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== Allgemeines zum Spiel ==
== Allgemeines zum Spiel ==


Bevor Überlegungen zum Thema „Spielen im Unterricht“ angestellt werden sollen, muss geklärt werden, was unter dem Begriff „Spiel“ zu verstehen ist. Erst dann kann der Stellenwert von Spielen speziell in der [[Einführung in die Grundlagen der Fachdidaktik| Geschichtsdidaktik]] ermittelt werden.
Bevor Überlegungen zum Thema „Spielen im Unterricht“ angestellt werden sollen, muss geklärt werden, was unter dem Begriff „Spiel“ zu verstehen ist. Erst dann kann der Stellenwert von Spielen speziell in der Geschichtsdidaktik ermittelt werden.


===Das Wesen des Spiels===
===Das Wesen des Spiels===


„Spielen“ erinnert an die Kindheit, weckt positive Erinnerungen, ist allen bekannt. Beim Spielen schlüpft man in eine andere Rolle, hält sich an vorgegebene Regeln, kann Gewinner oder Verlierer sein, immer jedoch geht es um Spaß und Spannung.
„Spielen“ erinnert an die Kindheit, weckt positive Erinnerungen, ist allen bekannt. Beim Spielen schlüpft man in eine andere Rolle, hält sich an vorgegebene Regeln, kann Gewinner oder Verlierer sein, immer jedoch geht es um Spaß und Spannung.  
Der Begriff „Spiel“ umfasst eine große Anzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen, vom Brettspiel bis zu Theaterstück, vom Tennismatch bis zum Computerspiel. Ein Spiel kann alleine gespielt werden, zu zweit oder in der Gruppe, es kann an einen bestimmten Ort gebunden sein, Material erfordern oder nach selbst gewählten Regeln stattfinden. Verschiedene Wissenschaftsrichtungen fragen nach dem gemeinsamen Kern, dem Wesen des Spiels. Allerdings ist bis heute noch keine allumfassende Spieltheorie vorgelegt worden, je nach dem Blickwinkel der beteiligten Wissenschaftler fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. <ref>  vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 9 </ref>
Der Begriff „Spiel“ umfasst eine große Anzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen, vom Brettspiel bis zu Theaterstück, vom Tennismatch bis zum Computerspiel. Ein Spiel kann alleine gespielt werden, zu zweit oder in der Gruppe, es kann an einen bestimmten Ort gebunden sein, Material erfordern oder nach selbst gewählten Regeln stattfinden. Verschiedene Wissenschaftsrichtungen fragen nach dem gemeinsamen Kern, dem Wesen des Spiels. Allerdings ist bis heute noch keine allumfassende Spieltheorie vorgelegt worden, je nach dem Blickwinkel der beteiligten Wissenschaftler fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. <ref>  vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 9 </ref>


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# Beschreibung der Lerngruppe, um sich mit Problemen z.B. bei der Gruppenfindung auseinanderzusetzen.  
# Beschreibung der Lerngruppe, um sich mit Problemen z.B. bei der Gruppenfindung auseinanderzusetzen.  
# Eine Didaktische Analyse, sie umfasst neben fachlichen [[Hilfen zur Bestimmung und Kontrolle von Lernzielen|Lernzielen]] auch affektive Aspekte.
# Eine Didaktische Analyse, sie umfasst neben fachlichen Lernzielen auch affektive Aspekte.
# Festlegung der Regeln, dazu gehört die Erstellung eines Aufgabenblattes mit der genauen Aufgabenstellung, den Gruppenregeln, der Präsentationsform und dem Zeitrahmen.
# Festlegung der Regeln, dazu gehört die Erstellung eines Aufgabenblattes mit der genauen Aufgabenstellung, den Gruppenregeln, der Präsentationsform und dem Zeitrahmen.
# Klärung des Bedarfs an [[Grundlagen Medien im Geschichtsunterricht| Medien]] und Material, auch der Raumbedarf muss geklärt werden.
# Klärung des Bedarfs an Medien und Material, auch der Raumbedarf muss geklärt werden.
# Phasenablauf des Spiels, hierzu zählen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Spiels  
# Phasenablauf des Spiels, hierzu zählen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Spiels  
# Gibt es Alternativen zur Darstellung? Ist als Spielform ein Spielplan mit Frage- und Ereigniskarten besser geeignet oder ein Quartettspiel. Die Auswahl der Form sollte dem Ziel angepasst sein.
# Gibt es Alternativen zur Darstellung? Ist als Spielform ein Spielplan mit Frage- und Ereigniskarten besser geeignet oder ein Quartettspiel. Die Auswahl der Form sollte dem Ziel angepasst sein.
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Die besondere Atmosphäre des Spiels verlangt nach möglichst vielen Ausschmückungen. Je mehr Requisiten zur Verfügung stehen, desto mehr engagieren sich die Beteiligten.
Die besondere Atmosphäre des Spiels verlangt nach möglichst vielen Ausschmückungen. Je mehr Requisiten zur Verfügung stehen, desto mehr engagieren sich die Beteiligten.
   
   
Spielerische Lernformen zeichnen sich durch Offenheit und Symbolfähigkeit aus. Sie bilden die Welt als Modell ab und ermöglichen dadurch verschiedene Lernmöglichkeiten. Anhand eines fiktiven Gerichtsverfahrens kann ein [[Grundlagen der Multiperspektivität|multiperspektivisches]] Modell vermittelt werden, indem die Lernenden verschiedene Rollen übernehmen. Dabei lernen sie, [[Quelleninterpretation#Was ist eine Quelle?| Quellentexte]] ideologiekritisch zu betrachten. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.25 </ref>
Spielerische Lernformen zeichnen sich durch Offenheit und Symbolfähigkeit aus. Sie bilden die Welt als Modell ab und ermöglichen dadurch verschiedene Lernmöglichkeiten. Anhand eines fiktiven Gerichtsverfahrens kann ein multiperspektivisches Modell vermittelt werden, indem die Lernenden verschiedene Rollen übernehmen. Dabei lernen sie, Quellentexte ideologiekritisch zu betrachten. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.25 </ref>


Die schulischen Rahmenbedingungen sprechen nicht unbedingt dafür, Spiele als Unterrichtsmethode zu verwenden. Spiele erfordern viel Zeit in der Vorbereitung wie in der Durchführung, sie lassen sich schwer zensieren und sie beziehen den ganzen Menschen mit ein, den ganzen Körper, die Gefühle, nicht nur den Kopf, wie im zweckrationalen Schulsystem. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.24 </ref>
Die schulischen Rahmenbedingungen sprechen nicht unbedingt dafür, Spiele als Unterrichtsmethode zu verwenden. Spiele erfordern viel Zeit in der Vorbereitung wie in der Durchführung, sie lassen sich schwer zensieren und sie beziehen den ganzen Menschen mit ein, den ganzen Körper, die Gefühle, nicht nur den Kopf, wie im zweckrationalen Schulsystem. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.24 </ref>
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Bevor das Spiel im Geschichtsunterricht beginnt, sollten die Schüler auf die neue Situation eingestimmt werden.  Jahn empfiehlt daher eine fünfminütige Spieleinstimmung. Durch das gemeinsame Tun werden die Schülerinnen und Schüler nicht nur körperlich, sondern auch geistig gelockert. <ref> vgl. Jahn, Friedrich (1992): Geschichte spielend lernen. Hilfen für den handlungsorientierten Geschichtsunterricht. Frankfurt am Main: Diesterweg. S.7 </ref>  Sie kommen in einer angenehmen Atmosphäre zusammen, dadurch kann die anfängliche Zurückhaltung verhindert werden. Mögliche  Spieleinstimmungen sind Pantomimische Einzelübungen (Ausdrucksübungen, Typen spielen,  Körperübungen, Spiele mit einem imaginären Partner, kleine Geschichten pantomimisch erzählen) oder das Scharadespiel.
Bevor das Spiel im Geschichtsunterricht beginnt, sollten die Schüler auf die neue Situation eingestimmt werden.  Jahn empfiehlt daher eine fünfminütige Spieleinstimmung. Durch das gemeinsame Tun werden die Schülerinnen und Schüler nicht nur körperlich, sondern auch geistig gelockert. <ref> vgl. Jahn, Friedrich (1992): Geschichte spielend lernen. Hilfen für den handlungsorientierten Geschichtsunterricht. Frankfurt am Main: Diesterweg. S.7 </ref>  Sie kommen in einer angenehmen Atmosphäre zusammen, dadurch kann die anfängliche Zurückhaltung verhindert werden. Mögliche  Spieleinstimmungen sind Pantomimische Einzelübungen (Ausdrucksübungen, Typen spielen,  Körperübungen, Spiele mit einem imaginären Partner, kleine Geschichten pantomimisch erzählen) oder das Scharadespiel.


Um Unruhe und Zeitverlust zu vermeiden ist es praktisch, wenn dauerhaft so viel Raum vorhanden ist, dass das Spiel beginnen kann ohne ein vorheriges Umräumen des Klassenzimmers. (Wenn möglich die Tische halbkreisförmig aufstellen, um den Platz zwischen Bankreihen und Tafel nutzen können.) <ref> vgl. Jahn, Friedrich (1992): Geschichte spielend lernen. Hilfen für den handlungsorientierten Geschichtsunterricht. Frankfurt am Main: Diesterweg. S.7 </ref>
Um Unruhe und Zeitverlust zu vermeiden ist es praktisch, wenn dauerhaft so viel Raum vorhanden ist, dass das Spiel beginnen kann ohne ein vorheriges Umräumen des Klassenzimmers. (Wenn möglich die Tische halbkreisförmig aufstellen, um den Platz wischen Bankreihen und Tafel nutzen können.) <ref> vgl. Jahn, Friedrich (1992): Geschichte spielend lernen. Hilfen für den handlungsorientierten Geschichtsunterricht. Frankfurt am Main: Diesterweg. S.7 </ref>
    
    
Praktisches Beispiel zur pantomimischen Spieleinstimmung mit dem Thema: „Markttag in einer Mittelalterlichen Stadt“. Die Lehrperson zieht sich zurück, spricht langsam und deutlich: „Wir verteilen uns im gesamten freien Raum – wir sind gerade erst aufgewacht, reiben uns die Augen, gähnen und strecken uns – nehmen einen Schluck Wasser und nagen an einem kleinen Stückchen Brot – Wir wollen los zum Markt und nehmen uns dazu einen großen, schweren Korb in jede Hand  - Jetzt haben wir einen großen Tragekorb auf unserem krummen Rücken, den wir mühsam und schwer keuchend tragen – Endlich kommen wir am massiv gebauten Stadttor an, wir werden kontrolliert – Nehmt die Kiepe von eurem Rücken und stellt die beiden Körbe ab – jeder sucht sich einen Partner,  einer ist der Kontrolleur, der andere der Marktbesucher – Nun haben wir den Markt erreicht, wir laden alles ab und holen die Waren raus – am Ende suchen wir uns einen Beruf aus: wir sind Schmiede, Schneider, Tischler… mit leeren Körben laufen wir zurück an unseren Platz.“ <ref> vgl. Jahn, Friedrich (1992): Geschichte spielend lernen. Hilfen für den handlungsorientierten Geschichtsunterricht. Frankfurt am Main: Diesterweg. S.9 </ref>
Praktisches Beispiel zur pantomimischen Spieleinstimmung mit dem Thema: „Markttag in einer Mittelalterlichen Stadt“. Die Lehrperson zieht sich zurück, spricht langsam und deutlich: „Wir verteilen uns im gesamten freien Raum – wir sind gerade erst aufgewacht, reiben uns die Augen, gähnen und strecken uns – nehmen einen Schluck Wasser und nagen an einem kleinen Stückchen Brot – Wir wollen los zum Markt und nehmen uns dazu einen großen, schweren Korb in jede Hand  - Jetzt haben wir einen großen Tragekorb auf unserem krummen Rücken, den wir mühsam und schwer keuchend tragen – Endlich kommen wir am massiv gebauten Stadttor an, wir werden kontrolliert – Nehmt die Kiepe von eurem Rücken und stellt die beiden Körbe ab – jeder sucht sich einen Partner,  einer ist der Kontrolleur, der andere der Marktbesucher – Nun haben wir den Markt erreicht, wir laden alles ab und holen die Waren raus – am Ende suchen wir uns einen Beruf aus: wir sind Schmiede, Schneider, Tischler…mit leeren Körben laufen wir zurück an unseren Platz.“ <ref> vgl. Jahn, Friedrich (1992): Geschichte spielend lernen. Hilfen für den handlungsorientierten Geschichtsunterricht. Frankfurt am Main: Diesterweg. S.9 </ref>


===Die veränderte Lehrerrolle===
===Die veränderte Lehrerrolle===
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Während SCHULZ-HAGELEIT dem Spiel im Geschichtsunterricht generell positiv gegenübersteht, ROHLFES jedoch – wie bereits angedeutet – sieht die Gefahr dieses Ansatzes darin, dass er zu schülerzentriert ist und, dass fachlich nicht gerade viel erarbeitet werden kann.<ref> vgl. Rohlfes 2005, 183 f. </ref>  
Während SCHULZ-HAGELEIT dem Spiel im Geschichtsunterricht generell positiv gegenübersteht, ROHLFES jedoch – wie bereits angedeutet – sieht die Gefahr dieses Ansatzes darin, dass er zu schülerzentriert ist und, dass fachlich nicht gerade viel erarbeitet werden kann.<ref> vgl. Rohlfes 2005, 183 f. </ref>  


Zusammenfassend erklärt ROHLFES "SCHULZ-HAGELEIT will die Schüler nicht zu guten 'Historikern' machen; vielmehr soll der Geschichtsunterricht ihre Persönlichkeitswerdung fördern, sie instand setzen, ihre individuelle und soziale Lage zu begreifen, sich für Gerechtigkeit zu engagieren und gegen Ungerechtigkeit Front zu machen".<ref> Rohlfes 2005, 183 </ref> Diese Aussage ist nachvollziehbar  im Hinblick darauf, dass die Schülerinnen und Schüler in jedem Fall in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden sollen; auf der anderen Seite hat der Unterricht die Aufgabe Anstöße zu vermitteln, um aus Lernenden 'mögliche' Historiker zu machen. Die [[Grundlagen der historischen Kompetenzorientierung#Die Historische Sachkompetenz|Sachkompetenz]] wird gefördert, jedoch ist es utopisch alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen zu erreichen und aus allen gute Historiker zu machen. Zudem macht die Schule keine Historiker, sie trägt dazu bei, dass die Schülerinnen und Schülern selbst Historiker 'werden'.
Zusammenfassend erklärt ROHLFES "SCHULZ-HAGELEIT will die Schüler nicht zu guten 'Historikern' machen; vielmehr soll der Geschichtsunterricht ihre Persönlichkeitswerdung fördern, sie instand setzen, ihre individuelle und soziale Lage zu begreifen, sich für Gerechtigkeit zu engagieren und gegen Ungerechtigkeit Front zu machen".<ref> Rohlfes 2005, 183 </ref> Diese Aussage ist nachvollziehbar  im Hinblick darauf, dass die Schülerinnen und Schüler in jedem Fall in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden sollen; auf der anderen Seite hat der Unterricht die Aufgabe Anstöße zu vermitteln, um aus Lernenden 'mögliche' Historiker zu machen. Die Fachkompetenz wird gefördert, jedoch ist es utopisch alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen zu erreichen und aus allen gute Historiker zu machen. Zudem macht die Schule keine Historiker, sie trägt dazu bei, dass die Schülerinnen und Schülern selbst Historiker 'werden'.  


===Entwicklung und die Tendenz zum Computer===
===Entwicklung und die Tendenz zum Computer===
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Die Verwendung von Spielen und/oder Spielmitteln im Unterricht kann nicht so einfach pauschalisiert werden, da der Ursprung des Rollenspiels in der Theaterpraxis liegt und in der Ausführung nicht viel gemein hat mit einem Lernmemory. Die ersten reflektierten Anstöße, Spiele als Methode im Unterricht umzusetzen, kamen aus dem Bereich der Pädagogischen Hochschulen und der Schulpraxis. Zu erwähnen ist hier Hans Ebeling, der sich hauptsächlich mit darstellendem Spiel beschäftigte.<ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.28 f. </ref>  
Die Verwendung von Spielen und/oder Spielmitteln im Unterricht kann nicht so einfach pauschalisiert werden, da der Ursprung des Rollenspiels in der Theaterpraxis liegt und in der Ausführung nicht viel gemein hat mit einem Lernmemory. Die ersten reflektierten Anstöße, Spiele als Methode im Unterricht umzusetzen, kamen aus dem Bereich der Pädagogischen Hochschulen und der Schulpraxis. Zu erwähnen ist hier Hans Ebeling, der sich hauptsächlich mit darstellendem Spiel beschäftigte.<ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.28 f. </ref>  


Gerd Busse erwähnt, dass das Spiel im Unterricht erstmals seit Ende der 1960er Jahre Anklang fand und verbunden wird mit der generellen Entwicklung der Gesellschaft hin zu Freiheit und Selbstbestimmung, was sich auch im Bildungswesen ausgewirkt hat und [[Grundlagen handlungsorientierter GU-Unterricht|Handlungsorientierung]] und soziales Lernen verstärkt zur Folge hatte.<ref> vgl. Busse </ref> Seit dieser Zeit tauchen verschiedene Werke auf, in denen das Spiel als Unterrichtsmethode genannt wird, allerdings nicht so ausführlich in den Unterricht integriert wird. In den 1980er Jahren tauchen einige Veröffentlichungen auf, die vor allem das Rollenspiel im Unterricht betreffen, und die Möglichkeit des Lernens durch Spielen hervorheben. <ref> vgl. Jahn 1992 </ref> Die meisten Spiele für den Geschichtsunterricht stammen entweder aus den 1990er Jahren oder wurden später entwickelt. Bernhardt  gibt einen Überblick über das Thema, beklagt am Ende allerdings, dass es keine empirischen Untersuchungen zum Erfolg oder Misserfolg von Lernspielen gibt, genauso wenig wie einen internationalen Ausblick hinsichtlich des Themas.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 201 f. </ref>  
Gerd Busse erwähnt, dass das Spiel im Unterricht erstmals seit Ende der 1960er Jahre Anklang fand und verbunden wird mit der generellen Entwicklung der Gesellschaft hin zu Freiheit und Selbstbestimmung, was sich auch im Bildungswesen ausgewirkt hat und Handlungsorientierung und soziales Lernen verstärkt zur Folge hatte.<ref> vgl. Busse </ref> Seit dieser Zeit tauchen verschiedene Werke auf, in denen das Spiel als Unterrichtsmethode genannt wird, allerdings nicht so ausführlich in den Unterricht integriert wird. In den 1980er Jahren tauchen einige Veröffentlichungen auf, die vor allem das Rollenspiel im Unterricht betreffen, und die Möglichkeit des Lernens durch Spielen hervorheben. <ref> vgl. Jahn 1992 </ref> Die meisten Spiele für den Geschichtsunterricht stammen entweder aus den 1990er Jahren oder wurden später entwickelt. Bernhardt  gibt einen Überblick über das Thema, beklagt am Ende allerdings, dass es keine empirischen Untersuchungen zum Erfolg oder Misserfolg von Lernspielen gibt, genauso wenig wie einen internationalen Ausblick hinsichtlich des Themas.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 201 f. </ref>  


Der Einsatz von Spielen hat sich als Methode im Unterrichtswesen etabliert und wird weitgehend angewandt. Selbstverständlich ist, dass verschiedene unterschiedliche Spiele in verschiedenen Situationen mehr oder weniger geeignet sind und entsprechend genutzt werden.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 201 f. </ref> Man könnte vermuten, dass sich die Tendenz beim  Spiel im Geschichtsunterricht an der medialen Entwicklung orientiert und in Zukunft computergestützte Angebote zunehmend an Einfluss gewinnen. Hierzu finden sich in der Literatur nur wenige Anhaltspunkte, die diese Annahme bestätigen; eine Ausnahme macht hier Breuer. Er erklärt im Rahmen eines Beitrags über (Digital) Game-Based Learning, dass lernen sehr wohl durch (computergestützte) Spielangebote gefördert werden kann. Er ist überzeugt, dass "Digitale Spiele […] können demnach […] ein selbstgeleitetes Lernen durch Exploration ermöglichen und befördern".<ref> Breuer </ref>
Der Einsatz von Spielen hat sich als Methode im Unterrichtswesen etabliert und wird weitgehend angewandt. Selbstverständlich ist, dass verschiedene unterschiedliche Spiele in verschiedenen Situationen mehr oder weniger geeignet sind und entsprechend genutzt werden.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 201 f. </ref> Man könnte vermuten, dass sich die Tendenz beim  Spiel im Geschichtsunterricht an der medialen Entwicklung orientiert und in Zukunft computergestützte Angebote zunehmend an Einfluss gewinnen. Hierzu finden sich in der Literatur nur wenige Anhaltspunkte, die diese Annahme bestätigen; eine Ausnahme macht hier Breuer. Er erklärt im Rahmen eines Beitrags über (Digital) Game-Based Learning, dass lernen sehr wohl durch (computergestützte) Spielangebote gefördert werden kann. Er ist überzeugt, dass "Digitale Spiele […] können demnach […] ein selbstgeleitetes Lernen durch Exploration ermöglichen und befördern".<ref> Breuer </ref>
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Nach Bernhardt eignet sich das Spiel sehr gut für den Geschichtsunterricht. Er betont aber auch, dass die Anfertigung der Karten einigen Aufwand erfordert.  
Nach Bernhardt eignet sich das Spiel sehr gut für den Geschichtsunterricht. Er betont aber auch, dass die Anfertigung der Karten einigen Aufwand erfordert.  


Das Spiel übt die [[Narration Grundlagen|narrative]] Kompetenz der Schüler, da nur wörtliche Erklärungen erlaubt sind. Arme und Hände dürfen zur Erklärung nicht hinzugezogen werden. Auch die Fantasie der Schüler wird angeregt, weil sie auf die nahe liegenden Begriffe nicht zurückgreifen dürfen und andere nachvollziehbare Umschreibungen finden müssen. Bei der Auswahl der zu beschreibenden Begriffe sollte man auf ein schülergerechtes Niveau achten und mit den sprachlichen Äußerungen der Schüler nicht zu streng umgehen.  
Das Spiel übt die narrative Kompetenz der Schüler, da nur wörtliche Erklärungen erlaubt sind. Arme und Hände dürfen zur Erklärung nicht hinzugezogen werden. Auch die Fantasie der Schüler wird angeregt, weil sie auf die nahe liegenden Begriffe nicht zurückgreifen dürfen und andere nachvollziehbare Umschreibungen finden müssen. Bei der Auswahl der zu beschreibenden Begriffe sollte man auf ein schülergerechtes Niveau achten und mit den sprachlichen Äußerungen der Schüler nicht zu streng umgehen.  
Bernhardt beschreibt noch die Möglichkeit, Schüler selbst Tabu-Karten anfertigen zu lassen. Bei dieser Variante findet zusätzlich eine Auseinandersetzung mit den Merkmalen eines bestimmten Begriffs statt. Auch ein themenorientiertes Vorgehen ist möglich, indem man Gruppen bildet, die verschiedene Karten zu einem Thema herstellen. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 62 </ref>
Bernhardt beschreibt noch die Möglichkeit, Schüler selbst Tabu-Karten anfertigen zu lassen. Bei dieser Variante findet zusätzlich eine Auseinandersetzung mit den Merkmalen eines bestimmten Begriffs statt. Auch ein themenorientiertes Vorgehen ist möglich, indem man Gruppen bildet, die verschiedene Karten zu einem Thema herstellen. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 62 </ref>


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=== Szenisches Spiel ===
=== Szenisches Spiel ===


Das szenische Spiel beinhaltet Methoden historischen Lernens, in denen Schüler Rollen übernehmen und gestalten. Die zugrundeliegenden Methoden sind auch hier die Re- Konstruktion (ausgehend von einer Fragestellung werden Vergangenheitspartikel erfasst und neu angeordnet, um eine szenische [[Narration Grundlagen|Narration]] zu schaffen) und die Dekonstruktion ( Analyse von bereits gegebenen Narrationen), wobei erstere beim gebrauch szenischer Spielformen meist überwiegt. <ref> vgl. Lehmann, Katja (2006): Theater spielen im Geschichtsunterricht. Neuried: ars una. S. 26 </ref> Das szenische Spiel lässt sich in drei Bereiche unterteilen.
Das szenische Spiel beinhaltet Methoden historischen Lernens, in denen Schüler Rollen übernehmen und gestalten. Die zugrundeliegenden Methoden sind auch hier die Re- Konstruktion (ausgehend von einer Fragestellung werden Vergangenheitspartikel erfasst und neu angeordnet, um eine szenische Narration zu schaffen) und die Dekonstruktion ( Analyse von bereits gegebenen Narrationen), wobei erstere beim gebrauch szenischer Spielformen meist überwiegt. <ref> vgl. Lehmann, Katja (2006): Theater spielen im Geschichtsunterricht. Neuried: ars una. S. 26 </ref> Das szenische Spiel lässt sich in drei Bereiche unterteilen.


Erstens die historiografische Rezeption, bei dieser wird den Schülerinnen und Schülern eine Quelle gegeben, welche anhand der Quellenkritik überprüft werden  soll und anschließend szenisch gestaltetet werden muss. Das Vergangene  wird hierbei durch die Auseinandersetzung mit historischen Quellen zugänglich gemacht. Durch diese Auseinandersetzung  entsteht ein sogenanntes historiographisches Rezeptionsdokument, zum Beispiel in Form einer szenischen Umsetzung. Eine reflektierende Betrachtung der Ergebnisse hilft grobe Verfälschungen und Anachronismen aufzudecken. Solche kreative Verfahren können bei Schülern die Bereitschaft erhöhen, sich auch mit historischen Details auseinandersetzen zu wollen. <ref> Bernhardt 2003, 151 </ref>  
Erstens die historiografische Rezeption, bei dieser wird den Schülerinnen und Schülern eine Quelle gegeben, welche anhand der Quellenkritik überprüft werden  soll und anschließend szenisch gestaltetet werden muss. Das Vergangene  wird hierbei durch die Auseinandersetzung mit historischen Quellen zugänglich gemacht. Durch diese Auseinandersetzung  entsteht ein sogenanntes historiographisches Rezeptionsdokument, zum Beispiel in Form einer szenischen Umsetzung. Eine reflektierende Betrachtung der Ergebnisse hilft grobe Verfälschungen und Anachronismen aufzudecken. Solche kreative Verfahren können bei Schülern die Bereitschaft erhöhen, sich auch mit historischen Details auseinandersetzen zu wollen. <ref> Bernhardt 2003, 151 </ref>  
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Als drittes Beispiel müssen sich die Schülerinnen und Schüler im Rollenspiel in historische Personen hineinversetzen und sich mit Rollen identifizieren. <ref> vgl. Lehmann, Katja (2006): Theater spielen im Geschichtsunterricht. Neuried: ars una. S. 25 </ref> Das Rollenspiel an sich hat seinen Hintergrund im Theater und nicht im Geschichtsunterricht. Leider werden viele Aktivitäten, die im Unterricht vollzogen werden, fälschlicherweise als Rollenspiel bezeichnet, wobei sie eher Imitationsspielcharakter aufweisen, bedauert Bernhardt.<ref> Bernhardt 2003, 95 </ref> Auch bei Rollenspielen, bei denen bestimmte historische Situationen einer Gesellschaft oder verschiedener Gruppen dargestellt werden sollen, muss ein Mindestmaß an historischem Vorwissen vorhanden sein, um das Dargestellte verständlich zu machen. Es hat die Aufgabe Probleme darzustellen "[…] dient das gelenkte Rollenspiel der Verdeutlichung und Bewältigung ausgewählter gesellschaftlicher Problemzusammenhänge".<ref> Bernhardt 2003, 96 </ref> Durch die Tatsache, dass es sowohl beim spontanen als auch gelenkten Rollenspiel um die Verarbeitung eigener Erfahrungen geht, hat es seine Berechtigung im Schulalltag.<ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.96 </ref>
Als drittes Beispiel müssen sich die Schülerinnen und Schüler im Rollenspiel in historische Personen hineinversetzen und sich mit Rollen identifizieren. <ref> vgl. Lehmann, Katja (2006): Theater spielen im Geschichtsunterricht. Neuried: ars una. S. 25 </ref> Das Rollenspiel an sich hat seinen Hintergrund im Theater und nicht im Geschichtsunterricht. Leider werden viele Aktivitäten, die im Unterricht vollzogen werden, fälschlicherweise als Rollenspiel bezeichnet, wobei sie eher Imitationsspielcharakter aufweisen, bedauert Bernhardt.<ref> Bernhardt 2003, 95 </ref> Auch bei Rollenspielen, bei denen bestimmte historische Situationen einer Gesellschaft oder verschiedener Gruppen dargestellt werden sollen, muss ein Mindestmaß an historischem Vorwissen vorhanden sein, um das Dargestellte verständlich zu machen. Es hat die Aufgabe Probleme darzustellen "[…] dient das gelenkte Rollenspiel der Verdeutlichung und Bewältigung ausgewählter gesellschaftlicher Problemzusammenhänge".<ref> Bernhardt 2003, 96 </ref> Durch die Tatsache, dass es sowohl beim spontanen als auch gelenkten Rollenspiel um die Verarbeitung eigener Erfahrungen geht, hat es seine Berechtigung im Schulalltag.<ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S.96 </ref>


Im Rollenspiel soll es um die Rekonstruktion von sozialer Wirklichkeit gehen. Die Träger der Rollen vertreten Interessen und Haltungen und verdeutlichen dadurch funktionelle und strukturelle Gegebenheiten der sozialen Wirklichkeit, die rekonstruiert werden soll.<ref> Bernhardt 2003, 21 </ref>. Bernhard weist darauf hin, dass zwei Ebenen des Spiels zu beachten sind; zum Einen die Sachebene, zum Anderen die Beziehungsebene. Die soziale Wirklichkeit, die nachgestellt werden soll, kann jedoch immer durch aktuelle Beziehungsstrukturen in der Klasse beeinflusst werden, sodass eine vollständige Identifikation mit der Rolle oder der historischen Person schwierig erscheint. Andererseits kann eine historische Quelle durch das Rollenspiel auf der Beziehungsebene anders erfahrbar gemacht werden, als dies durch herkömmliche [[Quellenarbeit im Geschichtsunterricht (Sek.I)| Quellenarbeit]] möglich ist. <ref> Bernhardt 2003, 22 </ref>.  Fachliches Interesse auf der Sachebene, kann mit affektiven Zugängen auf der Beziehungsebene geweckt werden. Das Rollenspiel kann, richtig durchgeführt, einen Beitrag zur Erweiterung des Geschichtsbewusstseins leisten, aber bis es soweit kommen kann, muss eine solide Basis an angrenzenden Fakten geschaffen werden. BERNHARDT bringt hierzu das Beispiel eines Konflikts zwischen einem Lehrer und einem Schüler im 19.Jh., den die SchülerInnen nachstellen sollen.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 96 ff. </ref>  
Im Rollenspiel soll es um die Rekonstruktion von sozialer Wirklichkeit gehen. Die Träger der Rollen vertreten Interessen und Haltungen und verdeutlichen dadurch funktionelle und strukturelle Gegebenheiten der sozialen Wirklichkeit, die rekonstruiert werden soll.<ref> Bernhardt 2003, 21 </ref>. Bernhard weist darauf hin, dass zwei Ebenen des Spiels zu beachten sind; zum Einen die Sachebene, zum Anderen die Beziehungsebene. Die soziale Wirklichkeit, die nachgestellt werden soll, kann jedoch immer durch aktuelle Beziehungsstrukturen in der Klasse beeinflusst werden, sodass eine vollständige Identifikation mit der Rolle oder der historischen Person schwierig erscheint. Andererseits kann eine historische Quelle durch das Rollenspiel auf der Beziehungsebene anders erfahrbar gemacht werden, als dies durch herkömmliche Quellenarbeit möglich ist. <ref> Bernhardt 2003, 22 </ref>.  Fachliches Interesse auf der Sachebene, kann mit affektiven Zugängen auf der Beziehungsebene geweckt werden. Das Rollenspiel kann, richtig durchgeführt, einen Beitrag zur Erweiterung des Geschichtsbewusstseins leisten, aber bis es soweit kommen kann, muss eine solide Basis an angrenzenden Fakten geschaffen werden. BERNHARDT bringt hierzu das Beispiel eines Konflikts zwischen einem Lehrer und einem Schüler im 19.Jh., den die SchülerInnen nachstellen sollen.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 96 ff. </ref>  


Während eines Rollenspiels, so Bernhardt, soll es den SchülerInnen auch möglich sein historisches Verständnis zu erlangen durch den Vergleich der eigenen Situation mit der früheren Lage, und durch diese Abgrenzung zu lernen; wenn es denn gelingt sich abzugrenzen.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 97 </ref>
Während eines Rollenspiels, so Bernhardt, soll es den SchülerInnen auch möglich sein historisches Verständnis zu erlangen durch den Vergleich der eigenen Situation mit der früheren Lage, und durch diese Abgrenzung zu lernen; wenn es denn gelingt sich abzugrenzen.<ref> vgl. Bernhardt 2003, 97 </ref>
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Es empfiehlt sich anfangs eher größere Gruppen zu bilden, damit die Schülerinnen und Schüler nicht überfordert werden. Wenn eine Klasse erfahrener im Umgang mit dem Theater ist, kann die Gruppengröße sowie die Zeitdauer reduziert werden. Die Reflexion am Ende ist nicht nur notwendig, sondern braucht auch etwas Zeit. Die Ausstattung des Klassenzimmers, sowie die Herstellung von Kostümen oder Masken, welche sich vielleicht fächerübergreifend gestalten lassen, sollten bei der Planung berücksichtigt werden. .<ref> vgl. Lehmann, Katja (2006): Theater spielen im Geschichtsunterricht. Neuried: ars una. S. 27 </ref>
Es empfiehlt sich anfangs eher größere Gruppen zu bilden, damit die Schülerinnen und Schüler nicht überfordert werden. Wenn eine Klasse erfahrener im Umgang mit dem Theater ist, kann die Gruppengröße sowie die Zeitdauer reduziert werden. Die Reflexion am Ende ist nicht nur notwendig, sondern braucht auch etwas Zeit. Die Ausstattung des Klassenzimmers, sowie die Herstellung von Kostümen oder Masken, welche sich vielleicht fächerübergreifend gestalten lassen, sollten bei der Planung berücksichtigt werden. .<ref> vgl. Lehmann, Katja (2006): Theater spielen im Geschichtsunterricht. Neuried: ars una. S. 27 </ref>


''Unterrichtspraktische Beispiele: Szenisches Spiel''
''Unterrichtspraktische Beispiele: Szenisches Spiel''
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Der Ablauf des Unterrichts kann sich dann in drei Bereiche gliedern lassen:
Der Ablauf des Unterrichts kann sich dann in drei Bereiche gliedern lassen:


* Kenntnisse über die Zustände im vorrevolutionären Frankreich; politische, soziale und wirtschaftliche Bedingungen für die Revolution zum Beispiel durch [[Grundlagen Arbeits- und Sozialformen#Gruppenarbeit|Gruppenarbeit]]en zu den Ständen, dem französischen Königstum, dem Staatshausalt usw.
* Kenntnisse über die Zustände im vorrevolutionären Frankreich; politische, soziale und wirtschaftliche Bedingungen für die Revolution zum Beispiel durch Gruppenarbeiten zu den Ständen, dem französischen Königstum, dem Staatshausalt usw.
* Vorbereitung und Durchführung der Nachrichtensendung zum 14. Juli 1789 (Verlauf und Ursachen):  
* Vorbereitung und Durchführung der Nachrichtensendung zum 14. Juli 1789 (Verlauf und Ursachen):  
:Die Nachrichtensendung untergliedert sich in drei Teile
:Die Nachrichtensendung untergliedert sich in drei Teile
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Der Arbeitsauftrag umfasst auch eine Anleitung zur Arbeit mit dem Quellentext.
Der Arbeitsauftrag umfasst auch eine Anleitung zur Arbeit mit dem Quellentext.
Für ein entsprechendes Ambiente während des Schlagabtausches kann ein Sitzkreis hergestellt werden, die Sprecher können Namensschilder erhalten oder symbolische Fähnchen für ihre Nationen. Ansprechende Accessoires bewirken eine gesteigerte Aufmerksamkeit bei den Schülern. <ref> vgl. Bernhardt 2003, 166 </ref>
Für ein entsprechendes Ambiente während des Schlagabtausches kann ein Sitzkreis hergestellt werden, die Sprecher können Namensschilder erhalten oder symbolische Fähnchen für ihre Nationen. Ansprechende Accessoires bewirken eine gesteigerte Aufmerksamkeit bei den Schülern. <ref> vgl. Bernhardt 2003, 166 </ref>


''Unterrichtspraktische Beispiele: Imitationsspiele''
''Unterrichtspraktische Beispiele: Imitationsspiele''
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Dadurch, dass die Schüler drei unterschiedliche Gruppen bilden, Modelleur – Darsteller – Beobachter, können die verschiedenen Perspektiven erfasst und thematisiert werden. Im direkten Vergleich zur originalen Abbildung wird der Unterschied zwischen dem Inhalt der Darstellung und den Absichten des Künstlers oder Fotografen deutlich; Bilder können auf diese Weise als eine Interpretation der Wirklichkeit entlarvt werden. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 93 </ref>
Dadurch, dass die Schüler drei unterschiedliche Gruppen bilden, Modelleur – Darsteller – Beobachter, können die verschiedenen Perspektiven erfasst und thematisiert werden. Im direkten Vergleich zur originalen Abbildung wird der Unterschied zwischen dem Inhalt der Darstellung und den Absichten des Künstlers oder Fotografen deutlich; Bilder können auf diese Weise als eine Interpretation der Wirklichkeit entlarvt werden. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 93 </ref>


Als konkretes Unterrichtsbeispiel nennt Bernhardt die Arbeit mit Bildern aus dem Bereich der Schule. Verwendet wurden zwei Fotografien aus dem 19. Jahrhundert. Bei der einen Fotografie sind Schüler einer Volksschulklasse, auf der anderen sind Schüler einer Gymnasialklasse abgebildet. Beide Bilder weisen einige Besonderheiten des damaligen Schullebens (Disziplinierung, Schüler-Lehrer-Verhältnis, Selektionsaspekte…) auf, die nun mit der Herstellung von Standbildern entschlüsselt werden sollen. Die Methode eignet sich in diesem Beispiel als [[Einstieg|Einstieg]] für eine Unterrichtsstunde zur Schule im Kaiserreich. Die Reflexion mithilfe der Standbilder kann neue Fragen und Hypothesen aufwerfen, welche wiederum die Grundlage für eine weitere quellengestützte Auseinandersetzung mit Thema bilden können. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 93ff. </ref>
Als konkretes Unterrichtsbeispiel nennt Bernhardt die Arbeit mit Bildern aus dem Bereich der Schule. Verwendet wurden zwei Fotografien aus dem 19. Jahrhundert. Bei der einen Fotografie sind Schüler einer Volksschulklasse, auf der anderen sind Schüler einer Gymnasialklasse abgebildet. Beide Bilder weisen einige Besonderheiten des damaligen Schullebens (Disziplinierung, Schüler-Lehrer-Verhältnis, Selektionsaspekte…) auf, die nun mit der Herstellung von Standbildern entschlüsselt werden sollen. Die Methode eignet sich in diesem Beispiel als Einstieg für eine Unterrichtsstunde zur Schule im Kaiserreich. Die Reflexion mithilfe der Standbilder kann neue Fragen und Hypothesen aufwerfen, welche wiederum die Grundlage für eine weitere quellengestützte Auseinandersetzung mit Thema bilden können. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 93ff. </ref>


Als ein weiteres Imitationsspiel stellt Bernhardt das Stegreifspiel vor. Bernhardt beschreibt das Stegreifspiel Zwei Mark für Adolf Hitler?, das sich mit dem Problem von Zustimmung und Widerstand im Dritten Reich auseinandersetzt. Man kann die Schüler folgendes Szenario spielen lassen: „Ein Tag im Jahr 1937. Die Familie sitzt beim Abendessen. Es klingelt an der Tür. Der Vater/die Mutter/die Tochter/der Sohn (einer Arbeiterfamilie/Handwerkerfamilie/Beamtenfamilie usw.) öffnet. Vor der Tür steht ein Nachbar, der von jedem Mieter des Hauses zwei Mark sammelt, um dem Führer ein Geburtstagsgeschenk zu machen. Spielt den Dialog an der Tür!“ <ref> Zitat von Bernhardt in: Das Spiel im Geschichtsunterricht, S. 78 </ref>.  
Als ein weiteres Imitationsspiel stellt Bernhardt das Stegreifspiel vor. Bernhardt beschreibt das Stegreifspiel Zwei Mark für Adolf Hitler?, das sich mit dem Problem von Zustimmung und Widerstand im Dritten Reich auseinandersetzt. Man kann die Schüler folgendes Szenario spielen lassen: „Ein Tag im Jahr 1937. Die Familie sitzt beim Abendessen. Es klingelt an der Tür. Der Vater/die Mutter/die Tochter/der Sohn (einer Arbeiterfamilie/Handwerkerfamilie/Beamtenfamilie usw.) öffnet. Vor der Tür steht ein Nachbar, der von jedem Mieter des Hauses zwei Mark sammelt, um dem Führer ein Geburtstagsgeschenk zu machen. Spielt den Dialog an der Tür!“ <ref> Zitat von Bernhardt in: Das Spiel im Geschichtsunterricht, S. 78 </ref>.  


Durch eine solche [[Grundlagen Inszenierung|Inszenierung]] kann man den Schülern einen affektiven Zugang zum Thema „Alltag im Dritten Reich“ ermöglichen. Die Szene kann von den Schülern mehrfach gespielt werden. Im Anschluss werden im Gespräch die Gefühle und Argumente, die zu der jeweiligen Entscheidung geführt haben, thematisiert. Die Schüler stellen Hypothesen auf, welche Handlungsspielräume die Menschen im alltäglichen Leben des Dritten Reiches hatten. Dies kann man als Ausgangspunkt für die weitere Beschäftigung mit nationalsozialistischen Handlungspraxen nehmen. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 78f. </ref>
Durch eine solche Inszenierung kann man den Schülern einen affektiven Zugang zum Thema „Alltag im Dritten Reich“ ermöglichen. Die Szene kann von den Schülern mehrfach gespielt werden. Im Anschluss werden im Gespräch die Gefühle und Argumente, die zu der jeweiligen Entscheidung geführt haben, thematisiert. Die Schüler stellen Hypothesen auf, welche Handlungsspielräume die Menschen im alltäglichen Leben des Dritten Reiches hatten. Dies kann man als Ausgangspunkt für die weitere Beschäftigung mit nationalsozialistischen Handlungspraxen nehmen. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 78f. </ref>


Weitere Stegreifspiele, die Bernhardt aufzählt, sind: Auf dem Sklavenmarkt, das sich mit der fremden römischen Sklavenhaltergesellschaft auseinandersetzt. Auswanderung, das soziale Probleme im Kaiserreich behandelt. Völkerwanderung, welches das Auftauchen der Hunnen und die damit verbundenen Folgen thematisiert. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 80 </ref>  
Weitere Stegreifspiele, die Bernhardt aufzählt, sind: Auf dem Sklavenmarkt, das sich mit der fremden römischen Sklavenhaltergesellschaft auseinandersetzt. Auswanderung, das soziale Probleme im Kaiserreich behandelt. Völkerwanderung, welches das Auftauchen der Hunnen und die damit verbundenen Folgen thematisiert. <ref> vgl. Bernhardt, Markus (2003): Das Spiel im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau. S. 80 </ref>  

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