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S. Ost, R. Reck, K. Husser, V. Hehr; N. Heidelberger-Josiah, K. Franz, N. Weidlandt (Juli 2014)
S. Ost, R. Reck, K. Husser, V. Hehr


== Definition ==
== Definition ==
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Unter einer Narration oder der Narrativität <ref.> vgl. Pandel, Hans-Jürgen ,Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach/TS Wochenschauverlag, 1.Auflage, S.408</ref> versteht man historisches Erzählen (lat. narratio).
Unter einer Narration oder der Narrativität <ref.> vgl. Pandel, Hans-Jürgen ,Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach/TS Wochenschauverlag, 1.Auflage, S.408</ref> versteht man historisches Erzählen (lat. narratio).


Bei einer Narration werden mindestens zwei Ereignisse, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefunden haben, sprachlich miteinander verbunden Die Narration ist eine anschauliche Schilderung zeitlicher Ereignisfolgen. So entsteht ein Sinnzusammenhang bzw. eine sinnvolle Einheit dieser zeitdifferenten Ereignisse....
Bei einer Narration werden mindestens zwei Ereignisse, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefunden haben, sprachlich miteinander verbunden Die Narration ist eine anschauliche Schilderung zeitlicher Ereignisfolgen. So entsteht ein Sinnzusammenhang bzw. eine sinnvolle Einheit dieser zeitdifferenten Ereignisse.
Der Verfasser, der nicht zwingend studierter Historiker sein muss, wählt selbst Anfangs- und Endpunkte seiner Narration aus, da Geschichte ein fortlaufender Prozess ist, was bedeutet, dass sich die Verhältnisse ständig verändern.
Der Verfasser, der nicht zwingend studierter Historiker sein muss, wählt selbst Anfangs- und Endpunkte seiner Narration aus, da Geschichte ein fortlaufender Prozess ist, was bedeutet, dass sich die Verhältnisse ständig verändern.
Wichtig ist, dass eine Narration immer auf Quellen basiert. Die Darstellung muss somit triftig und plausibel sein.In anderen Worten, letztere muss historisch belegbar sein.
Wichtig ist, dass eine Narration immer auf Quellen basiert. Die Darstellung muss somit triftig und plausibel sein.In anderen Worten, letztere muss historisch belegbar sein.
Form und Handlungsträger dürfen fiktiv sein.
Form und Handlungsträger dürfen fiktiv sein.
Sie wirken somit repräsentativ für bestimmte Ereignisse.
Siewirken somit repräsentativ für bestimmte Ereignisse.
Bei den meisten geschichtswissenschaftlichen Texten handelt es sich um Narrationen, ausgenommen sind geschichtstheoretische und -philosophische Texte. <ref> vgl. Historisches Erzählen, S. 75 </ref>
Bei den meisten geschichtswissenschaftlichen Texten handelt es sich um Narrationen, ausgenommen sind geschichtstheoretische und -philosophische Texte. <ref> vgl. Historisches Erzählen, S. 75 </ref>
Das Ziel bei der Auseinandersetzung mit einer Narration im Geschichtsunterricht besteht darin, die narrative Kompetenz bei den Schülerinnen und Schülern zu bilden. Dies bedeutet einerseits, dass historische Inhalte mithilfe der Narration stärker und vielschichtiger verarbeitet werden, aber auch andererseits die Fähigkeit der SuS selbst Narrationen zu verfassen und damit einen Entwicklungsprozess zusammenhängend darzustellen. Folglich wird das Geschichtsbewusstsein aktiv, erfahrbar und motivierender gefördert <ref>  vgl.Memminger, 2007,S192ff </ref>
Das Ziel bei der Auseinandersetzung mit einer Narration im Geschichtsunterricht besteht darin, die narrative Kompetenz bei den Schülerinnen und Schülern zu bilden. Dies bedeutet einerseits, dass historische Inhalte mithilfe der Narration stärker und vielschichtiger verarbeitet werden, aber auch andererseits die Fähigkeit der SuS selbst Narrationen zu verfassen und damit einen Entwicklungsprozess zusammenhängend darzustellen. Folglich wird das Geschichtsbewusstsein aktiv, erfahrbar und motivierender gefördert <ref>  vgl.Memminger, 2007,S192ff </ref>
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Erzählen beginnt schon im Alltäglichen. So erzählen wir unsere Krankheitsgeschichte bei einem Arztbesuch, unsere Version zu einem Tathergang vor Gericht oder auch einfach nur Geschichten aus dem Alltag. Bei dieser Form der Erzählung steht aber nicht das Ereignis im Vordergrund, sondern wie wir dieses subjektiv erlebt haben.  
Erzählen beginnt schon im Alltäglichen. So erzählen wir unsere Krankheitsgeschichte bei einem Arztbesuch, unsere Version zu einem Tathergang vor Gericht oder auch einfach nur Geschichten aus dem Alltag. Bei dieser Form der Erzählung steht aber nicht das Ereignis im Vordergrund, sondern wie wir dieses subjektiv erlebt haben.  
Aber auch in vielen anderen Situationen, die mit der Vergangenheit zu tun haben, wird erzählt. Man gibt selbst gemachte Erfahrungen an die nachfolgende Generation weiter oder liefert durch  Erzählungen in einem Roman verschiedene „Imaginationsangebote“ <ref>Pandel 2010, S.24</ref>. Letztlich kann Erzählen auch als „sinnbildende Zeiterfahrung“ <ref> Pandel 2010, S.25 </ref> aufgefasst werden, bei dem überlieferte Ereignisse auf sinnvolle Weise miteinander verbunden werden. <ref> vgl. Pandel 2010, S 20-26 </ref>  
Aber auch in vielen anderen Situationen, die mit der Vergangenheit zu tun haben, wird erzählt. Man gibt selbst gemachte Erfahrungen an die nachfolgende Generation weiter oder liefert durch  Erzählungen in einem Roman verschiedene „Imaginationsangebote“ <ref> Pandel 2010, S.24 </ref>. Letztlich kann Erzählen auch als „sinnbildende Zeiterfahrung“ <ref> Pandel 2010, S.25 </ref> aufgefasst werden, bei dem überlieferte Ereignisse auf sinnvolle Weise miteinander verbunden werden. <ref> vgl. Pandel 2010, S 20-26 </ref>  
Auch in allen geisteswissenschaftlichen Fächern, und somit auch im Geschichtsunterricht, ist die Erzählung seit langem präsent. Allerdings hat sich die Erzählung, also die Narration, nicht von Anfang an in der Geschichtswissenschaft als wissenschaftstheoretisches Paradigma durchgesetzt. <ref> vgl. Barricelli 2012, S 255-256 </ref>
Auch in allen geisteswissenschaftlichen Fächern, und somit auch im Geschichtsunterricht, ist die Erzählung seit langem präsent. Allerdings hat sich die Erzählung, also die Narration, nicht von Anfang an in der Geschichtswissenschaft als wissenschaftstheoretisches Paradigma durchgesetzt. <ref> vgl. Barricelli 2012, S 255-256 </ref>


Schon früh wurde die Bedeutung des Erzählens durch zum Beispiel von Humboldt und Ranke wahrgenommen. Diese verwiesen auf die künstlerischen Aspekte des Geschichtsschreibens. Unter dem künstlerischen Aspekt versteht man das Erzählen, das durch das Ausdrücken von Gefühlen und persönlichen Eindrücken die vergangene Epoche darstellt.
Schon früh wurde die Bedeutung des Erzählens durch zum Beispiel von Humboldt und Ranke wahrgenommen. Diese verwiesen auf die künstlerischen Aspekte des Geschichtsschreibens. Unter dem künstlerischen Aspekt versteht man das Erzählen, das durch das Ausdrücken von Gefühlen und persönlichen Eindrücken die vergangene Epoche darstellt.
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'''Temporalität in Schulbüchern:'''
'''Temporalität in Schulbüchern:'''
In den meisten [[Das Schulbuch|Schulbüchern]] ist keine Temporalität gegeben, da dort häufig nur eine Auflistung der Ereignisse durch Datierung stattfindet. Die Ereignisse werden nur sehr selten sinnstiftend verknüpft und somit wird auch nicht klar, warum man die Datierung der Ereignisse überhaupt braucht. Es entsteht nur ein Listencharakter der Ereignisse. <ref> vgl. Pandel 2006, S. 15-37 </ref>
In den meisten Schulbüchern ist keine Temporalität gegeben, da dort häufig nur eine Auflistung der Ereignisse durch Datierung stattfindet. Die Ereignisse werden nur sehr selten sinnstiftend verknüpft und somit wird auch nicht klar, warum man die Datierung der Ereignisse überhaupt braucht. Es entsteht nur ein Listencharakter der Ereignisse. <ref> vgl. Pandel 2006, S. 15-37 </ref>


Selektivität


'''Definition'''
'''Definition'''
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Eine Narration ist ein kommunikativer Akt. Sie ist geprägt von den Erfahrungen und Wahrnehmungen der Lebenswirklichkeit des Verfassers. Gleichzeitig muss beim Verfassen einer Narration der mögliche Adressatenkreis, die Leser oder das Publikum berücksichtigt werden. Damit die Botschaft einer Narration verstanden werden kann, muss sie an den Alltagserfahrungen und den Vorstellungshorizont des Publikums anknüpfen. Hinsichtlich des Geschichtsunterrichts ist zu beachten, dass eine historische Information für Schülerinnen und Schülern erst wirksam wird, wenn das Merkmal der Kommunikativität erfüllt ist. <ref> vgl. Füßmann,Klaus, Grütter,H.Th,  Rüsen, Jörn,2011, Historische Faszination, Geschichtskultur heute </ref>
Eine Narration ist ein kommunikativer Akt. Sie ist geprägt von den Erfahrungen und Wahrnehmungen der Lebenswirklichkeit des Verfassers. Gleichzeitig muss beim Verfassen einer Narration der mögliche Adressatenkreis, die Leser oder das Publikum berücksichtigt werden. Damit die Botschaft einer Narration verstanden werden kann, muss sie an den Alltagserfahrungen und den Vorstellungshorizont des Publikums anknüpfen. Hinsichtlich des Geschichtsunterrichts ist zu beachten, dass eine historische Information für Schülerinnen und Schülern erst wirksam wird, wenn das Merkmal der Kommunikativität erfüllt ist. <ref> vgl. Füßmann,Klaus, Grütter,H.Th,  Rüsen, Jörn,2011, Historische Faszination, Geschichtskultur heute </ref>


===.
=== Partialität / Partikularität ===
Partialität / Partikularität ===


Definition:
Definition:
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<ref> http://www.duden.de/rechtschreibung/partiell, 15.03.2013 </ref>
<ref> http://www.duden.de/rechtschreibung/partiell, 15.03.2013 </ref>
Partialität in der Narration:
Partialität in der Narration:
Eine Narration kann nie die ganze Geschichte darstellen, deshalb ist sie nur partiell. Sie stellt nur einen Ausschnitt dar, der räumlich und zeitlich beschränkt ist. Allerdings bezieht sich dieses Stück einer Geschichte, dann auch immer auf ein Ganzes und ist somit offen für Anschlüsse.Meist ist es ein bestimmter Ausschnitt der aus einer bestimmten Sicht auf die Ereignisse geschrieben ist, denn jede Geschichte ist partial, singulär, konkret, einmalig und speziell. <ref> vgl. Pandel 2010, S. 89-90 </ref>
Eine Narration kann nie die ganze Geschichte darstellen, deshalb ist sie nur partiell. Sie stellt nur einen Ausschnitt dar, der räumlich und zeitlich beschränkt ist. Allerdings bezieht sich dieses Stück einer Geschichte, dann auch immer auf ein Ganzes und ist somit offen für Anschlüsse. Meist ist es ein bestimmter Ausschnitt der aus einer bestimmten Sicht auf die Ereignisse geschrieben ist, denn jede Geschichte ist partial, singulär, konkret, einmalig und speziell. <ref> vgl. Pandel 2010, S. 89-90 </ref>
Die Partialität impliziert auch den Begriff Partikularität. Partikularität bedeutet Einmaligkeit. Jede Narration ist ein einmaliges Stückwerk aus dem Blickpunkt ihres Verfassers dargestellt. <ref> vgl. Füssmann, 2011,S25 </ref>
Die Partialität impliziert auch den Begriff Partikularität. Partikularität bedeutet Einmaligkeit. Jede Narration ist ein einmaliges Stückwerk aus dem Blickpunkt ihres Verfassers dargestellt. <ref> vgl. Füssmann, 2011,S25 </ref>


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[[Datei:Griechische kolo.png|rahmenlos|rechts|<ref>KÜHBERGER, Christoph (2009). Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung. Band 2. Österreichische Beiträge zur Geschichtsdidaktik Geschichte – Sozialkunde – Politische Bildung. Innsbruck: Studienverlag. 1. Auflage (S. 67) </ref>]]<br><br><br><br><br>
[[Datei:Griechische kolo.png|rahmenlos|rechts|<ref>KÜHBERGER, Christoph (2009). Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung. Band 2. Österreichische Beiträge zur Geschichtsdidaktik Geschichte – Sozialkunde – Politische Bildung. Innsbruck: Studienverlag. 1. Auflage (S. 67) </ref>]]<br><br><br><br><br>


=== Triftigkeit nach Jörg van Norden ===
siehe auch: http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/Sinnbildung_und_Triftigkeit#Narrative_Triftigkeit
 
=== Empirische Triftigkeit ===
 
Nach Jörg van Norden bedeutet Empirie Erfahrung. Er beschreibt, dass sich die Prüfung auf empirische Triftigkeit schwierig gestaltet, da Ereignisse, die sich in der Vergangenheit abgespielt haben, heute nicht mehr unmittelbar erfahrbar sind, sondern nur „indirekt“ über Spuren, die diese Ereignisse „in materieller Form oder als Erinnerung“ hinterlassen haben.
Diese Spuren sind Quellen, wie z.B. „archäologischen Funde“ oder andere „Überreste“, die der Historiker unmittelbar vor Augen hat. Jedoch bezieht sich der Geschichtswissenschaftler hauptsächlich auf Spuren sekundärer Art, also auf Texte. Texte sind empirisch, da sie von verschiedenen Rezipienten, auf der Suche nach unterschiedlichen Spuren, immer wieder neu gelesen werden können.
Die Schwierigkeit von empirischer Triftigkeit zu sprechen, wobei wir keinerlei direkte Erfahrung mit dem Geschehen besitzen, ist „kein Alleinstellungsmerkmal der Geschichtswissenschaft“. Deswegen eignet es sich nicht von fachlicher anstatt von empirischer Triftigkeit zu sprechen, wie Waltraud Schreiber es vorschlägt.
Denn Fachlichkeit ist ein Aspekt, der sowohl empirische und narrative, als auch konsensuale Triftigkeit betrifft und somit kein Merkmal darstellt, um diese voneinander abzugrenzen.  
„Spuren vergangenen Geschehens finden sich im besten Fall in unterschiedlichen Quellen, so dass die entsprechende Leseart triftiger wird. Nur in diesem Sinne könnte man eventuell von einem Vetorecht der Quellen sprechen. Die mit einander in Beziehung gesetzten Quellen bilden ein Netz empirischer Triftigkeit, das umso dichter wird, je mehr sich an Belegen einbinden lässt.“
Empirische Triftigkeit umfasst alle Quellen gleichermaßen und begrenzt sich nicht nur auf zeitgenössische Überlieferungen.
Im Geschichtsunterricht ist empirische Triftigkeit von Bedeutung, da die Schüler und Schülerinnen lernen mit Hilfe von Quellen ihre eigenen Aussagen zu belegen und Quellen selbstkritisch zu hinterfragen. <ref> van Norden 2011, S.57ff. </ref>
 
 
=== Konsensuale Triftigkeit ===
 
Van Norden nennt, anstelle der normativen Triftigkeit, die konsensuale Triftigkeit. Die beiden Begriffe sind gleichbedeutend, jedoch verwendet van Norden den Begriff der normativen Triftigkeit nicht, „weil die Bezeichnung Norm mit einer hohen Verbindlichkeit einhergeht, die durch Sanktionen und entsprechende Institutionen abgesichert ist.“
Die konsensuale und die empirische Triftigkeit sind Kriterien, durch die sich die Geschichtsschreibung von „der schönen Literatur“ abhebt. Die Wissenschaft sucht den Dialog und stellt sich „idealiter Kritik“ innerhalb und außerhalb ihres Amtes. Somit gewinnen ihre Erzählungen eine „diskursive Intersubjektivität“ und werden „konsensfähiger.“
Für van Norden ist daher die These von Baricelli, „dass Orientierungsleistung letztlich nur aus der narrativen Triftigkeit erwachse“ nicht plausibel. <ref> van Norden 2011, S.61ff. </ref>
 
 
=== Narrative Triftigkeit ===


„Die narrative Triftigkeit einer Konstruktion zeigt sich in ihrer inneren Logik beziehungsweise Kohärenz.“ Nach Hermann Lübbe kann hier von „Konstruktionsobjektivität“ gesprochen werden.
Es ist notwendig, dass die Geschichtswissenschaft angemessen argumentiert und bestimmte Begrifflichkeiten  verwendet, sodass die Leser diese auch nachvollziehen können.
Die narrative Triftigkeit bewegt sich auf der explikativen und auf der kompositorischen Ebene, auf welcher klar wird, inwiefern eine Geschichte Lücken und Brüche aufzeigt, somit nachgebessert werden muss und ein weiteres Überprüfen der Quelle unerlässlich ist.
Das bedeutet, dass kompositorische Kompetenz eine wichtige Komponente narrativer Kompetenz bildet.
Dass der Geschichtswissenschaftler „seine Erzählpläne und das Vorgehen seiner Konstruktion von Wirklichkeit offenlegt und selbstkritisch reflektiert“ ist eine grundlegende Bedingung für narrative Triftigkeit. Von Vorteil wäre somit, wenn er Theorien beziehungsweise Ansätze von anderen Wissenschaftlern seiner Meinung gegenüberstellt oder sie mit einbezieht.
Eine These von Waltraud Schreiber besagt, „dass Historiographie eine hohe narrative Triftigkeit erreicht, wenn sie kategorial und theoriebezogen argumentiert, schlüssig gliedert und ihren Erzählplan begründet.“ Dieser These stimmt van Norden zu. <ref> van Norden 2011, S.59ff. </ref>
siehe auch: http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/Sinnbildung_und_Triftigkeit#Narrative_Triftigkeit


== Narrative Kompetenz ==
== Narrative Kompetenz ==
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• Authentizitätsangebot und Vergewisserungsbedürfnis
• Authentizitätsangebot und Vergewisserungsbedürfnis
Unter dem Authentizitätsangebot versteht man die Behauptung des historischen Erzählers, dass sich die Erzählung tatsächlich zugetragen hat, es die Personen gegeben hat und die Äußerungen der handelnden Personen tatsächlich gefallen sind. Hierbei muss der Zuhörer bzw. der Leser allerdings beachten, dass nicht alle Erzählungen wahr sind, da der Erzähler zum Beispiel nicht gut genug recherchiert hat oder etwa Angst vor der Wahrheit hat. Daher wird vom Leser ein sogenanntes Vergewisserungsbedürfnis erwartet, welches Belege der Wahrheit beansprucht. Er möchte vom Erzähler eingebrachte Authentizitätsbeweise erkennen und vor allem Quellen, als wichtiges Beweismittel lesen können. Der Erzähler hat somit die Verantwortung, durchgehend Belegstrukturen in seiner Erzählung aufzuweisen.   
Unter dem Authentizitätsangebot versteht man die Behauptung des historischen Erzählers, dass sich die Erzählung tatsächlich zugetragen hat, es die Personen gegeben hat und die Äußerungen der handelnden Personen tatsächlich gefallen sind. Hierbei muss der Zuhörer bzw. der Leser allerdings beachten, dass nicht alle Erzählungen wahr sind, da der Erzähler zum Beispiel nicht gut genug recherchiert hat oder etwa Angst vor der Wahrheit hat. Daher wird vom Leser ein sog. Vergewisserungsbedürfnis erwartet, welches Belege der Wahrheit beansprucht. Er möchte vom Erzähler eingebrachte Authentizitätsbeweise erkennen und vor allem Quellen, als wichtiges Beweismittel lesen können. Der Erzähler hat somit die Verantwortung, durchgehend Belegstrukturen in seiner Erzählung aufzuweisen.   


• Situationsangemessenheit und Orientierungsbedürfnis
• Situationsangemessenheit und Orientierungsbedürfnis
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Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass auch die Unterscheidung von einer historischen Erzählung, welche verständlich, empirisch triftig, wichtig und gültig ist, zu einer Narration die dieses Verständnis, die Vergewisserung, Orientierung und Distanzierung nicht ermöglicht, auch zur narrativen Kompetenz gezählt werden muss. Wie die oben genannten verschiedenen Anspruch- und Bedürfnisverhältnisse aufgezeigt haben, muss man narrative Kompetenz auch immer in Bezug zu dem  Interaktionssystem zwischen Erzähler und Zuhörer stellen.
Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass auch die Unterscheidung von einer historischen Erzählung, welche verständlich, empirisch triftig, wichtig und gültig ist, zu einer Narration die dieses Verständnis, die Vergewisserung, Orientierung und Distanzierung nicht ermöglicht, auch zur narrativen Kompetenz gezählt werden muss. Wie die oben genannten verschiedenen Anspruch- und Bedürfnisverhältnisse aufgezeigt haben, muss man narrative Kompetenz auch immer in Bezug zu dem  Interaktionssystem zwischen Erzähler und Zuhörer stellen.


=== Narrativität im Geschichtsunterricht heute ===
== Beispiele für Narrationen nach Josef Memminger ==


Die Narrativität spielt im Geschichtsunterricht heute eine wichtige Rolle. <ref> vgl. Barricelli 2012, S. 268 </ref> Dabei gilt das historische Erzählen als Ziel des Geschichtsunterrichts, wobei in der Schule vor allem das Nacherzählen bisher eine zentrale Rolle spielt. So liefern die heutigen Schulbücher hauptsächlich einseitige Nacherzählungen über ein Ereignis, die dann wiederum vom Schüler nacherzählt werden. Aber auch Informationen aus Referaten oder aus Vorträgen des Lehrers werden von den Schülern nacherzählt. Auf diese Weise wird bei den Schülern vor allem ein reproduzierender Sinnzusammenhang gestiftet.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um das Gestalten von Narrationen in den Unterricht einfließen zu lassen.
Damit ist zwar die Forderung erfüllt, dass die Geschichte für eine historische Erzählung mit einem Sinn versehen werden muss, jedoch wird die Richtung, in die der Autor seine Geschichte verstanden haben will, den Schülern schon vorgegeben. Eine produktive Sinnbildung, die durch das selbstständige Erzählen einer Geschichte entstehen würde, kommt daher bisher oft zu kurz. <ref> vgl. Pandel 2010, S. 151-160 </ref>
Bei den „personal-fiktiven Schreibformen“ werden die Schüler dazu angehalten, sich in eine vorgegebene Situation hineinzuversetzen, die Gefühlsebene soll jedoch keine vorherrschende Rolle spielen, und einen Sachverhalt indem sie sich dabei befinden, hierbei identifizieren sie sich entweder mit einer fiktiven Person aus der jeweiligen Zeit oder sie behalten ihre eigene Position, zu beschreiben. Dies kann durch das Verfassen eines Briefes, eines Tagebucheintrags oder eines „Ich-Text“, der einem inneren Monolog entspricht, geschehen. Diese Schreibform eröffnet dem Schüler die Möglichkeit einen subjektiven Zusammenhang zu dem bereits Gelernten herzustellen.
Um jedoch historische Ereignisse in einer Narration aufeinander beziehen oder das Verhältnis zwischen Ereignissen herzustellen zu können, ist Wissen über historische Ereignisse weiterhin von Nöten. Jedoch darf das sture Auswendiglernen von Daten oder die reine Interpretation von Quellen kein Ziel das heutigen Geschichtsunterricht mehr sein. Dagegen sollte man sich an dem historischen Erzählen als Ziel orientieren.
Als Grundlage für das Erstellen einer Narration im Geschichtsunterricht können sowohl schriftliche Quellen und Texte, aber auch „nicht-textuelle Überlieferungen“ <ref>  Barricelli 2012, S. 269 </ref> wie Bilder, Fotos oder Sachgegenstände dienen. <ref> vgl. Barricelli 2012, S. 256-257+269 </ref>
Im Folgenden werden einige Beispiele aufgeführt, die sich dem Thema der Umsetzung von Narrationen im Geschichtsunterricht widmen.  


== Beispiele für Narrationen ==
Auch die Auseinandersetzung mit Quellen kann enger mit kreativem Schreiben kombiniert werden. Unbearbeitete Quellen können von den Schülerinnen und Schülern „übersetzt“ werden. Hierfür eignen sich Quellen aus dem Mittelalter und aus der Frühen Neuzeit. Außerdem können die Quellen dazu genutzt werden, um sie nachzuerzählen. Dabei müssen sich die Schülerinnen und Schüler unter anderem mit der Position des Erzählenden auseinandersetzten.  Der Originaltext sollte eine „erzählende Quelle“ sein. „ Urkunden und Gesetzestexte sind dazu nicht geeignet“ <ref> Memminger 2007, S. 206 </ref>
Nach der Erkenntnis, welcher Position der Verfasser der Quelle angehörte, kann die Quelle in eine Quelle der Gegenposition umformuliert werden.


Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um das Gestalten von Narrationen in den Unterricht einfließen zu lassen. Die folgenden Vorschläge stammen von Josef Memminger und werden an geeigneter Stelle durch Anregungen von Hans-Jürgen Pandel ergänzt.  
Quellen können zusätzlich weiter geschrieben werden und eine Quellengattung kann imitiert werden, wenn der Schüler bei dem Schreiben seiner Quelle bestimmte Merkmale der Gattung beachtet und sich zu eigen macht.
Das kreative Schreiben kann anstatt mit Quellen auch mit fiktionalen Texten kombiniert werden. Diese Textsorte besitzt zwar eine größere Attraktivität als Quellentexte, sollte jedoch trotzdem nicht zu häufig eingesetzt werden.


Bei den „personal-fiktiven Schreibformen“ <ref> Memminger 2007, S. 198 </ref> werden die Schüler dazu angehalten, sich in eine vorgegebene Situation hineinzuversetzen und einen Sachverhalt aus Sicht einer fiktiven Person oder der eigenen Position zu beschreiben, wobei die Gefühlsebene jedoch keine vorherrschende Rolle spielen sollte. Möglichkeiten dafür sind das Verfassen eines Briefes, eines Tagebucheintrags oder eines Ich-Textes, der einem inneren Monolog entspricht. Diese zuletzt genannte Schreibform eröffnet dem Schüler die Möglichkeit einen subjektiven Zusammenhang zu dem bereits Gelernten herzustellen, wobei beim Verfassen des Textes zusätzlich kaum formale Kriterien hinsichtlich des Aufbaus der Geschichte zu beachten sind. <ref> vgl. Memminger 2007, S 198-203 </ref>
Die Schüler können „ Leerstellen einer Geschichtserzählung ergänzen“ <ref> Memminger 2007, S. 213 </ref> , den „Schluss einer Geschichtserzählung erfinden“ <ref> Memminger 2007, S. 214 </ref> und „Innere Monologe verfassen oder Figuren sprechen lassen“ <ref> Memminger 2007, S. 216 </ref> . Die fiktiven Texte sollten, um eine erfolgreiche Bewältigung der vorherig genannten Aufgaben zu ermöglichen, das zuvor durchgenommenen Unterrichtsthema inhaltlich qualitativ und aussagekräftig repräsentieren.
Beim „Schreiben in Zusammenhang mit anderen Medien“ <ref> Memminger 2007, S. 219 </ref> geht es darum, dass die Schüler ihre Kreativität und ihr Wissen durch das Schreiben zu Bildern und Musik erweitern können. Sie bekommen dabei zum Beispiel die Möglichkeit zu hinterfragen, wie manipulativ ein Bild ist  oder welche Wirkung ein bestimmtes [[Das Lied|Lied]] auf sie hat, das sie dadurch nicht alleine auf den Text reduzieren.


Auch die Auseinandersetzung mit Quellen kann enger mit kreativem Schreiben kombiniert werden. Der Inhalt von unbearbeiteten Quellen kann von den Schülerinnen und Schülern in moderne Sprache „übersetzt“ werden. Hierfür eignen sich vor allem Quellen aus dem Mittelalter und aus der Frühen Neuzeit.
Als eine andere Variante Schüler narrativieren zu lassen führt Memminger die „Journalistisch inspirierte Schreibformen“ <ref> Memminger 2007, S. 227 </ref> an .Diese sind den Schülern meist schon mit ihren spezifischen Merkmalen der jeweiligen Formen aus dem Deutschunterricht bekannt. Diese Schreibformen geben den Schülern die Möglichkeit sich in zeitgenössische Sichtweisen hineinzuversetzen. Dies fördert unter anderem auch die Kompetenz der [[Grundlagen der Multiperspektivität| Multiperspektivität]]. Die Schüler können Berichte, Kommentare, Glossen, Reportagen und Nachrufe schreiben und Interviews verfassen, dabei ist darauf zu achten, dass sie die historischen Tatsachen nicht verfälschen.
Außerdem können die Quellen dazu genutzt werden, um sie nachzuerzählen. Dabei müssen sich die Schülerinnen und Schüler unter anderem mit der Position des Erzählenden auseinandersetzten um den Inhalt der Quelle anschließend „fiktional auszugestalten“. Für diese Art des kreativen Schreibens eignen sich besonders erzählende Quellen, wohingegen Urkunden und Gesetzestexte ungeeignet sind<ref> vgl.  Memminger 2007, S 204-206 </ref> Für Hans-Jürgen Pandel besteht die Arbeit bei all diesen Formen aus zwei Teilen: Zuerst muss die Quelle interpretiert werden, bevor anschließend die Gestaltung einer Narration möglich ist. Dabei muss die Chronologie der eigenen Erzählung oft erst hergestellt werden. <ref> vgl.  Pandel 2010, S.161-170 </ref>
Nach der Erkenntnis, welcher Position der Verfasser der Quelle angehörte, kann die Quelle ebenfalls durch Spekulationen in eine Quelle der Gegenposition umformuliert  werden.
Quellen können zusätzlich weiter geschrieben werden, wenn die Schüler und Schülerinnen mit ihrem bisherigen Wissen zu einer sinnvollen Fortsetzung im Stande sind  oder eine Quellengattung kann imitiert werden, wenn der Schüler bei dem Schreiben seiner Quelle bestimmte Merkmale der Gattung beachtet und sich zu eigen macht. <ref> vgl.  Memminger 2007, S 208-212 </ref>


Das kreative Schreiben kann anstatt mit Quellen auch mit fiktionalen Texten kombiniert werden. Diese Textsorte besitzt bei den Schüler und Schülerinnen zwar eine größere Attraktivität als Quellentexte, sollte jedoch trotzdem nicht zu häufig eingesetzt werden.  <ref> Memminger 2007, S 213 </ref> Die Schüler können Leerstellen einer Geschichtserzählung ergänzen“ <ref> Memminger 2007, S. 213 </ref> , den „Schluss einer Geschichtserzählung erfinden“ <ref> Memminger 2007, S. 214 </ref> und „innere Monologe verfassen oder Figuren sprechen lassen“ <ref> Memminger 2007, S. 216 </ref> . Die fiktiven Texte sollten, um eine erfolgreiche Bewältigung der vorherig genannten Aufgaben zu ermöglichen, das zuvor durchgenommenen Unterrichtsthema inhaltlich qualitativ und aussagekräftig repräsentieren.
Die „ szenisch-rhetorisch und literarisch inspirierte Schreibformen“ <ref> Memminger 2007, S. 245 </ref> sind Schreibformen, die man zusätzlich vor der Klasse aufführen kann. Zu ihnen gehören das Schreiben und mögliche Aufführen von Dialogen, Reden, Plädoyers, Urteilssprüchen, (Theater-)Szenen, Kurzgeschichten und Lyrik.
Beim „Schreiben in Zusammenhang mit anderen Medien“ <ref> Memminger 2007, S. 219 </ref> geht es darum, dass die Schüler ihre Kreativität und ihr Wissen durch das Schreiben zu Bildern und Musik erweitern können. Sie bekommen dabei zum Beispiel die Möglichkeit zu hinterfragen, wie manipulativ ein Bild ist und welche Emotionen es vermitteln kann oder welche Wirkung ein bestimmtes Lied auf sie hat, das sie dadurch nicht alleine auf den Text reduzieren. <ref> vgl. Memminger 2007, S. 219-226 </ref> Um Geschichten zu Bildern zu schreiben sind für Pandel mindestens zwei Bilder zu einer Personengruppe oder Sache von Nöten. Durch die Feststellung von Unterschieden zwischen den Bildern oder der zeitlichen Differenz, aber auch durch das Hineinversetzen in die Personen entsteht eine Narration, die ausschließlich auf Bildern beruht. <ref> vgl.  Pandel 2010, S. 201-206 </ref>
Bei dem „Prozesshaften Schreiben“ <ref> Memminger 2007, S. 260 </ref> wird den Schülern die Chance gegeben, schon während sie das Unterrichts Thema behandeln, ihre Gedanken aufzuschreiben und so ihren „Denk-und Reflexionsprozess“ festzuhalten und später zu überarbeiten. In der anspruchsvollsten Ausprägung wächst der Verschriftlichung gar epistemisch-heuristische Funktion zu“ <ref> Memminger 2007, S. 260 </ref>  


Als eine andere Variante Schüler narrativieren zu lassen führt Memminger die „journalistisch inspirierten Schreibformen“ <ref> Memminger 2007, S. 227 </ref> an, zu denen beispielsweise das Verfassen von Berichten und  Kommentaren, das Erstellen von Reportagen oder das Führen von Interviews gehören. Viele der eben genannten Formen aus dem Deutschunterricht bekannt. Diese Schreibformen geben den Schülern die Möglichkeit sich in zeitgenössische Sichtweisen hineinzuversetzen. Dies fördert unter anderem auch Multiperspektivität. <ref> vgl. Memminger 2007, S. 227-242 </ref>
Um „kontrafaktische Szenarien“ <ref> Memminger 2007, S. 273 </ref> in den Unterricht einbauen zu können, muss der Lehrer das zuvor behandelte Thema umfangreich behandelt haben, damit die Schüler sich die Frage „Was wäre geschehen, wenn…“ zu einem Ereignis stellen können.
 
Die „ szenisch-rhetorisch und literarisch inspirierten Schreibformen“ <ref> Memminger 2007, S. 245 </ref> sind Schreibformen, die man nach dem schriftlichen Erstellen zusätzlich vor der Klasse aufführen kann. Zu ihnen gehören das Schreiben und mögliche Aufführen von Dialogen, Reden, Plädoyers, Urteilssprüchen, (Theater-)Szenen,  Kurzgeschichten und Lyrik. Da das Erstellen sehr zeitaufwendig sein kann, bietet sich an dieser Stelle ein fächerübergreifender Unterricht mit dem Fach Deutsch an. <ref> vgl. Memminger 2007, S. 245-259 </ref>
 
Bei dem „prozesshaften Schreiben“ <ref> Memminger 2007, S. 260 </ref> wird den Schülern die Chance gegeben, schon während sie das Unterrichtsthema behandeln, ihre Gedanken aufzuschreiben und so ihren „Denk-und Reflexionsprozess“ festzuhalten und später zu überarbeitenDer Lehrer übernimmt bei dieser [[Grundlagen Arbeits- und Sozialformen|Arbeitsform]] die Ausgabe der Materialien und sorgt für ein angenehmes Arbeitsklima, während die Schüler und Schülerinnen sich individuell mit den Unterrichtsinhalten auseinandersetzen.  <ref> vgl. Memminger 2007, S. 260 </ref>
 
Um „kontrafaktische Szenarien“ <ref> Memminger 2007, S. 273 </ref> in den Unterricht einbauen zu können, muss der Lehrer das zuvor behandelte Thema umfangreich behandelt haben, damit die Schüler sich die Frage „Was wäre geschehen, wenn…“ zu einem Ereignis stellen können. Diese anspruchsvolle, aber auch sehr sinnvolle Aufgabenstellung, kann in den unteren Klassenstufen auch mit der Frage „Wie wird es weiter gehen?“ behandelt werden, wobei mehrere Alternativen zum Fortgang möglich sein müssen.  <ref> vgl. Memminger 2007, S. 273 </ref> Hans-Jürgen Pandel versteht unter dem Begriff die Darstellung eines Geschehens in anderer Weise, als es der Wirklichkeit entsprechen würde. Dabei sollte die Geschichte bis zu einem gewissen Punkt authentisch und plausibel sein und von keinen fiktiven Personen handeln. Diese Art der Narration soll den Schülern beispielsweise bei der Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten helfen. <ref> vgl. Pandel 2010, S. 197 </ref>
 
Letztlich können aber auch bereits gelernte Inhalte durch „spielerische Kleinformen“ <ref> Memminger 2007, S. 193 </ref> wiederholt werden, die ebenfalls dem Ziel Erstellen von Narrationen dienen.
So können Begriffslisten zu einem zentralen historischen Begriff erstellt werden, wobei es darum geht, zu jedem Buchstaben des Alphabets einen Begriff zu einem vorgegeben Thema zu finden, der dann zusätzlich in einem Satz erklärt werden soll. Aber auch die Verknüpfung von Begriffen aus zwei Töpfen ist eine mögliche Variante. Hier muss bei der Auswahl der Begriffe von Seiten des Lehrers auf eine mögliche Verknüpfung aller Begriffe geachtet werden. Historische Rätsel können aber auch von den Schüler und Schülerinnen selbst erstellt werden (Beispiel: Wer bin ich?) und ausgewählte Exemplare vor der Klasse vorgetragen werden. <ref> vgl. Memminger 2007, S. 193-197 </ref>


== Belege ==
== Belege ==
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<br>BARRICELLI, Michele (2005). Schüler erzählen Geschichte. Narrative Kompetenz im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 68 – 80)
<br>BARRICELLI, Michele (2005). Schüler erzählen Geschichte. Narrative Kompetenz im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 68 – 80)
<br>BERGMANN, Klaus; FRÖHLICH, Klaus; KUHN, Annette; RÜSEN, Jörn; SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (1997) Handbuch der Geschichtsdidaktik. Seelze-Velber: Kallmeyer’sche Verlagsbuchhandlung. 5. überarbeitete Auflage (S. 57 – 64)
<br>BERGMANN, Klaus; FRÖHLICH, Klaus; KUHN, Annette; RÜSEN, Jörn; SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (1997) Handbuch der Geschichtsdidaktik. Seelze-Velber: Kallmeyer’sche Verlagsbuchhandlung. 5. überarbeitete Auflage (S. 57 – 64)
<br>FÜßMANN, Klaus. Grütter,Heinrich Th.  Rüsen, Jörn (2011). Historische Faszination. Geschichtskultur heute. Wien/Köln/Weimar. Böhlau Verlag.
<br>GAUTSCHI, Peter; HODEL, Jan; UTZ, Hans (2009). Kompetenzmodell «Guter Geschichtsunterricht» - eine Orientierungshilfe zur Angebotsplanung für Lehrerinnen und Lehrer. http://www.gymlaufen.ch/fileadmin/pdf/was/oa11/oa11_2011/Kompetenzmodell-Geschichte-OA2011.pdf (15.03.2013)
<br>GAUTSCHI, Peter; HODEL, Jan; UTZ, Hans (2009). Kompetenzmodell «Guter Geschichtsunterricht» - eine Orientierungshilfe zur Angebotsplanung für Lehrerinnen und Lehrer. http://www.gymlaufen.ch/fileadmin/pdf/was/oa11/oa11_2011/Kompetenzmodell-Geschichte-OA2011.pdf (15.03.2013)
<br>KÖRBER, Andreas (2005). http://koerber2005.erzwiss.uni-hamburg.de/wordpress-mu/historischdenkenlernen/2009/10/09/die-anthropologische-begrundung-des-historischen-denkens-nach-jorn-rusen-und-die-lehre-von-den-sinnbildungstypen-des-historischen-denkens-version-2-letzte-anderung-23-10-2008/#reemtsma2002. (14.3.2013)
<br>KÖRBER, Andreas (2005). http://koerber2005.erzwiss.uni-hamburg.de/wordpress-mu/historischdenkenlernen/2009/10/09/die-anthropologische-begrundung-des-historischen-denkens-nach-jorn-rusen-und-die-lehre-von-den-sinnbildungstypen-des-historischen-denkens-version-2-letzte-anderung-23-10-2008/#reemtsma2002. (14.3.2013)
<br>KÜHBERGER, Christoph (2009). Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung. Band 2. Österreichische Beiträge zur Geschichtsdidaktik Geschichte – Sozialkunde – Politische Bildung. Innsbruck: Studienverlag. 1. Auflage
<br>KÜHBERGER, Christoph (2009). Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung. Band 2. Österreichische Beiträge zur Geschichtsdidaktik Geschichte – Sozialkunde – Politische Bildung. Innsbruck: Studienverlag. 1. Auflage  
<br>MEMMINGER, Josef (2007). Schüler schreiben Geschichte. Kreatives Schreiben im Geschichtsunterrichts zwischen Fiktionalität und Faktizität. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 46-49 + S. 192 – 284)
<br>MEMMINGER, Josef (2007). Schüler schreiben Geschichte. Kreatives Schreiben im Geschichtsunterrichts zwischen Fiktionalität und Faktizität. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 192 – 284)
<br>PANDEL, Hans-Jürgen (2010). Historisches Erzählen. Narrativität im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 75 – 93 + S. 15-26 + S.151-170 + S.197-206)
<br>PANDEL, Hans-Jürgen (2010). Historisches Erzählen. Narrativität im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 75 – 93)
<br>PANDEL, Hans-Jürgen (2006). Was macht ein Schulbuch zu einem Geschichtsbuch?  
<br>PANDEL, Hans-Jürgen (2006). Was macht ein Schulbuch zu einem Geschichtsbuch?  
Ein Versuch über Kohärenz und Intertextualität. In: HANDRO, Saskia (Hrsg.) (2006). Geschichtsdidaktische Schulbuchforschung. Reihe Zeitgeschichte - Zeitverständnis. Berlin (S. 15 – 37)
Ein Versuch über Kohärenz und Intertextualität. In: HANDRO, Saskia (Hrsg.) (2006). Geschichtsdidaktische Schulbuchforschung. Reihe Zeitgeschichte - Zeitverständnis. Berlin (S. 15 – 37)
<br>Pandel, Hans-Jürgen (2005). Geschichtsunterricht nach Pisa. Kompetenzen, Bildungsstandards und Kerncurricula. Forum Historisches Lernen. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage
<br>Pandel, Hans-Jürgen (2005). Geschichtsunterricht nach Pisa. Kompetenzen, Bildungsstandards und Kerncurricula. Forum Historisches Lernen. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage
<br>PANDEL, Hansjürgen (2004). Erzählen In: MAYER, Ulrich; PANDEL, Hans-Jürgen (Hrsg) (2004). Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht. Forum Historisches Lernen. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 408 – 424)
<br>PANDEL, Hansjürgen (2004). Erzählen In: MAYER, Ulrich; PANDEL, Hans-Jürgen (Hrsg) (2004). Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht. Forum Historisches Lernen. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag. 1. Auflage (S. 408 – 424)
QUANDT, Siegfried. SÜSSMUTH, Hans (1982). Historisches Erzählen. Formen und Funktionen. Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht.
<br>RÜSEN, Jörn. Historisches Erzählen (1997). In: BERGMANN Klaus;  (1997). Handbuch der Geschichtsdidaktik. Seelze-Velber: Kallmeyer. 5. überarbeitete Auflage (S. 57 – 63)
<br>RÜSEN, Jörn. Historisches Erzählen (1997). In: BERGMANN Klaus;  (1997). Handbuch der Geschichtsdidaktik. Seelze-Velber: Kallmeyer. 5. überarbeitete Auflage (S. 57 – 63)
RÜSEN, Jörn (2008). Historische Orientierung. Über die Arbeit des Geschichtsbewusstseins, sich in der Zeit zurechtzufinden. Schwalbach/Ts. Wochenschau-Verlag.  2.Auflage.
<br>RÜSEN, Jörn (1989). Grundzüge einer Historik. Lebendige Geschichte: Formen und Funktionen des historischen Wissens. Band 3. Kleine Vandenhoeck Reihe 1542. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 1. Auflage (S. 39 – 56)
<br>RÜSEN, Jörn (1989). Grundzüge einer Historik. Lebendige Geschichte: Formen und Funktionen des historischen Wissens. Band 3. Kleine Vandenhoeck Reihe 1542. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 1. Auflage (S. 39 – 56)
VAN NORDEN, Jörg (2011). Was machst du für Geschichten? Didaktik eines narrativen Konstruktivismus. Reihe Geschichtsdidaktik: Band 13. CENTAURUS Verlag & Media KG (S.8-16 + S.23 + 55-63)
WOLF, Werner. Was wäre, wenn wir nicht erzählen könnten? Dystopische Spekulationen und andere Reflexionen zur Relevanz des Narrativen und der Narratologie. In: STROMAIER, Alexandra (2013). Kultur-Wissen-Narration. Perspektiven transdisziplinärer Erzählforschung für die Kulturwissenschaften. Bielefeld: transcript Verlag. (S.55-71)


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