Bearbeiten von „Themenbestimmung in der Primarstufe

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Die Erfahrungen zeigen, dass Themenkomplexe der alten Geschichte und die Grundschule gut zusammenpassen. Sie führen, richtig gemacht, dazu, bei den SuS ein Geschichtsinteresse zu entwickeln, Geschichtsverdrossenheit vorzubeugen und zu Erweiterungen ihres Wissens- und Erkenntnishorizonts. Letztendlich können sie dazu beitragen, Unterrichtsformen zu verändern, denn gerade bei alter Geschichte muss man sich damit beschäftigen, wie man Inhalte und Themenstellungen, Anschauungen und Darstellungen, die aus der Natur der Sache hinaus der Erfahrung von Kindern nicht zugänglich sind, in einer verständlichen Weise nahe bringt. <ref> Bergmann 2005, S. 224 </ref> <br>
Die Erfahrungen zeigen, dass Themenkomplexe der alten Geschichte und die Grundschule gut zusammenpassen. Sie führen, richtig gemacht, dazu, bei den SuS ein Geschichtsinteresse zu entwickeln, Geschichtsverdrossenheit vorzubeugen und zu Erweiterungen ihres Wissens- und Erkenntnishorizonts. Letztendlich können sie dazu beitragen, Unterrichtsformen zu verändern, denn gerade bei alter Geschichte muss man sich damit beschäftigen, wie man Inhalte und Themenstellungen, Anschauungen und Darstellungen, die aus der Natur der Sache hinaus der Erfahrung von Kindern nicht zugänglich sind, in einer verständlichen Weise nahe bringt. <ref> Bergmann 2005, S. 224 </ref> <br>
====Relevanz des Themas „Alltag im alten Rom“====
====Relevanz des Themas „Alltag im alten Rom“====
Die Römer bzw. die Stadt Rom ist den meisten Grundschülern als geographische und historische Größe bekannt, wie z.B. aus den Comics Asterix und Obelix. Allerdings ist von den Lehrkräften zu berücksichtigen, dass keine erheblichen Vorkenntnisse über die tatsächlichen damaligen Lebensverhältnisse existieren, sondern eher sogenanntes Pseudowissen. Braas erläutert dazu, dass der Begriff Alltag dem historischen Transfer auf die Erfahrungswelt der Kinder diene, die so die Gegenwart mit der Vergangenheit vergleichen können. Des Weiteren gäbe es eine Vielzahl von Quellen und Materialien zu den Römern, so dass zu dem Thema leicht Zugang gefunden werden könne. Außerdem handle es sich um kein Modethema wie z.B. Dinosaurier, sondern es ginge um historische und wissenschaftliche Kenntnisse und Bildung. <ref> vgl. ebenda, S. 225 </ref> Von der Thematisierung der kolonialistisch-imperialistischen Rolle des Römischen Reichs und der politischen Herrschaftsformen wurde abgesehen, da diese Themen noch zu schwer für die Altersgruppe gewesen wären. Weiter erklärt Braas, dass die Zeit der Römer als Ganzes betrachtet werden soll, als geschlossene Geschichtsepoche, und nicht in den verschiedenen Entwicklungsstufen des Römischen Reichs.<ref> vgl. ebenda S. 226 </ref>. „Die entwickelte städtische römische Gesellschaft des 1. und 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung war Basis unserer Arbeit“, <ref> ebenda, S. 226 </ref> da dieser Abschnitt gut dokumentiert ist und der historische Transfer durch einen Vergleich mit den Lebensverhältnissen heutiger Kinder dadurch ermöglicht werde. <br>
Die Römer bzw. die Stadt Rom ist den meisten Grundschülern als geographische und historische Größe bekannt, wie z.B. aus den Comics Asterix und Obelix. Allerdings ist von den Lehrkräften zu berücksichtigen, dass keine erheblichen Vorkenntnisse über die tatsächlichen damaligen Lebensverhältnisse existieren, sondern eher sogenanntes Pseudowissen. Braas erläutert dazu, dass der Begriff Alltag dem historischen Transfer auf die Erfahrungswelt der Kinder diene, die so die Gegenwart mit der Vergangenheit vergleichen können. Des Weiteren gäbe es eine Vielzahl von Quellen und Materialien zu den Römern, so dass zu dem Thema leicht Zugang gefunden werden könne. Außerdem handle es sich um kein Modethema wie z.B. Dinosaurier, sondern es ginge um historische und wissenschaftliche Kenntnisse und Bildung. <ref> vgl. ebenda, S. 225 </ref> Von der Thematisierung der kolonialistisch-imperialistischen Rolle des Römischen Reichs und der politischen Herrschaftsformen wurde abgesehen, da diese Themen noch zu schwer für die Altersgruppe gewesen wären. Weiter erklärt Braas, dass die Zeit der Römer als Ganzes betrachtet werden soll, als geschlossene Geschichtsepoche, und nicht in den verschiedenen Entwicklungsstufen des Römischen Reichs.<ref> vgl. ebenda S. 226 </ref>. „Die entwickelte städtische römische Gesellschaft des 1. und 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung war Basis unserer Arbeit“, <ref> ebenda, S. 226 </ref> da dieser Abschnitt gut dokumentiert ist und der historische Transfer durch einen Vergleich mit den Lebensverhältnissen heutiger Kinder dadurch ermöglicht werde.
Die Lehrkräfte um Braas bereiteten als Unterrichtsinhalte die folgenden Themen didaktisch auf: Die römische Stadt, das römische Haus, die römische Familie, der Tagesablauf/Lebenslauf eines Römers, Freizeit und Unterhaltung, Kleidung und Mode, Arbeit und Beruf, Schule und Erziehung, Essen und Trinken, [[Spiele im Geschichtsunterricht|Spiele]] und ihre Funktion und das Sozialgefüge in Rom. <ref> vgl. ebenda, S. 226 </ref> Die Lehrkräfte erarbeiteten einen Katalog von allgemeinen Zielen, der den Unterrichtsreihen zu Grunde lag und zu Dimensionen des Geschichtsbewusstseins hinführte. Dabei sollten historische Veränderungen von Lebensbedingungen und –zusammenhängen und ihre Veränderbarkeit erkennbar werden; die Andersartigkeit und Fremdheit wurden vor dem Hintergrund der historischen ökonomisch-technischen und sozial-kulturellen Bedingungen wahrgenommen; Fortschritte und Leistungen früherer Kulturen sowie ihre Beschränkungen wurden vor dem Hintergrund der damals gegebenen Bedingungen erkannt und gewürdigt. <br>
Die Lehrkräfte um Braas bereiteten als Unterrichtsinhalte die folgenden Themen didaktisch auf: Die römische Stadt, das römische Haus, die römische Familie, der Tagesablauf/Lebenslauf eines Römers, Freizeit und Unterhaltung, Kleidung und Mode, Arbeit und Beruf, Schule und Erziehung, Essen und Trinken, [[Spiele im Geschichtsunterricht|Spiele]] und ihre Funktion und das Sozialgefüge in Rom. <ref> vgl. ebenda, S. 226 </ref> Die Lehrkräfte erarbeiteten einen Katalog von allgemeinen Zielen, der den Unterrichtsreihen zu Grunde lag und zu Dimensionen des Geschichtsbewusstseins hinführte. Dabei sollten historische Veränderungen von Lebensbedingungen und –zusammenhängen und ihre Veränderbarkeit erkennbar werden; die Andersartigkeit und Fremdheit wurden vor dem Hintergrund der historischen ökonomisch-technischen und sozial-kulturellen Bedingungen wahrgenommen; Fortschritte und Leistungen früherer Kulturen sowie ihre Beschränkungen wurden vor dem Hintergrund der damals gegebenen Bedingungen erkannt und gewürdigt.  
Ziel des Konzepts ist es, das Bewusstsein über Zeiträume, Zeitabläufe und Zeitgeschehen zu schulen, genau wie historische Realitäten klarer von erfundenen Figuren und Geschehnissen zu unterscheiden. Methoden und Vorgehen historischer Erkenntnisse kennen zu lernen und anzuwenden. <ref> vgl. ebenda S. 227 </ref> Es empfiehlt sich vor dem Unterricht eine Erhebung zu den Vorkenntnissen der SuS durchzuführen, um die Geschichtskenntnisse der SuS zu prüfen. Oft nennen Kinder Figuren aus Fernsehen, Filmen, Comics und Märchen in einem Zug mit realen historischen Figuren. Auch bei der zeitlichen Einordnung historischer Ereignisse existiert normalerweise wenig Orientierung. Doch „gerade das Alte weckte Interesse und Neugier; das Dunkel, das Geschichte umgibt, die Ahnungen, die man bereits davon hat und die Aussicht, einen Einblick in die geheimnisvolle Welt der Vergangenheit zu erlangen, schufen einen Reiz.“ <ref> ebenda, S. 229 </ref>.
Ziel des Konzepts ist es, das Bewusstsein über Zeiträume, Zeitabläufe und Zeitgeschehen zu schulen, genau wie historische Realitäten klarer von erfundenen Figuren und Geschehnissen zu unterscheiden. Methoden und Vorgehen historischer Erkenntnisse kennen zu lernen und anzuwenden. <ref> vgl. ebenda S. 227 </ref> Es empfiehlt sich vor dem Unterricht eine Erhebung zu den Vorkenntnissen der SuS durchzuführen, um die Geschichtskenntnisse der SuS zu prüfen. Oft nennen Kinder Figuren aus Fernsehen, Filmen, Comics und Märchen in einem Zug mit realen historischen Figuren. Auch bei der zeitlichen Einordnung historischer Ereignisse existiert normalerweise wenig Orientierung. Doch „gerade das Alte weckte Interesse und Neugier; das Dunkel, das Geschichte umgibt, die Ahnungen, die man bereits davon hat und die Aussicht, einen Einblick in die geheimnisvolle Welt der Vergangenheit zu erlangen, schufen einen Reiz.“ <ref> ebenda, S. 229 </ref>.  
 
====Was hast du heute gemacht -- Alltag als didaktischer Leitfaden====
====Was hast du heute gemacht -- Alltag als didaktischer Leitfaden====
Im Mittelpunkt der Unterrichtsreihe von Braas und Kollegen standen Tagesabläufe von römischen Kindern bzw. einer Familie. Damit beleuchteten sie Zusammenhänge aus dem Alltagsleben der Römer. Den SuS wurde ein Maßstab für den unmittelbaren Vergleich zu von ihnen erlebten heutigen Lebensumständen ermöglicht, indem ihre eigenen Erfahrungsdimensionen einbezogen wurden. Alltag und normaler Tagesablauf gewannen damit den Stellenwert eines didaktischen Leitfadens. Um den Tagesablauf in Rom zu beleuchten und ihn den SuS verständlich zu machen, wurde im Unterricht eine Leitfigur benutzt, welche meist ein fiktives römisches Kind war. Dieses Kind geleitete die Kinder im Unterricht durch seinen Alltag. Es diente damit als Identifikationsfigur. Weil sich Kinder von Gleichaltrigen i.d.R. leichter Vorstellungen machen können, wurden die Identifikationsfiguren beim Aufstehen und Ankleiden, bei den Mahlzeiten, in der Schule, beim Einkaufen oder beim Spiel begleitet. Die Ereignisse des Tages eines römischen Kinds strukturierten so den Unterricht, legten Themen nahe und brachten die historischen Inhalte in unmittelbare Nähe zu den Erfahrungsmöglichkeiten und Interessen der heutigen Kinder. <br>
Im Mittelpunkt der Unterrichtsreihe von Braas und Kollegen standen Tagesabläufe von römischen Kindern bzw. einer Familie. Damit beleuchteten sie Zusammenhänge aus dem Alltagsleben der Römer. Den SuS wurde ein Maßstab für den unmittelbaren Vergleich zu von ihnen erlebten heutigen Lebensumständen ermöglicht, indem ihre eigenen Erfahrungsdimensionen einbezogen wurden. Alltag und normaler Tagesablauf gewannen damit den Stellenwert eines didaktischen Leitfadens. Um den Tagesablauf in Rom zu beleuchten und ihn den SuS verständlich zu machen, wurde im Unterricht eine Leitfigur benutzt, welche meist ein fiktives römisches Kind war. Dieses Kind geleitete die Kinder im Unterricht durch seinen Alltag. Es diente damit als Identifikationsfigur. Weil sich Kinder von Gleichaltrigen i.d.R. leichter Vorstellungen machen können, wurden die Identifikationsfiguren beim Aufstehen und Ankleiden, bei den Mahlzeiten, in der Schule, beim Einkaufen oder beim Spiel begleitet. Die Ereignisse des Tages eines römischen Kinds strukturierten so den Unterricht, legten Themen nahe und brachten die historischen Inhalte in unmittelbare Nähe zu den Erfahrungsmöglichkeiten und Interessen der heutigen Kinder. <br>
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====Themen der Unterrichtsreihe====
====Themen der Unterrichtsreihe====
Die Zugänglichkeit für die SuS ist bei der Themenfindung von außerordentlicher Bedeutung, was die Lehrkräfte um Braas berücksichtigten. Ein beliebtes Thema bei den Kindern sind die Mahlzeiten und Speisen der Römer. Es kommt einem handlungsorientierten Unterricht entgegen, da es sich anbietet mit Kindern in Rom übliche Speisen zuzubereiten und sie nach römischen Essgewohnheiten und –sitten zu verspeisen. <ref> vgl. ebenda, S. 236 </ref> Der Vergleich von früher und heute kann dabei auf eine sinnlich erfahrbare Weise geschehen. Die Kinder lernen die Frühstücks, Mittags- und Abendspeisen der Römer kennen und verstehen, dass sie je nachdem, ob sie arm oder reich waren, unterschiedlich gespeist und gewohnt haben und auch andere Hierarchien herrschten. <ref> vgl. ebenda, S. 236 </ref> <br>
Die Zugänglichkeit für die SuS ist bei der Themenfindung von außerordentlicher Bedeutung, was die Lehrkräfte um Braas berücksichtigten. Ein beliebtes Thema bei den Kindern sind die Mahlzeiten und Speisen der Römer. Es kommt einem handlungsorientierten Unterricht entgegen, da es sich anbietet mit Kindern in Rom übliche Speisen zuzubereiten und sie nach römischen Essgewohnheiten und –sitten zu verspeisen. <ref> vgl. ebenda, S. 236 </ref> Der Vergleich von früher und heute kann dabei auf eine sinnlich erfahrbare Weise geschehen. Die Kinder lernen die Frühstücks, Mittags- und Abendspeisen der Römer kennen und verstehen, dass sie je nachdem, ob sie arm oder reich waren, unterschiedlich gespeist und gewohnt haben und auch andere Hierarchien herrschten. <ref> vgl. ebenda, S. 236 </ref>
Es sind damit viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu finden, die man gut mit den Grundschülern durchsprechen kann. Mit Hilfe von bildlichen Darstellungen kann den SuS ein Eindruck römischer Esssituationen in Bürgerfamilien verschafft werden, was in Rollenspielen nachgespielt werden kann. Man kann vorher mit SuS Mahlzeiten kochen. So werden auch die Küchen in römischen Haushalten, die Zubereitung der Mahlzeiten mit den SuS und der Einkauf in den Märkten oder Ladengeschäften in den Straßen Roms besprochen. Dazu werden die SuS in Gruppen aufgeteilt, um die Speisen zuzubereiten. <ref> vgl. ebenda, S. 237 </ref> Anschließend verspeisten sie das Essen. In dieser Phase kamen weitere Fragen auf, die im Unterrichtsgespräch geklärt wurden (z.B. ob es bei dem Römern schon Zucker gab). <ref> vgl. ebenda, S. 239f </ref> <br>
Es sind damit viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu finden, die man gut mit den Grundschülern durchsprechen kann. Mit Hilfe von bildlichen Darstellungen kann den SuS ein Eindruck römischer Esssituationen in Bürgerfamilien verschafft werden, was in Rollenspielen nachgespielt werden kann. Man kann vorher mit SuS Mahlzeiten kochen. So werden auch die Küchen in römischen Haushalten, die Zubereitung der Mahlzeiten mit den SuS und der Einkauf in den Märkten oder Ladengeschäften in den Straßen Roms besprochen. Dazu werden die SuS in Gruppen aufgeteilt, um die Speisen zuzubereiten. <ref> vgl. ebenda, S. 237 </ref> Anschließend verspeisten sie das Essen. In dieser Phase kamen weitere Fragen auf, die im Unterrichtsgespräch geklärt wurden (z.B. ob es bei dem Römern schon Zucker gab). <ref> vgl. ebenda, S. 239f </ref> <br>
=====Die Kleidung der Römer=====
=====Die Kleidung der Römer=====
Die Kleidung der Römer ist von der heutigen stark unterschieden, denn es kam ihr in hohem Maß eine soziale Bedeutung zu - nämlich - gesellschaftliche Stellung und sozialer Rang eines Menschen. Jedes Kleidungsstück hatte seine eigene Bedeutung. Mit den SuS können an Kleidungsstücken soziale Hierarchien ausgemacht werden, indem man den SuS die Möglichkeit gibt, römische Kleidung selbst zu produzieren und die geschneiderten Produkte anschließend in Form einer Modenschau/eines Theaterstücks vorzustellen. Gut aufbereitete Sachliteratur für Kinder bietet hierzu, neben Darstellungen, leicht verständliche Fertigungsanleitungen für die Kleidung. <ref> vgl. ebenda, S. 240 </ref> Zusammenfassend sagt Braas, dass der handlungsorientierte Unterricht den SuS sehr viel Spaß gemacht habe, aber auch die Gefahr deutlich wurde, dass durch das reine Handeln unter Umständen die inhaltliche Aufarbeitung zu kurz komme. Ein historisch-sozialer Vergleich des Kleidungsverhaltens wäre sinnvoll, denn gerade Kleidung besitze für heutige Kinder einen hohen Stellenwert und hätte sich als beispielhafter Inhalt eines historischen Transfers und damit einer Bewusstwerdung eigenen Verhaltens geradezu angeboten. <ref> vgl. ebenda, S. 242 </ref>  
Die Kleidung der Römer ist von der heutigen stark unterschieden, denn es kam ihr in hohem Maß eine soziale Bedeutung zu - nämlich - gesellschaftliche Stellung und sozialer Rang eines Menschen. Jedes Kleidungsstück hatte seine eigene Bedeutung. Mit den SuS können an Kleidungsstücken soziale Hierarchien ausgemacht werden, indem man den SuS die Möglichkeit gibt, römische Kleidung selbst zu produzieren und die geschneiderten Produkte anschließend in Form einer Modenschau/eines Theaterstücks vorzustellen. Gut aufbereitete Sachliteratur für Kinder bietet hierzu, neben Darstellungen, leicht verständliche Fertigungsanleitungen für die Kleidung. <ref> vgl. ebenda, S. 240 </ref> Zusammenfassend sagt Braas, dass der handlungsorientierte Unterricht den SuS sehr viel Spaß gemacht habe, aber auch die Gefahr deutlich wurde, dass durch das reine Handeln unter Umständen die inhaltliche Aufarbeitung zu kurz komme. Ein historisch-sozialer Vergleich des Kleidungsverhaltens wäre sinnvoll, denn gerade Kleidung besitze für heutige Kinder einen hohen Stellenwert und hätte sich als beispielhafter Inhalt eines historischen Transfers und damit einer Bewusstwerdung eigenen Verhaltens geradezu angeboten. <ref> vgl. ebenda, S. 242 </ref>  
===== Die Spiele der Römer, die Schule, Leben und Wohnen=====
===== Die Spiele der Römer, die Schule, Leben und Wohnen=====
Als weiteres Unterrichtsthema dienen die Spiele der Römer. Die eher privaten Spiele können im Zentrum des Unterrichtsgeschehens stehen, an denen sich die Kinder auch beteiligen können. Kinderspiele der Römer sind in großer Zahl überliefert. Sie ähneln stark heute bekannten Spielen und können leicht erlernt und gespielt werden. Häufig sind es Spiele wie Geschicklichkeits-, Glücks- oder Brettspiele. <ref> vgl. ebenda, S. 242 </ref> Diese Beispiele eignen sich gut für einen handlungs- und aktionsbezogenen Unterricht in der Grundschule, erklärt Braas. Der Reiz liege neben dem spielerischen Tun der SuS in dem Kennenlernen von Unterschieden oder Varianten. Dadurch würden historischer Wandel und geschichtliche Kontinuität anschaulich erfahrbar. „Die Unterrichtsstunden über die römischen Spiele wurden in Form des Stationenlernens durchgeführt.“ <ref> ebenda, S. 243 </ref> Die Lehrenden sollten den Kindern ein breites Angebot unterschiedlicher Spiele zur Erprobung zur Verfügung stellen. Ebenso können eigene römische Spiele hergestellt werden. Es kann so zu einem hohen Erkenntnisgewinn kommen, wie z.B. vieles von heute stammt von früher, manches ist gleich geblieben, aber das meiste hat sich gewandelt. Einiges rückte in Vergessenheit und Neues kam dazu. <ref> vgl. ebenda, S. 244 </ref> <br>
Als weiteres Unterrichtsthema dienen die Spiele der Römer. Die eher privaten Spiele können im Zentrum des Unterrichtsgeschehens stehen, an denen sich die Kinder auch beteiligen können. Kinderspiele der Römer sind in großer Zahl überliefert. Sie ähneln stark heute bekannten Spielen und können leicht erlernt und gespielt werden. Häufig sind es Spiele wie Geschicklichkeits-, Glücks- oder Brettspiele. <ref> vgl. ebenda, S. 242 </ref> Diese Beispiele eignen sich gut für einen handlungs- und aktionsbezogenen Unterricht in der Grundschule, erklärt Braas. Der Reiz liege neben dem spielerischen Tun der SuS in dem Kennenlernen von Unterschieden oder Varianten. Dadurch würden historischer Wandel und geschichtliche Kontinuität anschaulich erfahrbar. „Die Unterrichtsstunden über die römischen Spiele wurden in Form des Stationenlernens durchgeführt.“ <ref> ebenda, S. 243 </ref> Die Lehrenden sollten den Kindern ein breites Angebot unterschiedlicher Spiele zur Erprobung zur Verfügung stellen. Ebenso können eigene römische Spiele hergestellt werden. Es kann so zu einem hohen Erkenntnisgewinn kommen, wie z.B. vieles von heute stammt von früher, manches ist gleich geblieben, aber das meiste hat sich gewandelt. Einiges rückte in Vergessenheit und Neues kam dazu. <ref> vgl. ebenda, S. 244 </ref>  
Ein weiteres Thema könnte die Schule im Alten Rom sein. Das römische Schulsystem war zu unserem heutigen sehr verschieden: Schule war keine Pflicht, die reicheren Kinder wurden privat unterrichtet. Es gab Elementarschulen für die grundlegenden Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen. SuS lernen, dass die Lernbedingungen katastrophal waren und dass an der Straßenecke erworbene Wissen in Rom die Regel war, da das rege Treiben der Stadt die Aufmerksamkeit der SuS und Lehrer auf sich zog. Die hohe Schülerzahl tat ihr übriges, die Lehrer schlugen und schrien die Schüler an, kurz: es herrschte eine schlechte Stimmung. „Als Einstieg wurden Abbildungen von römischen Schulsituationen gewählt, an denen typische Merkmale und Unterschiede zum heutigen Unterricht erkennbar sind.“ <ref> ebenda, S. 244 </ref> Auch bei diesem Thema ist es sinnvoll einen handlungsorientierten Unterricht zu wählen, bei dem die SuS die Gelegenheit bekommen, römische Wachstafeln selbst anzufertigen und darauf mit einem Stilus zu schreiben, Papyrusrollen herzustellen und darauf mit einer Gänsefeder zu schreiben, das System der römischen Ziffern zu entdecken und es bei Rechenaufgaben anzuwenden oder eine Uhr mit römischen Zahlen zu bauen, einige Wörter in Latein kennen zu lernen und die Verwandtschaft zu vielen unserer heutigen Wörter zu entdecken, im Rollenspiel römische Schulsituationen mit den dort herrschenden Sitten und Gebräuchen erlebbar werden zu lassen und es später als kleines Theaterstück aufzuführen. <ref> vgl. ebenda, S. 245 </ref> „Das Thema Schule bietet sich für historisches Lernen in besonderer Weise an, da es aus der unmittelbaren Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler stammt und sie für einen historischen Vergleich quasi selber Fachleute sind, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten wahrnehmen und bewerten können.“ <ref> ebenda, S. 245 </ref> <br>
Ein weiteres Thema könnte die Schule im Alten Rom sein. Das römische Schulsystem war zu unserem heutigen sehr verschieden: Schule war keine Pflicht, die reicheren Kinder wurden privat unterrichtet. Es gab Elementarschulen für die grundlegenden Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen. SuS lernen, dass die Lernbedingungen katastrophal waren und dass an der Straßenecke erworbene Wissen in Rom die Regel war, da das rege Treiben der Stadt die Aufmerksamkeit der SuS und Lehrer auf sich zog. Die hohe Schülerzahl tat ihr übriges, die Lehrer schlugen und schrien die Schüler an, kurz: es herrschte eine schlechte Stimmung. „Als Einstieg wurden Abbildungen von römischen Schulsituationen gewählt, an denen typische Merkmale und Unterschiede zum heutigen Unterricht erkennbar sind.“ <ref> ebenda, S. 244 </ref> Auch bei diesem Thema ist es sinnvoll einen handlungsorientierten Unterricht zu wählen, bei dem die SuS die Gelegenheit bekommen, römische Wachstafeln selbst anzufertigen und darauf mit einem Stilus zu schreiben, Papyrusrollen herzustellen und darauf mit einer Gänsefeder zu schreiben, das System der römischen Ziffern zu entdecken und es bei Rechenaufgaben anzuwenden oder eine Uhr mit römischen Zahlen zu bauen, einige Wörter in Latein kennen zu lernen und die Verwandtschaft zu vielen unserer heutigen Wörter zu entdecken, im Rollenspiel römische Schulsituationen mit den dort herrschenden Sitten und Gebräuchen erlebbar werden zu lassen und es später als kleines Theaterstück aufzuführen. <ref> vgl. ebenda, S. 245 </ref> „Das Thema Schule bietet sich für historisches Lernen in besonderer Weise an, da es aus der unmittelbaren Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler stammt und sie für einen historischen Vergleich quasi selber Fachleute sind, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten wahrnehmen und bewerten können.“ <ref> ebenda, S. 245 </ref>  
Als weiteres Thema sei auf das Leben und Wohnen in der römischen Familie verwiesen. Als Fazit kommen Braas und ihre Kollegen zu der Erkenntnis, dass das Thema sehr gut für die Grundschule geeignet sei. Die Vorbereitungen waren zwar sehr aufwändig und zeitintensiv, aber lohnten sich in jedem Fall. Das Anschauungsmaterial, Beschaffung von Gegenständen und Materialien für die Eigentätigkeit und gerade das Herstellen von Gegenständen war bei den SuS sehr beliebt. Sie bekommen dadurch Einblicke in das römische Leben und können die Dinge sinnlich erleben. Für das Interesse und die Motivation der SuS ist der Unterricht über den Alltag im Alten Rom äußerst erfolgreich. Geschichte muss also nicht trocken und langweilig sein. „Durch die Thematisierung des Alltags war für die Schülerinnen und Schüler ein unmittelbarer Bezug zu ihrer eigenen Lebenssituation und ein direktes Verständnis historischer Unterschiede entstanden. Der historische Transfer wurde so erleichtert, denn die im Unterricht vermittelten Alltagssituationen des Alten Roms konnten leicht mit eigenen aus der heutigen Zeit verglichen werden. Die Lebenssituationen der Kinder waren unmittelbar Vergleichsmaßstab.“ <ref> ebenda, S. 251 </ref> Durch die Erfahrung von historischen Zusammenhängen und Unterschieden kann ein historischer Bezug hergestellt und ein Geschichtsbewusstsein entwickelt werden. Gerade ein Einstieg anhand einer Zeitleiste trägt zu der Vorstellung historischer Zeitdimension bei. Es muss jedoch beachtet werden, nur grobe Raster zu nehmen, da die Vermittlung von detaillierten Geschichtsdaten zu ereignislastig wären. Durch die Quellenarbeit und die Arbeit mit Texten und Abbildungen in Braas Unterricht wurde das Realitätsbewusstsein der SuS trainiert. Sie lernten Methoden kennen, wie man sich über historische Sachverhalte informieren und diese überprüfen kann, d.h. auch welche Skepsis gegenüber dem Realitätsgehalt bei Comic- oder [[Der Film/Filmanalyse|Filmdarstellungen]] geboten ist. <ref> vgl. ebenda, S. 251 </ref> „Die Historizität der eigenen Lebenswelt trat auf diese Weise spürbar ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Sie haben an mehreren Beispielen deutlich erkannt, dass heutige Umstände und ähnliche Gegenstände bereits vor 2000 Jahren bestanden oder zum Teil dort ihren Ursprung genommen haben und dass andererseits Lebensumstände sowohl in gesellschaftlicher wie auch in alltagsbezogener Hinsicht einem Wandel unterliegen.“ <ref> ebenda, S. 251 </ref> <br>
Als weiteres Thema sei auf das Leben und Wohnen in der römischen Familie verwiesen. Als Fazit kommen Braas und ihre Kollegen zu der Erkenntnis, dass das Thema sehr gut für die Grundschule geeignet sei. Die Vorbereitungen waren zwar sehr aufwändig und zeitintensiv, aber lohnten sich in jedem Fall. Das Anschauungsmaterial, Beschaffung von Gegenständen und Materialien für die Eigentätigkeit und gerade das Herstellen von Gegenständen war bei den SuS sehr beliebt. Sie bekommen dadurch Einblicke in das römische Leben und können die Dinge sinnlich erleben. Für das Interesse und die Motivation der SuS ist der Unterricht über den Alltag im Alten Rom äußerst erfolgreich. Geschichte muss also nicht trocken und langweilig sein. „Durch die Thematisierung des Alltags war für die Schülerinnen und Schüler ein unmittelbarer Bezug zu ihrer eigenen Lebenssituation und ein direktes Verständnis historischer Unterschiede entstanden. Der historische Transfer wurde so erleichtert, denn die im Unterricht vermittelten Alltagssituationen des Alten Roms konnten leicht mit eigenen aus der heutigen Zeit verglichen werden. Die Lebenssituationen der Kinder waren unmittelbar Vergleichsmaßstab.“ <ref> ebenda, S. 251 </ref> Durch die Erfahrung von historischen Zusammenhängen und Unterschieden kann ein historischer Bezug hergestellt und ein Geschichtsbewusstsein entwickelt werden. Gerade ein Einstieg anhand einer Zeitleiste trägt zu der Vorstellung historischer Zeitdimension bei. Es muss jedoch beachtet werden, nur grobe Raster zu nehmen, da die Vermittlung von detaillierten Geschichtsdaten zu ereignislastig wären. Durch die Quellenarbeit und die Arbeit mit Texten und Abbildungen in Braas Unterricht wurde das Realitätsbewusstsein der SuS trainiert. Sie lernten Methoden kennen, wie man sich über historische Sachverhalte informieren und diese überprüfen kann, d.h. auch welche Skepsis gegenüber dem Realitätsgehalt bei Comic- oder [[Der Film/Filmanalyse|Filmdarstellungen]] geboten ist. <ref> vgl. ebenda, S. 251 </ref> „Die Historizität der eigenen Lebenswelt trat auf diese Weise spürbar ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Sie haben an mehreren Beispielen deutlich erkannt, dass heutige Umstände und ähnliche Gegenstände bereits vor 2000 Jahren bestanden oder zum Teil dort ihren Ursprung genommen haben und dass andererseits Lebensumstände sowohl in gesellschaftlicher wie auch in alltagsbezogener Hinsicht einem Wandel unterliegen.“ <ref> ebenda, S. 251 </ref> <br>
=== Nationalsozialismus als Thema im frühen historischen Lernen===
=== Nationalsozialismus als Thema im frühen historischen Lernen===
Braas wählte gerade dieses Unterrichtsthema, weil es ihrer Meinung nach unbedingt notwendig ist, Man kann vieles thematisieren und Fragen der Kinder beantworten, was Kinder nicht überfordert und auch gerade für dieses Alter und in speziellen Klassen geeignet ist, wenn die Themen gut und anschaulich aufbereitet werden. Die Lehrerin unterrichtete in einem sozialen Brennpunkt Kinder verschiedenster Herkunftsländer und Religionen. Auf Spielplätzen und Treppenhäusern begegneten die Kinder täglich Hakenkreuzen und Ausländer-raus-Schmierereien. Der Verlust von Heimat, Bedrohung der kulturellen Identität, das Wissen um uralte Gegensätze - all dies trugen die Kinder mit in den Unterricht. <ref> vgl. ebenda, S. 298 </ref> Dies alles thematisierte die Lehrkraft im Unterricht und versuchte auch Kindern vor solchen Themen die Angst zu nehmen und Ängste anzusprechen. Ein weiterer Grund für die Behandlung des Themas im Unterricht war ein Schulhofgespräch mit einem Schüler, der von dem Mythos Hitler angetan war, aber nicht sehen wollte, dass er Deutschland kaputt gemacht hatte und viele unschuldige Menschen umbringen ließ. <ref> ebenda, S. 298 </ref> <br>
Braas wählte gerade dieses Unterrichtsthema, weil es ihrer Meinung nach unbedingt notwendig ist, Man kann vieles thematisieren und Fragen der Kinder beantworten, was Kinder nicht überfordert und auch gerade für dieses Alter und in speziellen Klassen geeignet ist, wenn die Themen gut und anschaulich aufbereitet werden. Die Lehrerin unterrichtete in einem sozialen Brennpunkt Kinder verschiedenster Herkunftsländer und Religionen. Auf Spielplätzen und Treppenhäusern begegneten die Kinder täglich Hakenkreuzen und Ausländer-raus-Schmierereien. Der Verlust von Heimat, Bedrohung der kulturellen Identität, das Wissen um uralte Gegensätze - all dies trugen die Kinder mit in den Unterricht. <ref> vgl. ebenda, S. 298 </ref> Dies alles thematisierte die Lehrkraft im Unterricht und versuchte auch Kindern vor solchen Themen die Angst zu nehmen und Ängste anzusprechen. Ein weiterer Grund für die Behandlung des Themas im Unterricht war ein Schulhofgespräch mit einem Schüler, der von dem Mythos Hitler angetan war, aber nicht sehen wollte, dass er Deutschland kaputt gemacht hatte und viele unschuldige Menschen umbringen ließ. <ref> ebenda, S. 298 </ref>  
Um das Wissen der Grundschüler über das Thema Holocaust und Nationalsozialismus abzufragen, kann von den Lehrkräften ein weiches Interview mit den SuS durchgeführt werden. In Kleingruppen äußern sich die Kinder frei zu einer Abbildung von einem Hakenkreuz auf der Spielplatzrutsche. Braas Interview ergab, dass „von den 140 Schülern […] vor allem die Jungen und die ausländischen Kinder […] viel erzählten.“ <ref> ebenda, S. 299 </ref> Es ist zu beachten, dass einige Kinder schon Details wissen, andere dagegen merkwürdige Vorstellungen und ein gefährliches Halbwissen, das korrigiert werden muss, haben werden. <ref> vgl. ebenda, S. 299 </ref>. Auf folgende Fragen sollten sich Lehrkräfte vorbereiten: Wenn es damals passiert ist, ist es heute vielleicht auch möglich? Welche Ängste haben vor allem die Kinder, die anders sind, anderen Glauben haben, eine andere Meinung oder andere Nationalität haben? <ref> vgl. ebenda, S. 299f </ref> Die meisten Kinder „haben vom Holocaust gehört und igeln sich mit ihren Ängsten ein, wenn sie die Unsicherheit und Abwehr der Großen spüren.“ <ref> ebenda, S. 300 </ref> Einige trauten sich beim Interview dennoch zu fragen, ob sie im Unterricht etwas durchnehmen und wie es überhaupt dazu (Holocaust, Krieg) kommen konnte. Um diese Fragen beantworten zu können, muss die Entwicklung aufgezeigt und erarbeitet werden, wie und warum die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland ergreifen konnten. <ref> vgl. ebenda, S. 300 </ref>  
Um das Wissen der Grundschüler über das Thema Holocaust und Nationalsozialismus abzufragen, kann von den Lehrkräften ein weiches Interview mit den SuS durchgeführt werden. In Kleingruppen äußern sich die Kinder frei zu einer Abbildung von einem Hakenkreuz auf der Spielplatzrutsche. Braas Interview ergab, dass „von den 140 Schülern […] vor allem die Jungen und die ausländischen Kinder […] viel erzählten.“ <ref> ebenda, S. 299 </ref> Es ist zu beachten, dass einige Kinder schon Details wissen, andere dagegen merkwürdige Vorstellungen und ein gefährliches Halbwissen, das korrigiert werden muss, haben werden. <ref> vgl. ebenda, S. 299 </ref>. Auf folgende Fragen sollten sich Lehrkräfte vorbereiten: Wenn es damals passiert ist, ist es heute vielleicht auch möglich? Welche Ängste haben vor allem die Kinder, die anders sind, anderen Glauben haben, eine andere Meinung oder andere Nationalität haben? <ref> vgl. ebenda, S. 299f </ref> Die meisten Kinder „haben vom Holocaust gehört und igeln sich mit ihren Ängsten ein, wenn sie die Unsicherheit und Abwehr der Großen spüren.“ <ref> ebenda, S. 300 </ref> Einige trauten sich beim Interview dennoch zu fragen, ob sie im Unterricht etwas durchnehmen und wie es überhaupt dazu (Holocaust, Krieg) kommen konnte. Um diese Fragen beantworten zu können, muss die Entwicklung aufgezeigt und erarbeitet werden, wie und warum die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland ergreifen konnten. <ref> vgl. ebenda, S. 300 </ref>  
==== Das große Ganze oder ein Teilausschnitt?====
==== Das große Ganze oder ein Teilausschnitt?====
Braas sah in der „methodenreduzierten und ausschnitthaften Behandlung nur des Holocausts die Gefahr, dass gerade bei jüngeren Schülern Angst und Ohnmachtsgefühle im Hinblick auf eine mögliche Wiederholung in der Zukunft bzw. auch Faszination von Gewalt und Macht zurückbleiben könnten.“ <ref> ebenda, S. 300 </ref> Die Absicht, jüngere Kinder nicht mit dem Entstehungsprozess des Dritten Reiches zu überfordern, bringt diese Gefahr mit sich, birgt aber auch die Gefahr unmündige und unpolitische Kinder zu erziehen. Denn gerade in einer Gesellschaft, in der sich „Kinder und Erwachsene zunehmend überfordert fühlen und eine Katastrophenmentalität entwickeln, ist es jedoch gerade wichtig, die Schüler zu stärken, das heißt ihnen im historischen Lernen eine Übersicht zu geben in Entstehungszusammenhänge der Vergangenheit und Vertrauen in ihre Kenntnisse und Möglichkeiten in der Gegenwart und Zukunft.“ <ref> ebenda, S. 300f </ref> Aus dieser Entscheidung heraus, besonders den Weg zur Machtergreifung, also die Entwicklung Deutschlands ab 1918 zu thematisieren- nicht nur den Holocaust- entstanden folgende Intentionen von Braas: <ref> vgl. ebenda, S. 301 </ref> <br>
Braas sah in der „methodenreduzierten und ausschnitthaften Behandlung nur des Holocausts die Gefahr, dass gerade bei jüngeren Schülern Angst und Ohnmachtsgefühle im Hinblick auf eine mögliche Wiederholung in der Zukunft bzw. auch Faszination von Gewalt und Macht zurückbleiben könnten.“ <ref> ebenda, S. 300 </ref> Die Absicht, jüngere Kinder nicht mit dem Entstehungsprozess des Dritten Reiches zu überfordern, bringt diese Gefahr mit sich, birgt aber auch die Gefahr unmündige und unpolitische Kinder zu erziehen. Denn gerade in einer Gesellschaft, in der sich „Kinder und Erwachsene zunehmend überfordert fühlen und eine Katastrophenmentalität entwickeln, ist es jedoch gerade wichtig, die Schüler zu stärken, das heißt ihnen im historischen Lernen eine Übersicht zu geben in Entstehungszusammenhänge der Vergangenheit und Vertrauen in ihre Kenntnisse und Möglichkeiten in der Gegenwart und Zukunft.“ <ref> ebenda, S. 300f </ref> Aus dieser Entscheidung heraus, besonders den Weg zur Machtergreifung, also die Entwicklung Deutschlands ab 1918 zu thematisieren- nicht nur den Holocaust- entstanden folgende Intentionen von Braas: <ref> vgl. ebenda, S. 301 </ref> <br>
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====Nachgedanken====
====Nachgedanken====


Alles in allem bewertet Braas das Projekt äußerst positiv für die Grundschulklasse. Historisches Lernen im Allgemeinen sowie ein Unterricht zum Thema Nationalsozialismus im Besonderen sei sehr gut in der Grundschule möglich. Das Projekt überlaste die SuS kognitiv wie auch emotional nicht, sondern mache sie historisch und politisch kompetent und zuversichtlich für die Zukunft, fördere ihre Identität und stärke ihre Solidarität. Auch andere Lehrkräfte benutzten in ähnlicher Form diese Unterrichtseinheit und machten ebenfalls positive Erfahrungen. Wichtig sei es, laut Braas, dass man der Meinung sei, dass das Thema für die Klasse notwendig sei, dass die Sozial- und Unterrichtsformen in der Klasse dazu stabil genug seien und dass man sich selbst als Lehrperson genügend mit der Thematik befasst hätte. <ref> vgl. ebenda, S. 312 </ref> Als Ergebnis, nach der Durchführung der Unterrichtseinheiten, kann festgehalten werden, „dass ein altersangemessener Unterricht, der sich nicht auf das Thema Holocaust beschränkt, sondern Faschismus allgemein und den Nationalsozialismus im Besonderen durchschaubar macht, mithelfen kann zu verhindern, dass Kinder aus Faszination für Macht und aus Unkenntnis einer Neonazi-Gruppe beitreten, dass Kinder überhaupt Sympathien für undemokratische und fremdenfeindliche Tendenzen entwickeln.“ <ref> ebenda, S. 312 </ref>
Alles in allem bewertet Braas das Projekt äußerst positiv für die Grundschulklasse. Historisches Lernen im Allgemeinen sowie ein Unterricht zum Thema Nationalsozialismus im Besonderen sei sehr gut in der Grundschule möglich. Das Projekt überlaste die SuS kognitiv wie auch emotional nicht, sondern mache sie historisch und politisch kompetent und zuversichtlich für die Zukunft, fördere ihre Identität und stärke ihre Solidarität. Auch andere Lehrkräfte benutzten in ähnlicher Form diese Unterrichtseinheit und machten ebenfalls positive Erfahrungen. Wichtig sei es, laut Braas, dass man der Meinung sei, dass das Thema für die Klasse notwendig sei, dass die Sozial- und Unterrichtsformen in der Klasse dazu stabil genug seien und dass man sich selbst als Lehrperson genügend mit der Thematik befasst hätte. <ref> vgl. ebenda, S. 312 </ref> Als Ergebnis, nach der Durchführung der Unterrichtseinheiten, kann festgehalten werden, „dass ein altersangemessener Unterricht, der sich nicht auf das Thema Holocaust beschränkt, sondern Faschismus allgemein und den Nationalsozialismus im Besonderen durchschaubar macht, mithelfen kann zu verhindern, dass Kinder aus Faszination für Macht und aus Unkenntnis einer Neonazi-Gruppe beitreten, dass Kinder überhaupt Sympathien für undemokratische und fremdenfeindliche Tendenzen entwickeln.“ <ref> ebenda, S. 312 </ref>  
 
== Literatur ==
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