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Die heutige Form der Karikatur geht auf drei verschiedene historische Grundtypen zurück.
Die heutige Form der Karikatur geht auf drei verschiedene historische Grundtypen zurück.
 
 
* '''Die Reformsatire/ Schandgemälde'''
* Die Reformsatire/ Schandgemälde
Durch die Erfindung des Buchdrucks wurde die Entwicklung der Karikatur als Massenmedium erstmals möglich gemacht. In der Zeit der Reformation wurden so viele Holzstiche mit politisch-religiösen Inhalten veröffentlicht. Diese dienten der Schmähung und Denunziation von politischen Gegnern. Sie wurden von katholischer wie auch von protestantischer Seite eingesetzt.
Durch die Erfindung des Buchdrucks wurde die Entwicklung der Karikatur als Massenmedium erstmals möglich gemacht. In der Zeit der Reformation wurden so viele Holzstiche mit politisch-religiösen Inhalten veröffentlicht. Diese dienten der Schmähung und Denunziation von politischen Gegnern. Sie wurden von katholischer wie auch von protestantischer Seite eingesetzt.
 
 
* '''Die Porträtzeichnung der Renaissance'''
* Die Porträtzeichnung der Renaissance
Die Porträtkarikatur bedarf der theoretischen Unterscheidung zwischen Ähnlichkeit und Äquivalenz.<ref> vgl. Gombrich 1967, 376 </ref> Es handelt sich hierbei um die Gleichheit in der Ungleichheit 1933.<ref> vgl. Kris 1977, 147 </ref> Der Italiener Anibale Caracci (1560-1600) verstärkte in seinen Werken die körperlichen Merkmale der Gezeichneten um sie zu schmähen. Gianlorenzo Bernini (1598-1680) ging noch einen Schritt weiter und arbeitete die Wesenszüge der Porträtierten mit in seine Werke ein. 
Die Porträtkarikatur bedarf der theoretischen Unterscheidung zwischen Ähnlichkeit und Äquivalenz.<ref> vgl. Gombrich 1967, 376 </ref> Es handelt sich hierbei um die Gleichheit in der Ungleichheit 1933.<ref> vgl. Kris 1977, 147 </ref> Der Italiener Anibale Caracci (1560-1600) verstärkte in seinen Werken die körperlichen Merkmale der Gezeichneten um sie zu schmähen. Gianlorenzo Bernini (1598-1680) ging noch einen Schritt weiter und arbeitete die Wesenszüge der Porträtierten mit in seine Werke ein. 


* '''Die kritische englische Graphik des 18. Jahrhunderts'''
* Die kritische englische Graphik des 18. Jahrhunderts
Die Wegnahme der Zensur in England im Jahre 1696 ermöglichte es den Karikaturisten ihre Zeichnungen als visuell-politische Leitartikel zu drucken. So wurde die Karikatur zur starken publizistisch-politischen Waffe.
Die Wegnahme der Zensur in England im Jahre 1696 ermöglichte es den Karikaturisten ihre Zeichnungen als visuell-politische Leitartikel zu drucken. So wurde die Karikatur zur starken publizistisch-politischen Waffe.
 
 
==Die Karikatur in Deutschland==
==Die Karikatur in Deutschland==
 
 
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==Definitionsmerkmale und Quellenwert==
==Definitionsmerkmale und Quellenwert==
===Verdichtung in den bildlichen Mitteln===


In einer Karikatur werden Inhalte oder Personen reduziert bzw. verknappt dargestellt und dennoch überzeichnet. Meist kommt es zu einer Verknüpfung von Personen mit Objekten, wie z.B. zu einer Analogie zwischen Helmut Kohl und einer Birne. Der Karikaturist schafft so eine erkennbare Ähnlichkeit in entstellter Form.<ref> vgl. Pandel 2011, 269 </ref>
In einer Karikatur werden Inhalte oder Personen reduziert bzw. verknappt dargestellt und dennoch überzeichnet. Meist kommt es zu einer Verknüpfung von Personen mit Objekten, wie z.B. zu einer Analogie zwischen Helmut Kohl und einer Birne. Der Karikaturist schafft so eine erkennbare Ähnlichkeit in entstellter Form.<ref> vgl. Pandel 2011, 269 </ref>
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* Verschweigen der Gegenargumente
* Verschweigen der Gegenargumente
* Übersteigungen von Proportionen und Eigenarten<ref>Krammer, Reinhard (2006): Mit Bildern arbeiten: historische Kompetenzen erwerben. S. 37</ref>
* Übersteigungen von Proportionen und Eigenarten<ref>Krammer, Reinhard (2006): Mit Bildern arbeiten: historische Kompetenzen erwerben. S. 37</ref>
Zu beachten und den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, ist, dass eine Karikatur nie ein neutrales, wertfreies Bild zeichnet. Sie hat immer eine Tendenz und möchte auf vermeintliche Missstände, aus Sicht des Karikaturisten, hinweisen. Seine Absicht ist es, das vermeintlich „wahre“ Gesicht einer Person oder eines Umstandes aufzuzeigen.
Durch die veränderte bildliche Darstellung der Mächtigen und die darin beinhaltete Ironie erzeugt der Karikaturist beim Betrachter Lustempfinden. Dieser Akt der Erniedrigung setzt kurzzeitig das Mächteverhältnis zwischen den Karikierten, als echte Personen, und dem Betrachter außer Kraft und erzeugt so Freude. Eine Karikatur hat auch immer einen hohen sozialen Charakter. So sucht der Karikaturist als Täter Anerkennung bzw. Sympathisanten bei den Karikaturbetrachtern. Beide machen sich über das Opfer, also den Karikierten, lustig. Durch die Karikatur werden abstrakte Inhalte sichtbar gemacht. Sie dienen somit als Vorstellungshilfe. Dennoch dürfen sie nicht unkommentiert bleiben, da sie meinungsorientiert sind und immer stark werten. Durch diesen Verstoß gegen den geschichtlichen Grundsatz der Neutralität muss ihr Einsatz in der Schule mit den Schülerinnen und Schülern gut vorbereitet, besprochen und geübt werden.Ein weiteres Kriterium im Umgang mit Karikaturen im Unterricht ist der historische Hintergrund, welcher den Schülerinnen und Schülern bekannt sein muss und, dass unsere heutigen Werte und Normen nicht zwangsläufig auf die damalige Zeit übertragbar sind.
 
 
Karikaturen verfügen auch über einen hohen Quellenwert, da ihre Entstehung eine direkte Reaktion auf ein historisches Ereignis ist. Sie sind somit immer zeitnah, spiegeln die damalige Gegenwart und waren Teil deren Öffentlichkeit. Sie gehören dadurch zur multiperspektivischen Geschichtsbetrachtung. In einem hohen Maß unterliegen Karikaturen der Vergänglichkeit. So werden Inhalte undeutbar, wenn die Ereignisse zu lange zurückliegen oder nicht dokumentiert wurden. Der heutige Betrachter kann dann keinen Zusammenhang zwischen dem Überrest, also der Karikatur und ihrem Kontext herstellen.
Eine Karikatur übermittelt immer eine Botschaft. Jeder Künstler will mit seinen Zeichnungen etwas zum Ausdruck bringen. Dabei werden viele unterschiedliche Stilmittel genutzt, um diese Botschaft zu übermitteln. Es stellt sich immer die Frage: Was steckt dahinter? Karikaturen spitzen Sachverhalte zu und erhöhen ihre Wirkung. Die versteckten Botschaften zu entschlüsseln erfordert Übung im Umgang mit Stilmitteln.<ref>Vgl. Frech, Siegfried (2004): Methodentraining für den Politikunterricht. Wochenschauverlag. Schwalbach/ Ts. 24f.</ref>
===Häufig verwendete Stilmittel in Karikaturen===
===Häufig verwendete Stilmittel in Karikaturen===
   
   
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* Visualisierte Redensarten: „den Gürtel enger schnallen“ oder „ein Brett vor dem Kopf“ etc.
* Visualisierte Redensarten: „den Gürtel enger schnallen“ oder „ein Brett vor dem Kopf“ etc.


===Tendenz===
Zu beachten und den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, ist, dass eine Karikatur nie ein neutrales, wertfreies Bild zeichnet. Sie hat immer eine Tendenz und möchte auf vermeintliche Missstände, aus Sicht des Karikaturisten, hinweisen. Seine Absicht ist es, das vermeintlich „wahre“ Gesicht einer Person oder eines Umstandes aufzuzeigen.
Durch die veränderte bildliche Darstellung der Mächtigen und die darin beinhaltete Ironie erzeugt der Karikaturist beim Betrachter Lustempfinden. Dieser Akt der Erniedrigung setzt kurzzeitig das Mächteverhältnis zwischen den Karikierten, als echte Personen, und dem Betrachter außer Kraft und erzeugt so Freude.
Eine Karikatur hat auch immer einen hohen sozialen Charakter. So sucht der Karikaturist als Täter Anerkennung bzw. Sympathisanten bei den Karikaturbetrachtern. Beide machen sich über das Opfer, also den Karikierten, lustig.
Karikaturen unterliegen einem hohen Maß an Vergänglichkeit. So werden Inhalte undeutbar, wenn die Ereignisse zu lange zurückliegen oder nicht dokumentiert wurden. Der heutige Betrachter kann dann keinen Zusammenhang zwischen dem Überrest, also der Karikatur und ihrem Kontext herstellen.
===Quellenwert===
Karikaturen verfügen über einen hohen Quellenwert, da ihre Entstehung eine direkte Reaktion auf ein historisches Ereignis ist. Sie sind somit immer zeitnah, spiegeln die damalige Gegenwart und waren Teil deren Öffentlichkeit. Sie gehören dadurch zur multiperspektivischen Geschichtsbetrachtung.
Durch die Karikatur werden abstrakte Inhalte sichtbar gemacht und dienen somit als Vorstellungshilfe. Dennoch dürfen sie nicht unkommentiert bleiben, da sie meinungsorientiert sind und immer stark werten. Durch diesen Verstoß gegen den geschichtlichen Grundsatz der Neutralität muss ihr Einsatz in der Schule mit den Schülerinnen und Schülern gut vorbereitet, besprochen und geübt werden.
Ein weiteres Kriterium im Umgang mit Karikaturen im Unterricht ist der historische Hintergrund, welcher den Schülerinnen und Schülern bekannt sein muss und, dass unsere heutigen Werte und Normen nicht zwangsläufig auf die damalige Zeit übertragbar sind.
==Karikaturen und (politische) Botschaften==
Eine Karikatur übermittelt immer eine Botschaft. Jeder Künstler will mit seinen Zeichnungen etwas zum Ausdruck bringen. Dabei werden viele unterschiedliche Stilmittel genutzt, um diese Botschaft zu übermitteln. Es stellt sich immer die Frage: Was steckt dahinter? Karikaturen spitzen Sachverhalte zu und erhöhen ihre Wirkung. Die versteckten Botschaften zu entschlüsseln erfordert Übung im Umgang mit Stilmitteln.<ref>Vgl. Frech, Siegfried (2004): Methodentraining für den Politikunterricht. Wochenschauverlag. Schwalbach/ Ts. 24f.</ref>


==Symbolrepertoire und historisches Denken==
==Symbolrepertoire und historisches Denken==
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==Didaktik und Methodik==
==Didaktik und Methodik==


Die Erarbeitung von Karikaturen ist betrachterorientiert und es gibt keine festen Regeln zu ihrer Bearbeitung. Es handelt sich um eine visuelle Darstellung, die keine klare Leserichtung vorgibt. Die Karikatur hat also keine lineare Lesestruktur<ref> vgl. Pandel 2011, 286 </ref>. Die Schülerinnen und Schüler beginnen mit ihnen bereits vertrauten Inhalten oder Symbolen, welche sie in der Karikatur wiederentdecken und erarbeiten sich anhand dieser die noch unbekannten Aspekte. Hierfür sind individuelle Vorkenntnisse und Einstellungen der Schülerinnen und Schüler ebenso wichtig wie die Auswertung der Quellenlegende. Der Erarbeitungsprozess ist zweigeteilt. Zuerst sollen die Schülerinnen und Schüler lediglich berichten, was sie sehen. In dieser Phase geben sie noch keine Wertung oder Interpretation zur Karikatur und dem Dargestellten ab. Sie stellen also lediglich Beobachtungen an. Die Interpretation folgt im zweiten Teil. Nun sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Beobachtungen reflektieren, mit ihrem Vorwissen abgleichen und die eigentliche Interpretation starten. Karikaturen können im gesamten Stundenbereich eingesetzt werden oder gar „stundenfüllend“ sein. Es ist davon abzuraten, sie nur zum [[Einstieg|Einstieg]] , zur Vertiefung oder zum Abschluss eines Themas einzusetzen.<ref> vgl. Pandel 2011, 286</ref>
Die Erarbeitung von Karikaturen ist betrachterorientiert und es gibt keine festen Regeln zu ihrer Bearbeitung. Es handelt sich um eine visuelle Darstellung, die keine klare Leserichtung vorgibt. Die Karikatur hat also keine lineare Lesestruktur<ref> vgl. Pandel 2011, 286 </ref>. Die Schülerinnen und Schüler beginnen mit ihnen bereits vertrauten Inhalten oder Symbolen, welche sie in der Karikatur wiederentdecken und erarbeiten sich anhand dieser die noch unbekannten Aspekte. Hierfür sind individuelle Vorkenntnisse und Einstellungen der Schülerinnen und Schüler ebenso wichtig wie die Auswertung der Quellenlegende. Der Erarbeitungsprozess ist zweigeteilt. Zuerst sollen die Schülerinnen und Schüler lediglich berichten, was sie sehen. In dieser Phase geben sie noch keine Wertung oder Interpretation zur Karikatur und dem Dargestellten ab. Sie stellen also lediglich Beobachtungen an. Die Interpretation folgt im zweiten Teil. Nun sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Beobachtungen reflektieren, mit ihrem Vorwissen abgleichen und die eigentliche Interpretation starten. Karikaturen können im gesamten Stundenbereich eingesetzt werden oder gar „stundenfüllend“ sein. Es ist davon abzuraten, sie nur zum Einstieg, zur Vertiefung oder zum Abschluss eines Themas einzusetzen.<ref> vgl. Pandel 2011, 286</ref>


===Karikatureinsatz im Geschichtsunterricht===
===Karikatureinsatz im Geschichtsunterricht===


Die Karikatur ist ein sehr umfassendes [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medium]] für den Unterricht. Begleitet wird die Karikatur von Entdeckungen, Rätseln und Vermutungen. Sie verbindet Text, Symbol und Bild. Laut Ulrich Schnakenberg ist der Einsatz von Karikaturen sehr motivationsfördernd für Schülerinnen und Schüler jeglichen Alters. Sie stehen den heutigen visuellen [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]]  wesentlich aufgeschlossener gegenüber als den üblichen Lehrbüchern. Im Vergleich zu den üblichen Unterrichtsmaterialien, wie zum Beispiel ein Lehrbuchtext oder ein Gemälde, wirkt eine Karikatur wesentlich ansprechender und interessanter.  Karikaturen bieten für das Unterrichtsgeschehen die Möglichkeit der Auseinandersetzung und dienen als anspielungsreiche historische Quelle. Fragen werden aufkommen, Wissen und Nachdenken wird gefordert. Von den Schülerinnen und Schülern wird erwartet, dass sie sich eine Meinung bilden und somit zu einer Thesen- und Urteilsbildung gelangen. Neben allgemeinpädagogischen und lernpsychologischen Vorteilen, fördert der Einsatz von Karikaturen im Unterricht außerdem das historische und ideologiekritische Denken. Karikaturen sind immer verkürzt, verzerrt, übertrieben und ergreifen Partei. Das muss den Schülerinnen und Schülern immer wieder bewusst gemacht werden, da Karikaturen ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sind. Sowohl zum Einstieg in ein neues Thema, zur Vertiefung und Verinnerlichung aktiver Lernprozesse eignet sich eine Karikatur. Der Lehrer sollte für die Auseinandersetzung mit Karikaturen genügend Zeit zur Verfügung stellen. Außerdem erfordert die Arbeit mit Karikaturen Übung. <ref>Schnakenberg, Ulrich (2011): Geschichte unterrichten. Geschichte in Karikaturen. Wochenschau Verlag. Schwalbach/ Ts. S. 5</ref>
Die Karikatur ist ein sehr umfassendes Medium für den Unterricht. Begleitet wird die Karikatur von Entdeckungen, Rätseln und Vermutungen. Sie verbindet Text, Symbol und Bild. Laut Ulrich Schnakenberg ist der Einsatz von Karikaturen sehr motivationsfördernd für Schülerinnen und Schüler jeglichen Alters. Sie stehen den heutigen visuellen Medien wesentlich aufgeschlossener gegenüber als den üblichen Lehrbüchern. Im Vergleich zu den üblichen Unterrichtsmaterialien, wie zum Beispiel ein Lehrbuchtext oder ein Gemälde, wirkt eine Karikatur wesentlich ansprechender und interessanter.  Karikaturen bieten für das Unterrichtsgeschehen die Möglichkeit der Auseinandersetzung und dienen als anspielungsreiche historische Quelle. Fragen werden aufkommen, Wissen und Nachdenken wird gefordert. Von den Schülerinnen und Schülern wird erwartet, dass sie sich eine Meinung bilden und somit zu einer Thesen- und Urteilsbildung gelangen. Neben allgemeinpädagogischen und lernpsychologischen Vorteilen, fördert der Einsatz von Karikaturen im Unterricht außerdem das historische und ideologiekritische Denken. Karikaturen sind immer verkürzt, verzerrt, übertrieben und ergreifen Partei. Das muss den Schülerinnen und Schülern immer wieder bewusst gemacht werden, da Karikaturen ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sind. Sowohl zum Einstieg in ein neues Thema, zur Vertiefung und Verinnerlichung aktiver Lernprozesse eignet sich eine Karikatur. Der Lehrer sollte für die Auseinandersetzung mit Karikaturen genügend Zeit zur Verfügung stellen. Außerdem erfordert die Arbeit mit Karikaturen Übung. <ref>Schnakenberg, Ulrich (2011): Geschichte unterrichten. Geschichte in Karikaturen. Wochenschau Verlag. Schwalbach/ Ts. S. 5</ref>Die folgenden vier Unterpunkte sollen den vielseitigen Einsatz von Karikaturen im Geschichtsunterricht verdeutlichen.
 
 
====Die Einzelkarikatur====
====Die Einzelkarikatur====
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| Aus der Vergangenheit „Geschichte“ erzählen: || Was erfahren wir aus der Karikatur? <br> Wer ist angesprochen? <br> Was will der Karikaturist zum Ausdruck bringen? <br> Kläre den historischen Kontext und wandle die Karikatur in eine kleine Erzählung um.
| Aus der Vergangenheit „Geschichte“ erzählen: || Was erfahren wir aus der Karikatur? <br> Wer ist angesprochen? <br> Was will der Karikaturist zum Ausdruck bringen? <br> Kläre den historischen Kontext und wandle die Karikatur in eine kleine Erzählung um.
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| Bilder richtig lesen lernen – <br> [[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die De-Konstruktionskompetenz|Dekonstruktionskompetenz]] anbahnen: || Wie „argumentiert“ der Karikaturist? Wo wendet er das Stilmittel der Übertreibung an? Was verschweigt er? <br> Wo argumentiert er tendenziös, einseitig und dezidiert? <br> Verwendet er Symbole, was sollen sie bewirken? <br> Welches Urteil fällt der Zeichner, welche Forderung stellt er? <br> Welche Normen und Werte, die der Karikatur zugrunde liegen, unterscheiden sich von den heutigen oder den „unseren“?
| Bilder richtig lesen lernen – <br> Dekonstruktionskompetenz anbahnen: || Wie „argumentiert“ der Karikaturist? Wo wendet er das Stilmittel der Übertreibung an? Was verschweigt er? <br> Wo argumentiert er tendenziös, einseitig und dezidiert? <br> Verwendet er Symbole, was sollen sie bewirken? <br> Welches Urteil fällt der Zeichner, welche Forderung stellt er? <br> Welche Normen und Werte, die der Karikatur zugrunde liegen, unterscheiden sich von den heutigen oder den „unseren“?
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===Häufige Fehler bei der Interpretation von Karikaturen<ref>Vgl. Frech, Siegfried (2004): Methodentraining für den Politikunterricht. Wochenschauverlag. Schwalbach/ Ts. 30f.</ref>===
===Häufige Fehler bei der Interpretation von Karikaturen<ref>Vgl. Frech, Siegfried (2004): Methodentraining für den Politikunterricht. Wochenschauverlag. Schwalbach/ Ts. 30f.</ref>===


# '''Häufung von Impulsen:''' Es besteht die Gefahr, dass eine ausgewählte Karikatur von Andeutungen überladen ist und die aufkommenden Impulse in eine falsche Richtung gehen.
1. Häufung von Impulsen:  
# '''Überspringen der Beschreibung:''' Auf den ersten Blick wird meist nie die Aussage des Zeichners erfasst. Daher immer erst beschreiben, was zu sehen ist. Keine Deutungen einfließen lassen.
Es besteht die Gefahr, dass eine ausgewählte Karikatur von Andeutungen überladen ist und die aufkommenden Impulse in eine falsche Richtung gehen.
# '''Assoziationen begrenzen:''' In der Deutungsphase kommt es meist zu sehr breitgefächerten Assoziationsfeldern seitens der Schülerinnen und Schüler. Diese Ausschweifungen können vermieden werden, wenn politische Deutungen bereits im Vorfeld  formuliert werden und den Schülerinnen und Schülern bekannt sind.
 
# '''Zuspitzung vernachlässigen:''' Jede Karikatur will eine Botschaft überbringen. Diese Transformation bildet den Abschluss einer jeden Interpretation und ist sehr bedeutend. Diesem Teil sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die aufgestellte These zu einer Karikatur kann in den darauffolgenden Unterrichtsstunden genutzt werden.
2. Überspringen der Beschreibung:  
# '''Ambivalenz von Symbolisierungen unterschätzen:''' Die in einer Karikatur verwendeten Stilmittel müssen unbedingt geklärt und besprochen werden. Viele Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Klasse sind häufig nicht auf dem gleichen Wissensstand bezüglich stilistischer Mittel. Innerhalb einer Karikatur können diese auch mehrdeutig sein.
Auf den ersten Blick wird meist nie die Aussage des Zeichners erfasst. Daher immer erst beschreiben, was zu sehen ist. Keine Deutungen einfließen lassen.
# '''Umkehrung als Kontrastfolie nicht nutzen:''' Es hilft ungemein, wenn man mit der Verfremdung in der Karikatur arbeitet – sie erneut umzukehren. Es verstärkt das Verständnis einzelner Elemente bzw. des Gesamtbildes.
 
# '''Gedankenarbeit unterschätzen:''' Bei der Arbeit mit (politischen) Karikaturen ist ein (politisches) Vorwissen von grundlegender Bedeutung für das Verständnis der Zeichnung. Auch innerhalb der Klasse kann es hier erneut Differenzen beim Wissensstand geben.
3. Assoziationen begrenzen:  
# '''Vorschnelle Vereinnahmung:''' Ein Lehrer sollten seinen Schülern immer ausreichend Zeit zur Verfügung stellen und nicht voreilig, nur um das gesetzte Stundenziel zu erreichen, Erkenntnisse vorwegnehmen.
In der Deutungsphase kommt es meist zu sehr breitgefächerten Assoziationsfeldern seitens der Schülerinnen und Schüler. Diese Ausschweifungen können vermieden werden, wenn politische Deutungen bereits im Vorfeld  formuliert werden und den Schülerinnen und Schülern bekannt sind.
# '''Übergänge zu den einzelnen Phasen werden nicht vorgeplant:''' Die Hauptaufgabe des Lehrenden besteht darin, die einzelnen Bearbeitungsphasen zu verdeutlichen. Dadurch wird die methodische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler besser gefördert.
 
# '''Trennung von Beschreibung, Deutung und Kritik einebnen:''' Den Schülerinnen und Schülern müssen die Arbeitsweisen in den jeweiligen Bearbeitungsphasen bewusst sein. Durch die deutliche Trennung der einzelnen Phasen, werden die Kriterien des Zeichners verdeutlicht, um daran eigenen Wege zu erarbeiten, sich ein Urteil zu bilden.
4. Zuspitzung vernachlässigen:  
Jede Karikatur will eine Botschaft überbringen. Diese Transformation bildet den Abschluss einer jeden Interpretation und ist sehr bedeutend. Diesem Teil sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die aufgestellte These zu einer Karikatur kann in den darauffolgenden Unterrichtsstunden genutzt werden.
 
5. Ambivalenz von Symbolisierungen unterschätzen:  
Die in einer Karikatur verwendeten Stilmittel müssen unbedingt geklärt und besprochen werden. Viele Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Klasse sind häufig nicht auf dem gleichen Wissensstand bezüglich stilistischer Mittel. Innerhalb einer Karikatur können diese auch mehrdeutig sein.
 
6. Umkehrung als Kontrastfolie nicht nutzen:
Es hilft ungemein, wenn man mit der Verfremdung in der Karikatur arbeitet – sie erneut umzukehren. Es verstärkt das Verständnis einzelner Elemente bzw. des Gesamtbildes.
 
7. Gedankenarbeit unterschätzen:
Bei der Arbeit mit (politischen) Karikaturen ist ein (politisches) Vorwissen von grundlegender Bedeutung für das Verständnis der Zeichnung. Auch innerhalb der Klasse kann es hier erneut Differenzen beim Wissensstand geben.
 
8. Vorschnelle Vereinnahmung:
Ein Lehrer sollten seinen Schülern immer ausreichend Zeit zur Verfügung stellen und nicht voreilig, nur um das gesetzte Stundenziel zu erreichen, Erkenntnisse vorwegnehmen.
 
9. Übergänge zu den einzelnen Phasen werden nicht vorgeplant:
Die Hauptaufgabe des Lehrenden besteht darin, die einzelnen Bearbeitungsphasen zu verdeutlichen. Dadurch wird die methodische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler besser gefördert.
 
10. Trennung von Beschreibung, Deutung und Kritik einebnen
Den Schülerinnen und Schülern müssen die Arbeitsweisen in den jeweiligen Bearbeitungsphasen bewusst sein. Durch die deutliche Trennung der einzelnen Phasen, werden die Kriterien des Zeichners verdeutlicht, um daran eigenen Wege zu erarbeiten, sich ein Urteil zu bilden.
 


==Fazit==
==Fazit==
Seit der Erfindung des Buchdrucks gibt es Karikaturen. Sie spiegeln die Gesellschaft bzw. das was diese Gesellschaft bewegt. Dadurch eignen sie sich sehr gut für den Einsatz in der Schule und vor allem im Geschichtsunterricht. Sie sind für Schülerinnen und Schülern ein ansprechendes Fenster in die Vergangenheit und somit ein geeigneter Zugang.  
Seit der Erfindung des Buchdrucks gibt es Karikaturen. Sie spiegeln die Gesellschaft bzw. das was diese Gesellschaft bewegt. Dadurch eignen sie sich sehr gut für den Einsatz in der Schule und vor allem im Geschichtsunterricht. Sie sind für Schülerinnen und Schülern ein ansprechendes Fenster in die Vergangenheit und somit ein geeigneter Zugang. Die Arbeit mit Karikaturen kann den Schülerinnen und Schüler komplexe Sachverhalte gut veranschaulichen und dient gleichzeitig der Reflexion. Natürlich hat die Karikatur auch Nachteile, aber diese können bei guter Vorbereitung des Lehrers leicht behoben werden. So ist der Einsatz von Karikaturen eine Bereicherung für den Geschichtsunterricht. Beim Einsatz ist deren hohes Maß an Flexibilität und deren multiperspektivisches Wesen von einem hohen Nutzwert.   
 
Die Arbeit mit Karikaturen kann den Schülerinnen und Schüler komplexe Sachverhalte gut veranschaulichen und dient gleichzeitig der Reflexion. Natürlich hat die Karikatur auch Nachteile, aber diese können bei guter Vorbereitung des Lehrers leicht behoben werden. So ist der Einsatz von Karikaturen eine Bereicherung für den Geschichtsunterricht. Beim Einsatz ist deren hohes Maß an Flexibilität und deren multiperspektivisches Wesen von einem hohen Nutzwert.   




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