Umwelt) Veränderungen in den Kommunikationsformen und Medien sowie den Wahrnehmungsprogrammen und umgekehrt bedingen. Es entsteht ein Kreislauf der Informationsverarbeitung, bei der die verschiedenen Stützen eng miteinander verknüpft sind:
 
Diese Definition bezieht sich auf die Evolutionstheorie. Angewendet auf die Begriffe Wissen, Medium und Informationsverarbeitung stellen diese drei Bezugsgrößen die miteinander interagierenden Arten dar, deren wechselseitiges Anpassen zu einer gleichen „Stammesgeschichte“ führte. Das enge Zusammenspiel führt dazu, dass Veränderungen in der Gesellschaft (neue Weltbilder und Identitätskonzepte, neues Wissen über die Umwelt) Veränderungen in den Kommunikationsformen und Medien sowie den Wahrnehmungsprogrammen und umgekehrt bedingen. Es entsteht ein Kreislauf der Informationsverarbeitung, bei der die verschiedenen Stützen eng miteinander verknüpft sind:




Zeile 54: Zeile 47:


Informationsverarbeitung bedeutet dabei, dass der Lernende neue Informationen über bestimmte Sinnesmodalitäten (Wahrnehmungsprogramme) wahrnimmt und diese in geeigneter Form speichert (Speicherung neuen Wissens und neuer Weltbilder). Zwischen der Informationsaufnahmen und der letztendlichen Verarbeitung agiert das Medium. Nachhaltiges Wissen entsteht erst dann, wenn dieser Prozess funktioniert. „Unsere Konzepte von ‚Wissen‘ und von ‚Lernen‘ sind in Koevolution mit den Medien entstanden, in denen unsere Kultur ihr Wissen gespeichert und verbreitet hat. Sie sind Ergebnisse der Selbstbeschreibungen des kulturellen Informationskreislaufs. Und diese Selbstbeschreibung muss notwendig selektiv sein. Die Selektionskriterien wiederum widerspiegeln kulturelle Wertmaßstäbe.“ <ref> Giesecke 2005, S. 18 </ref>
Informationsverarbeitung bedeutet dabei, dass der Lernende neue Informationen über bestimmte Sinnesmodalitäten (Wahrnehmungsprogramme) wahrnimmt und diese in geeigneter Form speichert (Speicherung neuen Wissens und neuer Weltbilder). Zwischen der Informationsaufnahmen und der letztendlichen Verarbeitung agiert das Medium. Nachhaltiges Wissen entsteht erst dann, wenn dieser Prozess funktioniert. „Unsere Konzepte von ‚Wissen‘ und von ‚Lernen‘ sind in Koevolution mit den Medien entstanden, in denen unsere Kultur ihr Wissen gespeichert und verbreitet hat. Sie sind Ergebnisse der Selbstbeschreibungen des kulturellen Informationskreislaufs. Und diese Selbstbeschreibung muss notwendig selektiv sein. Die Selektionskriterien wiederum widerspiegeln kulturelle Wertmaßstäbe.“ <ref> Giesecke 2005, S. 18 </ref>
Wird jedoch weiterhin mit dem Wissens- und Lernbegriff operiert, „den die Buchkultur zu ihrer Selbstvergewisserung entwickelte“ so werden die vorgestellten Zusammenhänge nicht beachtet. „Die posttypographische Bildungspolitik braucht posttypographische Konzepte von Wissen, Wissensschöpfung und Kommunikation.“ <ref> Giesecke 2005, S. 18/19 </ref> Es ist nicht möglich, die Ressourcen der Neuen Medien nutzen zu wollen und gleichzeitig aber an veralteten Bildungsidealen festzuhalten.
Wird jedoch weiterhin mit dem Wissens- und Lernbegriff operiert, „den die Buchkultur zu ihrer Selbstvergewisserung entwickelte“ so werden die vorgestellten Zusammenhänge nicht beachtet. „Die posttypographische Bildungspolitik braucht posttypographische Konzepte von Wissen, Wissensschöpfung und Kommunikation.“ <ref> Giesecke 2005, S. 18/19 </ref> Es ist nicht möglich, die Ressourcen der Neuen Medien nutzen zu wollen und gleichzeitig aber an veralteten Bildungsidealen festzuhalten.
 
Umgekehrt darf es aber auch nicht das Ziel sein, einen Medienabsolutismus zu fördern, in dem die „traditionellen“ Medien untergehen. Stattdessen muss die Vision „im ökologischen Zusammenwirken vieler heteronomer Medien“ <ref> Giesecke 2005, S. 22 </ref>  liegen, somit Medienvielfalt Anwendung finden. Alle Formen der Informationsverarbeitung und Kommunikation müssen im Auge behalten werden und die Aufmerksamkeit darf keineswegs einseitig gelegt werden. Es gilt bei all den Veränderungen des Einsatzes der Medien die Maxime: „Interveniere so, dass wieder ein Gleichgewicht zwischen den widerstrebenden Kräften hergestellt wird!“ <ref> Giesecke 2005, S. 18/19 </ref> Die Wichtigkeit dieser Maxime findet ihren Ausdruck in den drei Formen von Erfahrungen beziehungsweise geistigen Vorstellungen (handlungsgebundene, bildliche und symbolische), die der Mensch besitzt, um etwas zu erlernen. Je nach Ausprägung der Erfahrungsformen werden unterschiedliche Medienarten bevorzugt. Jedes Medium trägt unterschiedliche Kognitionen, welche die ganz eigene, spezifische und besondere Qualität des Mediums ausmachen und als Mehrsinnigkeit verstanden werden können. „Drei Formen der Erfahrung können drei verschiedene Formen von Unterricht konstituieren. […] Nach diesem Konzept können historische Ereignisse durch drei Repräsentationsformen dargestellt werden: als Handlung (enactiv: z.B. Rollenspiel), als Bild (ikonisch: Karikatur, Dokumentarfilm usw.) und durch die Verwendung von Symbolen und sprachlichen Zeichnen (symbolisch: Schrift, Karte, gesprochene Sprache etc.).“<ref> Pandel, Schneider 2011, S. 11 </ref>  Um den Zugang zur Vergangenheit über Medien zu finden, müssen die jeweiligen Kognitionen durch den Betrachter entschlüsselt werden. Die Fähigkeit, diese Technik anzuwenden, ist bei Schülerinnen und Schülern begrenzt und die Vielfalt der Medien, die mit unterschiedlichen Sinnen entschlüsselt werden können, erschwert das Erlernen und Anwenden der Technik. Nur über den Weg der Medienvielfalt und der Anwendung von Medienwechsel lernen die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Kodierungsformen der Medien kompetent zu dekodieren. <ref> Vgl. Giesecke 2005, S. 14-22 </ref>
Umgekehrt darf es aber auch nicht das Ziel sein, einen Medienabsolutismus zu fördern, in dem die „traditionellen“ Medien untergehen. Stattdessen muss die Vision „im ökologischen Zusammenwirken vieler heteronomer Medien“ <ref> Giesecke 2005, S. 22 </ref>  liegen, somit Medienvielfalt Anwendung finden. Alle Formen der Informationsverarbeitung und Kommunikation müssen im Auge behalten werden und die Aufmerksamkeit darf keineswegs einseitig gelegt werden. Es gilt bei all den Veränderungen des Einsatzes der Medien die Maxime: „Interveniere so, dass wieder ein Gleichgewicht zwischen den widerstrebenden Kräften hergestellt wird!“ <ref> Giesecke 2005, S. 18/19 </ref> Die Wichtigkeit dieser Maxime findet ihren Ausdruck in den drei Formen von Erfahrungen beziehungsweise geistigen Vorstellungen (handlungsgebundene, bildliche und symbolische), die der Mensch besitzt, um etwas zu erlernen. Je nach Ausprägung der Erfahrungsformen werden unterschiedliche Medienarten bevorzugt. Jedes Medium trägt unterschiedliche Kognitionen, welche die ganz eigene, spezifische und besondere Qualität des Mediums ausmachen und als Mehrsinnigkeit verstanden werden können. „Drei Formen der Erfahrung können drei verschiedene Formen von Unterricht konstituieren. […]  
Die Unterrichtsanwendung der Neuen Medien darf also weder auf die Kosten des Buches, noch auf die Kosten von face-to-face Instruktionen geschehen. Die Vielzahl der Angebote an Informationsträger und Kommunikationsformen muss sinnvoll gemanagt werden. Dabei darf sich der Innovation keineswegs verschlossen werden. Die Fähigkeit der Lehrkräfte, sich der Medienvielfalt angemessen zu bedienen, hat der Zunahme des Angebots nicht Schritt gehalten. Viele Medien werden von Lehrerinnen und Lehrern defizitär verwendet, weil das Lehramtsstudium bisher die Lerninhalte nicht angepasst hat. Gerade die sinnvolle Arbeit mit Neuen Medien im Unterricht wird selten geübt und solange dies so bleibt, wird die fehlerhafte Anwendung im Unterricht nicht ausbleiben. <ref> Vgl. Pandel, Schneider 2011, S. 11/12 </ref>
 
Nach diesem Konzept können historische Ereignisse durch drei Repräsentationsformen dargestellt werden: als Handlung (enactiv: z.B. Rollenspiel), als Bild (ikonisch: Karikatur, Dokumentarfilm usw.) und durch die Verwendung von Symbolen und sprachlichen Zeichnen (symbolisch: Schrift, Karte, gesprochene Sprache etc.).“<ref> Pandel, Schneider 2011, S. 11 </ref>  Um den Zugang zur Vergangenheit über Medien zu finden, müssen die jeweiligen Kognitionen durch den Betrachter entschlüsselt werden. Die Fähigkeit, diese Technik anzuwenden, ist bei Schülerinnen und Schülern begrenzt und die Vielfalt der Medien, die mit unterschiedlichen Sinnen entschlüsselt werden können, erschwert das Erlernen und Anwenden der Technik.  
 
Nur über den Weg der Medienvielfalt und der Anwendung von Medienwechsel lernen die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Kodierungsformen der Medien kompetent zu dekodieren. <ref> Vgl. Giesecke 2005, S. 14-22 </ref>
Die Unterrichtsanwendung der Neuen Medien darf also weder auf die Kosten des Buches, noch auf die Kosten von face-to-face Instruktionen geschehen. Die Vielzahl der Angebote an Informationsträger und Kommunikationsformen muss sinnvoll gemanagt werden. Dabei darf sich der Innovation keineswegs verschlossen werden.  
 
Die Fähigkeit der Lehrkräfte, sich der Medienvielfalt angemessen zu bedienen, hat der Zunahme des Angebots nicht Schritt gehalten. Viele Medien werden von Lehrerinnen und Lehrern defizitär verwendet, weil das Lehramtsstudium bisher die Lerninhalte nicht angepasst hat. Gerade die sinnvolle Arbeit mit Neuen Medien im Unterricht wird selten geübt und solange dies so bleibt, wird die fehlerhafte Anwendung im Unterricht nicht ausbleiben. <ref> Vgl. Pandel, Schneider 2011, S. 11/12 </ref>


===Versuch der eigenen Typologie===
===Versuch der eigenen Typologie===
Zeile 83: Zeile 68:


===Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung der Neuen Medien===
===Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung der Neuen Medien===
Die Integration neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in die Arbeitsabläufe vieler Unternehmen ist selbstverständlich geworden und auch im Studium findet E-Learning heute massenhaft und unumkehrbar Anwendung. Unter E-Learning fallen alle Formen des Lernens, bei denen elektronische oder digitale Medien zum Einsatz kommen.  
Die Integration neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in die Arbeitsabläufe vieler Unternehmen ist selbstverständlich geworden und auch im Studium findet E-Learning heute massenhaft und unumkehrbar Anwendung. Unter E-Learning fallen alle Formen des Lernens, bei denen elektronische oder digitale Medien zum Einsatz kommen. In der Schule selbst hat sich ebenfalls in den letzten Jahren ein Wandel hin zu Neuen Medien vollzogen. Mittlerweile gehören zu den „Standardmedien“ im Unterricht neben der Wandtafel, dem Schulbuch und dem Overheadprojektor (Hellraumprojektor), der Computer beziehungsweise das Internet und mancherorts der Beamer. Zwar ist der Gebrauch Neuer Medien gestiegen, dennoch liegt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern laut PISA noch immer zurück. Die Entwicklung wird wohl weiter hin zu Neuen Medien gehen und auf der anderen Seite wird die Fülle an „traditionellen“ Medien zurückgehen, jedoch keineswegs ganz verschwinden. Attraktiv werden die Neuen Medien unter anderem dadurch, dass sie breite Medienverbünde auf einer gemeinsamen konzeptuellen Grundlagen ermöglichen. Beispielsweise verbindet der Computer auf einer Schaltfläche die Arbeit im Internet, mit Fotos, mit Filmen, das Verfassen von Berichten und so weiter. Hieraus erweitern sich die didaktischen Handlungsmöglichkeiten der Lehrkraft. Zukünftig wäre eine vernetzte Schulmedienlandschaft, ähnlich der Informations- und Kommunikationstechnologie in der Arbeitswelt,  wünschenswert. „Nicht der Computer als Einzelmedium ist es, der […] in der Schule im Zentrum stehen wird, sondern schulische Lernumgebungen, die mit digitalisierten Mitteln vernetzt sind. Online-Lernumgebungen, Beamer, Digitalkamera und Fotobearbeitung, Internetrecherchen, Lernsoftwareangebote etc. verändern das Lernarrangement ‚Schule‘ in seiner Aufgabe.“ <ref> www.medienpaed.com/05-2/moser05-2.pdf S. 17 </ref> Die Lehrkraft muss dabei ihre Aufgabe erfüllen, Angebot des E-Learning zu ermöglichen und dies „nicht als abgetrennten, besonderen Teil von Schule, sondern integriert in den normalen Unterrichtsalltag“ <ref> www.medienpaed.com/05-2/moser05-2.pdf S. 17 </ref>.
 
Die Schulung des Umgangs mit Neuen Medien ist auch Aufgabe des Geschichtsunterrichts, denn der sinnvolle Umgang mit den Neuen Medien ist meist noch nicht erlernt worden. Die Nutzung des Internets geschieht überwiegend selbstständig und ungesteuert. Über die Nutzung Sozialer Netzwerke wie Facebook, Twitter, Skype oder von Spielen geht der Umgang mit dem Internet bei Schülerinnen und Schülern oft nicht hinaus. Aufkommende Probleme werden versucht, mit Hilfe der sich bietenden Informationsmöglichkeiten des Internets zu beantworten. Dadurch dass die Kompetenz, zwischen richtigen und falschen Geschichtsdarstellungen des Internets zu unterscheiden, anfangs noch nicht erworben worden ist, kommt es oft zur unreflektierten Übernahme der Geschichtsdarstellungen. Das Fach Geschichte sollte diese Tatsache akzeptieren und versuchen sie mit Hilfe geeigneter Aufgaben zu lösen. Damit wird den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten, sinnvoll mit Neuen Medien umzugehen. Die tägliche Begegnung mit Geschichtsdarstellungen wird durch eine kritische Handhabung und die Fähigkeit zur Beschaffung zuverlässiger Sekundärinformationen nicht zum Glücksspiel, sondern kann den Schülerinnen und Schülern weiterhelfen. Bevor Schülerinnen und Schüler zur Informationsbeschaffung mit dem Internet arbeiten, sollte eine Unterrichtseinheit zur Beurteilung von Inhalten aus dem Internet durchgeführt werden. So kann der Gefahr entgegengetreten werden, dass die Schülerinnen und Schüler mit nicht belegten oder falschen Fakten und Quellen zurückkommen oder mit Texten arbeiten, die sie selbst gar nicht verstehen beziehungsweise die sie überfordern. <ref> Vgl. www.medienpaed.com/05-2/moser05-2.pdf S. 1-17 </ref>
In der Schule selbst hat sich ebenfalls in den letzten Jahren ein Wandel hin zu Neuen Medien vollzogen. Mittlerweile gehören zu den „Standardmedien“ im Unterricht neben der Wandtafel, dem [[Das Schulbuch|Schulbuch]] und dem Overheadprojektor (Hellraumprojektor), der Computer beziehungsweise das Internet und mancherorts der Beamer. Zwar ist der Gebrauch Neuer Medien gestiegen, dennoch liegt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern laut PISA noch immer zurück. Die Entwicklung wird wohl weiter hin zu Neuen Medien gehen und auf der anderen Seite wird die Fülle an „traditionellen“ Medien zurückgehen, jedoch keineswegs ganz verschwinden. Attraktiv werden die Neuen Medien unter anderem dadurch, dass sie breite Medienverbünde auf einer gemeinsamen konzeptuellen Grundlagen ermöglichen. Beispielsweise verbindet der Computer auf einer Schaltfläche die Arbeit im Internet, mit Fotos, mit Filmen, das Verfassen von Berichten und so weiter. Hieraus erweitern sich die didaktischen Handlungsmöglichkeiten der Lehrkraft.
 
Zukünftig wäre eine vernetzte Schulmedienlandschaft, ähnlich der Informations- und Kommunikationstechnologie in der Arbeitswelt,  wünschenswert. „Nicht der Computer als Einzelmedium ist es, der […] in der Schule im Zentrum stehen wird, sondern schulische Lernumgebungen, die mit digitalisierten Mitteln vernetzt sind. Online-Lernumgebungen, Beamer, Digitalkamera und Fotobearbeitung, Internetrecherchen, Lernsoftwareangebote etc. verändern das Lernarrangement ‚Schule‘ in seiner Aufgabe.“ <ref> www.medienpaed.com/05-2/moser05-2.pdf S. 17 </ref> Die Lehrkraft muss dabei ihre Aufgabe erfüllen, Angebot des E-Learning zu ermöglichen und dies „nicht als abgetrennten, besonderen Teil von Schule, sondern integriert in den normalen Unterrichtsalltag“ <ref> www.medienpaed.com/05-2/moser05-2.pdf S. 17 </ref>.
 
Die Schulung des Umgangs mit Neuen Medien ist auch Aufgabe des Geschichtsunterrichts, denn der sinnvolle Umgang mit den Neuen Medien ist meist noch nicht erlernt worden. Die Nutzung des Internets geschieht überwiegend selbstständig und ungesteuert. Über die Nutzung Sozialer Netzwerke wie Facebook, Twitter, Skype oder von Spielen geht der Umgang mit dem Internet bei Schülerinnen und Schülern oft nicht hinaus. Aufkommende Probleme werden versucht, mit Hilfe der sich bietenden Informationsmöglichkeiten des Internets zu beantworten.  
 
Dadurch dass die Kompetenz, zwischen richtigen und falschen Geschichtsdarstellungen des Internets zu unterscheiden, anfangs noch nicht erworben worden ist, kommt es oft zur unreflektierten Übernahme der Geschichtsdarstellungen. Das Fach Geschichte sollte diese Tatsache akzeptieren und versuchen sie mit Hilfe geeigneter Aufgaben zu lösen. Damit wird den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten, sinnvoll mit Neuen Medien umzugehen. Die tägliche Begegnung mit Geschichtsdarstellungen wird durch eine kritische Handhabung und die Fähigkeit zur Beschaffung zuverlässiger Sekundärinformationen nicht zum Glücksspiel, sondern kann den Schülerinnen und Schülern weiterhelfen.  
 
Bevor Schülerinnen und Schüler zur Informationsbeschaffung mit dem Internet arbeiten, sollte eine Unterrichtseinheit zur Beurteilung von Inhalten aus dem Internet durchgeführt werden. So kann der Gefahr entgegengetreten werden, dass die Schülerinnen und Schüler mit nicht belegten oder falschen Fakten und Quellen zurückkommen oder mit Texten arbeiten, die sie selbst gar nicht verstehen beziehungsweise die sie überfordern. <ref> Vgl. www.medienpaed.com/05-2/moser05-2.pdf S. 1-17 </ref>
 
==Medien als Lehrmittel und Lernmaterial==
==Medien als Lehrmittel und Lernmaterial==
Das Medium entscheidet als Lehr- und Lernmaterial über die Faktoren des Unterrichts. „Einerseits werden mediale Entscheidungen durch Intentionen, Inhalte und Bedingungen des Unterrichts bestimmt, andererseits haben aber Entscheidungen über den Einsatz von Medien auch Auswirkungen auf alle anderen Faktoren des Unterrichts.“ <ref> Gies 2004, S. 216 </ref> Dem Medium kommt damit in der Planung des Unterrichts eine zentrale Rolle zu. Sowohl die Ziele, als auch die letztendliche Vorgehensweise und die Inhalte der Unterrichtsstunde hängen mit den gewählten Medien des Unterrichts zusammen.
Das Medium entscheidet als Lehr- und Lernmaterial über die Faktoren des Unterrichts. „Einerseits werden mediale Entscheidungen durch Intentionen, Inhalte und Bedingungen des Unterrichts bestimmt, andererseits haben aber Entscheidungen über den Einsatz von Medien auch Auswirkungen auf alle anderen Faktoren des Unterrichts.“ <ref> Gies 2004, S. 216 </ref> Dem Medium kommt damit in der Planung des Unterrichts eine zentrale Rolle zu. Sowohl die Ziele, als auch die letztendliche Vorgehensweise und die Inhalte der Unterrichtsstunde hängen mit den gewählten Medien des Unterrichts zusammen.
Zeile 109: Zeile 85:


===Nutzung der Medien im Geschichtsunterricht===
===Nutzung der Medien im Geschichtsunterricht===
Die bisherigen Ausführungen sind sicherlich richtig und notwendig, doch die letztendlichen Probleme des Geschichtsunterrichts werden hierdurch nicht gelöst. Die Geschichtsdidaktik steht vor dem täglichen Problem im Unterricht, Schülerinnen und Schülern bereits vergangene Ereignisse zu erläutern, die nicht reproduzierbar sind. „Der Gesichtsunterricht hat die schwierige Aufgabe, eine Welt vergegenwärtigen zu müssen, die ihrer Natur nach nicht gegenwärtig, sondern vergangen ist. […]  
Die bisherigen Ausführungen sind sicherlich richtig und notwendig, doch die letztendlichen Probleme des Geschichtsunterrichts werden hierdurch nicht gelöst. Die Geschichtsdidaktik steht vor dem täglichen Problem im Unterricht, Schülerinnen und Schülern bereits vergangene Ereignisse zu erläutern, die nicht reproduzierbar sind. „Der Gesichtsunterricht hat die schwierige Aufgabe, eine Welt vergegenwärtigen zu müssen, die ihrer Natur nach nicht gegenwärtig, sondern vergangen ist. […] In der Regel erfolgt die Begegnung der Schüler mit ‚Originaldokumenten‘ im Klassenzimmer nur auf dem indirekten Weg über Ersatzmittel: Abbildungen, Nachbildungen und – bei schriftlichen Quellen – in einer für sie zugänglichen und verständlichen Umformung (Schulbuch, Arbeitsblatt u. dgl.), d.h. die Originale werden transkribiert, übersetzt, gekürzt.“ <ref> Gies 2004, S. 219/220 </ref> Die Realität dieser geschichtlichen Ereignisse kann ohne das Medium nur schwer erfahren werden. „Zielgerichtet ausgewählt, didaktisch aufbereitet und zweckentsprechend eingesetzt,“ <ref> Gies 2004, S. 215 </ref> ermöglichen sie dem Lernenden den Zugang zum Vergangenen und ersetzen die Realerfahrung. „Ihre didaktische Aufbereitung ist gleichzeitig eine Erklärungs- bzw. Interpretationshilfe und eine perspektivische Reduktion des Lerngegenstandes.“ <ref> Gies 2004, S. 215 </ref> Die Lehrkraft sollte die verschiedenen Qualitäten der Medien kennen und anwenden können. Nur durch vermittlungsbezogenes Wissen können den Schülerinnen und Schülern klare Aufgabenstellungen geboten werden. Hierdurch lernen die Schülerinnen und Schüler den Sinn und die Qualität von bestimmten Medien kennen. Die Teilhabe an sinnvollen medienvermittelten Ereignissen ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, eine allgemeine Medienkompetenz zu erwerben. „Mit dem Begriff Medienkompetenz werden allgemein die vier Dimensionen Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung zusammengefasst.“ <ref> Sorbello Staub, Horstkemper 2008, S. 246 </ref> <ref> Gies 2004, S. 215-220 </ref>
 
Wird der Bildungsplan Baden-Württemberg für Realschulen (2004) in Hinsicht auf Kompetenzen und Inhalte im Bereich der Medien betrachtet, so fällt auf, dass diese nicht in den einzelnen Fächern aufgelistet werden, sondern in den extra aufgeführten „Bildungsstandards für Informationstechnische Grundbildung“ zu finden sind. Die Aufgabe des Faches Geschichte besteht darin, einen Beitrag zum Erwerb der Kompetenzen und Inhalte in diesem Bereich zu leisten. Dabei sollen „Neue Medien“ in die Unterrichtsgestaltung einbezogen werden. <ref> Vgl. http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsplaene/Realschule/Realschule_Bildungsplan_Gesamt.pdf S. 105 </ref> Dieser überfachliche Bereich soll im Laufe der Realschule bis zur Klassenstufe 10 aufgebaut werden und wird zur Vereinfachung und Übersichtlichkeit in rahmengebenden eigenen Bildungsstandards aufgeführt, wodurch den einzelnen Fächern unter anderem eine große Offenheit in den einzelnen Lernformen ermöglicht wird. „Durch die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und privaten Veränderungen gehören heute sowohl Strategien zur sinnvollen Auswahl von Information wie auch die Urteilsfähigkeit über Information und deren Mittler zur Allgemeinbildung eines jeden Einzelnen, wodurch es ihm möglich sein soll, als konstruktive, engagierte und verantwortungsbewusste Person tätig zu sein. […] Die Fähigkeit zu entwickeln, Informationen zielgerichtet, angemessen, verantwortlich und kreativ nutzen und gestalten zu können, ist damit ein übergeordnetes Ziel der schulischen Allgemeinbildung.“ <ref> http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_bs.pdf S. 192/193 </ref> Sie ermöglicht es dem Einzelnen an gesellschaftlichen Entwicklungen teilzuhaben. Die Informationstechnische Grundbildung leistet „einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz. Darunter fällt die Mediennutzung (Medien sachgerecht und bedürfnisbezogen nutzen), das Medienverständnis (Medienbotschaften verstehen), die Medienkritik (Medienbotschaften kritisch hinterfragen und ihre Wirkungen reflektieren; Medien in ihren Produktionsbedingungen und ihrem Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit erkennen und verstehen) und die Mediengestaltung (Medien gestalten und zur Kommunikation einsetzen).“ <ref> http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/
In der Regel erfolgt die Begegnung der Schüler mit ‚Originaldokumenten‘ im Klassenzimmer nur auf dem indirekten Weg über Ersatzmittel: Abbildungen, Nachbildungen und – bei schriftlichen Quellen – in einer für sie zugänglichen und verständlichen Umformung (Schulbuch, Arbeitsblatt u. dgl.), d.h. die Originale werden transkribiert, übersetzt, gekürzt.“ <ref> Gies 2004, S. 219/220 </ref> Die Realität dieser geschichtlichen Ereignisse kann ohne das Medium nur schwer erfahren werden. „Zielgerichtet ausgewählt, didaktisch aufbereitet und zweckentsprechend eingesetzt,“ <ref> Gies 2004, S. 215 </ref> ermöglichen sie dem Lernenden den Zugang zum Vergangenen und ersetzen die Realerfahrung. „Ihre didaktische Aufbereitung ist gleichzeitig eine Erklärungs- bzw. Interpretationshilfe und eine perspektivische Reduktion des Lerngegenstandes.“ <ref> Gies 2004, S. 215 </ref> Die Lehrkraft sollte die verschiedenen Qualitäten der Medien kennen und anwenden können. Nur durch vermittlungsbezogenes Wissen können den Schülerinnen und Schülern klare Aufgabenstellungen geboten werden. Hierdurch lernen die Schülerinnen und Schüler den Sinn und die Qualität von bestimmten Medien kennen. Die Teilhabe an sinnvollen medienvermittelten Ereignissen ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, eine allgemeine Medienkompetenz zu erwerben. „Mit dem Begriff Medienkompetenz werden allgemein die vier Dimensionen Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung zusammengefasst.“ <ref> Sorbello Staub, Horstkemper 2008, S. 246 </ref> <ref> Gies 2004, S. 215-220 </ref>
 
Wird der Bildungsplan Baden-Württemberg für Realschulen (2004) in Hinsicht auf Kompetenzen und Inhalte im Bereich der Medien betrachtet, so fällt auf, dass diese nicht in den einzelnen Fächern aufgelistet werden, sondern in den extra aufgeführten „Bildungsstandards für Informationstechnische Grundbildung“ zu finden sind. Die Aufgabe des Faches Geschichte besteht darin, einen Beitrag zum Erwerb der Kompetenzen und Inhalte in diesem Bereich zu leisten. Dabei sollen „Neue Medien“ in die Unterrichtsgestaltung einbezogen werden. <ref> Vgl. http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsplaene/Realschule/Realschule_Bildungsplan_Gesamt.pdf S. 105 </ref>
<br>Dieser überfachliche Bereich soll im Laufe der Realschule bis zur Klassenstufe 10 aufgebaut werden und wird zur Vereinfachung und Übersichtlichkeit in rahmengebenden eigenen Bildungsstandards aufgeführt, wodurch den einzelnen Fächern unter anderem eine große Offenheit in den einzelnen Lernformen ermöglicht wird. „Durch die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und privaten Veränderungen gehören heute sowohl Strategien zur sinnvollen Auswahl von Information wie auch die Urteilsfähigkeit über Information und deren Mittler zur Allgemeinbildung eines jeden Einzelnen, wodurch es ihm möglich sein soll, als konstruktive, engagierte und verantwortungsbewusste Person tätig zu sein. […] Die Fähigkeit zu entwickeln, Informationen zielgerichtet, angemessen, verantwortlich und kreativ nutzen und gestalten zu können, ist damit ein übergeordnetes Ziel der schulischen Allgemeinbildung.“ <ref> http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_bs.pdf S. 192/193 </ref> Sie ermöglicht es dem Einzelnen an gesellschaftlichen Entwicklungen teilzuhaben.  
<br>Die Informationstechnische Grundbildung leistet „einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz. Darunter fällt die Mediennutzung (Medien sachgerecht und bedürfnisbezogen nutzen), das Medienverständnis (Medienbotschaften verstehen), die Medienkritik (Medienbotschaften kritisch hinterfragen und ihre Wirkungen reflektieren; Medien in ihren Produktionsbedingungen und ihrem Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit erkennen und verstehen) und die Mediengestaltung (Medien gestalten und zur Kommunikation einsetzen).“ <ref> http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/
downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_bs.pdf S. 193 </ref>  Die Informationstechnische Grundbildung ist in drei Kompetenzbereiche untergliedert, woraus allgemeine Kompetenzen nachfolgend übernommen werden:
downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_bs.pdf S. 193 </ref>  Die Informationstechnische Grundbildung ist in drei Kompetenzbereiche untergliedert, woraus allgemeine Kompetenzen nachfolgend übernommen werden:
„1. Arbeiten und Lernen mit Informationstechnischen Werkzeugen
Schülerinnen und Schüler können Informations- und Kommunikationstechnik selbstständig, zweckorientiert und mit den der jeweiligen informationstechnischen Anwendung angemesse-nen Methoden zur Informationsbeschaffung, zur Lösung von Problemen, zur Strukturierung und Visualisierung von Sachverhalten, zur Sammlung, Bearbeitung und Auswertung numeri-scher und nicht-numerischer Daten einsetzen. Sie können sich auch in unbekannte Anwen-dungen einarbeiten und einschätzen, ob die Anwendung bzw. das Informations- oder Medien-angebot inhaltlich und qualitativ für die zu lösenden Probleme und Aufgaben dienlich ist. […]


'''1. Arbeiten und Lernen mit Informationstechnischen Werkzeugen'''
2. Zusammenarbeiten und kommunizieren
<br>Schülerinnen und Schüler können Informations- und Kommunikationstechnik selbstständig, zweckorientiert und mit den der jeweiligen informationstechnischen Anwendung angemesse-nen Methoden zur Informationsbeschaffung, zur Lösung von Problemen, zur Strukturierung und Visualisierung von Sachverhalten, zur Sammlung, Bearbeitung und Auswertung numeri-scher und nicht-numerischer Daten einsetzen. Sie können sich auch in unbekannte Anwen-dungen einarbeiten und einschätzen, ob die Anwendung bzw. das Informations- oder Medien-angebot inhaltlich und qualitativ für die zu lösenden Probleme und Aufgaben dienlich ist. […]
Schülerinnen und Schüler können lokale und nichtlokale Netze zur Zusammenarbeit einsetzen. Sie kennen Ursachen für Probleme des Datenaustauschs und Methoden, um sie zu vermeiden. Sie verfügen über ein Bewusstsein der Chancen und Risiken vernetzter Arbeitsumgebungen, der rechtlichen Aspekte sowie der persönlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen und beachten entsprechende Konsequenzen. […]
 
'''2. Zusammenarbeiten und kommunizieren'''
<br>Schülerinnen und Schüler können lokale und nichtlokale Netze zur Zusammenarbeit einsetzen. Sie kennen Ursachen für Probleme des Datenaustauschs und Methoden, um sie zu vermeiden. Sie verfügen über ein Bewusstsein der Chancen und Risiken vernetzter Arbeitsumgebungen, der rechtlichen Aspekte sowie der persönlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen und beachten entsprechende Konsequenzen. […]
 
'''3. Entwickeln, Zusammenhänge verstehen, reflektieren'''
<br>Schülerinnen und Schüler können die historische Entwicklung der Informations- und Kom-munikationstechnologie nachvollziehen sowie die Auswirkungen auf gesellschaftliche Ent-wicklungen mit deren Chancen und Risiken einschätzen. Sie können in Grundzügen die Basis der Informations- und Kommunikationstechnik und zugehörige Verfahren anwenden, mithilfe geeigneter Programme einfache interaktive Anwendungen erstellen sowie entsprechende Pro-gramme für Simulationen und zum Steuern und Regeln einsetzen. Sie können Technologie-folgen abschätzen, indem sie Grenzen informatischer Systeme erkennen und die Möglichkei-ten des Computereinsatzes kritisch reflektieren. Sie können den Computer sinnvoll und ver-antwortungsbewusst in schulischen und privaten Bereichen einsetzen.“ <ref> http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_
bs.pdf S. 194/195 </ref>
 
 
=== Praxisbeispiel der Nutzung der Medien im Geschichtsunterricht ===
 
 
Die jeweiligen Kompetenzbereiche sollen am Beispiel der Internet-recherche einer Gruppe mit anschließender Präsentation näher erläutert werden:
 
<br> '''1. Arbeiten und Lernen mit Informationstechnischen Werkzeugen'''
 
In der Schule wird im Rahmen der Internetrecherche der sinnvolle Umgang mit dem Medium Computer/ Internet geübt. Die Schülerinnen und Schüler setzen das Medium selbstständig und angemessen ein und nutzen es zur Beschaffung der Inhalte. Aus den Inhalten entsteht eine strukturierte und visualisierte Präsention vor der Klasse. Gege-benenfalls müssen sich die Schülerinnen und Schüler in unbekannte Anwendungen aus der Schule einarbeiten.
<br> '''2.Zusammenarbeiten und kommunizieren'''
 
Den Schülerinnen und Schülern sind Möglichkeiten des Datenaustauschs einer Gruppe wie E-Mail, soziale Netzwerke oder Dropbox bekannt. Der Umgang mit diesen Mög-lichkeiten wird im Rahmen einer Internetrecherche einer Gruppe geschult, selbststän-dig tauschen sich die Gruppenmitglieder aus. Außerdem lernen die Schülerinnen und Schüler auf diesem Weg die Notwendigkeit kennen, ihre Quellen anzugeben und nicht etwa Informationen aus dem Internet zu nutzen, ohne diese zu belegen beziehunsweise anzugeben.
<br> '''3. Entwickeln, Zusammenhänge verstehen, reflektieren'''
 
Im Rahmen einer Internetrecherche müssen die Schülerinnen und Schüler verantwor-tungsbewusst mit Inhalten umgehen. Das heißt unter anderem, dass gelernt wird, kri-tisch und reflektierend mit Materialien aus dem Inhalt umzugehen und diese sinnvoll eingesetzt werden.


3. Entwickeln, Zusammenhänge verstehen, reflektieren
Schülerinnen und Schüler können die historische Entwicklung der Informations- und Kom-munikationstechnologie nachvollziehen sowie die Auswirkungen auf gesellschaftliche Ent-wicklungen mit deren Chancen und Risiken einschätzen. Sie können in Grundzügen die Basis der Informations- und Kommunikationstechnik und zugehörige Verfahren anwenden, mithilfe geeigneter Programme einfache interaktive Anwendungen erstellen sowie entsprechende Pro-gramme für Simulationen und zum Steuern und Regeln einsetzen. Sie können Technologie-folgen abschätzen, indem sie Grenzen informatischer Systeme erkennen und die Möglichkei-ten des Computereinsatzes kritisch reflektieren. Sie können den Computer sinnvoll und ver-antwortungsbewusst in schulischen und privaten Bereichen einsetzen.“ <ref> http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_
bs.pdf S. 194/195 </ref> Die jeweiligen Kompetenzbereiche sollen am Beispiel der Internet-recherche einer Gruppe mit anschließender Präsentation näher erläutert werden:
1. Arbeiten und Lernen mit Informationstechnischen Werkzeugen
• In der Schule wird im Rahmen der Internetrecherche der sinnvolle Umgang mit dem Medium Computer/ Internet geübt. Die Schülerinnen und Schüler setzen das Medium selbstständig und angemessen ein und nutzen es zur Beschaffung der Inhalte. Aus den Inhalten entsteht eine strukturierte und visualisierte Präsention vor der Klasse. Gege-benenfalls müssen sich die Schülerinnen und Schüler in unbekannte Anwendungen aus der Schule einarbeiten.
2. Zusammenarbeiten und kommunizieren
• Den Schülerinnen und Schülern sind Möglichkeiten des Datenaustauschs einer Gruppe wie E-Mail, soziale Netzwerke oder Dropbox bekannt. Der Umgang mit diesen Mög-lichkeiten wird im Rahmen einer Internetrecherche einer Gruppe geschult, selbststän-dig tauschen sich die Gruppenmitglieder aus. Außerdem lernen die Schülerinnen und Schüler auf diesem Weg die Notwendigkeit kennen, ihre Quellen anzugeben und nicht etwa Informationen aus dem Internet zu nutzen, ohne diese zu belegen beziehunsweise anzugeben.
3. Entwickeln, Zusammenhänge verstehen, reflektieren
• Im Rahmen einer Internetrecherche müssen die Schülerinnen und Schüler verantwor-tungsbewusst mit Inhalten umgehen. Das heißt unter anderem, dass gelernt wird, kri-tisch und reflektierend mit Materialien aus dem Inhalt umzugehen und diese sinnvoll eingesetzt werden.


Auf einzelne Kompetenzen, die nach Abschluss der 6., 8. beziehungsweise 10. Klassenstufe erreicht werden sollen, wird an dieser Stelle verzichtet, sie können in den Bildungsstandards der Informationstechnischen Grundbildung (http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/
Auf einzelne Kompetenzen, die nach Abschluss der 6., 8. beziehungsweise 10. Klassenstufe erreicht werden sollen, wird an dieser Stelle verzichtet, sie können in den Bildungsstandards der Informationstechnischen Grundbildung (http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/
downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_bs.pdf S. 194/195) nachgelesen werden. <ref> Vgl. http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_ bs.pdf  S. 192-195 </ref>
downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_bs.pdf S. 194/195) nachgelesen werden. <ref> Vgl. http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_ITG_ bs.pdf  S. 192-195 </ref>  
 
==Belege==
==Belege==
'''Literatur (Monographien und Aufsätze)'''
'''Literatur (Monographien und Aufsätze'''




Zeile 162: Zeile 121:
<br>Sauer, M. (2001): Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik. Seelze-Velber: Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH.
<br>Sauer, M. (2001): Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik. Seelze-Velber: Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH.
<br>Witt, C. d. / Czerwionka, T. (2007): Mediendidaktik. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG.
<br>Witt, C. d. / Czerwionka, T. (2007): Mediendidaktik. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG.


Giesecke, M. (2005): Auf der Suche nach posttypographischen Bildungsidealen. In: Zeitschrift für Pädagogik, H. 1/2005, S. 14-29.
Giesecke, M. (2005): Auf der Suche nach posttypographischen Bildungsidealen. In: Zeitschrift für Pädagogik, H. 1/2005, S. 14-29.
Zeile 177: Zeile 137:
<br>http://www.michael-giesecke.de/giesecke/dokumente/250/Auf%20der%20Suche%20nach%20posttypographischen%20Bildungsidealen_Pub..pdf (Letzter Zugriff: 28.03.2013, 15:50)
<br>http://www.michael-giesecke.de/giesecke/dokumente/250/Auf%20der%20Suche%20nach%20posttypographischen%20Bildungsidealen_Pub..pdf (Letzter Zugriff: 28.03.2013, 15:50)


 
'''Verweise'''
== Verweise ==
 
<references/>
<references/>


Bitte beachte, dass alle Beiträge zu Wiki von anderen Mitwirkenden bearbeitet, geändert oder gelöscht werden können. Reiche hier keine Texte ein, falls du nicht willst, dass diese ohne Einschränkung geändert werden können.

Du bestätigst hiermit auch, dass du diese Texte selbst geschrieben hast oder diese von einer gemeinfreien Quelle kopiert hast (weitere Einzelheiten unter Wiki:Urheberrechte). ÜBERTRAGE OHNE GENEHMIGUNG KEINE URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZTEN INHALTE!

Abbrechen Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)