Bearbeiten von „Grundlagen der Schülerorientierung

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''Nov.2012 P. Chardon; Jan.2014 K. Roos''
''Patric Chardon, Katharina Roos''


==Einleitung==  
==Einleitung==  
Mittlerweile wird es immer schwerer Schülerinnen und Schüler für den Geschichtsunterricht zu begeistern, sie sind oft unmotiviert und empfinden den Geschichtsunterricht als zu einseitig. Gerade deshalb werden vor allem im Fach Geschichte eine reichhaltige Methodenvielfalt und der Einsatz von möglichst vielen unterschiedlichen [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] gefordert.
Mittlerweile wird es immer schwerer Schülerinnen und Schüler für den Geschichtsunterricht zu begeistern, sie sind oft unmotiviert und empfinden den Geschichtsunterricht als zu einseitig. Gerade deshalb werden vor allem im Fach Geschichte eine reichhaltige Methodenvielfalt und der Einsatz von möglichst vielen unterschiedlichen Medien gefordert.                                                                         Die Lehrkraft sollte den Geschichtsunterricht  äußerst abwechslungsreich und spannend gestalten um das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Hierfür existieren zahlreiche Methoden und Unterrichtsformen. Im Folgenden wird der Aspekt der Schülerorientierung näher betrachtet. Wird durch einen schülerorientierten Unterricht die Motivation der Schülerinnen und Schüler gestärkt? Welche Unterrichtsformen eignen sich für einen schülerorientierten Unterricht?                Vorab wird der Begriff der Schülerorientierung im Unterricht, dessen didaktischen Grundüberlegungen und Merkmale beschrieben. Allerdings liegt der Schwerpunkt dieses Textes bei der Bedeutung und zielgerechten Umsetzung des schülerorientierten Geschichtsunterrichts. Desweiteren werden dessen didaktische Umsetzungsmöglichkeiten und möglich auftretende Probleme aufgezeigt.
 
Explizit wird auch die Umsetzung und Notwendigkeit des differenzierten Geschichtsunterrichts erläutert.  
Die Lehrkraft sollte den Geschichtsunterricht  äußerst abwechslungsreich und spannend gestalten um das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Hierfür existieren zahlreiche Methoden und Unterrichtsformen. Im Folgenden wird der Aspekt der Schülerorientierung näher betrachtet. Wird durch einen schülerorientierten Unterricht die Motivation der Schülerinnen und Schüler gestärkt? Welche Unterrichtsformen eignen sich für einen schülerorientierten Unterricht?                Vorab wird der Begriff der Schülerorientierung im Unterricht, dessen didaktischen Grundüberlegungen und Merkmale beschrieben. Allerdings liegt der Schwerpunkt dieses Textes bei der Bedeutung und zielgerechten Umsetzung des schülerorientierten Geschichtsunterrichts. Desweiteren werden dessen didaktische Umsetzungsmöglichkeiten und möglich auftretende Probleme aufgezeigt.
Explizit wird auch die Umsetzung und Notwendigkeit des differenzierten Geschichtsunterrichts erläutert.
 
==Definition==
==Definition==
Für einen schülerorientierten Unterricht existieren diverse Bezeichnungen, beispielsweise nennt man ihn auch schüleraktiven Unterricht.Es existieren zahlreiche Definitionen hierzu. Im folgenden Teil werden Definitionen genannt, die schülerorientierten Unterricht beschreiben.
Für einen schülerorientierten Unterricht existieren diverse Bezeichnungen, beispielsweise nennt man ihn auch schüleraktiven Unterricht.Es existieren zahlreiche Definitionen hierzu. Im folgenden Teil werden Definitionen genannt, die schülerorientierten Unterricht beschreiben.
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Als weiterer Vertreter der deutschen Reformpädagogik setzte sich Berthold Otto für einen Gesamtunterricht ein, der nicht mehr auf Altersstufen oder Fächern basieren sollte. Vielmehr sollte in diesem Unterricht Bezug auf die Interessen der SuS genommen werden und aufkommende Fragen sollten gemeinsam besprochen und beantwortet werden.<ref> vgl. Einsiedler 1976, 173 </ref>
Als weiterer Vertreter der deutschen Reformpädagogik setzte sich Berthold Otto für einen Gesamtunterricht ein, der nicht mehr auf Altersstufen oder Fächern basieren sollte. Vielmehr sollte in diesem Unterricht Bezug auf die Interessen der SuS genommen werden und aufkommende Fragen sollten gemeinsam besprochen und beantwortet werden.<ref> vgl. Einsiedler 1976, 173 </ref>
Auch in den USA hielt die Reformpädagogik Einzug.John Dewey bemängelte die Passivität der SuS und wollte sie aus eben dieser herauslösen. Er gilt als der Hauptvertreter der [[Grundlagen handlungsorientierter GU-Unterricht|Handlungsorientierung]] und dem daraus resultierenden "learning-by-doing"- Prinzip- Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Lernen am Experiment im [[Projektarbeit|Projektunterricht]]. zum Beispiel dem Lernen am Experiment im Projektunterricht. <ref> http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/reich_works/aufsatze/reich_52.pdf </ref>
Auch in den USA hielt die Reformpädagogik Einzug.John Dewey bemängelte die Passivität der SuS und wollte sie aus eben dieser herauslösen. Er gilt als der Hauptvertreter der Handlungsorientierung und dem daraus resultierenden "learning-by-doing"- Prinzip- Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Lernen am Experiment im Projektunterricht. zum Beispiel dem Lernen am Experiment im Projektunterricht. <ref> http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/reich_works/aufsatze/reich_52.pdf </ref>
Jedoch fanden die Reformpädagogischen Ansätze nur schwer Einzug in die öffentlichen Schulen.
Jedoch fanden die Reformpädagogischen Ansätze nur schwer Einzug in die öffentlichen Schulen.
Carl Rogers bezeichnete den schülerorientierten Unterricht sogar als "Bedrohung für die Lehrer"<ref>Rogers 1974,160</ref>, da ihnen die Arbeit geraubt würde und es einen Mangel an Input gäbe vorherrschen würde.
Carl Rogers bezeichnete den schülerorientierten Unterricht sogar als "Bedrohung für die Lehrer"<ref>Rogers 1974,160</ref>, da ihnen die Arbeit geraubt würde und es einen Mangel an Input gäbe vorherrschen würde.
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Ein weiteres didaktisches Prinzip, wie Schülerorientierung im Unterricht erreicht werden kann, stellt die Situationsorientierung dar. Es sollten Situationen im Unterricht behandelt werden, die die "künftige Lebensweise der Schüler berücksichtigen"
Ein weiteres didaktisches Prinzip, wie Schülerorientierung im Unterricht erreicht werden kann, stellt die Situationsorientierung dar. Es sollten Situationen im Unterricht behandelt werden, die die "künftige Lebensweise der Schüler berücksichtigen"
<ref> vgl. Einsiedler/Härle 1976, 177</ref>
<ref> vgl. Einsiedler/Härle 1976, 177</ref>
Dabei sollten die Situationen "real erfahrbare und aufklär bare Ausschnitte sozialer Wirklichkeit" <ref> Hemmer/Zimmer 1975 </ref>sein. Einsiedler nennt Beispiele wie „ Kinder im Krankenhaus“ oder „Neue Kinder in der Gruppe.“ Situationsorientierter Unterricht gipfelt in einer Unterrichtssituation, in der die Unterrichtsstruktur komplett aufgelöst wird, da Unterricht induktiv in der Situation selbst entsteht. Erstmals wird in der Unterrichtssituation das Handlungsziel über das [[Hilfen zur Bestimmung und Kontrolle von Lernzielen|Lernziel]] gestellt, das heißt dies bedeutet, dass das Wie gelernt wird über dem Was gelernt wird steht. SuS sollen "Inhalte und Ziele entdecken, vorgegeben neu formulieren und interpretieren und an der Organisation ihres Lernprozesses mitwirken."  <ref>vgl. Einsiedler/Härle 1976, 178</ref>
Dabei sollten die Situationen "real erfahrbare und aufklär bare Ausschnitte sozialer Wirklichkeit" <ref> Hemmer/Zimmer 1975 </ref>sein. Einsiedler nennt Beispiele wie „ Kinder im Krankenhaus“ oder „Neue Kinder in der Gruppe.“ Situationsorientierter Unterricht gipfelt in einer Unterrichtssituation, in der die Unterrichtsstruktur komplett aufgelöst wird, da Unterricht induktiv in der Situation selbst entsteht. Erstmals wird in der Unterrichtssituation das Handlungsziel über das Lernziel gestellt, das heißt dies bedeutet, dass das Wie gelernt wird über dem Was gelernt wird steht. SuS sollen "Inhalte und Ziele entdecken, vorgegeben neu formulieren und interpretieren und an der Organisation ihres Lernprozesses mitwirken."  <ref>vgl. Einsiedler/Härle 1976, 178</ref>


===Handlungsorientierung===
===Handlungsorientierung===


„[[Grundlagen handlungsorientierter GU-Unterricht|Handlungsorientierter Unterricht]] ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten Handlungsprodukte die Organisation des Unterrichtsprozess leiten so dass Kopf-und Handarbeit der Schüler in ein ausgewogenens Verhältnis zueinander gebracht werden.“<ref>Meyer  1987,402</ref>
„Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten Handlungsprodukte die Organisation des Unterrichtsprozess leiten so dass Kopf-und Handarbeit der Schüler in ein ausgewogenens Verhältnis zueinander gebracht werden.“<ref>Meyer  1987,402</ref>
Hilbert Meyer (1987) beschreibt handlungsorientierten Unterricht als einen Unterricht, der für die SuS und die Lehrer spannender und offener gestaltet ist, jedoch ist dieser mit mehr Arbeit verbunden. Handlungsorientierter Unterricht orientiert sich an den Interessen der Schüler.
Hilbert Meyer (1987) beschreibt handlungsorientierten Unterricht als einen Unterricht, der für die SuS und die Lehrer spannender und offener gestaltet ist, jedoch ist dieser mit mehr Arbeit verbunden. Handlungsorientierter Unterricht orientiert sich an den Interessen der Schüler.
Meyer listet einige Beispiele für handlungsorientierten Unterricht auf <ref> Meyer 1987,403</ref>. Einige eignen sich besonders für den Geschichtsunterricht.
Meyer listet einige Beispiele für handlungsorientierten Unterricht auf <ref> Meyer 1987,403</ref>. Einige eignen sich besonders für den Geschichtsunterricht.
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Theater: Soll dazu genutzt werden, die soziale Wirklichkeit- wie auf einer Bühne nachzuspielen. Sehr gut als Projekt möglich, beispielsweise das Leben in einer mittelalterlichen Stadt. Lehman schreibt, dass das Theater vielfältige Möglichkeiten bietet. um Geschichtsunterricht spannender zu gestalten.  
Theater: Soll dazu genutzt werden, die soziale Wirklichkeit- wie auf einer Bühne nachzuspielen. Sehr gut als Projekt möglich, beispielsweise das Leben in einer mittelalterlichen Stadt. Lehman schreibt, dass das Theater vielfältige Möglichkeiten bietet. um Geschichtsunterricht spannender zu gestalten.  
Jedoch müssen Geschichtslehrerinnen und Lehrer beim Einsatz von Theaterstücken im Geschichtsunterricht beachten, dass Geschichte nun zur Gegenwart wird.  
Jedoch müssen Geschichtslehrerinnen und Lehrer beim Einsatz von Theaterstücken im Geschichtsunterricht beachten, dass Geschichte nun zur Gegenwart wird.  
Das Theater ist ein Ort, an dem SuS Geschichte begegnen. Geschichte ist nicht mehr eine reine Fiktion der SuS sondern wird zur [[Narration Grundlagen|Narration]] .
Das Theater ist ein Ort, an dem SuS Geschichte begegnen. Geschichte ist nicht mehr eine reine Fiktion der SuS sondern wird zur Narration.
Das Theater ist einer der wenigen Orte, an dem sich Geschichte beinahe vergegenwärtigen lässt. Schauspieler/-innen und Zuschauer/-innen sind ein Teil oder Zeuge des Schauspiels, sie erleben in innerhalb weniger Stunden die Ereignisse von Tagen, Jahren oder gar ganzen Epochen. <ref> Lehmann 2006,20f</ref>
Das Theater ist einer der wenigen Orte, an dem sich Geschichte beinahe vergegenwärtigen lässt. Schauspieler/-innen und Zuschauer/-innen sind ein Teil oder Zeuge des Schauspiels, sie erleben in innerhalb weniger Stunden die Ereignisse von Tagen, Jahren oder gar ganzen Epochen. <ref> Lehmann 2006,20f</ref>
Des Weiteren nennt und beschreibt Lehmann weitere Unterrichtsbeispiele für die Umsetzung von Theater im Geschichtsunterricht. „Stunde Null-Generation ohne Abschied?- Historisches Lernen mit Mitteln des szenischen Spiels am Beispiel der Nachkriegszeit in Deutschland (1945-1949)“ wird als ein Beispiel genannt. Vorteilhaft wäre hier einen Zeitzeugen hinzuzuziehen, welcher den SuS von dieser Zeit berichtet. <ref>Lehmann 2006.44f</ref>.
Des Weiteren nennt und beschreibt Lehmann weitere Unterrichtsbeispiele für die Umsetzung von Theater im Geschichtsunterricht. „Stunde Null-Generation ohne Abschied?- Historisches Lernen mit Mitteln des szenischen Spiels am Beispiel der Nachkriegszeit in Deutschland (1945-1949)“ wird als ein Beispiel genannt. Vorteilhaft wäre hier einen Zeitzeugen hinzuzuziehen, welcher den SuS von dieser Zeit berichtet. <ref>Lehmann 2006.44f</ref>.
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<br>Selbstständigkeit
<br>Selbstständigkeit
<br>Transparenz
<br>Transparenz
<br>[[Grundlagen Arbeits- und Sozialformen#Gruppenarbeit|Gruppenarbeit]]
<br>Gruppenarbeit
<br>Erfolg
<br>Erfolg
<br>Erlebnisse
<br>Erlebnisse
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Im Klassenverbund soll eine positive Atmosphäre herrschen, in der man frei über Gefühle, Interessen etc. reden kann. Die Einführung von Ritualen mit Schülerbeteiligung hilft hierbei.
Im Klassenverbund soll eine positive Atmosphäre herrschen, in der man frei über Gefühle, Interessen etc. reden kann. Die Einführung von Ritualen mit Schülerbeteiligung hilft hierbei.


Metakommunikation:<ref> Definition nach http://lexikon.stangl.eu/4591/metakommunikation/</ref> Das Gespräch über das Gespräch (z.B. nach dem Prozess der Inhaltsfindung) kann sowohl fester Bestandteil einer Unterrichtseinheit als auch [[Situiertes Lernen|situativ]] und spontan bedingt sein.
Metakommunikation:<ref> Definition nach http://lexikon.stangl.eu/4591/metakommunikation/</ref> Das Gespräch über das Gespräch (z.B. nach dem Prozess der Inhaltsfindung) kann sowohl fester Bestandteil einer Unterrichtseinheit als auch situativ und spontan bedingt sein.
Symmetrische Kommunikation: Auch bei dieser Art der Kommunikation ist zuerst eine positive Atmosphäre Voraussetzung. Wenn diese geschaffen ist, können kooperative Unterrichtsformen (Tandem- oder Gruppenarbeit)  vermehrt im Unterricht sinnvoll einsetzen.
Symmetrische Kommunikation: Auch bei dieser Art der Kommunikation ist zuerst eine positive Atmosphäre Voraussetzung. Wenn diese geschaffen ist, können kooperative Unterrichtsformen (Tandem- oder Gruppenarbeit)  vermehrt im Unterricht sinnvoll einsetzen.


Sachbezug: Lerninhalte sind für die SuS von Bedeutung.  
Sachbezug: Lerninhalte sind für die SuS von Bedeutung.  
Dabei geht es beim Lerninhalt nur um die Sache und deren möglichst authentischen und realitätsgetreuen Präsentation.
Dabei geht es beim Lerninhalt nur um die Sache und deren möglichst authentischen und realitätsgetreuen Präsentation.
Selbsttätigkeit: Die SuS arbeiten in einer anregungshaltigen Lernumwelt (also nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch in der "Wirklichkeit") mit  abwechslungsreichen Materialien, die ein Problem darstellen und zudem exemplarisch anschaulich sind. Der Lehrer bietet den SuS dadurch eine gewisse Hilfe zur Selbsthilfe.       Veränderte Lehrfunktion: Die Lehrkraft löst sich heraus aus der traditionellen Rolle als alleiniger Informationsgeber und Motivator. Vielmehr ist er auch persönlicher Berater für die individuellen Fragen und Probleme der SuS.  
Selbsttätigkeit: Die SuS arbeiten in einer anregungshaltigen Lernumwelt (also nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch in der "Wirklichkeit") mit  abwechslungsreichen Materialien, dass sie ein Problem darstellen und zudem exemplarisch unanschaulich sind. Der Lehrer bietet den SuS dadurch eine gewisse Hilfe zur Selbsthilfe.       Veränderte Lehrfunktion: Die Lehrkraft löst sich heraus aus der traditionellen Rolle als alleiniger Informationsgeber und Motivator. Vielmehr ist er auch persönlicher Berater für die individuellen Fragen und Probleme der SuS.  
[[Individualisierung und Differenzierung im GU|Differenzialisiert und Individualisiert]]: Eine innere Differenzierung der Klasse muss vollzogen werden. Erst dann lassen sich Methoden, Lernvoraussetzungen, Interessen und vor allem die Ziele, Inhalte und Methoden auf den jeweiligen Schüler oder die jeweilige Schülerin abstimmen.  Eine ausführliche Beschreibung von Differenzierung und Individualisierung im Geschichtsunterricht im weiteren Verlauf des Artikels.
Differenziert und Individualisiert: Eine innere Differenzierung der Klasse muss vollzogen werden. Erst dann lassen sich Methoden, Lernvoraussetzungen, Interessen und vor allem die Ziele, Inhalte und Methoden auf den jeweiligen Schüler oder die jeweilige Schülerin abstimmen.  Eine ausführliche Beschreibung von Differenzierung und Individualisierung im Geschichtsunterricht im weiteren Verlauf des Artikels.


===Differenzierung und individuelles Fördern im Geschichtsunterricht===
===Differenzierung und individuelles Fördern im Geschichtsunterricht===
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Handke<ref>Handke 2008,39</ref>berücksichtigt folgende Differenzierungsformen: Vorwissen, Interesse, Lerntempo, Schwierigkeitsgrad, Art und Grad der Hilfestellung, Anzahl der Durchgänge, Komplexität, Umfang, [[Grundlagen Arbeits- und Sozialformen|Sozialform]]. Allerdings sind Mindestkompetenzen im methodischen, sozialen und personalen Bereich Voraussetzungen für diese Differenzierungsarten.
Handke<ref>Handke 2008,39</ref>berücksichtigt folgende Differenzierungsformen: Vorwissen, Interesse, Lerntempo, Schwierigkeitsgrad, Art und Grad der Hilfestellung, Anzahl der Durchgänge, Komplexität, Umfang, Sozialform. Allerdings sind Mindestkompetenzen im methodischen, sozialen und personalen Bereich Voraussetzungen für diese Differenzierungsarten.
Zu diesen Mindestkompetenzen gehören: Auf andere höflich zugehen, mit anderen etwas aushandeln, zur Partnerarbeit (Kenntnis der Aufgaben des Partners, Unterstützung, Dialogpartner ,Hilfestellung) zur Selbstkontrolle, Entscheidungen zu treffen und Fehlentscheidungen in Kauf zu nehmen bzw. zu korrigieren, sich an Zeitvorgaben halten, Notizen zu machen, laut vorzulesen.                
Zu diesen Mindestkompetenzen gehören: Auf andere höflich zugehen, mit anderen etwas aushandeln, zur Partnerarbeit (Kenntnis der Aufgaben des Partners, Unterstützung, Dialogpartner ,Hilfestellung) zur Selbstkontrolle, Entscheidungen zu treffen und Fehlentscheidungen in Kauf zu nehmen bzw. zu korrigieren, sich an Zeitvorgaben halten, Notizen zu machen, laut vorzulesen.                
Differenzierung beginnt bereits bei der Gruppen- oder Partnereinteilung, die meisten Lehrerinnen und Lehrer überlassen die Gruppeneinteilung dem Zufall und zählen einfach oft ab. Jedoch ist eine Gruppen- und Partnereinteilung nach Leistungskriterien viel erfolgreicher, dafür muss die Lehrkraft allerdings den Leistungsstand der SuS kennen. Stärkere SuS helfen den Schwächeren, die Schwächeren lernen besser und erzielen bessere Ergebnisse, sowie die Stärken ihr Wissen verfestigen und erweitern. SuS verstehen komplexe Sachverhalte meist besser, wenn sie ihnen Mitschüler/-innen erklären. <ref>Handke 2008, 40f</ref>
Differenzierung beginnt bereits bei der Gruppen- oder Partnereinteilung, die meisten Lehrerinnen und Lehrer überlassen die Gruppeneinteilung dem Zufall und zählen einfach oft ab. Jedoch ist eine Gruppen- und Partnereinteilung nach Leistungskriterien viel erfolgreicher, dafür muss die Lehrkraft allerdings den Leistungsstand der SuS kennen. Stärkere SuS helfen den Schwächeren, die Schwächeren lernen besser und erzielen bessere Ergebnisse, sowie die Stärken ihr Wissen verfestigen und erweitern. SuS verstehen komplexe Sachverhalte meist besser, wenn sie ihnen Mitschüler/-innen erklären. <ref>Handke 2008, 40f</ref>
Vor allem im Geschichtsunterricht ist eine Differenzierung unabdingbar, denn die SuS haben ein individuelles [[Was ist Geschichtsbewusstsein?|Geschichtsbewusstsein]] , das sie bereits mitbringen, ihr Vorwissen und Interesse im Fach Geschichte ist sehr unterschiedlich. Deswegen ist eine individuelle und abwechslungsreiche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Geschichtsbildern bzw. mit den verschiedenen Ausprägungen eines Geschichtsbewusstseins, welche die SuS bereits mitbringen und die in der Gesellschaft, in den Massenmedien und natürlich auch in Schulbüchern lebendig und wirksam sind. <ref>Wunderer2000,21</ref>
Vor allem im Geschichtsunterricht ist eine Differenzierung unabdingbar, denn die SuS haben ein individuelles Geschichtsbewusstsein, das sie bereits mitbringen, ihr Vorwissen und Interesse im Fach Geschichte ist sehr unterschiedlich. Deswegen ist eine individuelle und abwechslungsreiche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Geschichtsbildern bzw. mit den verschiedenen Ausprägungen eines Geschichtsbewusstseins, welche die SuS bereits mitbringen und die in der Gesellschaft, in den Massenmedien und natürlich auch in Schulbüchern lebendig und wirksam sind. <ref>Wunderer2000,21</ref>


==Unterrichtsformen==
==Unterrichtsformen==
Die folgenden Unterrichtsformen eignen sich nach Einsiedler & Härle und Gautschi in besonderem Maße für schülerorientierten Unterricht: <ref>vgl. Einsiedler & Härle 1976, 216 ff</ref>,<ref> vgl. Gautschi 2011 </ref>
Die folgenden Unterrichtsformen eignen sich nach Einsiedler & Härle und Gautschi in besonderem Maße für schülerorientierten Unterricht: <ref>vgl. Einsiedler & Härle 1976, 216 ff</ref>,<ref> vgl. Gautschi 2011 </ref>
<br>1.Entdeckendes Lernen
<br>1.Entdeckendes Lernen
<br>2.Gruppenunterricht (allg.: Kooperative Unterrichtsformen)
<br>2. Gruppenunterricht (allg.: Kooperative Unterrichtsformen)
<br>3.[[Spiele im Geschichtsunterricht|Spielerisches Lernen]]
<br>3.Spielerisches Lernen  
<br>4.Metaunterricht und Metakommunikation
<br>4.Metaunterricht und Metakommunikation
<br>5.Außerschulische Lernorte
<br>5.Außerschulische Lernorte
<br>6.[[Oral History|Oral History]]
<br>6.Oral- History
<br>7.Freiarbeit
<br>7.Freiarbeit
<br>8.[[Projektarbeit|Projektunterricht]]
<br>8.Projektunterricht


==Argumente für einen schülerorientierten Unterricht (nach Einsiedler)==
==Argumente für einen schülerorientierten Unterricht (nach Einsiedler)==
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Subjektivität: Der Schüler soll wieder in den Blickpunkt des Unterrichts gerückt werden. Er soll nicht zum wiederkauenden Schüler werden sondern vielmehr zu einem Schüler mit Eigenleben
Subjektivität: Der Schüler soll wieder in den Blickpunkt des Unterrichts gerückt werden. Er soll nicht zum wiederkauenden Schüler werden sondern vielmehr zu einem Schüler mit Eigenleben
Selbstbestimmung und Mündigkeit: Diese beiden Punkte gelten als pädagogische Grundprinzipien und werden durch schülerorientierten Unterricht gefördert, denn "Selbststeuerung ist zwar noch nicht Selbstbestimmung, aber Voraussetzung für diese"  
Selbstbestimmung und Mündigkeit: Diese beiden Punkte gelten als pädagogische Grundprinzipien und werden durch schülerorientierten Unterricht gefördert, denn "Selbststeuerung ist zwar noch nicht Selbstbestimmung, aber Voraussetzung für diese"  
Zweckfreie Formen: In der Schule herrscht ein permanenter Leistungsdruck. Das Bedürfnis der SuS nach [[Spiele im Geschichtsunterricht|Spiel]], Freude und Humor wird durch Schülerorientierung eher befriedigt als durch gewohnte Lernformen.
Zweckfreie Formen: In der Schule herrscht ein permanenter Leistungsdruck. Das Bedürfnis der SuS nach Spiel, Freude und Humor wird durch Schülerorientierung eher befriedigt als durch gewohnte Lernformen.
Bildungsschere: Soziale und kognitive Ungleichheiten zeigen sich besonders in der Schule und werden dort noch heute eher verstärkt als abgebaut. Die [[Individualisierung und Differenzierung im GU|Differenzierung und Individualisierung]], welche in der Schülerorientierung berücksichtigt werden, wirken dieser Scherenbildung entgegen.
Bildungsschere: Soziale und kognitive Ungleichheiten zeigen sich besonders in der Schule und werden dort noch heute eher verstärkt als abgebaut. Die Differenzierung und Individualisierung, welche in der Schülerorientierung berücksichtigt werden, wirken dieser Scherenbildung entgegen.
Förderung der Spontaneität und Kreativität: Durch Förderung von Spontanität und Kreativität werden eingefahrene Methoden und stumpfes Auswendiglernen verhindert
Förderung der Spontaneität und Kreativität: Durch Förderung von Spontanität und Kreativität werden eingefahrene Methoden und stumpfes Auswendiglernen verhindert
Didaktisches Dreieck: Durch Schülerorientierung kommt es nicht zu einem rein Lehrer- oder stofforientiertem Unterricht
Didaktisches Dreieck: Durch Schülerorientierung kommt es nicht zu einem rein Lehrer- oder stofforientiertem Unterricht
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==Relevanz des schülerorientierten Unterrichts für das Fach Geschichte verdeutlicht an einem Praxisbeispiel==
==Relevanz des schülerorientierten Unterrichts für das Fach Geschichte verdeutlicht an einem Praxisbeispiel==
Aus geschichtsdidaktischer Perspektive gilt als Ziel historischen Lernens ein reflektiertes [[Was ist Geschichtsbewusstsein?|Geschichtsbewusstsein]] bei den SuS zu erreichen. Geschichtsbewusstsein wird in Anlehnung an Pandel <ref>Pandel 2005, 8</ref>als eine Struktur verstanden, die durch ein System aufeinander bezogener Dimensionen gebildet wird.
Aus geschichtsdidaktischer Perspektive gilt als Ziel historischen Lernens ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein bei den SuS zu erreichen. Geschichtsbewusstsein wird in Anlehnung an Pandel <ref>Pandel 2005, 8</ref>als eine Struktur verstanden, die durch ein System aufeinander bezogener Dimensionen gebildet wird:


#Wirklichkeitsbewusstsein
<br>(1) Wirklichkeitsbewusstsein
#Temporalbewusstsein
<br>(2) Temporalbewusstsein
#Identitätsbewusstsein
<br>(3) Identitätsbewusstsein
#moralisches Bewusstsein
<br>(4) moralisches Bewusstsein
#sozial-ökonomisches Bewusstsein
<br>(5) sozial-ökonomisches Bewusstsein
#politisches Bewusstsein
<br>(6) politisches Bewusstsein
#Historizitätsbewusstsein
<br>(7) Historizitätsbewusstsein


Wie kan reflektiertes Geschichtsbewusstsein in einem schülerorientierten Unterricht gestärkt werden?
Wie kan reflektiertes Geschichtsbewusstsein in einem schülerorientierten Unterricht gestärkt werden?
Das Geschichtsbewusstsein einer jeden Gegenwart wird in seiner [[Grundlagen der Geschichtskultur|Geschichtskultur]] praktisch wirksam: Geschichtskultur stellt "die Art und Weise [Orig.: dar], wie eine Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit und ihrer Geschichte umgeht."<ref> Pandel 2005, 128</ref>Sie äußert sich in verschiedensten kulturellen Formen, die im kollektiven Umgang mit Geschichte produziert werden<ref> vgl. Pandel 2005, 128</ref>und ist somit allgegenwärtig. Geschichtskultur prägt also auch das Leben der SuS und ist somit wichtiger Teil der Lebenswirklichkeit der SuS. Daher kann Geschichtskultur zum Ausgangspunkt historischer Lehr- und Lernprozesse in einem schülerorientierten Unterricht werden.<ref> vgl. Pandel 2005, 130 ff.</ref>
Das Geschichtsbewusstsein einer jeden Gegenwart wird in seiner Geschichtskultur praktisch wirksam: Geschichtskultur stellt "die Art und Weise [Orig.: dar], wie eine Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit und ihrer Geschichte umgeht."<ref> Pandel 2005, 128</ref>Sie äußert sich in verschiedensten kulturellen Formen, die im kollektiven Umgang mit Geschichte produziert werden<ref> vgl. Pandel 2005, 128</ref>und ist somit allgegenwärtig. Geschichtskultur prägt also auch das Leben der SuS und ist somit wichtiger Teil der Lebenswirklichkeit der SuS. Daher kann Geschichtskultur zum Ausgangspunkt historischer Lehr- und Lernprozesse in einem schülerorientierten Unterricht werden.<ref> vgl. Pandel 2005, 130 ff.</ref>  
 
Wenn Geschichtskultur zur Initiierung von Lernprozessen genutzt werden soll, so kann man SuS damit beauftragen ein Geschichtstagebuch zu verfassen, indem sie gesellschaftlich produzierte Formen und Gattungen von Geschichte, die ihnen in ihrem außerschulischen Leben begegnen, thematisieren und reflektieren können.    Die Schülerinteressen werden somit von der Lehrkraft zwar angeregt, können aber trotzdem vielfältige Formen annehmen – ebenso wie die Geschichtskultur einer Gesellschaft.  
Wenn Geschichtskultur zur Initiierung von Lernprozessen genutzt werden soll, so kann man SuS damit beauftragen ein Geschichtstagebuch zu verfassen, indem sie gesellschaftlich produzierte Formen und Gattungen von Geschichte, die ihnen in ihrem außerschulischen Leben begegnen, thematisieren und reflektieren können.    Die Schülerinteressen werden somit von der Lehrkraft zwar angeregt, können aber trotzdem vielfältige Formen annehmen – ebenso wie die Geschichtskultur einer Gesellschaft.
<br>Die Beobachtungen der SuS, die sie in ihrem Tagebuch machen, können dann im Geschichtsunterricht in einer regelmäßig stattfindenden ‘Geschichtskulturstunde‘ zum Inhalt und gegebenenfalls zum Lernanlass für historische Lehr- und Lernprozesse werden.Denn besonders selbstständig formulierte Interessen sind für SuS motivierend und anregend und machen auf Vergangenes neugierig. Auch Spielfilme sind Teil von einer Geschichtskultur und somit Teil vom Leben der SuS, die sie möglicherweise in Geschichtstagebüchern und in gemeinsamen Geschichtskulturstunden thematisieren. Beispielhaft soll hier nun ausgehend von dem historischen Spielfilm ‘Fluch der Karibik‘ dargelegt werden, wie Geschichtskultur zu einem von SuS angeregtem Lernanlass im Geschichtsunterricht werden kann, dessen Ziel die Anbahnung  Erweiterung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins ist. Der Spielfilm ‘Fluch der Karibik‘ entfernt sich sehr weit von historischen Tatsachen, stellt aber dennoch eine historische Narration über Piraterie in der Karibik dar, die es in historischen Lehr- und Lernprozessen zu dekonstruieren gilt.  
<br>Die Beobachtungen der SuS, die sie in ihrem Tagebuch machen, können dann im Geschichtsunterricht in einer regelmäßig stattfindenden ‘Geschichtskulturstunde‘ zum Inhalt und gegebenenfalls zum Lernanlass für historische Lehr- und Lernprozesse werden.Denn besonders selbstständig formulierte Interessen sind für SuS motivierend und anregend und machen auf Vergangenes neugierig. Auch Spielfilme sind Teil von einer Geschichtskultur und somit Teil vom Leben der SuS, die sie möglicherweise in Geschichtstagebüchern und in gemeinsamen Geschichtskulturstunden thematisieren. Beispielhaft soll hier nun ausgehend von dem historischen Spielfilm ‘Fluch der Karibik‘ dargelegt werden, wie Geschichtskultur zu einem von SuS angeregtem Lernanlass im Geschichtsunterricht werden kann, dessen Ziel die Anbahnung  Erweiterung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins ist. Der Spielfilm ‘Fluch der Karibik‘ entfernt sich sehr weit von historischen Tatsachen, stellt aber dennoch eine historische Narration über Piraterie in der Karibik dar, die es in historischen Lehr- und Lernprozessen zu [[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die De-Konstruktionskompetenz|dekonstruieren]] gilt.  
 
<br>Hier setzt zunächst das Wirklichkeitsbewusstsein an, dessen Wert darin besteht, Personen und Handlungen die Prädikate ‘real‘ oder ‘fiktiv‘ zuschreiben zu können. Für den Spielfilm ‘Fluch der Karibik‘ könnte hier beispielsweise die historisch reale Person, Blackbeard , ausgewählt werden und in einer detaillierten Analyse der Figur genauer betrachtet werden. Dazu könnte zunächst anhand eines Filmausschnittes aus ‘Fluch der Karibik <ref>bspw. http://www.youtube.com/watch?v=znkw2pvQyJg</ref>die Person Blackbeards vorgestellt und von den SuS durch Bearbeitung von verlässlichen Quellen aus damaliger Zeit als fiktiv erkannt kategorisiert werden.
<br>Hier setzt zunächst das Wirklichkeitsbewusstsein an, dessen Wert darin besteht, Personen und Handlungen die Prädikate ‘real‘ oder ‘fiktiv‘ zuschreiben zu können. Für den Spielfilm ‘Fluch der Karibik‘ könnte hier beispielsweise die historisch reale Person, Blackbeard , ausgewählt werden und in einer detaillierten Analyse der Figur genauer betrachtet werden. Dazu könnte zunächst anhand eines Filmausschnittes aus ‘Fluch der Karibik <ref>bspw. http://www.youtube.com/watch?v=znkw2pvQyJg</ref>die Person Blackbeards vorgestellt und von den SuS durch Bearbeitung von verlässlichen Quellen aus damaliger Zeit als fiktiv erkannt kategorisiert werden.
<br>Im Anschluss daran könnten von der Klasse in zwei Gruppen – fiktiver und realer Blackbeard - Charakterisierungen vorgenommen werden, die beispielsweise durch Wandzeitungen den fiktiven und den realen Blackbeard gegenüberstellen und sie abschließend nochmal vergleichen. Dies führt schließlich zu einer Rekonstruktion der historisch realen Person Blackbeard.  
<br>Im Anschluss daran könnten von der Klasse in zwei Gruppen – fiktiver und realer Blackbeard - Charakterisierungen vorgenommen werden, die beispielsweise durch Wandzeitungen den fiktiven und den realen Blackbeard gegenüberstellen und sie abschließend nochmal vergleichen. Dies führt schließlich zu einer Rekonstruktion der historisch realen Person Blackbeard.  
 
Bei der Bearbeitung von historischen Spielfilmen im Allgemeinen spielen De- und Rekonstruktion eine bedeutsame Rolle, so können gesamte Spielfilme de- und rekonstruiert werden, indem sie in "detektivischer Puzzlearbeit" <ref>vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/kulturelle-bildung/143799/historische-spielfilme?p=1</ref>mit der Realität vergleichen. werden. Anhand der Biographie der realen Person „Blackbeard“ können sich die SuS mit dessen Lebensgeschichte auseinandersetzen und diese rekonstruieren, sowie reflektieren. In einer weiteren Erarbeitung in Kleingruppen könnten die SuS sich mit verschiedenen historisch realen Piraten der Karibik – einschließlich Blackbeard – auseinandersetzen, deren Lebensgeschichte sie sich zunächst anhand einer Zeitleiste erschließen, damit sie die Lebensgeschichte der Piraten mit Jahreszahlen verknüpfen können.                                    
Bei der Bearbeitung von historischen Spielfilmen im Allgemeinen spielen De- und Rekonstruktion eine bedeutsame Rolle, so können gesamte Spielfilme de- und rekonstruiert werden, indem sie in "detektivischer Puzzlearbeit" <ref>vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/kulturelle-bildung/143799/historische-spielfilme?p=1</ref>mit der Realität vergleichen. werden. Anhand der Biographie der realen Person „Blackbeard“ können sich die SuS mit dessen Lebensgeschichte auseinandersetzen und diese rekonstruieren, sowie reflektieren. In einer weiteren Erarbeitung in Kleingruppen könnten die SuS sich mit verschiedenen historisch realen Piraten der Karibik – einschließlich Blackbeard – auseinandersetzen, deren Lebensgeschichte sie sich zunächst anhand einer Zeitleiste erschließen, damit sie die Lebensgeschichte der Piraten mit Jahreszahlen verknüpfen können.
                                   
<br>Durch einen Vergleich der Lebens-Zeitleisten können die SuS dann das Zeitalter, indem die von ihnen bearbeiteten Piraten der Karibik lebten, in eine Epochen übergreifende Zeitleiste und somit in den historischen Kontext einordnen, um sich der Relation von Vergangenheit und Gegenwart bewusst zu werden.
<br>Durch einen Vergleich der Lebens-Zeitleisten können die SuS dann das Zeitalter, indem die von ihnen bearbeiteten Piraten der Karibik lebten, in eine Epochen übergreifende Zeitleiste und somit in den historischen Kontext einordnen, um sich der Relation von Vergangenheit und Gegenwart bewusst zu werden.
Die Erschließung von Vergangenheit und Gegenwart ist zentral für die Entwicklung des Temporalbewusstseins. Die historisch realen Piraten der Karibik könnten anhand von verlässlichem Quellenmaterial, das die Lehrkraft bereitstellt, in Gruppen charakterisiert und präsentiert werden.  
Die Erschließung von Vergangenheit und Gegenwart ist zentral für die Entwicklung des Temporalbewusstseins. Die historisch realen Piraten der Karibik könnten anhand von verlässlichem Quellenmaterial, das die Lehrkraft bereitstellt, in Gruppen charakterisiert und präsentiert werden.  
<br>So könnten hier beispielsweise die Piraten der Karibik in einem Rollenspiel aufeinander treffen. Durch das Rollenspiel wird es den SuS erleichtert sich in die Identität historischer Akteure – hier Piraten der Karibik – hineinzuversetzen und die Vielfalt der Entscheidungs- und Handlungsoptionen nachzuvollziehen und zu reflektieren. Dies spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Identitätsbewusstseins – einem weiteren zentralen Moment von Geschichtsbewusstsein.
<br>So könnten hier beispielsweise die Piraten der Karibik in einem Rollenspiel aufeinander treffen. Durch das Rollenspiel wird es den SuS erleichtert sich in die Identität historischer Akteure – hier Piraten der Karibik – hineinzuversetzen und die Vielfalt der Entscheidungs- und Handlungsoptionen nachzuvollziehen und zu reflektieren. Dies spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Identitätsbewusstseins – einem weiteren zentralen Moment von Geschichtsbewusstsein.
In engem Zusammenhang mit den Möglichkeiten, die eine Identifikation mit historischen Akteuren bietet, steht die Entwicklung des moralischen Bewusstseins, denn Urteile über Handlungen einzelner Personen – hier Piraten der Karibik – als ‘gut‘ oder ‘böse‘ setzen ein Verstehen der Situation voraus, in der sich die Personen befanden und sind stark von der Perspektive abhängig.So waren Piraten, die mit einem Kaperbrief der britischen Krone unterwegs waren und feindliche Schiffe der spanischen Krone ausraubten aus britischer Sicht ‘gut‘, wohingegen sie aus Sicht der spanischen Krone ‘böse‘ waren.  
In engem Zusammenhang mit den Möglichkeiten, die eine Identifikation mit historischen Akteuren bietet, steht die Entwicklung des moralischen Bewusstseins, denn Urteile über Handlungen einzelner Personen – hier Piraten der Karibik – als ‘gut‘ oder ‘böse‘ setzen ein Verstehen der Situation voraus, in der sich die Personen befanden und sind stark von der Perspektive abhängig.So waren Piraten, die mit einem Kaperbrief der britischen Krone unterwegs waren und feindliche Schiffe der spanischen Krone ausraubten aus britischer Sicht ‘gut‘, wohingegen sie aus Sicht der spanischen Krone ‘böse‘ waren.  
Durch die Erforschung des Lebens der Piraten in der Karibik stellt sich auch die Frage nach deren Herkunft und Motivation: pure Abenteuerlust oder das schnelle Geld? Dieser Frage müssen sich die SuS stellen und könnten diese mithilfe authentischen Quellenmaterials beantworten.  
Durch die Erforschung des Lebens der Piraten in der Karibik stellt sich auch die Frage nach deren Herkunft und Motivation: pure Abenteuerlust oder das schnelle Geld? Dieser Frage müssen sich die SuS stellen und könnten diese mithilfe authentischen Quellenmaterials beantworten.  
Jedoch wurden einige Menschen in der damaligen Zeit auch ohne Not zu Piraten aufgrund gesellschaftlicher Unterschiede und so handelt es sich bei der Beschäftigung mit der oben genannten Frage um das ökonomisch-soziale Bewusstsein und zugleich um das politische Bewusstsein, denn gesellschaftliche Verhältnisse spiegeln Machtverhältnisse wieder. Die damaligen Herrschaftsstrukturen müssen von den SuS verstanden und reflektiert werden, um die gesellschaftlichen Verhältnisse angemessen deuten zu können. Auch die Instrumentalisierung der Piraterie zu politischen Zwecken im Zuge der Kolonialisierung könnte in diesem Zusammenhang thematisiert werden. Als Abschluss dieser Unterrichtseinheit könnte man die Weiterentwicklung der Piraterie betrachten und ‘Piraterie – heute‘ im Gegensatz zu ‘Piraterie – früher‘ thematisieren. Die Fähigkeit Veränderungen in dieser Kategorie wahrzunehmen ist zentral für die Erweiterung des Historizitätsbewusstseins.
Jedoch wurden einige Menschen in der damaligen Zeit auch ohne Not zu Piraten aufgrund gesellschaftlicher Unterschiede und so handelt es sich bei der Beschäftigung mit der oben genannten Frage um das ökonomisch-soziale Bewusstsein und zugleich um das politische Bewusstsein, denn gesellschaftliche Verhältnisse spiegeln Machtverhältnisse wieder. Die damaligen Herrschaftsstrukturen müssen von den SuS verstanden und reflektiert werden, um die gesellschaftlichen Verhältnisse angemessen deuten zu können. Auch die Instrumentalisierung der Piraterie zu politischen Zwecken im Zuge der Kolonialisierung könnte in diesem Zusammenhang thematisiert werden. Als Abschluss dieser Unterrichtseinheit könnte man die Weiterentwicklung der Piraterie betrachten und ‘Piraterie – heute‘ im Gegensatz zu ‘Piraterie – früher‘ thematisieren. Die Fähigkeit Veränderungen in dieser Kategorie wahrzunehmen ist zentral für die Erweiterung des Historizitätsbewusstseins.


==Belege==
==Belege==


 
'''Literatur'''
=== Literatur ===


Beckmann, H./Fischer, W.: Herausforderung der Didaktik: Zur Polarität von Schüler- und Sachorientierung im Unterricht. Ditzingen: Klinkhardt 1990
Beckmann, H./Fischer, W.: Herausforderung der Didaktik: Zur Polarität von Schüler- und Sachorientierung im Unterricht. Ditzingen: Klinkhardt 1990
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<br>Wunderer, H.: Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe II. Schwalbach/Ts:Wochenschau Verlag 2000
<br>Wunderer, H.: Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe II. Schwalbach/Ts:Wochenschau Verlag 2000


 
'''Internet'''
=== Weblinks ===
 


<br>http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LEHREN/Schuelerorientierung.shtml (letzter Zugriff: 03.04.2013)
<br>http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LEHREN/Schuelerorientierung.shtml (letzter Zugriff: 03.04.2013)
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== Einzelnachweise ==
==Verweise==


<references/>
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