Bearbeiten von „Historische Lernorte - Lerngang am Beispiel Museum

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''C. Bergmann, J. Knauber Januar 2014''
== Das Museum ==
== Das Museum ==


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=== Die Aufgaben und Ziele von Museen ===
=== Die Aufgaben und Ziele von Museen ===


Eine Aufgabe des Museums ist es, [[Gegenständliche Quellen|Sachquellen]] zu sammeln, zu bewahren und zu erforschen. Sachquellen sind Quellen nichtschriftlicher Art. Diese Sachüberreste werden aufbewahrt und ausgestellt um den Menschen Einblicke in die Vergangenheit zu ermöglichen <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>. Demzufolge ist ein Museum nicht den [[Historische Orte als Lernorte|historischen Lernorten]] zuzuordnen, da nicht das Museum selbst der historische Ort ist, wie zum Beispiel eine Burg, sondern die Ausstellungsstücke an sich <ref> vgl. Vaupel 2012, 8 </ref>. Diese darf man zwar häufig nicht anfassen, dennoch vermitteln sie einen Eindruck von Größe, Material und Ausstrahlung <ref> vgl. Ebd., 5 </ref>. Zu den besonderen Vorzügen von Museen gehören: die „Gegenständlichkeit, Authentizität, Ästhetizität, Selektivität" <ref> Borries: "Lernende in Historischen Museen und Ausstellungen". In: Popp 2009, 100 </ref>.  
Eine Aufgabe des Museums ist es, Sachquellen zu sammeln, zu bewahren und zu erforschen. Sachquellen sind Quellen nichtschriftlicher Art. Diese Sachüberreste werden aufbewahrt und ausgestellt um den Menschen Einblicke in die Vergangenheit zu ermöglichen <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>. Demzufolge ist ein Museum nicht den historischen Lernorten zuzuordnen, da nicht das Museum selbst der historische Ort ist, wie zum Beispiel eine Burg, sondern die Ausstellungsstücke an sich <ref> vgl. Vaupel 2012, 8 </ref>. Diese darf man zwar häufig nicht anfassen, dennoch vermitteln sie einen Eindruck von Größe, Material und Ausstrahlung <ref> vgl. Ebd., 5 </ref>. Zu den besonderen Vorzügen von Museen gehören: die „Gegenständlichkeit, Authentizität, Ästhetizität, Selektivität" <ref> Borries: "Lernende in Historischen Museen und Ausstellungen". In: Popp 2009, 100 </ref>.  


Die wichtige Aufgabe eines Museums besteht darin, den Besuchern die Geschichte hinter den [[Gegenständliche Quellen|Gegenständen]] nahe zu bringen, sodass eine Einordnung in den historischen Kontext vorgenommen wird und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Ausstellungsstücken entstehen <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>. Schließlich ist nicht das Alter der Objekte entscheidend, sondern ihre Bedeutung in einem Zusammenhang, die ausschlaggebend für die Musealisierung ist. Musealisierung bedeutet, dass die ausgestellten Gegenstände aufbewahrt und präsentiert werden <ref> vgl. Körber: Kompetenzorientiertes Lernen im Museum? In: Popp 2009, 64 </ref>.  
Die wichtige Aufgabe eines Museums besteht darin, den Besuchern die Geschichte hinter den Gegenständen nahe zu bringen, sodass eine Einordnung in den historischen Kontext vorgenommen wird und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Ausstellungsstücken entstehen <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>. Schließlich ist nicht das Alter der Objekte entscheidend, sondern ihre Bedeutung in einem Zusammenhang, die ausschlaggebend für die Musealisierung ist. Musealisierung bedeutet, dass die ausgestellten Gegenstände aufbewahrt und präsentiert werden <ref> vgl. Körber: Kompetenzorientiertes Lernen im Museum? In: Popp 2009, 64 </ref>.
 
Ein Museum muss „Interesse wecken“ <ref> Kunz-Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 187</ref>, was besonders durch einen „Bezug zur Gegenwart“ <ref> Ebd, 188 </ref> geschieht, der gerade für Kinder und Jugendliche wichtig ist <ref> vgl. Ebd, 188 </ref>. Durch die Begegnung mit „fremde[n] Kulturen schärfen Museen den Blick, stoßen Denkprozesse an und fördern Toleranz <ref> Ebd, 188 </ref>. Gerade in Schulen ist die Migration ein tägliches Thema, da es in unserer globalisierten Welt immer mehr Migranten gibt, was sich selbstverständlich auch in den Schulen bemerkbar macht.  


Ein Museum muss „Interesse wecken“ <ref> Kunz-Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 187</ref>, was besonders durch einen „Bezug zur Gegenwart“ <ref> Ebd, 188 </ref> geschieht, der gerade für Kinder und Jugendliche wichtig ist <ref> vgl. Ebd, 188 </ref>. Durch die Begegnung mit „fremde[n] Kulturen schärfen Museen den Blick, stoßen Denkprozesse an und fördern Toleranz <ref> Ebd, 188 </ref>. Gerade in Schulen ist die Migration ein tägliches Thema, da es in unserer globalisierten Welt immer mehr Migranten gibt, was sich selbstverständlich auch in den Schulen bemerkbar macht.


== Ein Museumsbesuch mit einer Schulklasse ==
== Ein Museumsbesuch mit einer Schulklasse ==
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=== Besuch ===
=== Besuch ===
Bei einem Museumsbesuch ist die klassische Vermittlungsmethode oft eine Führung durch einen Museumspädagogen. Dieser erzählt wichtige Fakten zu den verschiedenen Quellen. Ist er ein guter Erzähler, so können auch dadurch die SuS durchaus etwas lernen <ref> vgl. Vaupel 2012, 4 </ref>. Dabei werden oftmals dialogische Führungen angeboten, wodurch kein einseitiger Informationsaustausch entsteht. <ref> vgl. Kunz- Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 185</ref> Ineffektiver ist es, wenn die eigene Lehrperson eine Führung hält, da die SuS die Lehrperson mit dem Ort Schule verbinden. Bei Besuchen außerhalb der Schule, fällt es SuS leichter, einer für dort zuständigen Person zuzuhören. Ferner hat eine Lehrperson vermutlich nicht die Fachkompetenz, die ein Museumspädagoge hat. <ref> Feuchtmayr: "Diskussionsprotokoll der Sektion 2" In: Popp 2009, 165 </ref>. Doch wie oben im Artikel schon mehrfach geschrieben, ist es von Vorteil, wenn die SuS durch eigenes Forschen Dinge herausfinden, da eigene Erkenntnisse die Sach- und Methodenkompetenz mehr fördern <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>. Das Stichwort lautet "[[Grundlagen handlungsorientierter GU-Unterricht|Handlungsorientierung]]"“ <ref> Kunz-Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 187</ref>. Deshalb bieten immer mehr Museen „aktive Elemente [an], in denen Kinder und Jugendliche selber tätig werden, selber erforschen, entdecken oder gestalten" <ref> Ebd, 188 </ref> können. Beispiele hierfür sind:
Bei einem Museumsbesuch ist die klassische Vermittlungsmethode oft eine Führung durch einen Museumspädagogen. Dieser erzählt wichtige Fakten zu den verschiedenen Quellen. Ist er ein guter Erzähler, so können auch dadurch die SuS durchaus etwas lernen <ref> vgl. Vaupel 2012, 4 </ref>. Dabei werden oftmals dialogische Führungen angeboten, wodurch kein einseitiger Informationsaustausch entsteht. <ref> vgl. Kunz- Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 185</ref> Ineffektiver ist es, wenn die eigene Lehrperson eine Führung hält, da die SuS die Lehrperson mit dem Ort Schule verbinden. Bei Besuchen außerhalb der Schule, fällt es SuS leichter, einer für dort zuständigen Person zuzuhören. Ferner hat eine Lehrperson vermutlich nicht die Fachkompetenz, die ein Museumspädagoge hat. <ref> Feuchtmayr: "Diskussionsprotokoll der Sektion 2" In: Popp 2009, 165 </ref>. Doch wie oben im Artikel schon mehrfach geschrieben, ist es von Vorteil, wenn die SuS durch eigenes Forschen Dinge herausfinden, da eigene Erkenntnisse die Sach- und Methodenkompetenz mehr fördern <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>. Das Stichwort lautet "Handlungsorientierung"“ <ref> Kunz-Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 187</ref>. Deshalb bieten immer mehr Museen „aktive Elemente [an], in denen Kinder und Jugendliche selber tätig werden, selber erforschen, entdecken oder gestalten" <ref> Ebd, 188 </ref> können. Beispiele hierfür sind:


- Das verkleidete Nachspielen bestimmter historischer Situationen. Doch dies ist Themenabhängig und nicht in jedem Museum durchführbar. <ref> vgl. Vaupel 2012, 6 </ref>
- Das verkleidete Nachspielen bestimmter historischer Situationen. Doch dies ist Themenabhängig und nicht in jedem Museum durchführbar. <ref> vgl. Vaupel 2012, 6 </ref>
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Meist ist eine dialogische Führung so aufgebaut, dass kein allgemeiner Rundgang im Museum getätigt wird, sondern eine themenbezogene Betrachtung einiger weniger ausgewählter Exponate. Nach der Informationsphase kommt die handlungsorientierte Phase, in der die SuS selbst tätig werden <ref> vgl. Kunz-Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 185 </ref>
Meist ist eine dialogische Führung so aufgebaut, dass kein allgemeiner Rundgang im Museum getätigt wird, sondern eine themenbezogene Betrachtung einiger weniger ausgewählter Exponate. Nach der Informationsphase kommt die handlungsorientierte Phase, in der die SuS selbst tätig werden <ref> vgl. Kunz-Ott: Kunst- und Kulturgeschichtliche Museen. In: Popp 2009, 185 </ref>
Gezielt muss den SuS bewusst gemacht werden, dass es Mehrdeutigkeiten von historischen Überlieferungen gibt. Dies trägt zur [[Grundlagen der Multiperspektivität| Multiperspektivität]] bei, da so die SuS lernen, dass Menschen über ein und denselben Sachverhalt, zum Beispiel aufgrund ihrer Herkunft, verschiedene Ansichten haben. Indem die SuS die Verhältnisse der jeweils unterschiedlichen Parteien verstehen, können sie erkennen, wieso es Mehrdeutigkeiten über eine historische Überlieferung gibt. Sie lernen, dass es wichtig ist, nicht nur die eine Seite zu betrachten, sondern auch andere und die Beweggründe dahinter zu entdecken. Eine Quelle ist niemals neutral und objektiv. Die SuS können so in Zukunft diese erlangte Perspektive auf unterschiedliche Sachverhalte anwenden. <ref> vgl. Vaupel 2012, 9 </ref>
Gezielt muss den SuS bewusst gemacht werden, dass es Mehrdeutigkeiten von historischen Überlieferungen gibt. Dies trägt zur Multiperspektivität bei, da so die SuS lernen, dass Menschen über ein und denselben Sachverhalt, zum Beispiel aufgrund ihrer Herkunft, verschiedene Ansichten haben. Indem die SuS die Verhältnisse der jeweils unterschiedlichen Parteien verstehen, können sie erkennen, wieso es Mehrdeutigkeiten über eine historische Überlieferung gibt. Sie lernen, dass es wichtig ist, nicht nur die eine Seite zu betrachten, sondern auch andere und die Beweggründe dahinter zu entdecken. Eine Quelle ist niemals neutral und objektiv. Die SuS können so in Zukunft diese erlangte Perspektive auf unterschiedliche Sachverhalte anwenden. <ref> vgl. Vaupel 2012, 9 </ref>


=== Beispiel Kunstmuseum ===
=== Beispiel Kunstmuseum ===
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Die Wanderausstellung war nur in einem kurzen Zeitraum in verschiedenen Baden-Württembergischen Museen zu bewundern, wurde extra für Schulklassen konzipiert und nicht etwa für erwachsene Einzelbesucher, wie später noch deutlich werden soll. .<ref> vgl. Alavi 2009, 238f </ref>
Die Wanderausstellung war nur in einem kurzen Zeitraum in verschiedenen Baden-Württembergischen Museen zu bewundern, wurde extra für Schulklassen konzipiert und nicht etwa für erwachsene Einzelbesucher, wie später noch deutlich werden soll. .<ref> vgl. Alavi 2009, 238f </ref>


Die Analyse beschäftigte sich mit der Frage, welche historischen Kompetenzen durch einen Museumsbesuch bei SuS gefördert werden können. Dazu wurde die besagte Ausstellung und die museumspädagogische Arbeit vor Ort anhand des [[Einführung in die Grundlagen der Fachdidaktik| geschichtsdidaktischen]] Kompetenzmodells analysiert und in Verbindung gebracht mit einer im Rahmen eines Hochschulseminars entstandenen Analyse und Reflexion. Dabei arbeiteten Lehramtsstudenten eng mit einer Museumspädagogin zusammen, beschäftigten sich dabei intensiv mit deren Aufgabenfeld und stellten einen Museumsbesuch mit einer Schulklasse nach. Sie beurteilten die Qualität der Führung anhand eines Kriterienkatalogs, untersuchten verschiedene Anknüpfungspunkte von Museum und Schule und reflektierten anschließend ihre Erkenntnisse. Zu beachten ist, dass es sich im Folgenden um ein konkretes Beispiel mit seinen spezifischen Rahmenbedingungen handelt, sodass bei der Darstellung nicht allen Kompetenzbereichen dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.  
Die Analyse beschäftigte sich mit der Frage, welche historischen Kompetenzen durch einen Museumsbesuch bei SuS gefördert werden können. Dazu wurde die besagte Ausstellung und die museumspädagogische Arbeit vor Ort anhand des geschichtsdidaktischen Kompetenzmodells analysiert und in Verbindung gebracht mit einer im Rahmen eines Hochschulseminars entstandenen Analyse und Reflexion. Dabei arbeiteten Lehramtsstudenten eng mit einer Museumspädagogin zusammen, beschäftigten sich dabei intensiv mit deren Aufgabenfeld und stellten einen Museumsbesuch mit einer Schulklasse nach. Sie beurteilten die Qualität der Führung anhand eines Kriterienkatalogs, untersuchten verschiedene Anknüpfungspunkte von Museum und Schule und reflektierten anschließend ihre Erkenntnisse. Zu beachten ist, dass es sich im Folgenden um ein konkretes Beispiel mit seinen spezifischen Rahmenbedingungen handelt, sodass bei der Darstellung nicht allen Kompetenzbereichen dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.  


Die Ausstellung zeichnete sich v.a. durch ihren besonderen „Gestaltungscharakter“ aus: Während kaum etwas zu lesen zu finden war, nur vereinzelt knappe Erläuterungen zu den Ausstellungsstücken, wurde sie veranschaulicht durch verschiedene Objekte, wie archäologische Funde, Buchillustrationen und Figurinen.  Dieser Umstand zog nach sich, dass Besucher, die das Werk von Weinland nicht kannten, die Ausstellung nur schwer verstehen konnten <ref> vgl. Alavi 2009,239 </ref>.
Die Ausstellung zeichnete sich v.a. durch ihren besonderen „Gestaltungscharakter“ aus: Während kaum etwas zu lesen zu finden war, nur vereinzelt knappe Erläuterungen zu den Ausstellungsstücken, wurde sie veranschaulicht durch verschiedene Objekte, wie archäologische Funde, Buchillustrationen und Figurinen.  Dieser Umstand zog nach sich, dass Besucher, die das Werk von Weinland nicht kannten, die Ausstellung nur schwer verstehen konnten <ref> vgl. Alavi 2009,239 </ref>.
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=== Die Führung ===
=== Die Führung ===
1.Um eine Führung im Museum v.a. für jüngere SuS logisch aufzubauen, ist es wichtig, dass sie einem roten Faden folgt. In diesem Fall besteht die museumspädagogische [[Narration Grundlagen|Narration]] aufgrund einer Fragestellung: „Wie könnte Rulaman gelebt haben und woher wissen wir das?“ <ref> vgl. Alavi 2009, 240f </ref>
1.Um eine Führung im Museum v.a. für jüngere SuS logisch aufzubauen, ist es wichtig, dass sie einem roten Faden folgt. In diesem Fall besteht die museumspädagogische Narration aufgrund einer Fragestellung: „Wie könnte Rulaman gelebt haben und woher wissen wir das?“ <ref> vgl. Alavi 2009, 240f </ref>


2.Der Inhalt einer Führung muss immer im Zusammenhang mit dem Vorwissen der Zielgruppe gedacht werden, damit sie weder über- noch unterfordert werden. In unserem Beispiel besteht die Zielgruppe aus Schulkindern bis etwa zur 6./7. Klasse.
2.Der Inhalt einer Führung muss immer im Zusammenhang mit dem Vorwissen der Zielgruppe gedacht werden, damit sie weder über- noch unterfordert werden. In unserem Beispiel besteht die Zielgruppe aus Schulkindern bis etwa zur 6./7. Klasse.
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Da für eine erfolgreiche Führung durch eine Ausstellung, also eine, nach der man einen Kompetenzzuwachs verzeichnen kann, auch eine kompetente Führungsperson gehört, werden wir neben den angestrebten Kompetenzen auf Seiten der SuS zunächst einen Blick auf die Kompetenzen der Museumspädagogin werfen <ref> vgl Alavi 2009,244ff </ref>.
Da für eine erfolgreiche Führung durch eine Ausstellung, also eine, nach der man einen Kompetenzzuwachs verzeichnen kann, auch eine kompetente Führungsperson gehört, werden wir neben den angestrebten Kompetenzen auf Seiten der SuS zunächst einen Blick auf die Kompetenzen der Museumspädagogin werfen <ref> vgl Alavi 2009,244ff </ref>.


[[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die Historische Sachkompetenz|Historische Sachkompetenzen]]  <ref> vgl. dazu Alavi 2009, 244ff </ref>
Historische Sachkompetenzen <ref> vgl. dazu Alavi 2009, 244ff </ref>


*Entwicklung eines „strukturierten Führungskonzepts“: Einlesen in das Themenfeld der Ausstellung, Klärung fachwissenschaftlicher Begriffe und anschließend kritisches Hinterfragen zum Aufbau der Ausstellung (der ja in diesem Fall nicht in der Verantwortung der Museumspädagogin lag).
*Entwicklung eines „strukturierten Führungskonzepts“: Einlesen in das Themenfeld der Ausstellung, Klärung fachwissenschaftlicher Begriffe und anschließend kritisches Hinterfragen zum Aufbau der Ausstellung (der ja in diesem Fall nicht in der Verantwortung der Museumspädagogin lag).
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*Zu den verschiedenen Ausstellungsstücken muss die Museumspädagogin sich nun ein Hintergrundwissen aneignen. Dazu gehört auch, dass sie über Herkunft und Originalität Bescheid weiß und analysiert, ob die Stücke ihren Sinn in der Ausstellung haben und das entdeckende Lernen unterstützen.
*Zu den verschiedenen Ausstellungsstücken muss die Museumspädagogin sich nun ein Hintergrundwissen aneignen. Dazu gehört auch, dass sie über Herkunft und Originalität Bescheid weiß und analysiert, ob die Stücke ihren Sinn in der Ausstellung haben und das entdeckende Lernen unterstützen.
*Die Museumspädagogin geht nun im wahrsten Sinne des Wortes mehrmals die Ausstellung durch und überlegt sich, mit welchen Objekten sie welches Thema darstellen und erklären kann.
*Die Museumspädagogin geht nun im wahrsten Sinne des Wortes mehrmals die Ausstellung durch und überlegt sich, mit welchen Objekten sie welches Thema darstellen und erklären kann.
*Letztendlich kommt die sie auf diesem Weg zur Entwicklung einer eigenen Hauptfragestellung die grundlegend für die ganze Führung sein wird (die „museumspädagogische [[Narration Grundlagen|Narration]] “ <ref> Alavi 2009, S. 244 </ref>) und anhand derer auch den Objekten verschiedene Themen zugeordnet werden können.
*Letztendlich kommt die sie auf diesem Weg zur Entwicklung einer eigenen Hauptfragestellung die grundlegend für die ganze Führung sein wird (die „museumspädagogische Narration“ <ref> Alavi 2009, S. 244 </ref>) und anhand derer auch den Objekten verschiedene Themen zugeordnet werden können.


Historische Fragekompetenz <ref> vgl. Alavi 2009, S. 245 f. </ref>
Historische Fragekompetenzen <ref> vgl. Alavi 2009, S. 245 f. </ref>  
Da die Museumspädagogin in unserem Fall nicht direkt an der Gestaltung und dem Aufbau der Ausstellung beteiligt war, ging es ihr vor allem darum, diese im Nachhinein auf die Erwartungen, Fragen und Interessen der Kinder hin zu untersuchen. Sie bedachte dabei die lebensweltlichen Umstände und evtl. aufkommende Probleme im Verstehensprozess. Letztendlich kam sie hier zu dem Ergebnis, dass die Fragestellung, die der Ausstellungsgestalter beim Aufbau verfolgte („Inwiefern entspricht der Rulaman dem heutigen Forschungsstand?“) nicht dem Erfahrungshorizont der SuS entspricht. Deshalb veränderte sie die Fragestellung entsprechend („Wie könnte Rulaman gelebt haben und woher wissen wir das?“). So konnte sie dem Erfahrungsniveau der SuS entgegen kommen und ihren Bedürfnissen gerecht werden, ohne sie dabei zu überfordern. Sie bewegte sich ausschließlich auf dem elaborierten Niveau der historischen Fragekompetenz <ref> Körber u.a. 2007, S.121 ff. </ref>.
Da die Museumspädagogin in unserem Fall nicht direkt an der Gestaltung und dem Aufbau der Ausstellung beteiligt war, ging es ihr vor allem darum, diese im Nachhinein auf die Erwartungen, Fragen und Interessen der Kinder hin zu untersuchen. Sie bedachte dabei die lebensweltlichen Umstände und evtl. aufkommende Probleme im Verstehensprozess. Letztendlich kam sie hier zu dem Ergebnis, dass die Fragestellung, die der Ausstellungsgestalter beim Aufbau verfolgte („Inwiefern entspricht der Rulaman dem heutigen Forschungsstand?“) nicht dem Erfahrungshorizont der SuS entspricht. Deshalb veränderte sie die Fragestellung entsprechend („Wie könnte Rulaman gelebt haben und woher wissen wir das?“). So konnte sie dem Erfahrungsniveau der SuS entgegen kommen und ihren Bedürfnissen gerecht werden, ohne sie dabei zu überfordern. Sie bewegte sich ausschließlich auf dem elaborierten Niveau der [[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die Historische Fragekompetenz|historischen Fragekompetenz]] <ref> Körber u.a. 2007, S.121 ff. </ref>.
Historische Methodenkompetenzen (De- und Rekonstruktion) <ref> vgl. Alavi 2009, S.246 f. </ref>
Historische Methodenkompetenzen (De- und Rekonstruktion) <ref> vgl. Alavi 2009, S.246 f. </ref>


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Diese zur Rekonstruktion gedachten Methoden sind nicht speziell für den historischen Erkenntnisgewinn entwickelt worden, sondern stammen aus der Natur- bzw. Musikpädagogik.
Diese zur Rekonstruktion gedachten Methoden sind nicht speziell für den historischen Erkenntnisgewinn entwickelt worden, sondern stammen aus der Natur- bzw. Musikpädagogik.
Die rekonstruktive Methode der Archäologie, die die SuS [[Grundlagen der Exemplarität|exemplarisch]] nachempfinden können (anhand einer Schwanenknochennadel und der Frage „Auf welche Art von Kleidung kann ein Archäologe aufgrund dieses Werkzeugs schließen?“), ist allerdings spezifisch geschichtswissenschaftlich.
Die rekonstruktive Methode der Archäologie, die die SuS exemplarisch nachempfinden können (anhand einer Schwanenknochennadel und der Frage „Auf welche Art von Kleidung kann ein Archäologe aufgrund dieses Werkzeugs schließen?“), ist allerdings spezifisch geschichtswissenschaftlich.


Historische Orientierungskompetenzen <ref> vgl. Alavi 2009, S. 244 f. </ref>  
Historische Orientierungskompetenzen <ref> vgl. Alavi 2009, S. 244 f. </ref>  
Mithilfe der Führung durch die Ausstellung sollte eine Umstrukturierung im historischen Orientierungsprozess der Kinder stattfinden. Das kann z.B. durch die Erweiterung des Wissens über archäologische Forschungsmethoden oder das Feuer machen geschehen. So kann bestenfalls eine „Modifizierung“ der Vorstellung, Höhlenmenschen seien nur  wenig entwickelt und zurückgeblieben gewesen, stattfinden.
Mithilfe der Führung durch die Ausstellung sollte eine Umstrukturierung im historischen Orientierungsprozess der Kinder stattfinden. Das kann z.B. durch die Erweiterung des Wissens über archäologische Forschungsmethoden oder das Feuer machen geschehen. So kann bestenfalls eine „Modifizierung“ der Vorstellung, Höhlenmenschen seien nur  wenig entwickelt und zurückgeblieben gewesen, stattfinden.
== Angestrebte Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler ==
<ref> siehe hierzu: Alavi 2009, S.247 ff.</ref>




===Historische Sachkompetenzen===
== Angestrebte Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler == <ref> siehe hierzu: Alavi 2009, S.247 ff. </ref>
=== Historische Sachkompetenzen ===


1.Um die wichtige Museumsnarration für die SuS logisch aufzubauen, beginnt die Führung mit einer Einführung in den Jugendroman. Wer ist Rulaman überhaupt?
1.Um die wichtige Museumsnarration für die SuS logisch aufzubauen, beginnt die Führung mit einer Einführung in den Jugendroman. Wer ist Rulaman überhaupt?
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===Historische Orientierungskompetenzen===  
=== Historische Orientierungskompetenzen === <ref> Alavi 2009, 248 f. </ref>
<ref> Alavi 2009, 248 f. </ref>


Wie sich zeigte war der Bezug zur Lebenswelt der SuS für deren Interesse und Verständnis wichtig (wie macht ihr zu Hause Feuer, wie kommt ihr an etwas zu Essen, Kleidung etc.). Die Museumspädagogin konnte den SuS mithilfe dessen einen Orientierungsrahmen für den Inhalt der Ausstellung bieten.
Wie sich zeigte war der Bezug zur Lebenswelt der SuS für deren Interesse und Verständnis wichtig (wie macht ihr zu Hause Feuer, wie kommt ihr an etwas zu Essen, Kleidung etc.). Die Museumspädagogin konnte den SuS mithilfe dessen einen Orientierungsrahmen für den Inhalt der Ausstellung bieten.
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Da sich Themen aus Geschichtsunterricht in der Schule und Museumsaustellung überschneiden und ergänzen und sich teilweise nur in ihrer Darstellungsform wirklich unterscheiden, kann letzteres perfekt zur Vertiefung des Unterrichts genutzt werden. Wichtig ist, dass beide Institutionen im Dialog bleiben, der nicht mehr so sehr auf thematischer Ebene (Steinzeit etc.), sondern immer mehr auf Kompetenzentwicklung (Arbeitsweisen und deren Schlussfolgerung auf historische Lebensweisen immer in Verbindung gesetzt mit Gegenwart und Zukunft) basiert.
Da sich Themen aus Geschichtsunterricht in der Schule und Museumsaustellung überschneiden und ergänzen und sich teilweise nur in ihrer Darstellungsform wirklich unterscheiden, kann letzteres perfekt zur Vertiefung des Unterrichts genutzt werden. Wichtig ist, dass beide Institutionen im Dialog bleiben, der nicht mehr so sehr auf thematischer Ebene (Steinzeit etc.), sondern immer mehr auf Kompetenzentwicklung (Arbeitsweisen und deren Schlussfolgerung auf historische Lebensweisen immer in Verbindung gesetzt mit Gegenwart und Zukunft) basiert.


===Nachbereitung===
=== Nachbereitung ===


Die Nachbereitung ist genauso wichtig wie die Vorbereitung. Dadurch kann der Lerneffekt überprüft werden <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>.Ohne die Nachbereitung kann das Gelernte schwierig in Zusammenhang gebracht werden. Die SuS müssen sich mit ihren Mitschülern austauschen und die Lehrperson muss dabei tatkräftig zur Seite stehen. Wenn SuS ein Geschichtsbewusstsein entwickeln sollen, dann gehört dazu auch, dass die SuS lernen mit Institutionen wie einem Museum kritisch umzugehen und an dessen Entwicklung beteiligt zu sein <ref> vgl. Körber: Kompetenzorientiertes historisches Lernen im Museum? In: Popp 2009, 62 </ref>.  
Die Nachbereitung ist genauso wichtig wie die Vorbereitung. Dadurch kann der Lerneffekt überprüft werden <ref> vgl. Vaupel 2012, 3 </ref>.Ohne die Nachbereitung kann das Gelernte schwierig in Zusammenhang gebracht werden. Die SuS müssen sich mit ihren Mitschülern austauschen und die Lehrperson muss dabei tatkräftig zur Seite stehen. Wenn SuS ein Geschichtsbewusstsein entwickeln sollen, dann gehört dazu auch, dass die SuS lernen mit Institutionen wie einem Museum kritisch umzugehen und an dessen Entwicklung beteiligt zu sein <ref> vgl. Körber: Kompetenzorientiertes historisches Lernen im Museum? In: Popp 2009, 62 </ref>.  
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In dem außerschulischen Lernort können SuS Kompetenzen durch bestimmte Aufgaben erreichen:
In dem außerschulischen Lernort können SuS Kompetenzen durch bestimmte Aufgaben erreichen:


*[[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die Historische Sachkompetenz|Sachkompetenz]] : Selbstständiges Erforschen der originalen Objekte  
*Sachkompetenz: Selbstständiges Erforschen der originalen Objekte  
*Soziale und interkulturelle Kompetenz: Austausch über unterschiedliche Werte
*Soziale und interkulturelle Kompetenz: Austausch über unterschiedliche Werte
*Methodenkompetenz: Sammeln, Forschen, Bewahren, Präsentieren, Vermitteln
*Methodenkompetenz: Sammeln, Forschen, Bewahren, Präsentieren, Vermitteln
*Fragekompetenz: Die richtigen Fragen an die Objekte richten- das Objekt als [[Gegenständliche Quellen|Sachquellen]] verstehen
*Fragekompetenz: Die richtigen Fragen an die Objekte richten- das Objekt als Sachquelle verstehen
*Personale Kompetenz: Kreatives Arbeiten, bildnerisches Gestalten, öffentliche Präsentation
*Personale Kompetenz: Kreatives Arbeiten, bildnerisches Gestalten, öffentliche Präsentation
*Medienkompetenz: Umgang mit technischen Geräten und die kritische Auseinandersetzung mit den Produkten
*Medienkompetenz: Umgang mit technischen Geräten und die kritische Auseinandersetzung mit den Produkten
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== Belege==
== Belege==


=== Literatur ===  
=== Literaturverzeichnis ===  


„Alavi, Bettina“: Kompetenzen historischen Denkens im Museum. Ein geschichtsdidaktischer Blick auf die Museumspädagogik, dargestellt am Beispiel der Rulaman Ausstellung im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg. In: Popp, Susanne/Schönemann, Bernd (Hrsg.): Historische Kompetenzen und Museen. Schulz-Kirchner Verlag GmbH. Idstein, 2009
„Alavi, Bettina“: Kompetenzen historischen Denkens im Museum. Ein geschichtsdidaktischer Blick auf die Museumspädagogik, dargestellt am Beispiel der Rulaman Ausstellung im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg. In: Popp, Susanne/Schönemann, Bernd (Hrsg.): Historische Kompetenzen und Museen. Schulz-Kirchner Verlag GmbH. Idstein, 2009
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''Ziegler, Walter:'' Die historische Exkursion. In: Hasch, Rudolf (Hrsg.): Landesgeschichte und Exkursion im Geschichtsunterricht. Donauwörth. 1978, S.109-126
''Ziegler, Walter:'' Die historische Exkursion. In: Hasch, Rudolf (Hrsg.): Landesgeschichte und Exkursion im Geschichtsunterricht. Donauwörth. 1978, S.109-126


=== Einzelnachweise ===
== Einzelnachweise ==


<references/>
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