Bearbeiten von „Oral History

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Die Darstellung des Interviewten wird erst im Nachhinein durch vertiefende Frage oder Fragen allgemein zum Verständnis erweitert. Diese passive Haltung des Interviewers verweist jedoch nicht auf ein unstrukturiertes Vorgehen. Es lassen sich grundsätzlich zwei Phasen eines Interviews unterscheiden. In der ersten Phase wird dem Interviewten die Möglichkeit gegeben seine Erinnerungen und Erzählung selbst zu strukturieren, in der zweiten Phase kann der Interviewer ihn interessierende Passagen der Erzählung durch Nachfragen vertiefen oder nach noch nicht erwähnten Ereignissen fragen.<ref> vgl. Breckner, 1994 S. 135ff.</ref>
Die Darstellung des Interviewten wird erst im Nachhinein durch vertiefende Frage oder Fragen allgemein zum Verständnis erweitert. Diese passive Haltung des Interviewers verweist jedoch nicht auf ein unstrukturiertes Vorgehen. Es lassen sich grundsätzlich zwei Phasen eines Interviews unterscheiden. In der ersten Phase wird dem Interviewten die Möglichkeit gegeben seine Erinnerungen und Erzählung selbst zu strukturieren, in der zweiten Phase kann der Interviewer ihn interessierende Passagen der Erzählung durch Nachfragen vertiefen oder nach noch nicht erwähnten Ereignissen fragen.<ref> vgl. Breckner, 1994 S. 135ff.</ref>


 
==== Die erste Phase ====
*'''Die erste Phase'''


Vor dem Beginn des Interviews ist es wichtig, dem Interviewten noch einmal den inhaltlichen Rahmen des Forschungsprojektes darzulegen. Dies soll den Interviewten dazu bringen seine Erfahrungen selbstständig auf wichtige Ereignisse in Bezug zu dem zu erforschenden Thema zu filtern und diese während der ersten Phase selbstständig in den Vordergrund seiner Erzählung zu stellen. Das Interview wird mit einer Eingangsfrage eröffnet. Diese gibt einen zeitlichen und inhaltlichen Rahmen vor und hat gleichzeitig die Funktion, den Interviewten zum Erzählen aufzufordern. Eine prinzipielle Aufforderung die eigene Lebensgeschichte zu erzählen lässt dem Interviewten die meisten Freiheiten, da er selber entscheiden kann, welche Aspekte seines Lebens für das Projekt an dem er teilnimmt relevant sind und inwieweit er dafür ins Detail gehen will.
Vor dem Beginn des Interviews ist es wichtig, dem Interviewten noch einmal den inhaltlichen Rahmen des Forschungsprojektes darzulegen. Dies soll den Interviewten dazu bringen seine Erfahrungen selbstständig auf wichtige Ereignisse in Bezug zu dem zu erforschenden Thema zu filtern und diese während der ersten Phase selbstständig in den Vordergrund seiner Erzählung zu stellen. Das Interview wird mit einer Eingangsfrage eröffnet. Diese gibt einen zeitlichen und inhaltlichen Rahmen vor und hat gleichzeitig die Funktion, den Interviewten zum Erzählen aufzufordern. Eine prinzipielle Aufforderung die eigene Lebensgeschichte zu erzählen lässt dem Interviewten die meisten Freiheiten, da er selber entscheiden kann, welche Aspekte seines Lebens für das Projekt an dem er teilnimmt relevant sind und inwieweit er dafür ins Detail gehen will.
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Während dieser ersten Phase werden lediglich kurze Notizen zu den Eckdaten der Erzählung gemacht. Hierbei ist besonders auf die für den Interviewten wichtigen Ereignisse zu achten, sowie auf eventuelle Unklarheiten in der Erzählung.
Während dieser ersten Phase werden lediglich kurze Notizen zu den Eckdaten der Erzählung gemacht. Hierbei ist besonders auf die für den Interviewten wichtigen Ereignisse zu achten, sowie auf eventuelle Unklarheiten in der Erzählung.


*'''Die zweite Phase'''
====Die zweite Phase ====


Die zweite Phase des Interviews baut auf diesen Notizen auf. Das sogenannte [[Narration Grundlagen| narrative]] Nachfragen hat eine Vertiefung und ein besseres Verständnis des bereits erzählten zum Ziel. Dabei ist auf die von dem Interviewten in der ersten Phase vorgegebene Chronologie der Ereignisse zu achten, auch wenn diese historisch fehlerhaft ist. Auf diese Weise wird die Wahrnehmung der beschriebenen Ereignisse und ihrer Zusammenhänge deutlicher. Auch hier ist es zu vermeiden, den Interviewten unter Rechtfertigungsdruck zu setzen oder ihn nach bloßen Fakten zu fragen. Sowohl die Wiedersprüche als auch die Fakten lassen sich meist durch eine Vertiefung in das Erzählte lösen, ohne dass der Interviewte sich unangenehm berührt fühlt.
Die zweite Phase des Interviews baut auf diesen Notizen auf. Das sogenannte [[Narration Grundlagen| narrative]] Nachfragen hat eine Vertiefung und ein besseres Verständnis des bereits erzählten zum Ziel. Dabei ist auf die von dem Interviewten in der ersten Phase vorgegebene Chronologie der Ereignisse zu achten, auch wenn diese historisch fehlerhaft ist. Auf diese Weise wird die Wahrnehmung der beschriebenen Ereignisse und ihrer Zusammenhänge deutlicher. Auch hier ist es zu vermeiden, den Interviewten unter Rechtfertigungsdruck zu setzen oder ihn nach bloßen Fakten zu fragen. Sowohl die Wiedersprüche als auch die Fakten lassen sich meist durch eine Vertiefung in das Erzählte lösen, ohne dass der Interviewte sich unangenehm berührt fühlt.


*'''Die dritte Phase'''
==== Die dritte Phase ====
Die dritte Phase beschäftigt sich nun mit den sogenannten Wissensfragen, also den Fragen nach Details, der zeitlichen und örtlichen Einordnung von Ereignissen und eventueller Wiedersprüche. Auch Themen, die der Interviewte nicht von selber angesprochen hat, die aber für den Interviewer von Bedeutung sind, kann hier eingegangen werden. In diese Phase gilt es ganz besonders, den Interviewten nicht zu brüskieren und das entstandene Vertrauensverhältnis nicht zu gefährden. Der Interviewte darf sich nicht bloßgestellt oder ausgefragt fühlen.
Die dritte Phase beschäftigt sich nun mit den sogenannten Wissensfragen, also den Fragen nach Details, der zeitlichen und örtlichen Einordnung von Ereignissen und eventueller Wiedersprüche. Auch Themen, die der Interviewte nicht von selber angesprochen hat, die aber für den Interviewer von Bedeutung sind, kann hier eingegangen werden. In diese Phase gilt es ganz besonders, den Interviewten nicht zu brüskieren und das entstandene Vertrauensverhältnis nicht zu gefährden. Der Interviewte darf sich nicht bloßgestellt oder ausgefragt fühlen.


Das Ende eines solchen Interviews bilden Fragen nach dem Befinden des Interviewten nach und während dem Erzählen. Aufkommende Gefühle während des Interviews können so gemeinsam thematisiert werden. Das Anbieten, dass beide Interviewpartner nun die Rollen tauschen können, soll als Abschluss das Vertrauen des Interviewten nochmals bestärken.
Das Ende eines solchen Interviews bilden Fragen nach dem Befinden des Interviewten nach und während dem Erzählen. Aufkommende Gefühle während des Interviews können so gemeinsam thematisiert werden. Das Anbieten, dass beide Interviewpartner nun die Rollen tauschen können, soll als Abschluss das Vertrauen des Interviewten nochmals bestärken.


*'''Die Auswertung'''
==== Die Auswertung====


Die Auswertung eines solche Interviews erfolgt auf der Grundlage eines Transkripts, d.h. das aufgenommene Interview wird lautlich so exakt wie möglich niedergeschrieben, wobei Verschleifungen genauso berücksichtigt werden wie die Intonation des Gesagten, Unterbrechungen sowie die nonverbalen Ereignisse des Interviews.  
Die Auswertung eines solche Interviews erfolgt auf der Grundlage eines Transkripts, d.h. das aufgenommene Interview wird lautlich so exakt wie möglich niedergeschrieben, wobei Verschleifungen genauso berücksichtigt werden wie die Intonation des Gesagten, Unterbrechungen sowie die nonverbalen Ereignisse des Interviews.  

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